Klein, aber fein!

SSL SiX Mixer & Monitor-Controller im Test

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Wer träumt nicht von einem SSL-Mischpult im eigenen Studio? Dabei sind große Mischkonsolen in Zeiten der DAW obsolet geworden; oftmals werden sie nur noch als Frontend fürs Recording genutzt und verkommen in der Mix-Phase zur Tastaturablage mit Abhöreinheit. Genau da setzt SSLs brandneuer Kleinmischer SiX an: ein bezahlbarer Kleinmischer mit zwei vollausgestatteten Channelstrips zum Aufnehmen, mehreren Stereoeingängen für externe Quellen plus Monitor-Controller. Und sogar der berühmte SSL Bus Compressor ist mit von der Partie!

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Nobel ist die Kartonverpackung im Apple-Style, doch das Gerät selbst wirkt eher unscheinbar, jedenfalls auf den ersten Blick. Optisch weckt der SiX des englischen Nobelherstellers Solid State Logic Erinnerungen an Kleinmischer von Mackie, doch spätestens beim Anfassen der Schalter und Regler merkt man: Das ist doch eine andere Güteklasse! Was sich auch im Gewicht äußert: Mit 6 kg ist der SiX ein dicker Brocken mit kompakten Abmessungen von 310 x 270 x 120 mm.

Überblick

Schauen wir mal, was der SSL SiX zu bieten hat! Auf den ersten Blick zu erkennen sind vier Kanalzüge. Die ersten beiden sind identisch ausgestattete Mono-Channelstrips mit XLR- und Klinkeneingang. Die XLR-Buchse ist für Mikrofonsignale vorgesehen; die Eingangsimpedanz beträgt 1,2 kOhm, Phantomspeisung kann individuell zugeschaltet werden. Der Klinkeneingang lässt sich wahlweise im Line- oder Instrument-Modus betreiben, d. h. mit einer Eingangsimpedanz von 10 kOhm oder 1 Mega-Ohm. Abgerundet wird die Input-Sektion durch einen schaltbaren Low-Cut bei 75 Hz. Was leider fehlt, ist ein Polarity-Button (vulgo: »Phasenumkehrschalter«), den man gerade für Mikrofonaufnahmen doch recht häufig benötigt.

Die Eingangsverstärkung lässt sich regeln von +6 bis +72 dB für den Mikrofoneingang und von −3 bis +63 dB für den Line-Input. Das sollte für alle sinnvollen Anwendungen mehr als ausreichen. Bei den Preamps handelt es sich um SSLs »SuperAnalogue«-Design, wie man es in ähnlicher Form von der SSL Duality-Konsole kennt. »SuperAnalogue« heißt, dass die Bandbreite bis über 80 kHz reicht und damit weit über den menschlichen Hörbereich hinausgeht. Auch das untere Ende des Übertragungsbereichs wird nicht vernachlässigt: Koppelkondensatoren gibt es nur eingangsseitig, um die Phantomspeisung abzublocken, ansonsten ist der Signalweg gleichstromgekoppelt, reicht also bis 0 Hz. Tiefer geht’s nicht! DC-Offsets werden über Servoschaltungen ausgeglichen. Durch den Verzicht auf Koppelkondensatoren werden außerdem Verzerrungen verringert. Elektrolyt-Kondensatoren − für die benötigten Kapazitäten kommen Folienkondensatoren erst gar nicht infrage − verursachen nämlich harmonische Verzerrungen, insbesondere bei schnellen Transienten. Solche Kondensatorverzerrungen
wurden − obwohl hörbar − lange als »esoterisch« belächelt; inzwischen sind sie zweifelsfrei nachgewiesen.

Der SSL SiX hat zwei Mono-Kanäle mit Mikrofon-Preamps, EQ und SSL Channel Compressor sowie zwei Stereokanäle. Weitere Eingänge erlauben den Anschluss von DAW, Instrumenten und Studioperipherie. Integriert sind weiterhin eine TalkbackEinheit mit dem berüchtigten LMC, ein G-Series Bus Compressor für die Summe und ein umfangreicher Monitor-Controller. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Zur »SuperAnalogue«-Designphilosophie gehört eine ganzheitliche Betrachtung des Signalwegs. Es handelt sich also nicht um eine ganz konkrete Schaltung oder um irgendwelche Wunderkomponenten, sondern um eine Herangehensweise ans Schaltungsdesign mit klaren Maßgaben: extrem niedriges Rauschen, maximale Verzerrungsarmut, große Bandbreite. Kurzum, das Klangbild soll so sauber und so natürlich wie nur möglich bleiben.

