Beats Selber Machen

Beats sind die Grundpfeiler moderner Popmusik. Der Beat ist Motor, Rückgrad und Energiequelle eines Songs, über ihn definieren sich zudem meist die Genrezugehörigkeiten. Er nimmt als solches einen zentralen Punkt und maximale Aufmerksamkeit im weiten Feld der Musikentstehung ein: Stimmt der Beat, ist ein großer Teil der Produktion in trockenen Tüchern. In unserer Workshop-Reihe möchten wir dir wichtige Grundlagen, verschiedene – auch sehr konträre – Philosophien und nicht zuletzt praktische Tipps und Tricks vermitteln – immer aus erster Hand von echten Beat-Profis.

Beat Programming

Beat-Programming ist einer der wesentlichen Arbeitsschritte bei der Produktion elektronischer Musik – vorausgesetzt, die Musik soll Beats haben. Auch wenn jeder beim Musik-Machen eigene Arbeitsabläufe hat, steht das Beat-Programming nicht selten am Anfang der Musikproduktion – insbesondere in Groove-betonten Genres wie HipHop, Techno, House, EDM, Drum’n’Bass oder Dubstep.

Ob man Beats an den Tasten eines MIDI-Controllers einspielt und anschließend ggf. nachquantisiert, am Drumcomputer bzw. an dessen Software-Emulation den Beat vorgibt oder lieber ganz digital in der DAW Klötzchen mit der Mouse verschiebt, ist dabei eine Geschmacks- und Equipment-Frage. Ebenso ist es Dir und Deinem Ansatz beim Musik-Machen überlassen, ob Du Deine Beats aus modifizierten oder nicht modifizierten Preset-Sounds zusammensetzt oder ganz andere, vielleicht selbstgemachte Klänge dafür benutzt. Eine teure Sound-Library ist eine schöne Sache, aber auch ein Knackser aus einer selbstgezeichneten Welle kann ein frisch klingendes Percussion-Element sein! Hier geht Beat-Programming dann in Sounddesign über.

Beat-Programming ist außerdem der Titel einer Workshop-Reihe, die wir in Sound&Recording seit der Ausgabe 1/2011 anbieten. Klar, worum es dort geht: um Beat-Programming und die verschiedenen Methoden, die Dich beim Beat-Programming zu interessanten Ergebnissen führen können.

Hier die erste Ausgabe unserer Beat-Programming-Reihe – verfasst von unserem Autor Matthias Fuchs, veröffentlicht in Sound&Recording 1/2011:

 

Beat-Programming – HipHop-Grooves mit Melbeatz

Für einen gelungenen Track benötigt man nach landläufiger Meinung rund zehn Prozent Genie und neunzig Prozent Handwerk. Über die ersten zehn Prozent verfügst du zweifellos schon jetzt, den verbleibenden neunzig möchten wir mit unserem neuen Beat-Programming-Workshop ein wenig auf die Sprünge helfen.

Beats sind die Grundpfeiler moderner Popmusik aller Genres. Der Beat ist Motor, Rückgrad und Energiequelle eines Songs, über ihn definieren sich zudem meist die Genrezugehörigkeiten. Er nimmt als solches einen zentralen Punkt und maximale Aufmerksamkeit im weiten Feld der Musikentstehung ein – stimmt der Beat, ist ein großer Teil der Produktion in trockenen Tüchern. In unserer neuen Workshop-Reihe möchten wir dir wichtige Grundlagen, verschiedene – auch sehr konträre – Philosophien und nicht zuletzt praktische Tipps und Tricks vermitteln – immer aus erster Hand von echten Beat- Profis.

 

HipHop-Beats programmieren

HipHop steht geradezu als Synonym für Beat-geprägte Musik. Was liegt demnach näher, als hier den ersten Blick über die Schultern der Programmierer(innen) zu werfen? Starten wir unseren Rundgang im Reich der „Queen of Beats” Melbeatz – im Zentrum Berlins, stilecht platziert zwischen grauen Hochhausfassaden und grellem Graffiti.

Melbeatz’ Wurzeln liegen im traditionellen HipHop der 80er-Jahre. Auch wenn sie sich selbst ebenso wenig an Vorbildern orientiert wie einem speziellen Style oder Genre verpflichtet fühlt, lassen sich leicht stilistische Eckpunkte mit allgemeiner Gültigkeit finden, die wir im Folgenden genauer unter die Lupe nehmen wollen.

