Blut, Schweiß & Kabel

Der lange Weg zur DAW

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Die DAW wird volljährig! Und selbst Nostalgiker müssen zugeben: Das ist ein Grund zum Feiern! Denn auch wenn das Zauberwort heute „vintage“ heißt und alle Welt vom „analogen“ Klang träumt: Noch nie war es so günstig und so einfach, guten Sound zu erzeugen. Ein Blick zurück zeigt, wie beschwerlich das Recording der Pre-DAW-Ära war.

Der lange Weg zur DAW-01

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Bis weit in die 80er-Jahre standen in den allermeisten Studios analoge Bandmaschinen, das weiß jeder. Allgemein bekannt ist auch, dass computerbasiertes Digital-Recording um die Jahrtausendwende zur gängigen Praxis wurde. Aber wie war das nochmal in den 90ern? Es war eine wilde Zeit!

Die Anfänge der Musikproduktion in der DAW – Sound&Recording-Podcast

In der ersten Episode unseres Sound&Recording-Podcasts nimmt uns Hans-Martin Buff mit in eine Zeit, in der das Aufnehmen von Musik im Rechner und der DAW gerade erst begann. Hans-Martin erzählt uns, wie und wo er diese Phase erlebt hat, was früher besser oder auch schlechter war, und dokumentiert, wie sich sein Setup und seine Herangehensweise über die Jahre hinweg mit der Digitalisierung verändert haben. Wir werfen außerdem einen Blick auf die Entwicklung der DAWs und der Computertechnik, die hohen Einfluss auf die Aufnahme von Musik im Rechner hatte, und erzählen kleine Anekdoten aus einer Zeit, in der es noch kein Streaming gab und mangelndes Datenvolumen ein Thema war.

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Worst of both worlds

Bevor die Computer schnell genug und die Festplatten groß genug wurden, um, wie heute, Harddisk-Recording zu betreiben, gab es eine Ära des bandbasierten Digital-Recordings. Und die war gar nicht mal so kurz. Erste digitale Mehrspur-Bandmaschinen erschienen bereits Anfang der 80er. Mitsubishi ProDigi-Maschinen konnten bis zu 32 Spuren aufnehmen, Sony DASH-Maschinen sogar bis zu 48. Alleine das war ein triftiger Vorteil gegenüber Analog-Bandmaschinen mit maximal 24 Spuren. Die technischen Daten waren unspektakulär: Mit 16 Bit Auflösung war der Rauschabstand jener frühen Digitalmaschinen kaum besser als der einer analogen Bandmaschine. In mancher Hinsicht waren die frühen Digital Maschinen gar ein Rückschritt, da man die − schon damals beliebte − Bandsättigung verlor, ohne in den Genuss komfortabler Editiermöglichkeiten zu kommen.

Das Handling unterschied sich kaum von dem einer Analog Bandmaschine. Immerhin: Gleichlaufschwankungen und Kopierverluste waren passé − schon deshalb galt Digital-Recording seinerzeit als audiophil. Tatsächlich konnte diese frühe Digitaltechnik, richtig eingesetzt, sehr gut klingen, wie z. B. auf Joe Jacksons Album Body & Soul (1984) zu hören ist.

Im Homestudio konnte man sich derartigen Luxus natürlich nicht leisten. Bis Mitte der 80er war der 4-Spur-Kassettenrekorder die einzige erschwingliche Möglichkeit, eigene Aufnahmen im Overdub-Verfahren zu machen. Ende der 80er gab es sogar Geräte, die acht Spuren auf eine handelsübliche Kompaktkassette quetschen konnten. Wer mehr Geld zur Verfügung hatte, kaufte sich eine analoge Acht- oder 16-Spur-Bandmaschine von Tascam oder Fostex.

Eine kleine Revolution waren semiprofessionelle 24-Spur-Maschinen für 1-Zoll-Tonband. Endlich so viele Spuren wie im Profistudio! Der Besitzerstolz währte vielerorts jedoch nicht lange, denn bald darauf wurde Digital-Recording erschwinglich. Und Digital galt damals ja als besser! Sogar auf vielen Vinyl-Scheiben prangte das Gütesiegel „Digital Recording“.

