Transienten-Designer Deluxe

Zynaptiq Unmix::Drums Plug-in für Signalseparation im Test

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Beim Mastering, Remixen oder Produzieren mit Loops kann es schon mal vorkommen, dass man den Drums im Stereotrack mehr Punch geben möchte. Zu dumm, dass man nicht einfach die Drums etwas lauter drehen kann … so hätte man früher gedacht. Heute erledigt man das mit einem Reglerschwenk. »Unmix::Drums« heißt die Lösung der deutschen Softwarefirma Zynaptiq, die sich nach diversen Algorithmus-Wunderwerken wie »Unveil«, »Unfilter« oder »Unchirp« nun mit »Unmix::Drums« dem Thema »Schlagzeug im Mix« widmet.

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Richtig gelesen: »Unmix::Drums« erlaubt es, Schlagzeug in fertigen Musikmischungen nachträglich zu betonen oder abzusenken. Dabei agiert das Plug-in nicht als herkömmlicher Transienten-Designer, weil Zynaptiq für seinen neuen Zögling wieder diverse psychoakustische Finessen verwendet.

Wie von Zynaptiq gewohnt ist auch bei Unmix wieder eine umfangreiche Preset-Sektion vorhanden, die einen guten Überblick je nach Bearbeitung von Programmmaterial, Drum-Bussen oder Spezialeffekten liefert. Außerdem stehen zwei verschiedene Algorithmen sowie ein MS-Modus zu Auswahl bereit. Als sehr hilfreich, gerade bei dieser speziellen Dynamikbearbeitung, zeigt sich die Funktion »LVL Comp«. Ist diese Schaltfläche aktiv, gleicht Unmix resultierende Pegelunterschiede automatisch aus, was eine bessere Beurteilung des Effekts erlaubt.

Die Bedienelemente wurden auf drei Unterseiten verteilt. Die wichtigsten Drehregler »Drum Level«, »Threshold« und »Release« befinden sich übersichtlich auf der Seite »Main«. Diese drei Regler, sogenannte Trackballs, werden unter »Fine Tune« noch von weiteren Parametern begleitet. Und wer das volle Programm in all seiner Komplexität nutzen möchte, findet unter »Curves« sehr tief greifende Bearbeitungsmöglichkeiten.

Schnell mal die Drums lauter

Schon mit Werkseinstellungen und einfachem Nachregeln des größten Reglers »Drum Level« kann man Kick und Snare unglaublich akkurat herausarbeiten. Wohldosiert lassen sich somit fertige Mischungen noch knackiger gestalten. Durch die gezielte Betonung der Schlagzeug-Transienten entsteht häufig mehr Platz für die restlichen Elemente, und der Mix kann sogar etwas aufgeräumter klingen.

Direkten Einfluss auf die Bearbeitung hat selbstverständlich der Regler »Threshold«. Er arbeitet weitgehend pegelunabhängig. Je höher angesetzt, desto mehr kümmert sich Unmix um die Drums. Bei niedriger Position hingegen rücken auch andere transienten – reiche Signale, etwa das Zupfgeräusch von Gitarren oder Lead-Synths, in den Fokus.

Und wie sieht es in umgekehrter Richtung aus? Nun, die Attack- und Sustain-Phase der Drums lässt sich nahezu komplett entfernen, allerdings schwingt oft noch die Release-Phase nach. Auch sind bei sehr starker Absenkung deutliche Artefakte wahrzunehmen, die etwas nach schlechter MP3- Kodierung klingen. Diese verstärken sich noch weiter, wenn man den Release-Trackball nach oben dreht.

Feintuning

Diesem Problem kann man aber unter anderem auf der Seite »Fine-Tune« entgegenwirken, wo die Handhabung schon etwas fort – geschrittener ausgelegt ist. Der Schieberegler »Detection Density« beeinflusst den Anteil der Sounds. Höhere Werte nehmen mehrere Signalanteile mit in die Bearbeitung auf, niedrigere Werte hingegen machen den Algorithmus »wählerischer«. Je nach Absenkung oder Anhebung sollte man etwas Zeit mit diesem Parameter verbringen, um Artefakte oder schneller phrasierte Elemente, etwa Hi-Hats, passend zu justieren.