 

Soundauswahl beim Beat-Programming

Für viele Programmierer startet die Produktionsarbeit mit der Soundauswahl: Je oldschooliger der Track, desto präsenter sind die typischen Sounds des Roland-Klassikers TR-808. Dessen Beats in Reinform wecken sofort Assoziationen zu Afrika Bambaataa und Co., sind aber auch heute noch sehr beliebt und in Sampleform allgegenwärtig. Ähnliches gilt für die Drumcomputer Oberheim DMX und Emu SP 1200 (Grandmaster Flash, Beastie Boys uvm.).

Aktuell beliebt ist ein wilder Mix aus klassischen Sounds und Samples jeglicher Couleur. Melbeatz ist bei der Soundauswahl zunächst nicht allzu wählerisch: „Ich lade in Native Instruments Battery, was auf meiner Festplatte in Reichweite liegt. Regeln gibt es dabei keine. Einzig die Intuition zählt. Eine klangliche Bearbeitung oder der Austausch gegen finale Sounds erfolgt meist erst beim fertig programmierten Beat. Oftmals layere ich Sounds, d. h., ich beschneide zwei Samples so, dass ich den Attack des einen an den Body des zweiten kleben kann. Das ist besonders dann sehr praktisch, wenn Sounds gleichzeitig tight und massiv sein sollen und keine aufwendige Outboard-Bearbeitung möglich ist.”

Letzteres ist beim HipHop-Beat-Programming eher schmückendes Beiwerk als echte Notwendigkeit, da es sich in den meisten Fällen um Samples von ohnehin perfekt bearbeiteten Sounds handelt. Verbreitetes Stilmittel ist der Einsatz einer fetten Kick und einer durchsetzungsfähigen Snare. Letzteres erreicht man durch Hoch-pitchen des Sounds und/oder EQ-Betonung der hohen Mitten.

 

Der Beat

Klassische HipHop-Beats sind sparsam instrumentiert. Effizienz ist Trumpf, mit ein paar Takten muss alles auf den Punkt gebracht sein. Wesentliche und dominante Elemente sind natürlich Kick und Snare Drum, auch Hi-Hat und Claps spielen wichtige Rollen. Percussion setzt darüber hinaus Akzente, Toms und Becken dienen allenfalls als Effekt und dürfen auch mal vernachlässigt werden. Allgegenwärtige, aber gleichzeitig einzig feste Ankerpunkte für den typischen „Kopfnicker-Beat” sind die Snare auf „2” und „4” (bei Lauflichtprogrammierung die Steps 5 und 13) sowie eine besonders betonte Kick (Accent) auf der „1”.

Der Clap wird gerne mit der Snare gedoppelt, besitzt darüber hinaus jedoch ein Eigenleben, das besonders bei Breaks zum Tragen kommen darf. Hier sind die typischen Achtel-Beat-Repeats, wie sie im MPC-Jargon genannt werden, ein gerne verwendetes Stilmittel. Der Kick sollte besondere Beachtung geschenkt werden: Einerseits trägt sie zu großen Teilen den „Flow”, andererseits kann sie bei geschickter Platzierung den Beat „odd” und äußerst trickreich erscheinen lassen. Eine typische Verteilung in einem 16-Step-Pattern liegt auf „1”, „7” und „10”. Je unregelmäßiger und gewagter, desto schräger und eckiger das „Feel” des Beats. Alles ist erlaubt – Hauptsache, es „swingt” ordentlich.

Gleiches gilt für die Hi-Hat: Eine statisch durchlaufende 16tel-Figur, bei der immer eine von vier 16teln betont wird (und das muss nicht grundsätzlich eine gerade Zählzeit sein), ist ein typisches Stilmittel, von dem zahllose Tracks Gebrauch machen (z. B. In da Club von 50 Cent). Diese Verteilung lässt den Beat „geradeaus” laufen, ein zunehmend aufgelockertes Hi-Hat-Pattern erzeugt ein schrägeres Feel.

Wichtig für einen gelungenen HipHop-Beat sind in jedem Fall möglichst sparsam gesetzte Sounds – schließlich soll viel Platz für den Rapper bleiben. Das Weglassen ist eine ebenso hohe wie notwendige Kunst, die immer wieder beherzigt und geübt werden sollte. Das Beschneiden von überlappenden Sounds sorgt ebenfalls – nicht nur bei der Hi-Hat – für einen aufgeräumten Charakter des Patterns und damit für einen druckvolleren Klang.

