Drumsample-Recording mit Mikrofonen von Sennheiser und Neumann

Neue Klänge für DrumMic’a!

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Gut klingende Drum-Tracks lassen sich recht gut mit Software-Instrumenten erstellen. Es ist zwar nicht 1:1 mit dem Recording eines echten Drumsets zu vergleichen, doch kommt man selber selten in den Genuss, mit so guter Aufnahmetechnik zu arbeiten, wie sie bei den Recording-Sessions einer Drum-Software zum Einsatz kommt. Sennheiser gewährte uns einen Blick hinter die Kulissen des Drumsample-Recording zum kostenlosen Drum-Plugin “DrumMic’a!”. Erfahrene Audioprofis demonstrieren, wie eine perfekte Mikrofonierung einzelner Drumkit-Komponenten aus sehen kann.

Maarweg Studio 2
Maarweg Studio (Bild: www.JoergKuester.com)

DrumMic’a! (sprich: Dramm-maik-ah) ist ein Instrument für den Kontakt 5 Player von Native Instruments und enthält knapp 13.000 Drum-Samples (mehr als 9 GB), welche mit unterschiedlichen Mikrofonen aus den Produktpaletten von Sennheiser und Neumann aufgezeichnet wurden. Die Software ist seit Mitte 2013 kostenfrei verfügbar und lässt sich problemlos in aktuelle DAW-Produktionsumgebungen auf PC- oder Mac Basis integrieren. Nach Angabe von Sennheiser nutzen inzwischen weit über 30.000 registrierte Anwender aus 184 Ländern die Freeware.

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Klingendes Marketing-Tool

DrumMic’a! stellt nicht nur überzeugende Schlagzeugklänge bereit, sondern erlaubt darüber hinaus auch Klangvergleiche zwischen unterschiedlichen Mikrofonen: Die Klangunterschiede zwischen einzelnen Mics an gleicher Position sind mitunter frappierend, und gerade für Recording-Einsteiger eröffnen sich aufschlussreiche (und sehr komfortable) Möglichkeiten, zwischen den einzelnen Sounds hin und her zu schalten. “Die Idee zu DrumMic’a! ist über Jahre hinweg gereift und im Dialog mit zahlreichen Profis aus unterschiedlichen Branchensegmenten Stück für Stück gewachsen”, berichtet Norbert Ibrom (Manager Marketing Communications Music Industry / Professional Systems / Integrated Systems / Neumann), der als Impulsgeber maßgeblich in das Zustandekommen der Software involviert war. Für die komplexe Software-Programmierung, die letztlich zu einem realistischen Spielgefühl führt, zeichnete Cinematique Instruments  aus Köln verantwortlich.

Für DrumMic’a! werden in unregelmäßigen Zeitabständen kostenfrei neue Sounds/ Presets und MIDI-Grooves veröffentlicht, mit denen sich die Basis-Soundpalette erweitern lässt. Das Drum Mic’a!-Team besucht in diesem Zusammenhang renommierte Tonstudios in ganz Deutschland, wobei stets ein anderes Instrument im Fokus steht. Nicht ganz unerwartet werden die auf den Namen Sennheiser S2D-i/o-Check (sprich: Studio-Check) getauften “Gastspiele” multimedial begleitet − interessante Einblicke gewährt die DrumMic’a!- Website.

In der Mannheimer Schallschmiede konzentrierten sich die Engineers Mathias Grosch und Benedikt Maile auf den Bassdrum-Sound. Die Kick wurde aufwendig mit vier Mikros abgenommen. Um sie akustisch vom Rest des Sets zu isolieren, wurde ein “Bassdrum-Tunnel” gebaut, für den mehrere schwere Decken über kleinen Mikrofonstativen ausgebreitet wurden.