Diese Features braucht eine DAW – Holger Steinbrink – Wochenrückblick #40

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Vier Spuren auf Compact Cassette …

für viele Musiker Anfang der 80er ein wahr gewordener Traum. Endlich konnte man seine eigenen Songs im Overdub-Verfahren aufnehmen. Und das Portastudio war so handlich, dass man damit praktisch überall arbeiten konnte. Heute bietet jedes Smartphone einen Kosmos mehr an Möglichkeiten.

Homerecording-Nostalgie im App-Format: Die vier Audiospuren von Tascams Kassetten-Multitracker war damals ein Himmelreich für Songwriter und Homerecordler. Das Portastudio war der Grundstein für eine Produktlinie, die bis heute auch von vielen anderen Herstellern fortgesetzt wird — natürlich komplett digitalisiert und sehr viel leistungsfähiger. Das gute alte Portastudio indes ließ Tascam jüngst als App für iOS-Geräte wieder aufleben.
Tascams DP-32: digitales 32-Spur-Recording mit integriertem Mixer, digitalen Effekten, CD-Brenner & mehr ...
Der Portastudio-Spirit lebt auch im Digital Pocketstudio DP-006 weiter — der kleinste Ableger der DP-Serie von Tascam. Sechs Aufnahmespuren, Batteriebetrieb und ein eingebautes Stereomikrofon ermöglichen Recording-Sessions immer und überall.
Vierspur-Recording für unterwegs: Im Fieldrecorder-Format bietet Tascam heute den DP-40 an. Ausgestattet mit einem flexiblen Stereo-Mikrofonset (X/Y oder A-B) kann man damit überall gute Aufnahmen machen, während über die Line-Eingänge zusätzlich zwei Audiosignale aufgenommen werden können.

 


1992 läutete der Alesis ADAT eine neue Ära ein. Heute kennt man ADAT nur noch als Schnittstelle, aber ursprünglich stand dieses Akronym für ein Aufzeichnungsgerät. Die Zauberkiste im 19-Zoll-Format konnte acht Spuren digital auf handelsübliche Super-VHS-Videokassetten aufnehmen. Genial war, dass man mehrere ADATs ohne einen teuren Synchronizer ganz einfach miteinander verkoppeln konnte. So konnte man je nach Geldbeutel die Spurenanzahl erweitern. Ein billiges Vergnügen war der Alesis ADAT trotzdem nicht. Bei Markteinführung lag der Preis bei 8.295 Mark.

Mit dem DA88 und dem etwas günstigeren Modell DA38 brachte Tascam bald einen ähnlichen Rekorder auf den Markt, allerdings mit einem anderem Cassettenformat und inkompatibler Digitalschnittstelle (TDIF). Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft, und so wurden die Geräte allmählich günstiger. Und besser: Der 1998 erschienene ADAT XT20 erreichte dank 20-Bit-Aufzeichnung einen verbesserten Rauschabstand von sage und schreibe 97 dB und kostete nur noch 6.390 Mark. Okay, heute kann man für unter 500 Euro ein Audio-Interface kaufen und mit 10 dB besserem Rauschabstand auf dem kostenlos bei – gelegten Cubase LE die sechsfache Anzahl an Spuren aufnehmen. Aber Mitte/Ende der 90er war es eine elektrisierende Vorstellung, zum Preis eines Mittelklassewagens ein Aufnahmestudio aufbauen zu können.

Kostenlose Software Tools findet ihr unter Free VST.

Mach es zu deinem Projekt!

Bald schossen überall neue Studios aus dem Boden − kleiner als die etablierten Aufnahmetempel, aber größer, mächtiger und professioneller als das übliche Heimstudio. Das Projektstudio war geboren. Und es passte perfekt in jene Zeit, als Indie, Grunge, Techno und unzählige weitere (Sub-)Genres zunehmend den Mainstream verdrängten. Vielleicht wäre manche dieser Strömungen auch nie entstanden, hätte es nicht jene Projektstudios gegeben, die sich oft einer bestimmten Musikrichtung verschrieben hatten und mit musikerfreundlichen Tarifen auch kleineren Bands den Traum vom eigenen Album ermöglichten.

