Aus Eins mach Vier

Miso Modular Cornflakes – Granular-Sampler im Test

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Miso Modular Cornflakes(Bild: Miso Modular)

Miso Modular ist eine in Dänemark gegründete Eurorack Firma, die mit ihrem Modul Cornflakes einen spannenden Granular-Sampler herausgebracht hat. Das Modul stellt nicht nur die üblichen Funktionen eines Granular-Synthesizers zur Verfügung, sondern auch »besondere Features«, die wir uns im Folgenden einmal genauer ansehen wollen.

Granular Synthesizer sowie Sampler gibt es inzwischen schon einige auf dem Markt. Und auch kombiniert kann man diese beiden Funktionalitäten sowohl in Software, Hardware sowie Eurorack-Modulen finden. Um sich auf dem Markt etwas hervorzuheben, muss man sich als Entwickler schon etwas Besonderes einfallen lassen.

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Cornflakes ist ein 14 HP breites Modul, das mit seiner silbernen Oberfläche und seinen neun Drehreglern, vier Tastern, 14 Buchsen, einem Schalter sowie einem SD-Karten-Slot sehr übersichtlich wirkt. Die beigelegte Anleitung passt auf zwei DIN-A4-Seiten und verspricht somit keine lange Einarbeitungszeit in die Funktionalitäten des Moduls.

Was ist Granular-Synthese eigentlich?

Für diejenigen, die noch nicht so tief in der Materie stecken, hier eine kurze Erklärung, was das Besondere an dieser Syntheseart ist. Zunächst einmal sei gesagt, dass man bei der Granular-Synthese keinen neuen Sound erzeugt, sondern sich aus bestehendem Audiomaterial bedient, um es anschließend zu verändern und daraus etwas Neues zu erzeugen. Das Audiomaterial wird dabei in kleine Bestandteile, sogenannte Grains oder auch Körner, zerlegt und gibt damit der Granular-Synthese ihren Namen.

Diese Grains können anschließend je nach Gerät durch verschiedene Parameter verändert werden. Sie können zum Beispiel in ihrer Reihenfolge neu angeordnet, geloopt oder auch in ihrer Tonhöhe, Länge und Geschwindigkeit modifiziert werden. Da der neue Sound aus dem ursprünglichen Audiomaterial »re-synthetisiert« wird, kann er an den alten Sound erinnern oder aber auch komplett neuartig klingen, was diese Syntheseart letztendlich auch so interessant macht.

Aufnahme eigener Samples.

Um mich mit dem Modul etwas vertrauter zu machen, patche ich zunächst den Stereoausgang von Cornflakes in mein Mixer-Modul, das wiederum zu meinem externen Interface führt. Da Cornflakes ohne SD-Karte, also auch ohne Samples, geliefert wird, möchte ich als Nächstes ein Audiosignal mit dem Modul aufnehmen. Dieses wird dann übrigens so lange im internen Buffer gespeichert, bis man den Buffer mit neuem Audiomaterial überschreibt oder das Gerät ausschaltet. Möchte man seine Samples dauerhaft speichern, sollte man sich eine SD-Karte mitkaufen. Miso Modular bietet im Shop eine 32-GB-Karte für 8 Euro an.

Ich verbinde nun also den Audioausgang von meinem Oszillator, der eine vorprogrammierte Melodie spielt, mit dem Stereoeingang des Moduls. Um direkt hören zu können, was am Eingang anliegt, sollte man hier den Schalter auf »Input« stellen, sonst wundert man sich, warum man kein Signal hört.

Im nächsten Schritt kann ich mit dem Gain-Regler die Lautstärke anpassen und das Signal aufnehmen, indem ich rechts unten am Modul den Taster »Rec« für »Aufnahme« drücke. Das Sample kann dabei zwischen 10 ms bis zu maximal 40 Sekunden lang werden. Nach den 40 Sekunden wird die Aufnahme automatisch beendet, oder aber man stoppt sie davor manuell, indem man erneut auf »Rec« drückt. In beiden Fällen wird die Sample-Wiedergabe im Anschluss automatisch gestartet, und das Sample wird geloopt, eine Funktion, die das Modul speziell für Live-Setups interessant macht.

