Die Frequenzmodulation mag klanglich faszinierend sein, doch die Programmierung schöner Töne kann oft einem Rätsel gleichen. GForce Software war bisher vor allem für detailgetreue Nachbildungen klassischer Hardware bekannt. Mit Halogen FM wagt das Unternehmen nun den Schritt zu Eigenentwicklungen und verspricht eine FM-Synthese ohne Kopfschmerzen.
Der Spark macht den Unterschied
Das Herzstück von Halogen FM bildet die sogenannte „Halogen Spark Engine“. Mit einem simplen Klick auf den Spark-Button generiert das Plug-in völlig neue, musikalisch brauchbare Patches – sogar mit Namen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen simplen Zufallsgenerator, wie GForce Software auf Nachfrage erklärt: „Spark ist nicht einfach nur zufällig – es ist darauf ausgelegt, sowohl musikalisch als auch inspirierend zu sein. Anstatt sich auf reinen Zufall zu verlassen, greift es auf sorgfältig definierte Sweet Spots innerhalb des Instruments zurück.“ Diese gezielte Herangehensweise soll konsistent brauchbare und kreative Ergebnisse liefern. Bei meinen Versuchen hat das auch prima geklappt. Auf Wunsch lassen sich einzelnen Parametern im Nachgang auch ein neuer „Funken“ einhauchen, während der Rest der Kreation bestehen bleibt.
Mit dem „Spark“-Konzept kann man das Problem umgehen, dass die musikalisch sinnvollen Sweet Spots bei klassischer FM-Synthese oft zwischen chaotischen Klangextremen versteckt liegen. Da sich Carrier und Modulator gegenseitig in komplexen, mathematischen Verhältnissen beeinflussen, können kleine Parameteränderungen den Klang völlig aus der Bahn werfen. Mit Halogen FM kann man in sichereren Fahrwassern agieren.
Die eigentliche Klangformung, z.B. während des Spiels erfolgt, über intuitive Makro-Regler für Timbre, Hüllkurven, Modulation und Effekte. Dieser Ansatz adressiert ein weiteres FM-Problem: Anstatt sich in technischen Details zu verlieren, gruppiert Halogen FM zusammengehörige Parameter sinnvoll und macht sie über verständliche Makros zugänglich. Wer tiefer einsteigen möchte, hat dennoch Zugriff auf alle Parameter der beiden Operatoren.

Zwei Operatoren, viele Presets
Mit nur zwei Operatoren setzt Halogen FM auf ein überschaubareres Konzept. Zwar würden mehr Operatoren theoretisch mehr Möglichkeiten bieten, doch mit ihnen steigt auch die Komplexität – und damit die „Fehlerquellen“ – exponentiell. Die unvorhersehbaren Seitenbänder und Obertöne, die bei der Frequenzmodulation entstehen, werden mit jedem zusätzlichen Operator schwieriger zu kontrollieren.
Die mitgelieferten 320 Presets sollen die Bandbreite des Instruments demonstrieren. Von sanften Pads über scharfe Plucks bis zu sich entwickelnden Texturen gibt es eine große Auswahl. Über die beschriebenen „Spark“-Funktionen ist es aber sehr einfach, immer neue Sounds zu generieren.
Halogen FM unterstützt sowohl Poly-Aftertouch als auch Poly-Pitchbend – zwei Features, die man bei modernen MIDI-Controllern immer häufiger findet.
GForce Software: nicht mehr nur der Vintage-Spezialist
Bisher war GForce Software vor allem als Spezialist für Vintage-Emulationen bekannt. Von der offiziell lizenzierten Oberheim-Reihe (OB-X, OB-E, SEM, …) über Klassiker wie den Minimonsta2 (Minimoog-Emulation) und impOSCar3 (OSCar-Nachbildung) bis hin zum Oddity3 (ARP Odyssey) und der Virtual String Machine VSM IV. Mit IconDrum und Oberheim DMX hat GForce Software zudem auch Drum-Machines im Programm.
Halogen FM markiert nun eine Premiere: „Halogen FM ist unser erster eigenständiger GForce Software Synthesizer“, bestätigt der Hersteller. „Es ist etwas, was das Team schon seit geraumer Zeit kreieren wollte, und wir sind begeistert, es endlich mit der Welt teilen zu können.“

Das Kleingedruckte
Der reguläre Preis liegt bei 90 €. Zum Marktstart gilt ein Einführungspreis von rund 45€. Dieses Angebot läuft bis Ende Juli 2025.
Das Plug-in ist sowohl für Mac als auch PC erhältlich und unterstützt alle gängigen Formate: VST, VST3, AU und AAX. Zusätzlich gibt es eine Standalone-Version für alle, die ohne DAW arbeiten möchten.
Fazit
Mit Halogen FM zeigt GForce Software, dass sie mehr können als „nur“ Vintage-Emulationen. Der Ansatz, FM-Synthese durch die Spark Engine und intuitive Makros zugänglicher zu machen, macht Spaß.
Es bleibt spannend zu beobachten, ob GForce Software diesen Weg weiterverfolgen wird oder ob Halogen FM ein einmaliger Ausflug in die Welt der eigenständigen Instrumentenentwicklung bleibt.
Link: https://www.gforcesoftware.com/products/halogen-fm