Ebenso kann »Max Cut« übertriebene Absenkungen und die damit verbundenen Nebengeräusche in Zaum halten. Dieser Regler ist grob mit dem Range-Parameter an Noise-Gates oder Kompressoren zu vergleichen.

Mehr Bass, bitte!

Bei einem Drum-Boost kommt der Regler »Bass Synth« ins Spiel. Auf ziemlich clevere Weise erzeugt diese Sektion synthetische, subharmonische Teiltöne, um die Kick-Drum zwischen 20 und 200 Hz nachträglich anzudicken. Ein sehr nützliches Tool, das auch auf Einzelspuren eine gute Figur macht.

Der Parameter »Attack« ist fast schon selbsterklärend, aber »Unmix Feather« bedarf dann doch einiger Worte. Zynaptiq vergleicht diese Sektion mit dem Begriff »Feathering« aus der digitalen Bildbearbeitung. Mithilfe dieses Parameters lässt sich der Detektionsalgorithmus sowohl auf Frequenz- als auch Zeitebene sanfter gestalten. So verschleiern niedrige Werte beim Absenken ungewollte Artefakte, mittlere und hohe Werte stattdessen verhindern beim Anheben der Drums zu starke Klickgeräusche. Auch hier gilt: experimentieren.

Frequenzselektives Arbeiten

So weit, so gut! Doch nun geht es ans Ein – gemachte, denn die dritte Seite namens »Curves« bietet für die Parameter »Threshold«, »Drum Level« und »Release« obendrauf noch je einen Breakpoint-Editor. Das heißt, drei völlig frei zu ändernde Kurven liegen über einem Frequenzanalyzer, der das Spektrum für »Drums«, »Non-Drums« und »Output« in verschiedenen Farben visualisiert.

So könnte man beispielsweise die »Threshold«-Kurve nur zwischen 6 und 18 kHz herunterziehen, um die Hi-Hats exakter herauszuarbeiten. Ganz ähnlich ließe sich mit der »Drum Level Curve« etwa bei ca. 60 Hz die Bearbeitung verstärkt auf die Kick konzentrieren. Hier wird Unmix zu einem sehr komplexen Werkzeug zur Dynamikbearbeitung, das eine gewisse Einarbeitung erfordert.

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Hungriges Plug-In

Wie alle anderen Plug-ins von Zynaptiq ist auch Unmix::Drums eine Wunderwaffe in der Musikproduktion − und es ist auch so DSP-hungrig. Eine Instanz in Cubase (Windows 7, Intel Core i7-2600K @ 3,4 GHz) macht sich mit über 60 Prozent auf der CPU-Anzeige bemerkbar. Und das, obwohl der ASIO4All-Treiber mit einer maximalen Puffergröße von 2.048 Samples arbeitet. Unmix ist also kein Plug-in, das man mal eben auf mehrere Spuren in einem Projekt legt.

Fazit

Unmix::Drums ist Kreativ-Tool und akkurater Studiohelfer zugleich, mit dem sich das Verhältnis zwischen Schlagzeug und den sogenannten »Non-Drums« detailliert beeinflussen lässt. Zur Zielgruppe gehören nicht nur Sounddesigner, sondern auch DJs, die etwa ihren alten Funk- und Soul-Scheiben mehr Punch verleihen möchten. In der Musikproduktion lässt sich der Prozessor unter anderem dazu verwenden, den Raumanteil von Samples zu beeinflussen oder Schlagzeug so zu reduzieren, dass sich auch Samples besser in eine Mischung einbetten lassen. Selbst im Mastering-Bereich kann dieses Plug-in tolle Dienste leisten.

Zynaptiq hat sich große Mühe gegeben, das Plug-in mit seinen drei Ansichten so einfach wie möglich zu gestalten. Oft kommt man schon intuitiv zu tollen Ergebnissen. In vielen Fällen jedoch lässt sich eine Feinjustierung der anderen Parameter und Kurven nicht vermeiden − aber schön, dass beide Ansätze (Easy/Expert) mit dem kleinen Plug-in möglich sind.

+++ interessantes Konzept

+++ hervorragende Gestaltungsmöglichkeiten von perkussiven Signalen

++ integrierter Bass-Synth

++ frequenzabhängige Parametrisierung

–– leistungshungrig

Unmix::Drums

Hersteller

Zynaptiq

Downloadpreis

199,— Euro

www.zynaptiq.com

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