Musik mischen mit UAD

Mixing Tutorial: Fix My Mix – Rock

Anzeige
Waldemar Vogel Fix my Mix
Waldemar Vogel bei einem Workshop (Rock / POP&HipHop) in St. Petersburg in der New Tone Academy zum Thema »Mixing« (Bild: Archiv)

Rocksongs müssen nicht immer gleich aus 150 Audiospuren bestehen und 30 Gitarren beinhalten. In dieser Ausgabe haben wir uns eines Songs angenommen, der sich am Classic-Rock der 60er/70er-Jahre orientiert. Ganz im Stil von Thin Lizzy sollte der fertige Mix nach einer Band klingen, die den Song zusammen live im Studio eingespielt hat. Leider konnte der alte Mix aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Band die meisten Instrumente im Overdub-Verfahren eingespielt hat und somit nicht die Energie und den Groove einer Live-Band erreicht.

Wie der eine oder andere vielleicht schon mitbekommen hat, haben wir seit ein paar Monaten eine Video-Tutorial-Reihe mit unserem Partner Universal Audio, die sich mit dem Mischen von Songs im Detail beschäftigt: Fix My Mix. Hierzu können Musiker verschiedenster Genres ihre vermeintlich schlecht gemischten Songs an redaktion@soundandrecording.de einschicken, und wir erstellen dann einen komplett neuen Mix. Außerdem zeigen wir euch in einem Video-Tutorial, wie wir auf die Probleme der Einzelspuren eingegangen sind und welche Lösungen wir für den neuen Mix gefunden haben.

Anzeige

>>Ihr hab Interesse an einem Fix-My-Mix-Workshop mit Waldemar Vogel teilzunehmen? 2018 bieten wir sechs Termine über das Jahr verteilt an. Erfahre hier mehr<<

Analyse

Für diese Folge hat uns Marcus Treinen den Song Schooldays von der Band Stairway to the River aus Düsseldorf eingeschickt. Ein großes Problem im alten Mix ist, dass die Band leider nicht so gut als Einheit funktioniert. Vom Lautstärkeverhältnis her stand der Gesang weit über der Band, und man hörte an einigen Stellen, dass bestimmte Instrumente nachträglich eingespielt worden waren. Außerdem hatte der gesamte Mix leider nicht den Punch und den Biss, denn man von einem Rocksong erwarten würde.

Timing

Zuerst habe ich die Gitarren und den Bass etwas mehr auf den Groove des Schlagzeugs geschnitten. Dabei ging es nicht darum, alles zu 100 % zu quantisieren, sondern vielmehr darum, in groben Schritten – und auch nur an bestimmten Stellen, wie z. B. beim Einstieg in den Refrain – die Band etwas mehr zusammenspielen zu lassen. Nachdem ich alle Schnitte gesetzt und die Audiofiles etwas geschoben habe, hatte ich plötzlich eine runde und sehr solide Band. Somit konnte ich schon mal die Probleme mit dem Timing lösen. Jetzt musste ich nur noch alle Instrument und den Gesang auch soundmäßig auf eine Ebene bekommen.

Analoger Klang

Ich wusste, dass der alte Mix auf einem analogen Mischpult gemischt worden war. Ich wollte diese Klangcharakteristik übertragen und habe deshalb eine Plug-in-Emulation von einem Mischpultkanal im Mix verwendet: den neuen SSL 4000 Channel Strip von Universal Audio. SSL steht wahrscheinlich wie kein anderer Mischpulthersteller für den bewährten Rocksound. Damit hatte ich nicht nur relativ viele Bearbeitungsmöglichkeiten wie Distortion, Kompressor, Gate und EQ in nur einem Plug-in, sondern im Grunde auch die gleiche Klangfärbung auf allen Spuren.

Dazu kamen noch weitere Plug-ins zum Einsatz, wie der Transient Designer von SPL oder der SSL Buskompressor auf den Schlagzeugspuren und der SPL Twin Tube Röhrenprozessor auf den E-Gitarren. Außerdem benutze ich oft die Ampeg B-15N Amp-Simulation, um dem Bass-DI-Signal etwas mehr Fundament und bei diesem Song auch etwas mehr Zerrung zu geben.

Der SSL 4000 Channel Strip war stark für den Gesamtsound aller Instrumente verantwortlich. Der Fender ’55 Tweed Deluxe hat hier aus dem DI-Signal eine zweite Gitarrespur gemacht.

Stereobild

Generell klangen die meisten Spuren alleine sehr gut. Also musste ich gar nicht so viel reparieren, sondern viel mehr die Klangfarbe der einzelnen Instrumente aufeinander anpassen. Ein größeres Problem war, dass es nur eine Gitarre über den gesamten Song gab. Daher ging der Refrain leider nicht ganz so weit im Stereobild auf, wie man es von einem solchen Song erwarten würde. Oft werden zwei Gitarrenspuren nacheinander aufgenommen und nach links und rechts gepannt, um eine gewisse Stereobreite zu erzielen. Voraussetzung für einen guten Stereoeffekt ist aber, dass es wirklich zwei Mal gespielt werden muss. Nur dann entsteht auch dieser Effekt.

Deswegen musste ich hier etwas tricksen und das vorhandene DI-Signal von der eigentlichen Gitarre zu meiner zweiten Gitarre umbauen. Als Erstes habe ich die „Fender ’55 Tweed Deluxe“-Gitarren-Amp-Simulation auf die DI-Spur gelegt. Damit hatte ich schon mal eine richtig gut klingende zweite Gitarre. Leider würde das alleine aber nicht viel bringen, weil die original Gitarrenspur und das DI-Signal von derselben Aufnahme stammen.


Hier hast du den direkten Vorher/Nachher-Vergleich

Also musste ich auf der DI-Spur die Refrains miteinander vertauschen, sodass sich beide Spuren in jedem Refrain tatsächlich voneinander unterscheiden. Jetzt konnte ich die Spuren komplett nach links und rechts pannen und bekam einen richtig breiten Refrain.

Denselben Trick habe ich übrigens auch bei den Gesangsdopplungen angewendet. Auch hier gab es leider nur eine einzige Audiospur. Und auch hier konnte ich durch das Kopieren der Audiospur und das Vertauschen der Refrains zwei unterschiedliche Aufnahmen basteln und relativ schnell den Gesang etwas breiter machen.

Das waren zunächst einmal die wichtigsten Bearbeitungsschritte.

Kommentar zu diesem Artikel

Pingbacks

  1. Fix My Mix – Tutorial-Reihe mit Engineer und Produzent Waldemar Vogel › SOUND & RECORDING

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.