Während in großen kommerziellen Studios großformatige SSL-Konsolen den Ton angeben, bricht im Bereich der Projektstudios ein wahrer Herstellerkrieg aus. Eine Art Standard setzt Mackie 1994 mit seiner bis zu 32-kanaligen „8 Bus Series“. Kaum ein Jahr später kontert Behringer mit dem frappierend ähnlich aussehenden Eurodesk MX 8000. Aber auch bereits etablierte Hersteller wie Tascam, Allen & Heath und Soundcraft buhlen um die Gunst der Anwender mit Projektstudio-tauglichen Pulten, die 16, 24 oder 32 Eingangskanäle und acht Subgruppen bieten. Zwischen 5.000 und 10.000 Mark musste man üblicherweise dafür anlegen; für die Topmodelle z. T. et was mehr.

In diesen analogen Konsens bricht 1997 Yamaha mit dem 02R, einem 40-Kanal-Digital Mixer für rund 15.000 Mark mit 21 Motorfadern und einem − für damalige Verhältnisse − riesigen Display. Bald erschienen auch erschwinglichere Ableger wie das 03D und 01V. Tascam antwortete mit dem TM D-8000, Mackie konterte mit dem D8b, Sony brachte mit dem R100 einen (relativ) bezahlbaren Ableger seines Oxford-Digitalpults auf den Markt.

Gleichzeitig erscheinen immer mehr digitale Mehrspur-Rekorder, die statt auf Magnetband auf Festplatten aufzeichnen, weiterhin aber meist nur rudimentäre Editierfunktionen bieten. Auch im Homestudio tut sich was. Die Tage des 4-Spur-Kassettenrekorders sind endgültig gezählt. An seine Stelle treten digitale Multitracker wie der Roland VS-880, der einen Achtspur-Rekorder und ein digitales Mischpult in sich vereint und am Ende sogar den Song auf CD brennen kann. Inklusive Festplatte und Effekt-Board werden dafür rund 4.500 Mark fällig − ein Schnäppchen! Das Gerät wird ein Renner. In den Folgejahren erweitert Roland die VS-Serie um potentere Modelle, aber auch die bisherigen Homerecording-Marktführer Fostex und Tascam warten mit ähnlich leistungsstarken All-In-One-Geräte auf.


VST! Das native Studio im Audio-PC.

Bis native Systeme ohne DSP-Unterstützung ähnlich performant wurden wie Digidesigns TDM-System, sollten noch ein paar Jahre ins Land gehen. Die Vorreiterrolle übernahm die Firma Steinberg, die gleich mehrere Quasi-Standards definierte, die von Drittanbietern kostenfrei genutzt werden duften.

Von der frühen Cubase-Version für Atari und Mac (1989) bis heute hat sich viel getan. Bereits 1996 veröffentlichte die Hamburger Softwareschmiede die VST-Schnittstelle für Audio-Plugins. Dazu kam das ASIO-Treibermodell, das endlich das leidige Latenzproblem lösen sollte.
1999 wurde die VST-Schnittstelle auf virtuelle Instrumente erweitert. Und auch wenn die ersten VST-Instrumente wie der Steinberg Neon noch recht primitiv waren: Der Anfang war gemacht! Von nun an wurde immer mehr Hardware durch Plugins ersetzt: EQs, Dynamikprozessoren und Effektgeräte, Sampling-Instrumente, Emulationen begehrter Synthesizer-Flaggschiffe und zunehmend auch völlig eigenständige Klangerzeuger ohne Hardware-Vorbild.

