De/constructed - Hits zum Nachbauen

De/constructed – XCX

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In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Diesmal geht es um die britische Sängerin und Songwriterin Charli XCX, die sich mit ihrem Top-5-Hit Break The Rules dauerhaft in den hiesigen Radio-Rotationen festgesetzt hat. Schau dir hier unseren Videoworkshop an!

XCX - Aufmacher

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Style-Analyse und Drums

Charli XCX und ihren Produzenten (u. a. das norwegische Produzententeam Stargate, das für viele Rihanna-Hits verantwortlich zeichnet) ist es gelungen, die schmale Gratwanderung zwischen roughem Indie-Charme und kommerziellem, Hook-orientiertem Pop-Songwriting zu meistern. Und so kommt Break The Rules einerseits sehr rough, edgy sowie durch den straighten Beat und Bass schon fast punkig daher, andererseits ist der Song doch so catchy und (Synth-)poppig wie eine Nummer von Britney Spears oder Katy Perry, mit denen Charli XCX auch stilistisch verglichen wird. Für Letztere war sie auch schon Opener auf der Europatour.

Für die Umsetzung im Rechner kommen Native Instruments DrumLAB für Kontakt, Spectrasonics Trilian und Omnisphere, der Lennar Digital Sylenth1, die Music Lab Real Guitar sowie viele Effekte für den rauen Sound zum Einsatz.

Im Original sind leibhaftige Drummer am Werk, die Drums klingen trotzdem eher programmiert, was auf eine heftige Nachbearbeitung zurückzuführen ist. Schmutz und Charakter bekommen wir durch ein paar Nachbearbeitungen.

Drums: Typisch für Stargate-Produktionen ist ein straighter, übersichtlicher Beat, der über den Songverlauf auch nicht verändert oder groß variiert wird. Ein Blick in die Credits verrät, dass hier sämtliche Instrumente echt eingespielt wurden, das Ergebnis klingt jedoch stark bearbeitet und geloopt.

Den Grundsound unseres Patterns liefert das Kontakt DrumLAB, bei dem akustische und elektronische Drumsounds verschmelzen und gleichzeitig mit internen Effekten wie Kompressor und Saturator bereits heftig bearbeitet werden können. Darüber hinaus erhalten Kick, Snare, Hi-Hat und die Overhead/Raum-Mikrofone über Einzelausgänge noch ordentlich Schmutz und Druck durch Distortion-Effekte wie den camelaudio Camel Crusher (Overheads/Raum), Steinberg Magneto II (Snare) oder Waves RBass (Kick). Battery liefert noch eine weitere Snare, außerdem spielt im PreChorus ein Layer mehrerer elektronischer Snare- und Percussion-Sounds in Vierteln.

Sämtliche Drums werden in einer Gruppe zusammengefasst und auch hier noch gehörig in die Mangel genommen. Dazu zählt das Steinberg DaTube Sättigungs-Plugin, eine Betonung der Attack/Transienten mit dem N.I. Transient Master sowie eine heftige Limiter-Bearbeitung mit dem Maximizer des iZotope Ozone 5 (ca. 6 dB).

Bass, Gitarren, Synth

Bass: Wichtigster Sound neben den markanten Drums ist der signifikante Bass, der punkig-schmutzig in Achteln vorantreibt und als klares Erkennungsmerkmal des Songs von Beginn an spielt. Der Sound ist ein Layer aus “echtem” E-Bass vom Spectrasonics Trilian (“Hardcore Finger”), einer mit dem Waves Multieffekt CLA Bass stark bearbeiteten weiteren Instanz (“TR-Modern Pick”) und einem breiten Synthbass aus dem Lennar Digital Sylenth1. Auch hier werden sämtliche Bass-Sounds für einen roughen Sound in einer Gruppe heftigst mit Kompressor, EQ und CamelCrusher bearbeitet.

