Das Restaurations-Tool unkonventionell genutzt

Sounddesign mit Reparatur-Tool iZotope RX

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RX, der Defacto-Standard der Audioreparatur- und Restaurations-Tools, ist inzwischen zu einem wahren Funktionsmonster herangewachsen. Hinter all den verschiedenen Werkzeugen zur Audiobearbeitung verstecken sich aber auch diverse Möglichkeiten zur kreativen Soundbearbeitung. Einige davon werden wir in dieser Ausgabe der Sounddesign-Reihe besprechen.

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iZotopes RX hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem absoluten Standard-Tool in der Audiobearbeitung entwickelt. Spektrales Editing war plötzlich abseits komplexer und sehr teurer Spezial-Tools verfügbar, und das auf einem qualitativ und bedienungstechnisch extrem hohen Level. Dazu kamen gleich zu Beginn ein äußerst hochwertiger Denoiser sowie eine Fülle an weiteren nützlichen Helferlein. Inzwischen sind wir bei der sechsten Version von RX angekommen, und iZotope hat konstant nicht nur weitere nützliche Funktionen integriert, um Aufnahmen zu retten und zu optimieren, sondern auch so einige Möglichkeiten geschaffen, um Sounds zu verbiegen. Schauen wir uns also ein paar der Dinge an, die möglich sind.

Extrahieren von Soundschnipseln

Eine der tollsten Möglichkeiten des Spektral-Editings ist, dass man mit Photoshop-ähnlichen Werkzeugen Audiobereiche markieren und abhören bzw. bearbeiten kann. Damit lassen sich aus komplexen Aufnahmen teilweise winzigste Schnipsel isolieren, und diesen Umstand können wir uns zunutze machen, indem wir diese Soundschnipsel extrahieren und für andere Zwecke archivieren. Die Methodik ist ganz einfach: Entweder hat man bereits in einer vorhandenen Aufnahme einen interessanten Teil gefunden, den es sich zu extrahieren lohnt, oder man bedient sich eines der zahlreichen Markierwerkzeuge und markiert einfach irgendetwas, das sich spannend anhört. Dank Mehrfachauswahl mit gehaltener Shift-Taste sind so auch komplexe Auswahlmuster möglich. Die Auswahl lässt sich immer wieder isoliert abhören und wird am Ende per [CTRL]+[C] kopiert und über den Befehl »New from Clipboard« bzw. [CTRL]+ [Shift]+[N] in eine neue Datei geschrieben. Diese kann man dann am Wunschort abspeichern und so seinen Fundus an Soundschnipseln erweitern.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch iZotopes hauseigener Synth Iris − wer also die Soundschnipsel in einen Sampler lädt, kann zumindest ansatzweise die Klangerzeugung von Iris nachbauen.

Aufsplitten des Signals

Eigentlich zur Reduktion von Noises gedacht ist die Funktion »Deconstruct«, die nur den Usern der Advanced-Version vorbehalten ist. Mit dieser kann man das Signal in einen Noise-, einen tonalen und einen Transienten-Anteil aufteilen und diese individuell in ihrer Lautstärke anpassen. So lässt sich ein grundlegender Noisefloor leicht absenken.

Natürlich kann man mit dieser Funktion auch wunderbar experimentieren. Denkbar wäre beispielsweise, einem Synthsound noch zusätzliche Schärfe zu verleihen, indem man dessen Noise-Anteil anhebt. Innerhalb eines Drumloops lässt sich die Gewichtung zwischen eher tonalen Drum- und eher Noise-lastigen Cymbal-Sounds umschichten, und Ambiences oder Soundscapes lassen sich, je nach Quellmaterial und Parametereinstellungen, teilweise komplett verändern.

Spectral Repair
Die feingestrichelten Kästchen vor und nach dem Auswahlbereich zeigen die Teile des Signals, die von der Spectral-Repair-Funktion analysiert werden.

