Der Bruder ohne Röhre

Warm Audio: WA-47jr im Test

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WA-47jr – die Transistorvariante (Bild: Dr. Andreas Hau)

Neben dem Röhrenmikrofon WA-47 bietet Warm Audio eine FET-Variante unter der Bezeichnung WA-47jr an. Anders als man vielleicht glauben könnte, handelt es sich dabei nicht um einen Clone des Neumann U47 fet. Denn während das Neumann U47 fet mit fester Nierencharakteristik und einer trafosymmetrierten Elektronik arbeitet, ist das WA-47jr ein Multipattern-Mikrofon (Kugel, Niere, Acht) und arbeitet mit einer übertragerlosen Elektronik. Letztere ist fast vollständig mit Epoxy-Harz vor neugierigen Blicken geschützt. Das hat schon was von „Badehose am FKK-Strand“, denn Warm Audio kopiert ja selbst gerne die Schaltungen anderer Hersteller. Ebenso wie die Richtcharakteristiken sind Vordämpfung und Tiefenabsenkung direkt am Mikrofon schaltbar, denn anders als das „große“ Modell benötigt das WA-47jr als FET-Mikrofon ja kein externes Netzteil, sondern arbeitet mit Phantomspeisung. Das Junior-Modell ist nicht nur metaphorisch das kleinere Modell, sondern auch physisch: Mit 210 mm Länge und einem Durchmesser von 52 mm ist es deutlich kompakter. Das betrifft insbesondere auch den Mikrofonkorb, der somit akustisch nicht dem des größeren Modells entspricht (ein weiterer Unterschied zum U47 fet, das den akustischen Aufbau des Röhrenmodells 1:1 übernahm).

>> Den großen Bruder WA47 findet ihr hier im Test <<

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Trotz gleicher Kapsel klingt das WA-47jr anders als das WA-47. Subjektiv wirkt es nüchterner. Es klingt etwas weniger präsent; die oberen Frequenzen werden insgesamt kühler dargestellt, und in den unteren Mitten fehlt es etwas an Unterstützung; es „trägt“ die Stimme weniger. Wie die Messungen zeigen, unterscheiden sich auch die Frequenzgänge von denen des Röhrenmodells. Innerhalb seiner Preisklasse – UvP: 393,89 Euro / Straße: 349,– Euro – kann das Junior-Modell aber durchaus überzeugen. Die Frequenzdarstellung ist weitgehend ausgeglichen, und die Zischlaute werden nicht überbetont. Das Eigenrauschen ist deutlich niedriger als beim Röhrenmodell; mit dem im Manual versprochenen Wert von nur 9 dB-A war der Hersteller jedoch etwas zu optimistisch. Das Testexemplar kommt auf etwa 13 dB-A, was für ein umschaltbares Mikrofon aber immer noch ein sehr guter Wert ist. Für sich betrachtet, ist das WA-47jr ein wirklich ordentliches, vielseitig verwendbares Mikrofon zum günstigen Preis.

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Warm Audio schützt die übertragerlose Transistorschaltung des WA-47jr mit schwarzem Epoxy vor (anderen) Kopisten. (Bild: Dr. Andreas Hau)

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