Mathias Grosch richtet die Mikrofone vor dem Schallloch der Bassdrum aus. In geringem Abstand vor dem Schallloch stand ein Sennheiser MD 441, das für eine hohe Impulstreue sowie eine verzerrungsfreie Übertragung selbst bei sehr hohen Schalldrücken bekannt ist. Direkt nebenan verrichtete ein Sennheiser e 902 seinen Dienst und lieferte einen kernigen Sound, der sich im Mix unangestrengt durchsetzen konnte.
Schräg auf das Resonanzfell zeigte ein Sennheiser MKH 40: Das Hochfrequenz-Kondensatormikrofon ist vielseitig einsetzbar und zeichnet sich nicht zuletzt durch ein extrem niedriges Eigenrauschen sowie eine überraschend »runde« Basswiedergabe aus. Komplett wurde das Quartett durch ein Neumann U 87 Ai, das im Gegensatz zu den anderen Mikrofonen rund 30 cm von der Kick entfernt stand und dank seiner Großmembran-Doppelkapsel für reichlich "Bumms" sorgte.
Sieht seltsam aus, sorgt aber für guten Sound: der Bassdrum-Tunnel
Das mikrofonierte Drumkit im großen Aufnahmeraum der Schallschmiede. Mikrofonklassiker an Tom und Snare: Sennheiser MD 421.

Bassdrum mit Bumms

Beim Sennheiser S2D-i/o-Check No. 2 war das DrumMic’a!-Team im Mannheimer Schallschmiede-Komplex (www.schallschmiede.de) zu Gast − im Fokus stand dort die Kickdrum. Das Schlagzeug bediente Mario Garruccio, als Engineers wurden Mathias Grosch und Benedikt Maile aktiv. Die Recording-Spezialisten unterhalten in der Schallschmiede eigene Studioräumlichkeiten.

Für die Aufnahmen zum S2D-i/o-Check No. 2 hatten Mathias Grosch und Benedikt Maile einen “Bassdrum-Tunnel” gebaut, für den mehrere schwere Decken über kleinen Mikrofonstativen ausgebreitet wurden. Ein solcher, an der Bassdrum beginnender Tunnel trennt den Kick-Sound von den übrigen Instrumenten des Schlagzeugs.

Am “amtlichen” Kick-Ergebnis hatten in Mannheim insgesamt vier Mikrofone Anteil (siehe Kasten). Die luxuriöse Mikrofonierung eröffnete am Pult Gestaltungsspielräume − entscheidend für den finalen Kick-Sound waren das Mischungsverhältnis sowie die Bearbeitung der einzelnen Kanäle. Geachtet wurde in diesem Zusammenhang auf eine korrekte Phasenkorrelation, denn der Schall benötigte ein wenig mehr Laufzeit, um das entfernt stehende Neumann U 87 Ai zu erreichen. Mathias Grosch rückte dem Problem mit wenigen Clicks im Audiosequenzer zu Leibe, und das Ergebnis konnte sich hören lassen: Alles auf den Punkt!

Zur Mikrofonierung der Bassdrum befragt, antwortete Mathias Grosch: “Ich mag das Sennheiser MD 441. Ich stelle dieses Mikro gerne direkt vor das Schallloch der Kick, wo es einen sehr holzigen Klang bewirkt und nur wenig vom übrigen Drumset mitnimmt. Das MKH 40 dient an der Bassdrum als eine Art Subkick-Ersatz. Eine Subkick setzt ja oft bei 50 Hertz an, und je nach Art der Kickdrum ruft das MKH 40 einen vergleichbaren Effekt bei 30 Hz hervor. Ich richte das Mikrofon schräg und nicht voll frontal auf das Resonanzfell, weil ich das Gefühl habe, dass dieser Aufbau vorteilhaft ist, wenn der Schlagzeuger zwischendurch sehr kräftig auf das Pedal tritt.”

In den Kölner Maarwegstudios leitete der Studiobetreiber Wolfgang “Stackman” Stach die Recording-Sessions für den Sennheiser DrumMic’a!. Besondere Aufmerksamkeit bekamen hier die Toms.