Effekte durch Spectral Repair

Die Spectral-Repair-Funktion, unter anderem für das Entfernen von Störgeräuschen gedacht, bietet zusätzlich eine Replace-Funktion, die dazu dient, neue Signalanteile zu erzeugen. Wenn also beispielsweise durch einen Übertragungsfehler eine kurze Lücke in einer Aufnahme entstanden ist, so kann die Replace-Funktion das umliegende Material analysieren und daraus einen neuen Sound synthetisieren, der in diese Lücke passen könnte.

Es versteht sich von selbst, dass man mit dieser Funktion auch wunderbar herumspielen kann und so Klänge synthetisiert, die oft schwer vorhersehbar sind. Glücklicherweise zeigt einem RX mit zwei Kästchen, welche Signalbereiche das Tool genau analysieren wird, und so lässt sich die Gewichtung und Auswahl des Quellmaterials mithilfe der Parameter »Surround region length« und »Before/after weighting« recht einfach bewerkstelligen. Die Ergebnisse reichen von artefaktreichen, Timestretching-ähnlichen Effekten über Fades bis zu Stutter-FX in Drumloops.

Output FX only

Einige der RX Module enthalten eine Funktion namens »Output Effektname only«, also beispielsweise »Output crackle only« im DeCrackle-Modul. Diese Kontrollfunktion dient hauptsächlich dem Zweck, genau abhören zu können, welche Signalanteile vom jeweiligen Modul bearbeitet bzw. entfernt werden. Das Schöne ist aber, dass man dieses Häkchen einfach gesetzt lassen kann und dann bei Ausführen der jeweiligen Process-Funktion des Moduls nur ebenjenen Anteil erhält, der eigentlich entfernt werden soll. Wer also jetzt hingeht und die Aufnahme einer knacksenden Vinylaufnahme mit dem De-Click-Modul bearbeitet, der kann sich so astreine Plattenknackser extrahieren und in zukünftigen Produktionen als Effekt einsetzen.

Mit der De-Reverb-Funktion entstandene Hallfahnen können als Grundlage für Riser oder Soundscapes dienen. Ebenfalls als Soundscape-Grundlage lässt sich der Output der Ambience-Match-Funktion verwenden.

Ambience Match

Apropos Ambience Match: Ursprünglich dafür gedacht, um Aufnahmen mit sich verändernder Hintergrundatmo zu mehr Konsistenz zu verhelfen, lassen sich mit dieser Funktion auch wunderbar noch zusätzliche Klangteppiche und Drone-artige Sounds unter eine Aufnahme legen: Einfach einen kurzen Schnipsel des Nutzsignals mit der Learn-Funktion analysieren lassen, und schon generiert der Algorithmus daraus eine Textur, die sich zum Nutzsignal hinzumischen lässt. Dabei ist das Ergebnis stark vom Quellmaterial abhängig, teilweise resultiert das Ganze auch in starken Noise-Anteilen.

Pitch Hüllkurven

Ein offensichtliches Sounddesign-Werkzeug, dass allerdings zwischen all den Reparatur-Tools ein wenig untergeht, soll zum Schluss noch erwähnt werden, denn die Pitch-Hüllkurve in RX (hier Pitch Contour genannt) ist sehr komfortabel und leicht zu bedienen: einfach innerhalb des Spektrums eine Auswahl vornehmen, das Pitch-Contour-Fenster öffnen, und hier durch Hinzufügen einer beliebigen Anzahl von Punkten eine Kurve formen, die sich mittels Smoothing noch abrunden lässt. Eine Bearbeitung einzelner Frequenzbereiche ist leider nicht möglich, da sich diese ja ansonsten gegenüber dem Rest zeitlich verschieben würden. Mittels der Extraktion von Auswahlbereichen (siehe erster Tipp) lässt sich aber auch dieses Problem umgehen, denn den extrahierten Sound kann man problemlos mit der Pitch-Hüllkurve bearbeiten und anschließend wieder in das Ursprungsprojekt einfügen.

Viel Spaß beim Experimentieren!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo ich möchte gerne fragen ob es möglich reparieren eine Drohne REPARATUR geht alles aber hoch geht nicht
    Mit freundlichen Grüße
    Jamal abdine
    Aus Kiel

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Jamal,
      wir reparieren leider nichts – schon gar nicht Drohnen.
      Lieben Gruß

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