Hard vs. Soft − Der Kampf beginnt

Der Hardware-Boom Ende der 90er-Jahre sollte sich als Strohfeuer erweisen: Kaum jemand ahnte, wie schnell das Software-Studio kommen würde. Denn Fakt ist, dass die Computer seinerzeit noch sehr, sehr weit von der Leistungsfähigkeit heutiger Kisten entfernt waren. Zudem hatten Windows-95-Rechner, die ständig am äußersten Limit liefen, die nervende Angewohnheit, unvermittelt abzustürzen. Im Gegensatz natürlich zu Macintosh-Rechnern, die in 3.000 Jahren niemals abstürzen − aus irgendeinem Grund finde ich aber bis heute aufgebogene Büroklammern, wo einst mein Mac stand … Im Ernst, es hatte schon seinen Grund, dass die Computer-Serie unseres Schwestermagazins KEYBOARDS den Titel „Praxis Dr. PC“ hatte. Die Rechner jener Tage hatten nämlich ständig ihre Wehwehchen. Ohnehin benötigten sie einen promovierten Geburtshelfer, denn der PC, für den man Anno 1998 bei Aldi stundenlang angestanden hatte, war noch längst nicht für Audioanwendungen tauglich.

Kleine Kostprobe gefällig? In der ersten Folge „Praxis Dr. PC“ von 1998 geht’s um Soundkarten für den ISA-Slot und eine händische Zuordnung von Interrupts per Kommandozeile. Als leistungsstärkste CPU galt damals der Pentium II, und als Benchmark verwendete man das Hall-Plugin True Verb von Waves. Ich zitiere aus einer Dr.-PC-Folge von 1999: „Um beim True Verb Benchmark zu bleiben: Ein 400er [Pentium II] hat hier schon mit acht Audiospuren fünf True Verbs erreicht. Viele EQs lassen sich dann zwar nicht mehr aktivieren, aber immerhin […]. Damit kann man solche Systeme mit Fug und Recht Audio-Workstations nennen.“ Zum Vergleich: Der zuletzt getestete Audio-PC von Digital AudionetworX arbeitet mit zehn Prozessorkernen, die jeweils mit 2.800 MHz getaktet sind. Das reicht für 258 Instanzen des Faltungshall Plugins SIR2 − ein Pentium II von 1999 hätte keine einzige Instanz bewältigt!

Das nur zur Erinnerung, wie viel schneller, leistungsfähiger und betriebssicherer die Computer in den letzten 15 Jahren wurden − und wie viel Mut es erforderte, einer Klapperkiste von 1999 unwiederbringliche Aufnahmen anzuvertrauen.

DSP-Karten für mehr Rechenleistung

Aber man darf den Pioniergeist nicht unterschätzen. Die Firma Digidesign (heute Teil von Avid) veröffentlichte bereits 1984 den Sample-Editor „Sound Designer“ für den Macintosh, aus dem 1989 die Recording-Software „Sound Tools“ und 1991 schließlich die Multitrack-Software „Pro Tools“ hervorging. Wie oben beschrieben, genügte die Rechenleistung eines damaligen PC oder Mac aber nicht für größere Projekte mit vielen Spuren und Effekten. Um die schwächliche Rechner CPU zu entlasten, entwickelte Digidesign deshalb den TDM-Bus (1994): Plugins konnten nun auf DSP-Karten berechnet werden, was die Host-CPU massiv entlastete und somit auch die Systemstabilität verbesserte. Mit diesem Entwicklungsvorsprung konnte sich Pro Tools in wenigen Jahren als Quasi-Standard in kommerziellen Studios durchsetzen.

Digitaler Workflow

Mit DAW-Programmen wie Cubase VST 3.7 von Steinberg oder Logic 4 von Emagic (heute Apple) veränderte sich der Workflow radikal. Erstmals konnte man auf Knopfdruck zwischen verschiedenen Projekten wechseln. Endlich konnte man Audiospuren- und Clips wie MIDI per Maus verschieben − einfach so! Heute eine Kleinigkeit, doch nur wenige Jahre zuvor benötigte man für diese Aufgabe einen dicken Sampler wie den S1000 oder Emulator III mit entsprechend langer Samplingzeit − und RAM-Speicher wurde damals mit Gold aufgewogen.