Das Maarweg Studio in Köln
Das mit einer dauerpolarisierten Kapsel arbeitende Sennheiser e 914 wurde für die Abnahme der Toms gewählt.
Eine Faustregel besagt, dass Tom-Mikrofone mit einigem Abstand zur Mitte des Fells zeigend ausgerichtet werden sollten.

Toms für Kenner und Könner

Anlässlich des Sennheiser S2D-i/o-Check No. 3 machte die DrumMic’a!- Mannschaft im Kölner maarwegstudio 2 (www.maarwegstudio2.com) Station. Unter Federführung von Wolfgang “Stackman” Stach (u. a. Jupiter Jones, BAP, Bosse) hat sich der vormals zur EMI gehörende Komplex in ein großzügig dimensioniertes, bestens ausgestattetes Studio-Refugium verwandelt: Der Hauch von Geschichte weht spürbar durch die Räume, das Equipment lässt Audio-Connaisseure mit der Zunge schnalzen, und Inhaber Wolfang Stach weiß ganz ohne Frage sehr genau, wie guter Sound gemacht wird. Der Fokus der Kölner Aufnahmen lag bei den Toms.

Klassiker bei der Abnahme von Toms sind die Sennheiser-Modelle MD 421 und MD 441, welche selbstverständlich auch im maarwegstudio 2 vorhanden sind. Wenn Rockmusik im weitesten Sinn auf dem Programm steht, verwendet Wolfgang Stach fast immer dynamische Mikrofone − sind hingegen “offene” Tomklänge gefragt, können auch Kondensatormodelle (wie z. B. das mit einer dauerpolarisierten Kapsel arbeitende Sennheiser e 914, das beim S2D-i/o-Check No. 3 zum Einsatz kam) die Schallwandler der Wahl sein. Stach nennt als eines seiner Mikrofonierungsziele, schon bei der Aufnahme sämtliche Parameter derart zu wählen, dass beim Mixdown bezüglich der Entzerrung kaum eingegriffen werden muss.

Mikrofon-Alternativen hat Wolfgang Stach in petto: “Von einem Kollegen habe ich vor einiger Zeit den Tipp erhalten, doch einmal das Sennheiser e 602-II an den Toms auszuprobieren − mittlerweile habe ich drei Stück davon, und ich setze sie bei Rock-Produktionen sehr häufig ein. Das klingt dann unglaublich fett, weil diese Mikrofone ja im Prinzip schon ab Werk eine gewisse Bassbetonung eingebaut haben.”

Zur Positionierung der Tom-Mics äußerte sich Wolfgang Stach wie folgt: “Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass man die Mikrofone mit einigem Abstand zur Mitte des Fells zeigend einrichten sollte. Eigentlich muss man das aber jedes Mal neu ausprobieren, denn die Rahmenbedingungen variieren: Es kommt durchaus vor, dass Schlagzeuger extrem laut spielen und besonders kräftig auf die Becken schlagen − dann muss ich die Tom-Mikros zwangsläufig näher an die Trommeln rücken, um das Übersprechen in Grenzen zu halten.

Es ist sinnvoll, Mikrofone mit einer nierenförmigen Richtcharakteristik einzusetzen und diese derart zu platzieren, dass ihr hinteres Ende in Richtung der Becken zeigt und Letztere in Teilen ausgelöscht werden. Wenn es gar nicht anders geht, bitte ich den Schlagzeuger auch schon einmal, seinen Aufbau ein wenig zu variieren, um letztlich eine noch besser klingende Aufnahme zu erreichen.” Stachs Geheimtipp: Man kann die Toms parallel von oben und von unten abnehmen, um den Sound noch fetter zu machen − am Resonanzfell lassen sich tiefe Frequenzen gut einfangen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das Signal des zweiten Mikrofons in der Phase gedreht wird, damit keine unerwünschten Auslöschungen den Klang beeinträchtigen

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