Alternativ kann man auch mit Trigger- oder Gate-Signalen sowohl die Aufnahme als auch Wiedergabe aktivieren. Dadurch könnte man seine Samples beispielsweise rhythmisch angepasst in seinen restlichen Patch einbinden – eine praktische Zusatzfunktion.

Cornflakes Bedienoberfläche
Die Bedienoberfläche des Moduls ist sehr übersichtlich und klar gehalten. (Bild: Miso Modular)

Granulare Sample-Wiedergabe.

Belässt man nach der Aufnahme des Samples den Schalter auf »Input«, hört man sowohl die Aufnahme, die im Buffer gespeichert ist, als auch das Audiosignal, das weiterhin ins Modul läuft. Möchte man jetzt nur noch das aufgenommene Signal hören, muss man den Schalter auf »Monitor« stellen.

Zur Bearbeitung des Samples stehen einem acht Parameter zur Verfügung, von denen jeder einzelne über einen eigenen Steuerspannungseingang zur Modulation verfügt. Mit dem Speed-Regler oben links kann man beispielsweise einstellen, in welcher Geschwindigkeit das Sample abgespielt werden soll. Zwischen 0, was einer Freeze-Funktion entspricht, und 2-facher Geschwindigkeit kann man das Audiosignal kontinuierlich langsamer oder schneller abspielen lassen. Rechts daneben befindet sich ein Pitch-Regler, mit dem man die Tonhöhe des Samples im Bereich von ±2 Oktaven variieren kann. So weit, so gut.

In der nächsten Reihe wird es nun etwas spannender mit den Funktionen »Grain Size« und »Diffuse«. Erstere beeinflusst die Größe beziehungsweise die Länge der einzelnen Grains, also der Schnipsel, die aus dem Sample gezogen werden. Wenn sich der Regler ganz links befindet, ist das Grain mit ungefähr 10 ms Länge nur noch sehr kurz zu hören und kann andererseits, wenn der Regler also ganz nach rechts gedreht wurde, mit bis zu 40 Sekunden das ganze aufgenommene Material umfassen. Diffuse beeinflusst sowohl die Position als auch die Länge der einzelnen Körner zufällig, wodurch es nun immer mehr beginnt, wie eine Textur und mit nachgeschaltetem Hall wie eine »Granularwolke« zu klingen.

Mit dem Position-Regler in der darunter liegenden Reihe kann man bestimmen, ab welcher Stelle im Sample die Granularsynthese anfangen soll zu »arbeiten«, also ab welcher Stelle die einzelnen Grains herausgeschnitten werden sollen. Alles, was davor liegt, wird dabei außer Acht gelassen. So kann man zum Beispiel längere Samples in den Buffer aufnehmen, aber dann nur einen kurzen Teil daraus verwenden oder auch immer wieder zwischen den einzelnen Parts hin- und herwandern, was sehr spannend klingen kann.

Der Parameter »Loop Length« nebenan bestimmt, wie lange der gesamte Loop sein soll. Wenn man den entsprechenden Regler ganz nach rechts dreht, wird das ganze Sample abgespielt, wobei die spannenden und experimentell klingenden Ergebnisse allerdings meist erst dann entstehen, wenn man ihn nach links dreht und nur noch mit vereinzelten Ausschnitten des Ausgangsmaterials arbeitet.

Grafik
Die Grafiken verdeutlichen, wie mit »Harmonize« und »Distribute« drei zusätzliche Stimmen zum Originalmaterial erzeugt werden und …
Grafik
… der Grad der Transposition der zusätzlichen Stimmen eingestellt wird.