Heute

Die Umstellung von analog auf digital war von endlosen Diskussionen begleitet. Erst galt Digitaltechnik als überlegen, weil sie − angeblich − keinen Eigenklang hatte. Irgendwann vermisste man aber genau diese „analoge Wärme“ und stellte zudem fest, dass Digital-Effekte unerwünschte Artefakte produzierten. Inzwischen sind diese Diskussionen weitgehend verstummt. Das hat natürlich viel mit dem Komfort zu tun, den uns die Digitaltechnik beschert hat: Total Recall, unbegrenzte Spuren, vielfältige Editiermöglichkeiten. Es liegt aber auch daran, dass der Sound heute kaum noch zu wünschen übrig lässt. Immer wieder haben innovative Firmen die Latte ein Stück höher gelegt, etwa Universal Audio mit den UAD-Plugins oder Native Instruments mit dem allumfassenden Komplete-Paket. Stets musste sich die Konkurrenz dem neuen Niveau anpassen.

Ohne große Revolutionen haben Handling und Klangqualität inzwischen einen Standard erreicht, der zu Anfang der DAW-Entwicklung undenkbar schien. Heute sind Computer nicht nur viel leistungsfähiger, sondern auch deutlich kleiner, mobiler und leiser geworden. Sie stürzen außerdem viel, viel seltener ab. Wandler und Audio-Interfaces sind hörbar audiophiler und spürbar performanter geworden. Weil bis auf Front-End und Rear-End nahezu alles in den Rechner gewandert ist, hat sich der Verkabelungsaufwand enorm reduziert − und damit auch die Fehlerhäufigkeit, denn statistisch gesehen sind 90 % aller Defekte kabelbedingt. Aber auch gefühlte 83 % aller Streitigkeiten mit dem Lebens(abschnitts-)partner − Gerüchten zufolge kann man heute in der selben Wohnung ein Homestudio betreiben und eine Beziehung führen! Vor 15 Jahren völlig undenkbar, als Bandmaschine, Mischpult, Effektrack und fünf Synthesizer ein komplettes Zimmer füllten und von einem undurchdringlichen Kabelwust zusammengehalten wurden.


Was bringt die Zukunft?

Genau weiß das natürlich niemand, aber schauen wir uns ein paar innovative Produkte von heute an, die die Richtung vorgeben könnten.

Da wäre zum Beispiel Console 1 von Softube, ein Software-Channelstrip mit dediziertem Hardware-Controller. Console 1 macht Mixing wieder zu einem haptischen Erlebnis, und durch den bewussten Verzicht auf ein fotorealistisches GUI wird die Aufmerksamkeit wieder auf das Gehörte gelenkt. Ganz wie zu analogen Zeiten, aber mit dem Komfort einer DAW-Umgebung!
Innovativ ist auch Universal Audios Apollo-Konzept, ein Audio-Interface mit DSP-Processing, das hochwertige Klangformung schon bei der Aufnahme erlaubt − wahlweise fest ins Audio eingerechnet oder nur fürs Monitoring. »Wahlweise« ist generell ein Schlüsselwort heutiger Technik. Seit alles für jeden verfügbar ist, definiert sich der Anwender über seine individuelle Auswahl.
Klar im Aufwind sind deshalb auch Klangmodule nach dem API-500-Standard. Das ist »Boutique«-Audio im eigentlichen Sinn, weil man nämlich ganz nach eigenem Geschmack und Bedarf eigene Wunsch-Signalketten zusammenstellen kann. Eine besonders zeitgemäße Variante ist das Aphex USB 500 Rack mit integriertem Audio-Interface − kompakt und ohne Verkabelungsaufwand. Überhaupt: Analog ist nicht tot! Analog wird zum Luxus — einerseits unnötig, andererseits gerade deshalb ein wahres Vergnügen!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. ich liebe das arbeiten mit meiner daw und kann sagen das wir wahrscheinlich die ersten in deutschland waren die mit sound designer emu II und fairlight die ersten daw´s hatten. die diskussion erinnert mich an die diskussion analoge aufnahme oder digital aufnahme. beides hat seinen eigenen sound, seinen eigenen reiz und seine eigene berechtigung. genau aus diesem grund kann eine daw aber auch niemals ein analoges gerät ersetzen oder so klingen. wer dies behauptet ist für den job unqualifiziert den seine ohren taugen nichts. bei den workshops bei new england kursierte immer eine methapher. wenn jemand ankommt und verspricht dir er könne deine zartes steak in 44.100 kleine fitzel zerschneiden einmal alles umrühren und anschließend wieder so 1:1 zusammensetzen, dass es wie das original ist würde jeder ihn für einen spinner und scharlatan halten. genauso verhält es sich mit dem leidigen vergleich zwischen analog und digital.

