In der Tradition der legendären NS10

Aktiv-Monitor: Yamaha HS80M im Test

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Auf der Yamaha-Homepage wird die HS80 mit folgenden Worten angekündigt: „Der weiße Konus ist zurück! Die HS-Serie tritt mit einem äußerst akkuraten wie linearen Abstrahlverhalten das Erbe der legendären NS10M an.”

(Bild: Dieter Stork)

Dass die NS10M legendär ist, dürfte außer Frage stehen, und dass sie diese Popularität auch dem hohen Wiedererkennungswert der weißen Tieftonmembran zu verdanken hat, ebenfalls. Und wer erinnert sich nicht noch gerne an die Papiertaschentücher oder Toilettenpapierstreifen, die vor die Hochtöner gehängt wurden und fast jedes Studio zierten … Ob die NS10 allerdings ein Vorbild in Sachen akkuraten Abstrahlverhaltens war (oder sogar noch ist), darf dagegen vielleicht ein wenig bezweifelt werden. Dass man bei Yamaha aber weiß, wie ein guter Studiomonitor auszusehen hat, wurde schon hinreichend mit der MSP10 bewiesen.

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Gegenüber der MSP-Serie ist die HS-Serie, aus der auch unser Testmodell 80M stammt, deutlich preiswerter. Hier gibt es die Modelle HS50 und HS80 als Satelliten und den HS10W als Subwoofer. Alle HS-Monitore sind voll aktiv und self-powered. Der HS80 kommt in einem dezenten mattschwarzen MDF-Gehäuse mit gerundeten Kanten auf der Ober- und Unterseite daher. Warum man aber die aus akustischer Sicht wichtigsten – im Sinne von am stärksten störenden – Kanten an der Frontseite nicht gerundet hat, ist ein wenig rätselhaft. In Kombination mit einem Hornvorsatz am Hochtöner, wie ihn die HS80 ja hat, sind die Auswirkung nicht gerundeter Kanten jedoch zum Glück etwas weniger tragisch, da der Schall durch die gerichtete Abstrahlung nicht so gut zu den Kanten gelangt und die dort entstehenden Phantomquellen dann auch entsprechend schwächer ausfallen.

In der HS80 kommt eine 1″-Kalotte in Kombination mit einem 8″-Tieftöner zum Einsatz (die kleinere, hier nicht getestete HS50 arbeitet mit einer Kombination einer 3/4″-Kalotte mit einem 5″-Tieftöner). Die Monitore sind als Bassreflexsysteme mit hinten austretendem Tunnel aufgebaut.

Die integrierte Elektronik liefert maximal 75 Watt an den Tieftöner und 45 Watt an den Hochtöner. Die Trennung erfolgt bei 2 kHz. Bei den Filtermöglichkeiten hat der HS80 mit vier verschiedenen Parametern eine ganze Menge zu bieten. Abbildung 1 zeigt deren Auswirkungen auf den Frequenzgang. Ein Mid-EQ erlaubt die Anhebung oder Absenkung des 2-kHz-Bandes um jeweils 2 dB. Das Room-Control-Filter agiert als Ortsanpassung für eine wandnahe oder Eckaufstellung mit Bassabsenkungen von 2 bzw. 4 dB. Der Hochtonbereich kann je nach Ausrichtung der Box und natürlich auch als „Geschmacksfilter” um jeweils 2 dB angehoben oder abgesenkt werden. Dies betrifft den Frequenzbereich oberhalb von 2 kHz, d. h. die Einstellung wird über den Pegel des Hochtonweges erreicht. Das letzte Filter in der Reihe erlaubt zwei Hochpass-Einstellungen mit einer Eckfrequenz (–3 dB) von 80 Hz oder 100 Hz, mit deren Hilfe die HS80 als Surround- Satelliten konfiguriert werden können. In einem Stereo-Setup mit Subwoofer HS10W werden diese Filter nicht benötigt. Für diese Konfiguration übernimmt der Subwoofer alle Hoch- und Tiefpassfilterungen. Die Eingangssektion des HS80 bietet einen symmetrischen Eingang mit XLR- und Klinkenbuchse, dessen Empfindlichkeit über ein Poti angepasst werden kann. Die Einstellungen für –10 dBV und +4 dBu sind markiert.