Harmonize und Distribute

… in der letzten Reglerreihe sind die beiden Funktionen, die Cornflakes von anderen Granular-Modulen abheben. In Mittelstellung sind sie neutral und wirken vorerst nicht auf das Signal ein. Wenn ich den Harmonize-Regler nach rechts oder links drehe, generiert Cornflakes aus der einen Oszillatorstimme, die ich eingespielt habe, eine weitere Granular-Stimme, die auch die höchst oder tiefst mögliche Stimme im Verbund darstellt. Mit Harmonize wird dabei die Tonhöhe der zusätzlich generierten Stimme eingestellt, die einen Bereich von ±2 Oktaven abdeckt. Dabei verbleibt allerdings die erste Stimme in der Tonhöhe, in der sie ursprünglich aufgenommen wurde, und lässt sich lediglich mit dem oberen Pitch-Regler in ihrem Grundton ändern.

Zwei weitere Stimmen können durch den rechts daneben liegenden Distribute-Regler erzeugt werden. Ihre Tonhöhen befinden sich zwischen der des originalen Audiomaterials und der Harmonize-Stimme und lassen sich durch den Drehregler je nach Belieben verteilen. Wenn der Regler ganz rechts steht, entsprechen die zwei mittleren Noten der Tonhöhe, die mit Harmonize eingestellt wurde, während sie, wenn der Regler ganz links steht, dem ursprünglichen »Grundton« des aufgenommenen Audiomaterials entsprechen. Im dazwischenliegenden Bereich werden sie je nach Position des Distribute-Reglers entsprechend verteilt.

Sehr praktisch ist in diesem Zusammenhang auch der Quantize-Taster, der sowohl auf Harmonize als auch auf Pitch einwirken kann und die Noten automatisch auf die nächstliegende Halbtonposition rückt. Wer mit einer SD-Karte arbeitet, kann sich sogar eigene Skalen ins Modul laden.

Mit diesen beiden zusätzlichen Funktionen kann man aus dem Originalsample klanglich noch einiges herausholen. Neben Chorus-ähnlichen Effekten lassen sich dadurch beispielsweise auch Akkorde sowie Cluster-Sounds erzeugen.

Fazit.

Das Cornflakes-Modul der beiden Entwickler Mikkel Pihl and Søren Lyngsø Knudsen ist sowohl für den Studiobereich als auch Live Sets geeignet und richtet sich nicht nur an erfahrene Eurorack-Musiker, sondern kann auch von Einsteigern in dem Bereich genutzt werden. Es ist sehr übersichtlich und klar strukturiert und bedarf keiner großen Einarbeitung, insofern man mit dem Konzept der Granularen Synthese vertraut ist. Und auch an Modulationsmöglichkeiten wurde nicht gespart, die ein wichtiger Bestandteil von modularen Synthesizern sind. Zu jedem Parameter von Cornflakes kann man im unteren Bereich des Moduls einen eigenen Steuerspannungseingang finden.

Wenn man mehr als ein live eingespieltes Sample für eine Session oder einen Auftritt verwenden möchte, muss man sich eine SD-Karte dazukaufen und kann dann auf bis zu 32 Samples mit einer maximalen Länge von jeweils bis zu 40 Sekunden zugreifen.

Die zwei Parameter Harmonize und Distribute heben den Miso Modular Granular-Sampler mit dem charmanten Namen von vergleichbaren Modulen im Eurorack-Bereich ab, da man hier aus einer Stimme vierstimmige Klänge generieren kann. Somit stehen einem nicht nur die üblichen Granular-Funktionen zur Verfügung, sondern man kann darüber hinaus auch Akkorde, Cluster-Sounds und Chorus-ähnliche Effekte mit dem Modul erzeugen

Hersteller/Vertrieb: Miso Modular / Alex4

Internet: www.miso.dk / alex4.de

UvP: 499,– Euro

Unsere Meinung:

+++ alle Parameter modulierbar
++ vierstimmige Klänge aus einer Stimme generierbar
++ Quantisierung der Tonhöhen möglich
– keine Hüllkurven-Einstellung für die Grains
– keine SD-Karte im Lieferumfang

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