 

Quantisierung / Swing

Mel: „Ich bin kein Keyboard-Virtuose. Deshalb verwende ich beim Einspielen über Tastatur oder MPC-Pads zumindest bei Kick und Snare eine 32stel-Quantisierung. Um den Beat dennoch swingen zu lassen, ist ein wenig Feinarbeit angesagt.” Zur Feinarbeit gehört das Anlegen einer Quantisierung bzw. eines „Swing-Faktors”, der sämtlichen Sounds gut stehen kann. „Alternativ oder zusätzlich verschiebe ich ganze Spuren des Patterns unterschiedlich weit gegeneinander.” Auf diese Weise lassen sich auch Snare und Claps auseinander ziehen. Ob man hier quantisierte Werte oder eine freie Einstellung verwendet, ist Geschmacksfrage und vom Feel des Beats abhängig.

 

Gesamtsound

Wie schon weiter oben erwähnt, ist eine exzessive Dynamik-, EQ- und Effektbearbeitung der Einzelsounds beim HipHop selten notwendig, da es sich beim Ausgangsmaterial üblicherweise um Samples von optimal produzierten Sounds handelt. Wichtig ist jedoch ein homogener Gesamtsound. Spätestens an dieser Stelle zahlt sich eine sorgfältige Soundauswahl aus. Mel tendiert dazu, die Sounds erst im fertig programmierten Pattern gegen „amtliche” Samples auszutauschen: „Diese Reihenfolge hat den großen Vorteil, dass sich die Sounds nach der musikalischen Idee richten und nicht umgekehrt. Ich programmiere wesentlich ungezwungener, wenn ich den Beat zunächst mit ‚Schrottsounds’ einspiele.”

Steht der Beat mitsamt seiner finalen Soundauswahl, kann man das Pattern klanglich mithilfe eines Summenkompressors noch weiter zusammenschweißen. Das Traditionswerkzeug unzähliger HipHop-Producer ist der SSL-4000-Buskompressor. Eine zusätzliche Portion Analogsättigung verleiht dem Beat noch mehr Dichte, Saft und Schmutz.

 

Am Stück

„Ich starte nicht unbedingt mit den Drums”, erklärt Mel. „Meist stehen am Anfang Chords oder eine Melodie. Das inspiriert mich mehr, und davon profitieren die nachfolgend programmierten Drums.” Beim Arrangement beschränkt sich Mel meist auf das klassische Schema von viertaktigem Intro und abwechselnd 16 Takten Vers / 8 Takten Hook. „Das ist zwar nicht sonderlich einfallsreich, aber Rapper bestehen meist darauf.” Breaks werden sparsam verwendet: „Anstatt zusätzliche Instrumente einzuführen oder wilde Rolls zu programmieren, lasse ich meist Sounds weg, etwa die Kick. Das ist wesentlich effizienter und lockert den Beat auf.”

 

Genie und Handwerk

Mel: „Trotz aller vermeintlich wichtigen Regeln bezüglich HipHop-Beats sollte man sich vollkommen locker machen und ausschließlich seinen eigenen Flow ausleben: ausprobieren, hinhören, sich auf seine Ohren und das eigene Gefühl verlassen. Genies brechen die Regeln oder erfinden einfach ihre eigenen. Ich habe mich in meiner gesamten Karriere ausschließlich auf meine Intuition verlassen, einen F*** auf Styles und Moden gegeben, und es funktioniert …!”

Beat-Programming: Beats bauen mit Modeselektor

Drummy-Klassiker im Rechnerstudio

Beats, Beats, Beats – Gib dem Affen Bass! Bastard-Dancehall, Euro-Crunk, Acid-Rap – Modeselektors Werk entzieht sich immer wieder engen Schubladen und Kategorisierungen. Auf drei gefeierten Alben, unzähligen EPs und Remixen haben Gernot Bronsert und Sebastian Szary bewiesen, wie dicht packendes Songwriting und überdrehter Partysound beieinander liegen können. 1995 als DJ- und Live-Act ins Leben gerufen, wächst das Duo als Produzententeam immer mehr zusammen und schließlich über sich hinaus. Thom Yorke erklärt Modeselektor zu seiner Lieblingsband, während 2005 das erste Album „Hello Mom“ den Weg zu internationaler Beachtung ebnet. Beim Zweitwerk „Happy Birthday“ liest sich die musikalische Gästeliste schon wie ein Who Is Who der europäischen Underground-Musikerprominenz: Paul St. Hilaire, Jahcoozis Sasha Perera, die Puppetmastaz, Maximo Park und Thom Yorke geben den energiegeladenen Beat- und Bass-Knallern Stimme und Gesicht. Es hagelt Auszeichnungen, etwa den 2008-er Beatport Award als »Best Dubstep and Grime Artist«. Das aktuelle Album „Monkeytown“, erstmals beim gleichnamigen eigenen Label erschienen, reißt erneut sämtliche Schranken zwischen kompromisslosem Clubsound und anspruchsvollem Songwriting ein.

