wenn es um das Mastering hochwertiger Audioproduktionen geht

eMastering bei Sterling Sound

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(Bild: Jörg Küster, Sterling Sound)

Dass Audio-Files zum Mastering via Internet auf eine mehr oder weniger weite Reise geschickt werden, ist im Jahr 2006 keine wirkliche Neuheit mehr. Auch die amerikanischen Mastering-Spezialisten von Sterling Sound bieten unter der Bezeichnung „eMastering“ einen solchen Service an, haben sich allerdings zu den bei Audio-Transfers stets kritischen Aspekten „Sicherheit“ und „Komfort“ einige Besonderheiten einfallen lassen.

Die Beastie Boys, Shaggy, April Lavigne, Korn, Santana, Destiny’s Child, Sean Paul, Bon Jovi und viele andere Künstler lassen ihre Alben und Singles bei Sterling Sound mastern. Seit mehr als 30 Jahren gilt die New Yorker Firma als eine der weltweit wichtigsten Adressen, wenn es um das Mastering hochwertiger Audioproduktionen geht – die Liste der internationalen Chart-Erfolge, die hier ihren finalen Feinschliff erhalten haben, ist schlichtweg atemberaubend! Zum modernen Studiokomplex in Chelsea bei New York gehören u. a. sieben vollständig ausgestattete Mastering-Suiten, die allesamt für Surround-Bearbeitungen geeignet sind. Seit 2004 gehört die Firma nach einem Management-Buyout Geschäftsführer Murat Aktar, Chief-Engineer Ted Jensen sowie den Senior-Engineers Greg Calbi und Tom Coyne.

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Gefährliche Fischaugen-Mixologie

Deutscher Ansprechpartner für das eMastering-Angebot von Sterling Sound ist Stefan Heger, der sich im beschaulichen Rodenkirchen bei Köln niedergelassen hat. Mit Tontechnik beschäftigt sich der SAE-Absolvent bereits seit jungen Jahren, als er im eigenen Projektstudio Demo-Aufnahmen für lokale Bands erstellte. 1997 siedelte Heger von Deutschland in die USA um. Ausgehend von einem ersten Audio-Job als so genannter „Intern” (gemeinhin eine euphemistische Umschreibung für „Kaffee kochen” und „Kabel löten”, Anm. d. Red.) bei den Bristol Studios in Boston konnte Heger Kontakte zur lokalen Szene knüpfen und agierte als Freelancer in diversen Studios. Nach dem Umzug in den „Big Apple” half er beim Aufbau der New Yorker SAE-Niederlassung mit, war dort als Supervisor tätig und übernahm später auch zeitweise eine Funktion als Lehrkraft.

Aus der Arbeit in New York resultierte u. a. ein guter Draht zu Sterling Sound, welcher laut Heger bis heute über eine rein berufliche Verbindung hinausgeht. Heger war in New York regelmäßig in den heiligen Hallen der amerikanischen Mastering-Cracks anzutreffen und wegen seiner profunden Pro-Tools-Kenntnisse oft als Operator beschäftigt: „Immer mehr Kunden brachten zum Mastering statt eines Stereo-Files eine komplette Pro-Tools-Session mit!”, erinnert sich Heger, der sich sowohl um die Systemwartung kümmerte, wie auch andere Engineers auf dem Digidesign-Produkt schulte.

Bei seiner Arbeit lernte Heger Sterling Sounds „Haus- & Hof-Techniker” Chris Muth kennen, der für Entwicklung und Fertigung der Audiokonsolen und Peripheriegeräte („Muth Audio”) des weltweit renommierten Mastering-Studios verantwortlich zeichnet. Muth hat in den letzten Jahren eine Reihe hochwertiger Analogprodukte entworfen, die jenseits von Sterling Sound unter dem Label „Dangerous Music” vermarktet werden. Für diese Geräte hat Heger, der aus familiären Gründen seit Sommer 2002 wieder in Deutschland weilt, den Europavertrieb übernommen; darüber hinaus vertreibt er seit Anfang dieses Jahres exklusiv auch die analogen Peripherie-Geräte von Geoff Daking in Deutschland. Weiterhin veranstaltet der umtriebige Audiospezialist in regelmäßigen Abständen Tontechnik-Seminare („Mixologyseminars”) und unterhält ein Projektstudio („FisheyeMusic”), das mit hochwertiger analoger und digitaler Technik zu gefallen weiß. Das in Eigenleistung ausgebaute Studio ist Surround-fähig; die 5.1-Anlage stammt von Klein+Hummel und wird durch eine Stereo-Abhöre von KRK ergänzt. In prall gefüllten Sideracks tummeln sich diverse analoge „Schätzchen”, von denen Heger oft und gerne Gebrauch macht. Bei Live-Recordings (z. B. beim jährlich ausgerichteten „Vision Jazz-Festival” in New York) arbeitet Heger mit einem Apple-Notebook, Wandlern von Apogee Electronics und Logic als Recording-Software, während in seinem Studio Pro Tools HD (Steuerung über Mackie Control Universal) die Plattform der Wahl ist. Erwartungsgemäß gibt sich Heger im Gespräch als Fan der analogen Summierung zu erkennen: „Ich setze einen Summierer von Dangerous Music ein und höre über einen Lautsprecher-Controller von Chris Muth ab; analoge Outboard-Prozessoren werden mit Hilfe des Summierers in den Mischvorgang integriert. Über die Klangunterschiede zwischen analoger Summierung und der rechnerinternen Zusammenfassung der Einzelsignale kann man sicher lange diskutieren – für mich persönlich ist eine analoge Summierung die unter Klangaspekten deutlich bessere Lösung! Jenseits jeder Klangdiskussion bieten hochwertige analoge Summierer im Vergleich zu digitalen Konzepten klare Vorteile hinsichtlich Headroom und Arbeitsweise.”