Der Bass-Sound klebt von Anfang an im Gehör und sorgt zusammen mit den markanten Drums für einen extremen Drive. Dafür muss man schon etwas tiefer in die Trickkiste greifen …

Pads: Das dichte Pad-Layer, das zum Refrain hin aufgefiltert wird, versprüht Weite und etwas Pop/Dance-Flair. Es besteht aus mehreren Komponenten: einem breiten, tiefen Sound aus Native Instruments Massive, mehreren Spectrasonics Omnisphere-Instanzen (“Virus Vectoring Pad”, “Bending Glass 2”, “Swirling Formation” und “Morphing Female Ah-Ehs”), einem reFX Nexus-Pad (“Epic Pads − Highland Pad”), und für die Filterfahrt kommt noch ein Sound aus dem Sylenth1 dazu. Bis auf das tiefe Pad wurden einfach die Spuren dupliziert, alle Pads spielen die gleichen Harmonien.

Guitars & Lead: Neben klassischem Strumming kommt es hier vor allem auf die hart angeschlagenen Powerchord-Achtel an, die den Song gut nach vorn pushen. Die verträumte Melodie kommt von der musicLab RealLPC, gespielt durch ein N.I. Guitar Rig (“Arpeggio Delays”). Der Lo-Fi-Leadsound ist wiederum eine Mischung aus Sylenth1 und den Retro Machines aus N.I. Kontakt 5 (“Melody Orchestra”). Für mehr Drive wird der Sound durch den Plex Amp aus dem Guitar Rig geschickt.

Arrangement & Master

3 Der Song steigt direkt mit dem markanten Basslauf ein, was sehr geschickt ist, denn der Sound ist so speziell, dass er einen extrem hohen Wiedererkennungswert hat. Dazu hat er einfach einen guten Drive, und man wird sofort in den Song hineingezogen. Interessant ist, dass der Build-Up-Part der gefühlte Chorus und der nachfolgende Leadsynth-Part eher ein nachgeschobenes Thema ist, obwohl erst hier der Beat voll einsetzt. Abgerundet wird das Arrangement von typischen Uplifterund Woosh-Sounds, die die einzelnen Parts miteinander verbinden.

Das Mastern fällt diesmal eher spartanisch aus, weil alle Parts schon im Arrangement extrem dicht komprimiert wurden. Lediglich vom (UAD) Little Labs VOG kommt noch ein Bass-Schub bei ca. 40 Hz dazu.

Master: Auf einen Summenkompressor habe ich diesmal verzichtet, da alle Parts schon extrem dicht komprimiert oder auch schon limitiert sind. Stattdessen darf der (UAD) Little Labs VOG noch einen Bass-Schub im Bereich 40 Hz zufügen. Der UAD Precision Maximizer schließt die Masterkette als Limiter mit den Werten 27,5% und 92% für Shape und Mix ab. Viel Spaß beim Experimentieren!

>> Sound- und Session-Files kannst du dir wie immer hier im Paket herunterladen! <<

Das De/constructed-Team: Henning Verlage und Christoph Aßmann

Henning Verlage ist als Musikproduzent, Keyboarder, Songwriter und Remixer unterwegs, vor allem für “Unheilig”, mit denen er seit 2011 insgesamt fünf Echos gewann, unter anderem als Produzent des Jahres. Daneben ist er noch Soundprogrammer und Dozent im Studiengang Keyboards & Musikproduktion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Christoph Assmann wirkt als selbständiger Musikproduzent in vielen Projekten der Musik- und Medien-Welt mit und studiert außerdem das Fach Keyboards & Musikproduktion im Masterstudiengang an der Musikhochschule Münster

 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo, leider funktioniert der Link zu den Downloaddateien für diesen Workshop nicht mehr. Gibt es die Dateien noch irgendwo? Danke & Gruß! Jens

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Jens,
      der Link wurde korrigiert.
      Ansonsten findest du auch alle unsere Dateien in unserem Heftarchiv: https://www.soundandrecording.de/heftarchiv/
      LG

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  1. De/constructed – David Guetta › SOUND & RECORDING

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