Groovt ein klassischer Drumcomputer besser als der neu erworbene High-Tech-Rechner? Diese Frage bietet Stoff für nächtelange und leidenschaftliche Diskussionen, die wir an dieser Stelle jedoch gar nicht weiter verfolgen wollen. Fest steht, dass Beatboxen und Drumcomputer aus längst vergangenen Jahrzehnten bei zahllosen Musikern noch immer hoch im Kurs stehen − und zwar nicht als samplebasiertes Derivat, sondern als Original! Organischer Sound, lebendiger Groove und nicht zuletzt eine angenehme Haptik sind Schlagworte, die in diesem Zusammenhang immer wieder fallen. Wie aber bringt man es fertig, die Qualitäten eines solchen Uralt-Instruments in ein modernes, rechnerbasiertes Studio zu transferieren? Wie entlockt man den technisch limitierten Klassikern Sounds und Rhythmen, die sich auch für aktuelle und bisweilen sehr komplexe Beat-Styles verwenden lassen?

Erste Adresse für die Klärung dieser Fragen ist das Duo Modeselektor. Auf drei Alben und unzähligen Remixen verweben die Berliner seit zehn Jahren kongenial Techno-, HipHop-, Dancehall- und Dubstep-Elemente zu einem ebenso energiegeladenen wie artifiziellen Konglomerat − und sie schwören auf Drumcomputer-Originale …

SOUND & RECORDING schaut den beiden beim Beat-Programming im Modeselektor-Studio über die Schulter:

 

VINTAGE-DRUMMIES AUFNEHMEN – Beats bauen, the old school way

Gernot Bronsert: »Wir arbeiten grundsätzlich ohne Sample-Libraries. Unsere Beats entstehen fast ausschließlich mithilfe von Drumcomputer-Klassikern. An Retro-Sound ist uns dabei jedoch gar nicht gelegen − wir schätzen viel mehr Groove und Benutzerfreundlichkeit der Klassiker und verwenden sie in einem aktuellen klanglichen Umfeld.« Sebastian Szary ergänzt: »Hoch im Kurs stehen bei uns Rolands TR−909, eine genial Circuit-gebendete Alesis HR16 und vor allem die Roland TR-808 − Mutter und nach wie vor Königin aller Drumcomputer. Sie wird in unserem folgenden Beispiel- Beat als einzige Soundquelle dienen.«

Das grundlegende Geheimnis dieser Programmier-Session ist schnell erklärt: Die 808 wird nicht gesynct. Sie soll »frei laufen« und dadurch ihren eigenen Groove behalten. So wird zu Beginn des Arbeitsprozesses in ganz klassischer Manier ein Grundbeat in der 808 programmiert. Er gibt die stilistische Richtung vor und braucht dem finalen Ergebnis zunächst nur nahezukommen.

Gernot wählt einen Beat mit etwa 150 BPM und typischer Dancehall-Charakteristik. Um dem sehr plakativen 808-Sound eine individuelle Note zu geben, wird das Summensignal klanglich kräftig bearbeitet. Im Beispiel sorgt ein altehrwürdiger Moog-EQ vor allem für eine ordentliche Portion Verzerrung. Selbstverständlich eignen sich zur Klangbearbeitung unzählige Alternativen − vom simplen Bodentreter bis zum edlen Studio-Tool. Beim Verzerren von Drums sollte man im Hinterkopf behalten, dass ein stark verzerrter Sound einerseits sehr schnell seinen Punch einbüßen kann und andererseits viel Platz im Klangbild erfordert. Der Beat sollte also vor allem bei der Verwendung von sehr raumgreifenden Sounds möglichst »luftig« programmiert werden. Zudem bieten sich Kniffe wie die parallele oder frequenzselektive Soundbearbeitung an (s. FX-Trixx in S&R 3.2011).

 

Beats bauen mit Old-School-Hardware-Groove – KEIN SYNC!