Bei unserem Besuch in Rodenkirchen arbeitete Stefan Heger an Overdubs und Edits für die voraussichtlich im Sommer erscheinende Live-DVD von Patrice. Besonders intensiv ist Heger im Bereich des Avantgarde-Jazz engagiert; Künstler wie William Parker, Billy Bang, Eddy Gale oder die Indien-Rocker von Karyshma zählen zu seinen Kunden.

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Stefan Heger in seinem Projektstudio Fisheye Music (Bild: Jörg Küster, Sterling Sound)

eMastering

Zum Thema eMastering gibt es eine sehenswerte und bestens verständliche Flash-Animation auf der Website (www.sterlingsound.com) des amerikanischen Mastering-Hauses. Wie immer in unserer hektischen Ära geht es darum, mit Unterstützung moderner Technologie Zeit und Geld zu sparen sowie die Unannehmlichkeiten einer berufsbedingten Reise zu vermeiden. (Wann kommt eigentlich das erste Fern-Mastering mit Videokonferenzschaltung samt unkomprimierter Echtzeit-Übertragung der Audiodaten?) Prinzipiell sollte jeder halbwegs im Umgang mit Computern erfahrene Musiker/Tontechniker in der Lage sein, sämtliche beim eMastering erforderlichen Arbeitsgänge eigenständig zu bewältigen. Dass Sterling Sound dennoch einen dedizierten Ansprechpartner in Deutschland/Europa zur Verfügung stellt, dürfte der Wichtigkeit des drittgrößten Musikmarktes (nach den USA und Japan) geschuldet sein; im Land der aufgehenden Sonne ist Sterling Sound bereits seit längerem mit einem eigenen Koordinator präsent.


„Das Wichtigste beim Mastering ist der Aufbau einer guten Beziehung“


Stefan Heger kümmert sich auf Wunsch um die gesamte organisatorische und technische Abwicklung eines Auftrages – nach seiner Aussage wird dieser Service von den deutschen Auftraggebern gerne in Anspruch genommen. Bequemlichkeit mag dabei ebenso eine Rolle spielen wie die Unterstützung bei der englischsprachigen Kommunikation. Auch weiß nicht jeder deutsche Interessent, bei welchem der acht Mastering-Engineers im Hause Sterling Sound seine Musik am besten aufgehoben ist. Hinzu kommt, dass man einem sympathischen Zeitgenossen wie Stefan Heger gerne Vertrauen entgegenbringt. Heger: „Das Wichtigste beim Mastering ist der Aufbau einer guten Beziehung – schließlich gibt man sein Baby aus der Hand und möchte es gut aufgehoben wissen!” Auf die Krise der Musikindustrie angesprochen sagt Heger: „Bei größeren Produktionen existiert trotz der branchenweiten Krise ein Budget für das Mastering, und dem Thema wird weiterhin die angemessene Beachtung geschenkt!” Stichwort Budget: Derzeit werden für ein eMastering bei Sterling Sound exakt 175 US-Dollar pro Song aufgerufen; die Abrechnung erfolgt per Kreditkarte/ Vorauszahlung, bei großen Labels oder langjährigen Kunden wird auch auf Rechnung gearbeitet.

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Statt einzelner Datenfiles für jeden Song kann das Ergebnis des Masterings auch als DDP-File vorliegen