    liebe grüsse aus dem dorf an der düssel

    stefan ingmann

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    1. interessantaweise ist das zerhackte und zusammengesetzte stake näher an den original wenn man es in 192.000 kleine “Fitzel” zerschneidet und zusammensetzt. -> irgendwie hinkt der Vergleich

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    2. Hallo,
      also die 44100 Fitzel haben nicht so viel mit dem Schnitzel zerlegen zu tun, wie man denken könnte. Sie bestimmen lediglich die max. höchste Frequenz, die man im Digitalsignal wiedergeben kann. Hier in der Theorie schon mal ca. 22kHz. Technisch dann zur Sicherheit auf 20 kHz mit Filter begrenzt.
      Gute und schlechte Wandler unterscheiden sich hier hauptsächlich im sogenannten AntiAliasing … also wie gut dieser Tiefpass bei 20 kHz funktioniert, um einen guten Klang zu haben ( dies nur ganz grob ! ).
      ABER:
      viel bedeutender für kleine Fitzel der Sound-Schnitzel ist die Auflösung in Bit. 16 Bit Auflösung mit Vollaussteuerung sind 96 dB Dynamik. Für CD voll ausreichend. Aber in einer DAW mit vielen Spuren, die auch mal den Fader unterhalb der 0dB haben ( sollte fast immer so sein ) oder nicht hoch ausgesteuert sind beim Aufnehmen werden schnell mal 12 oder 10 Bit ( effektiv ) aus den max. möglichen 16 Bit. DAS hört man dann schon.
      16 Bit sind rund und ca. 65000 Fitzelchen von ganz leise bis voll ausgesteuert, was die Amplitude betrifft. Jedes Bit weniger sind 6 dB weniger und eine schlechtere digitale Auflösung ( vergleichbar mit einem digitalen Foto mit 2 Megapixel, was noch vergrößert wird, da sieht man dann die eckigen Kästchen ).
      HIER ist es wichtig, mit möglilchst vielen Bits zu arbeiten. 24 Bit sind knapp 17 Millionen Abstufungen von keine Aussteuerung bis voll ausgesteuert gegenüber den ca. 65000 mit 16 Bit. DAS hört man deutlich. Das Signal wird wesentlich “echter”.
      Wenn man dann einen 24 Bit mix macht und den dann danach auf 16 Bit umrechnet, ist das aber dann OK.. Nur, in einer DAW sollte man viel eher mit einer hohen Bittiefe arbeiten, als zu denken, daß 196 kHz besser klingt mit 16 Bit. Die Bittiefe bestimmt, wie nah ein signal am analogen dran ist.
      Die Samplfrequenz ( 44,1 kHz ) im Grunde erst mal nur den Übertragungsbereich. Wenn man da alles richtig macht bei der Hardware der Wandler und den digitalen Filtern, ist hier nichts großes mehr zu beanstanden. Eine höhere Samplefrequenz macht sich eigentlich hörbar nicht groß bemerkbar bei guten Wandlern, es sei denn man will tibetanische Obertonsänger aufnehmen, die im Ultraschallbereich singen. 😉
      Eine höhere Samplefrequenz ist nur dann gut, wenn man ohne riesen Aufwand die Antialiasing Filter sehr gut hinbekommen will. Je niedriger die Samplefrequenz, desto besser sollten die Wandler sein. Aber dann ist es auch gut mit der Samplefrequenz. Für mehr braucht man die nicht.
      Was Aliasing / Antialiasing ist, kann man leicht finden im Netz, wenn es jemand interessiert. Das ist aber eines der wesentlichen Qualitätsmerkmale von AD / DA Wandlern ( deren internen Tiefpaß-Filter ( analog vor der Wandlung und digital nach der Wandlung ).