Sobald der Beat in seinen Grundzügen vollständig erscheint, erfolgt die Übertragung in den Rechner. Zuvor muss jedoch das Tempo der 808 exakt festgelegt werden, denn es bleibt im gesamten nachfolgenden Programmierprozess unveränderlich. Gernot: »Wir wollen Sound und Groove der 808 in all seiner Pracht einfangen. Deshalb ist es unbedingt sinnvoll, die Maschine über wenigstens acht Takte aufzunehmen.«

Sobald sich das Pattern im Rechner befindet, muss dort der Startpunkt samplegenau geschnitten werden. Nun ermittelt man mithilfe der Tempo-Erkennung der DAW den exakten BPM-Wert des Patterns. Gernot: »Natürlich könnte man mit diesem Pattern schon jetzt sehr gut arbeiten. Wir möchten jedoch die Möglichkeiten der 808 mit denen der modernen DAW kombinieren und dabei die Grenzen der starren 16tel-Programmierung aufheben.«

Im nächsten Schritt werden nun die einzelnen Instrumente der 808 weiterhin ungesynct über mehrere Takte in Form von Einzelspuren aufgenommen. Bei einem Drummy mit Einzelausgängen (wie der 808) und ausreichend vorhandener Studioperipherie könnte man sich auf einen Aufnahmedurchgang beschränken. Bei anderen Gegebenheiten ist man auf einzelne Aufnahmen angewiesen, bei denen die entsprechenden Spuren im Drumcomputer stumm- bzw. sologeschaltet werden. Das Tempo des Drummies darf auf keinen Fall verändert werden.

Wer gerne mit Outboard und Hardware-Effekten arbeitet, kann an dieser Stelle die einzelnen Drum-Instrumente gleich bei der Aufnahme klanglich bearbeiten. Sebastian: »Wir spielen gerne mit echten Tape-Delays, Röhrenteilen und Bodentretern aller Couleur. Fette Zerrsounds und Dub-Echos sind wichtige Bestandteile unseres Sounds.« In unserem Beispiel-Pattern beschränkt sich Gernot auf die analoge Sättigung des Moog-EQs, alle anderen Klangverbieger werden nach der Aufnahme in Form von Plug-ins nachgereicht.

Banal, aber ebenso notwendig erscheint das regelmäßige Speichern des DAW-Projekts: Gernot: »Leider stürzen auch sogenannte Profi-Tools immer wieder ab …«

 

DIE BEATBOX IN DER DAW

Nachdem sich der Beat nun in Form von Einzelspuren im Rechner befindet, können wir das Vorhandene rhythmisch weiter ergänzen oder klanglich verfremden. Ein probates Mittel kann sein, Spuren oder deren Abschnitte auf weitere Zählzeiten zu kopieren. Hier gelangen wir an den Punkt, an dem wir die Einschränkungen des Original-Drummies hinter uns lassen. Es eröffnet sich nun auch die Welt »zwischen den 16 Steps«, denn der DAW-Sequenzer ist natürlich nicht auf diese grobe Rasterung beschränkt. So empfiehlt sich das Verschieben von Spuren um mehrere Ticks, um den Groove zu verändern oder zunehmend »stolpernde« Beats zu generieren. Werden die Spuren in Einzelsounds zerschnitten und diese verschoben, lassen sich Shuffle-Beats erzeugen − auch wenn die Originalmaschine ein solches Feature gar nicht kennt.

Zudem sind wir in der Lage, mithilfe von Lautstärke-Automation Akzentuierungen zu erzeugen, die über die simple Accent-Funktion der Original-808 (oder eines anderen Oldschool-Drummies) weit hinausreichen.

Im Bedarfsfall kann der Beat um weitere Instrumente ergänzt werden. Programmier dazu einfach eine neue Spur − etwa eine Hi-Hat-Figur − in die 808 (deren Tempo-Einstellung natürlich weiterhin exakt beibehalten werden muss), und nimm sie, wie zuvor beschrieben, über mehrere Takte im Rechner auf.

Auch bei der klanglichen Weiterbearbeitung der Instrumente sind uns kaum Grenzen gesetzt: Die Einzelspuren des DAW-Sequenzers lassen sich nach Lust und Laune mit Plug-ins bearbeiten.

Nun erfolgt noch die Summierung der Spuren in einem Bus und ein wenig abschließendes Feintuning des Sounds − fertig. Das Hörbeispiel zeigt, welches Potenzial die gute alte 808 in sich trägt: Keine Spur von Retro-Beatbox-Sound − unser Pattern präsentiert sich als schwergewichtig groovender Breakbeat mit brachialem Sound und leichtem Industrial-Touch.