Messergebnisse

Sieht man sich die Messergebnisse und hier zunächst den Frequenzgang aus Abbildung 1 an, dann lassen sich Eckfrequenzen von 40 Hz und 24 kHz (–6 dB) ablesen, die für einen so kompakten Monitor schon recht beachtlich sind. Die Welligkeit zwischen 100 Hz und 10 kHz wurde zu 5,17 dB bestimmt und geht primär auf die kleinen Turbulenzen bei der Trennfrequenz und eine generelle leichte Höhenanhebung von ca. 2 dB zurück. Im Zerfallsspektrum fällt eine kleine Resonanz bei 600 Hz auf, die auch schon als kleiner Schlenker im Frequenzgang zu erkennen war. Der gesamte Rest einschließlich des Hochtonbereiches bis über 20 kHz verhält sich absolut sauber.

In der Maximalpegelmessung konnte der HS80M mit einem sehr schön gleichmäßigen Verlauf überzeugen. Die Mittelwerte der betrachteten Frequenzbereiche liegen zwar nicht ganz so hoch wie bei den lautesten Vertretern im Testfeld, dafür sind die Kurven jedoch frei von Schwachstellen. Die Limitierung der HS80M dürfte primär durch die nicht ganz so kräftigen Endstufen der integrierten Elektronik entstehen.

Bei den Directivity-Messungen konnte der HS80M seine Vorteile durch den Hornansatz der Kalotte ausspielen. Der Übergang vom Tieftöner zum Hochtöner gelingt fast perfekt. Es entsteht lediglich eine kleine Sprungstelle, da der Hochtöner im Bereich um 2 kHz einen ca. 20° größeren Öffnungswinkel als der Tieftöner hat. Die dort erreichten 130° setzt die Kalotte dann schön konstant bis ca. 8 kHz fort. Darüber hinaus verliert das Horn ohne Phaseplug seine Wirkung und der Öffnungswinkel schnürt sich zügig ein, sodass bei 20 kHz noch ca. 40° verbleiben. In der Vertikalen gibt es die unvermeidlichen Interferenzen um die Trennfrequenz bei 2 kHz und eine leichte Unregelmäßigkeit bei einem Winkel von 60° (nach unten weisend).

Hörtest

Im Hörtest konnte sich die Yamaha HS80M bis auf die vordersten Plätze vorspielen. Herausragend bewertet wurden vor allem die hohe Neutralität und der auch bei hohen Pegeln noch überzeugende und stabile Klang. Auch in allen anderen Disziplinen gab es durchgängig gute Noten, sodass sich der insgesamt gute Eindruck aus den Messwerten fortsetzte.

Fazit

Mit der HS80M gibt es von Yamaha einen kompakten und sehr preiswerten Monitor (Paarpreis ca. 578 Euro), der auf spektakuläre Features und andere Äußerlichkeiten – mit Ausnahme der weißen Membran natürlich – verzichtet und dafür rundum seriöse professionelle Qualitäten bietet. Die Ausstattung mit reichhaltigen Ortsanpassungen ist großzügig und die Messwerte liefern durchweg gute Resultate und sind frei von Schwachstellen. Gleiches gilt für den Höreindruck, wo vor allem die hohe Neutralität in allen Lagen zu überzeugen wusste.


Ergebnisse

Störpegel (A-bew.): 26,5 dBA (Abstand 10 cm)
hor. STABW (Schwankungsbreite): 14 Grad (–6 dB Iso 100 Hz–10 kHz)
ver. STABW (Schwankungsbreite): 31 Grad (–6 dB Iso 100 Hz–10 kHz)
Max. Nutzlautstärke: 103,3 dB (3 % THD 100 Hz–10 kHz)
Basstauglichkeit: 100,0 dB (10 % THD 50–100 Hz)
Paarabweichungen: 1,43 dB (Maxwert 100 Hz–10 kHz)
Magnetische Schirmung: ja
Abmessungen: 250 × 390 × 332 mm (B × H × T)
Gewicht: 11,3 kg
Paarpreis: ca. € 578

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wirklich toller, sehr tiefendetailierter Test! Benutze die HS80M schon seit über 8 Jahren – kann die nur empfehlen – Klang ist sehr gut (und v.A. “ehrlich”) für den Preis.
    -Frederic

    http://fredericbernardmusic.com/

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