Da ein Mischpult auch Klanggestaltung mit einschließt, ist es mit »simpler« Neutralität nicht getan. Die beiden Mono-Kanalzüge des SiX beinhalten, wie die großen SSL-Konsolen, Channel-Kompressor und EQ. Beim SiX bescheiden sich die Einstellmöglichkeiten jedoch aufs Allernötigste: Der Kompressor hat lediglich einen Threshold-Regler mit einer Gain-Reduction-Anzeige, bestehend aus drei LEDs. Die Kompressionsrate liegt bei 2:1, und auch die Zeitkonstanten lassen sich nicht regeln. Die Attack-Zeit liegt programmabhängig bei 8 bis 30 ms, während die Release fest auf etwa 300 ms justiert ist.

Auch der EQ ist sehr simpel parametrisiert: Es gibt lediglich Höhen- und Bassregler, die unabhängig voneinander von Shelf- auf Bell-Charakteristik umgeschaltet werden können. Dabei verschiebt sich gleichzeitig die Einsatzfrequenz. Im Shelving-Mode arbeiten die Filter bei 60 Hz und 3,5 kHz, während im Bell-Modus die Peak-Frequenzen bei 200 Hz und 5 kHz liegen. In beiden Modi greift der EQ sehr breitbandig, und der maximale Hub beträgt ±15 dB.

Beide Kanäle verfügen außerdem über je zwei Cue-Sends mit eigenen Pan-Reglern. Hier lauern umfangreiche Möglichkeiten der Nutzung, nicht zuletzt fürs Monitoring. Aber auch Send-Effekte wie Hall können hier eingebunden werden. Den Abschluss bilden der große 100-mm-Kanal-Fader, der den Pegel auf den Main-Bus regelt, natürlich mit eigenem Pan-Regler. Eine Pegelanzeige ist neben dem Kanal-Fader eingelassen. Neben dieser befindet sich ein Schalter für einen Kanal-Insert. Für bestimmte Monitoring-Situationen ist nützlich, dass die Mute-Schalter nicht nur den zugehörigen Kanal in stumm schalten, sondern ihn gleichzeitig dem Bus B aufschalten. Natürlich wurden auch PFL-Schalter nicht vergessen.

Die beiden Stereokanäle 3+4 sowie 5+6 sind deutlich einfacher ausgestattet. Sie verarbeiten ausschließlich Line-Quellen, deren Pegel sich über Trim-Regler von −10 bis +20 dB anpassen lässt. EQ und Kompressor gibt es auf diesen Kanalzügen nicht, sondern lediglich zwei Cue-Sends und einen Channel-Fader, jeweils mit eigenen Pan-Regler, sowie Mute/Bus-B- und PFL-Schalter.

Mit diesen insgesamt sechs Kanälen ist noch nicht Schluss. Im oberen Anschlussfeld lauern ganz rechts zwei external Inputs, jeweils in Stereo. Diese lassen sich nicht weiter regeln; sie laufen schlicht auf den Main-Bus und wahlweise die Foldbacks. So lassen sich beispielsweise Synthesizer und Drum-Machines anschließen, ohne die Haupteingänge zu blockieren. Externe Preamps bzw. Channelstrips könnte man hier ebenfalls anschließen oder auch ein zweites Mischpult.

Das obere Anschlussfeld gewährt direkten Zugriff auf die Eingänge und Ausgänge, die man häufiger wechselt. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Rechts neben den External Inputs befindet sich ein Eingang für ein Talkback-Mikrofon, sogar mit zuschaltbarer Phantomspeisung. Eine interne Mikrofonkapsel gibt es übrigens nicht, es kann nur ein externes Mikrofon verwendet werden; die Position der Buchse lässt es aber zu, ein Schwanenhalsmikro einzustöpseln. Interessant ist, dass auch der berüchtigte Listening Mic Compressor (LMC) mit eingebaut wurde, mit dem bekanntlich Phil Collins’ charakteristischer Schlagzeug-Sound − eher zufällig − entwickelt wurde. In der Anleitung ist daher auch ein Beispiel-Setup beschrieben, wie man mit dem SiX unter Einbeziehung des Talkback-Inputs Schlagzeug aufnehmen könnte, nämlich mit Einzelmikrofonen an Kick und Snare auf den ersten beiden Inputs und einem (Mono-)Overhead-Mikro auf dem Talkback-Input, gerne mit LMC-Kompression, um die Raumanteile effektvoll hervorzuheben.