Prinzipiell gestaltet sich die eMastering-Prozedur wie folgt: Der mit User-Name und Passwort ausgestattete Kunde startet eine von Sterling Sound entwickelte Software-Applikation, mit der sich sämtliche Prozesse des eMasterings abwickeln lassen. Grundvoraussetzung ist ein Mac-Rechner mit OS X; die Windows-Plattform wird derzeit noch nicht unterstützt. Der Upload der Daten erfolgt auf einen FTP-Server von Sterling Sound, wobei als Formate AIFF- oder WAV-Files mit 24 Bit bei beliebig hohen Abtastraten bevorzugt werden. Surround- und DSD-Files (Super Audio CD) sind laut Stefan Heger derzeit noch kein größeres Thema, was sowohl an der vergleichsweise geringen Verbreitung dieser Formate wie auch an den hier anfallenden Datenmengen liegen dürfte – Letzteres wird dank immer schnellerer Netzanbindung auch in Deutschland schon bald kein Thema mehr sein. Neben einer vom Online-Banking bekannten SSL-Verschlüsselung mit 128 Bit findet ergänzend eine Verifikation per SHA (Secure Hash Algorithm) statt, bei der ein „digitaler Fingerabdruck” mit einem Hash-Wert von 160 Bit vor und nach der Übertragung erstellt wird. Der „Fingerabdruck” wird für eine Verifizierung der Daten durch den empfangenden Server genutzt: Nur wenn dort eine zum Original Bit-identische Datei zusammengesetzt werden kann, wird ein Erfolgsprotokoll an den Versender gemailt – Sicherheit ist somit auf beiden Seiten des Atlantiks gewährleistet! Die Software selber gefällt mit einer sehr übersichtlichen Bedienoberfläche – wer iTunes bedienen kann, sollte hier keinerlei Probleme haben! Als gefälliger Augenschmaus dienen ein kleines Goniometer, ein Pegelmesser mit VU- und PPM-Charakteristik sowie eine miniaturisierte Spektraldarstellung des Audiosignals. Das fertig gemasterte Audiomaterial wird von Sterling Sound auf einen FTP-Server gelegt und ist dort von autorisierten Nutzern abrufbar. Die Besonderheit: Statt einzelner Datenfiles für jeden Song kann das Ergebnis des Masterings auch als DDP-File (Disc Description Protocol) vorliegen – exakt in jenem Format also, das als Produktionsvorlage an das Presswerk weitergereicht wird. Das DDP-File enthält ein vollständiges Image der fertig gestellten CD inklusive aller Pausen, Gaps, Fades und ISRC-Daten.Was den gestandenen Toningenieur als Faktum vielleicht nicht unmittelbar vom Hocker reißt, ist für die in den Freigabe-Prozess involvierten A&R-Manager der Plattenfirmen, eine große Zahl von Künstlern und andere, technisch weniger versierte Entscheidungsträger ein wichtiges Kriterium, da auf diese Weise das „Feeling” der endgültigen CD in allen Details vermittelt wird.Wiedergegeben wird das DDP-File direkt aus der bereits bekannten Software, wobei Sterling Sound sogar optional kompakte USB-Wandler mit analogen Ausgängen bzw. einem digitalen AES/EBU-Output offeriert, welche deutlich bessere Klangerlebnisse als das interne Sound-Interface eines Macs versprechen. A/B-Vergleiche zwischen gemasterter Version und dem Original-File sind während der laufenden Wiedergabe möglich, und wer mag, kann sich direkt aus der Software heraus eine Redbook-konforme Referenz-CD brennen sowie ein passendes Pro-forma-Cover samt Track-Listing ausdrucken.

Fazit

Mit dem eMastering unterbreitet die Firma Sterling Sound ihrer anspruchsvollen Klientel ein dem Zeitgeist perfekt angepasstes Mastering-Angebot, das in puncto Handling und Sicherheit schwer zu schlagen sein dürfte. Dass bei aller Technik den Kunden mit Stefan Heger ein kompetenter menschlicher Ansprechpartner direkt in „good old Europe” zur Seite steht, darf in diesem Zusammenhang als nicht zu unterschätzender Mehrwert betrachtet werden. Aus Sicht des Autors bliebe noch die Anmerkung, dass für einen Kurs von umgerechnet ca. 147 Euro pro Song problemlos auch in Deutschland und den Nachbarländern ganz ausgezeichnete Mastering-Facilities mit langjährig erfahrenen Tonmeistern, State-of-the-Art-Akustik und neuester Technik zu finden sind. Wer jedoch Ingenieuren wie Greg Calbi, Ted Jensen, Chris Athens, George Marino oder Chris Gehringer sein Vertrauen schenken und sich damit in den Reigen der international erfolgreichsten Rock- und Pop-Künstler einreihen möchte, findet in der eMastering-Offerte einen vergleichsweise kostenverträglichen Weg, um seine Produktion mit der Aussage „Mastered at Sterling Sound” zu zieren.


Referenzen Sterling Sound Germany (Auszug)

Fanta 4, Rosenstolz, Fettes Brot, Patrice, Silbermond, Joana Zimmer, Alexander, Bushido, Xavier Naidoo, Jeanette Biedermann, Afrob, Raptile, PUR, Rapsoul, Tokio Hotel, Glashaus, L’Âme Immortelle

Referenzen FisheyeMusic (Auszug)

Patrice, Karyshma, Toots & the Maytals, William Parker, Eddie Gale, Hamid Drakes, Roy Campbell, Fred Anderson, Herny Grimes, Matthew Shipp, Laygwan Sharkie, Mikail Aslan, Vision Festival NYC, BBC London, WDR, RASA Records

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