      Also ich würde ( und tue dies ) meine DAW eher mit den vollen 24 Bit von guten !!! 24 Bit Wandlern bestücken, als mit einer Wahnsinns Samplerate Daten zu verbraten für nix und wieder nix ( hörbar zumindest ).

      mfg
      Armin Hechler-Stark

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  2. Nach dieser Argumentation müsste auch auf meinen CDs alles “unecht” bzw. “abweichend vom Original” klingen. Den Eindruck habe ich allerdings nicht. Übersehe ich Irgendwas? Dass es unterschiedliche Wandlerqualitäten gibt, ist klar. Aber es gibt ja doch auch gute, oder nicht?

    Gruß
    Alex

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  3. Nicht zu vergessen wäre da noch die Zwischenlösung als ich mit einem Synchronizer meinen Atari ST mit Cubase 2 gesteuert habe, indem ich auf meinem 4.Spur Fostex Kassettenrekorder eine Spur für das Sync Geräusch genutzt habe. Dann kam die Musik per Midi vom Rechner und die Analogen Aufnahmen (meist Gesang) 3 Spurig vom Fostex.

    Auf diesen Kommentar antworten
  4. Lieber Dr. Andreas Hau,
    vielen Dank für den herrlich nostalgischen Artikel!
    Ich habe alle Entwicklungen, an die Sie erinnern auch selbst aktiv miterlebt, vom ” blutigen” Schnürsenkel-Schnitt über den Atari-Wahnsinn, die Dash-Machines, bis heute zu Protools, Logic, Max und Co. Heute arbeite ich an einem schnellen iMac und erfreue mich an dem analogen Mojo der UAD-Plugins. Was mir an dieser Entwicklung am bedeutsamsten erscheint – und was Sie in Ihrem Artikel kurz angerissen haben – ist die Tatsache, dass die neuen Technologien über die erschwinglichen Heim- und Projektstudios die Musik revolutioniert haben. Viele neue Stile und Genres wären ohne diese Entwicklung nicht entstanden, die eine (zumindest größere) Unabhängigkeit von den riesigen Produktionsapparaten der Majors mit sich brachte. Ohne hier blauäugig die Segnungen der Digitalen Revulotion besingen zu wollen möchte ich doch die Behauptung wagen, dass wor uns einen guten Schritt auf die Realisierung der Brechtschen Radiotheorie zu bewegt haben: “Jeder Mensch Sender und Empfänger”. Die kulturpolitische Implikation, dass mehr Menschen als je zuvor Produzenten werden können, ohne allzugroße Qualitätsabstriche machen zu müssen, ist m.E die eigentliche gute Nachricht. Und angesichts dessen erscheint es mir sekundär ob etwa eine Pultec-Emulation doch noch ein Quäntchen “schlechter” klingt als die originale Hardware. Viele Grüße – Ulrich Müller

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  5. Ein wirklich klasse Artikel! Danke!

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  6. Sehr schöner Artikel. Ich habe alle Phasen der Entwicklung zur heutigen DAW miterlebt und erlitten. Heute weiß kaum jemand, was ein Midi Kanal ist geschweige denn was bei einem Sysex dump passiert. Interessanterweise fängt jeder mit einem Rechner, Interface, ein paar Lautsprechern und Mikrofon an. Dann möchte er noch einen hübschen monitorcontroller, ein talkback und schließlich noch eine schöne Remote für seine DAW. Danach kommt dann entweder ein UAD oder vielleicht dann doch ein 1176 oder Pulte clone von Warm Audio. Dann kommt vielleicht noch ein schickes 500 er Rack mit amtlichen mic preamps dazu. Wenn man das ganze dann mal kostenmässig bilanziert, dann kann man sich besser gleich ein schickes, vielleicht schon ausgedientes Rundfunk Pult kaufen oder für wenig Geld ein Mackie 8 Bus. Ich habe mir eine ADT 5MT gekauft und nutze die Vorteile beider Welten. Leider, und das ist aber auch das einzige Manko, habe ich mit dem Pult keine Möglichkeit des Total Recall. Angesichts der fantastischen Habtik und dem phänomenalen Sound beim analogen summieren ist das aber durchaus zu verschmerzen. Alles Geschmacksache.
    LG
    Bernd

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  7. Ich habe mir gerade eine Revox A77 Bandmaschine gekauft ich bekomme von einen Freund seine Studio Bänder die er mit den Orchester Udo Reichel ( Frank Valdor) als Sänger bei TIP und Europa gesungen hat . Da die alle mit 38 cm sek Aufgenommen sind ist Revox das einzig Richtige .

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  8. Ich habe meine 2″-Analogmaschine, mein analoges Mischpult und alles sonstige Outboard verkauft und arbeite komplett mit Logic ITB. Das Loswerden der Tonnen an Equipment fühlte sich an, als ob mir eine schwere Last von den Schultern genommen worden wäre.
    Plugins habe ich nur wenige gekauft, da ich nichts davon halte, diese in Unmengen zu horten. SSL 4000, Kramer Master Tape, Ultramaximizer & CLA-76 – viel mehr braucht es für einen großartigen Sound nicht. Die Kunst lag meiner Meinung schon immer darin, mit möglichst wenig Mitteln das maximale zu erreichen.
    Mittlerweile bin ich dankbar darüber, dass ich kein analoges Equipment mehr habe, (abgesehen von Lautsprechern und Mikrofonen). Hat man sich erst einmal auf das arbeiten ITB eingeschossen, möchte man nie wieder zurück. Und sobald man viel Spaß dabei hat, wird der Sound auch richtig gut. Es ist mit meinem Setup problemlos möglich, die Mixes warm und satt klingen zu lassen – das war immer mein Ziel.

    Fazit: DAWs sind die Zukunft

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    1. ich würde sagen, DAWs sind nicht die Zukunft, sondern jetzt schon die Gegenwart

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  9. Je mehr Digital, desto mehr musikalischer Müll!!!
    In den 1960er Jahren mußten die Bands (Beatles usw) noch richtig per Hand Musik machen und sich manchen Trick für einen Sound im Tonstudio einfallen lassen, heute schustert sich jeder Möchtegernmusiker seinen digitalen Müll zusammen und behauptet noch: Da hab` ich aber etwas Tolles produziert.
    Ade, du mein schönes analoges Musik-Tonstudio!!!

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    1. Nicht die analoge Aufnahmetechnik hat die Beatles (meine persönliche Nr. 1) berühmt gemacht, sondern deren außerordentliches musikalisches Können. Ich finde diese ewige Analog-/Digitaldebatte ist total überholt. Tolle Musiker klingen auch volldigital toll. Schlechte Musiker klingen selbst vollanalog schlecht. Der Musiker macht den Sound, nicht die Technik!

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    2. Ich will wieder ein Telefon mit Wählscheibe! Heute kann jedes Kind ein Telefon bedienen, geht ja gar nicht!
      ?

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  10. Ich glaube ihr habt da etwas übersehen. Fasttracker II: 16 Bit mit 32 Spuren (16 Stereo)

    Damals kosteten die Hardwaresampler tausende von Euros. Das Ding aber war umsonst, vorrausgesetzt du hattest ‘ne Soundkarte. Und es funktionierte wie ein Sampler. Und hattest du eine “Gravis Ultrasound“-Karte, dann konntest du gleichzeitig über Midi deinen Synth anschließen oder dein Keyboard. Für wenig Geld konntest du da schon einiges machen.

    Aber ja, Steinberg VST hat alles verändert…

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