Damit kommen wir zur Master-Sektion, wo ein weiterer charakteristischer SSL-Kompressor lauert, der G-Series Bus Compressor. Der 1989 mit der 4000er G-Series-Konsole eingeführte Bus Compressor gilt heute als Inbegriff des Summenkompressors und ist in diversen Abwandlungen sowohl von SSL selbst als auch von zahlreichen Nachahmern in Hardware wie in Plug-in-Form ein Verkaufsschlager. Im SSL SiX ist der G-Series Bus Compressor nicht voll parametrisiert, sondern es ist lediglich der Threshold regelbar. Das dazugehörige Gain-eduction-Meter zeigt die Kompressor-Aktivität an, und über den Make-up-Gain-Regler lässt sich der Pegelverlust ausgleichen. Die Ratio ist fest auf 4:1 eingestellt, Attack und Release sind im Sinne einer vielseitigen Verwendbarkeit »carefully selected«, aber nicht näher spezifiziert. Im Sidechain sorgt ein festes Hochpassfilter bei 50 Hz dafür, dass Bassanteile nicht zu sehr die Kompressionsaktivität dominieren. Ein schaltbarer Insert in der Stereosumme erlaubt es, bei Bedarf externe Hardware einzuschleifen. Abgerundet wird die Ausstattung durch eine ausgefeilte Monitoring-Sektion. Hier lassen sich u. a. die Cues, External-Inputs und das Talkback-Mikro auf die Foldbacks routen. Darunter befindet sich ein Monitor-Controller mit Quellenwahl, Lautstärkeregler und Umschaltung zwischen zwei Lautsprecherpaaren. Dazu kommen übliche Standards wie Mono-, Dim- und Mute-Schalter. Natürlich gibt es auch einen regelbaren Kopfhörerausgang (leider nur einen!) mit separater Quellenwahl.

Wer aufmerksam mitgelesen hat, wird feststellen, dass von Anschlüssen die Rede war, die nicht auf der Oberseite des Mischers zu finden sind. Richtig! Auf der Oberseite sind nämlich nur die Anschlüsse, deren Belegung man im laufenden Betrieb häufiger wechselt. Ein sekundäres Anschlussfeld für die Ein- und Ausgänge, die man typischerweise fest verkabelt lässt, befindet sich auf der Rückwand des Gehäuses. Ganz rechts sehen wir die Main-Outs als XLR-Buchsen. Die Main- und Alt-Monitor-Outs (hinter dem Monitor-Controller) sind als symmetrische Klinkenbuchsen ausgeführt, ebenso der Bus-B-Out. Als Nächstes kommen zwei DB-25-Multipin-Steckverbinder. Hier sind die Inserts der ersten beiden Inputs und der Stereosumme untergebracht, außerdem zwei Alt-Inputs; der Output-Connector bietet zusätzliche Main- und Monitor-Outputs (jeweils L/R), die aber nicht extra gepuffert sind, sondern passiv von den entsprechenden Ausgängen gesplittet wurden. Ein bisschen ärgerlich ist, dass man zur Verwendung der Inserts gleich zwei Kabelpeitschen erwerben muss. Prinzipiell hätte man sie auf einer DB-25-Buchse unterbringen können, jedoch ist es per AES-Spezifikation grundsätzlich nicht vorgesehen, Ein- und Ausgänge zusammen auf nur einer DB-25-Buchse unterzubringen.

Die Foldback/Stereo-Cue-Ausgänge sind wieder als symmetrische Klinkenbuchsen ausgeführt. Die Stromversorgung läuft über ein externes Netzteil, was für ein so kompaktes Gerät durchaus sinnvoll ist, da es schwierig wäre, ein internes Netzteil unterzubringen, ohne Brummeinstreuungen und/oder thermische Probleme zu verursachen. Der Anschluss erfolgt über einen fünfpoligen XLR-Steckverbinder, von dem eigentlich nur zwei Pins genutzt werden; die fünfpolige Ausführung dient wohl alleine dazu, fatalen Verwechslungen vorzubeugen. Der SiX zieht ordentlich Strom: 3,3 Ampere bei 15 Volt. Aber das lässt sich bei hochwertiger Audiotechnik kaum vermeiden und ist ein Klacks, verglichen mit dem Energieverbrauch eines ausgewachsenen SSL-Pults. Das externe Schaltnetzteil passt sich automatisch der jeweiligen Netzspannung an (100 − 240 Volt).

Praxis

Bei eingehender Betrachtung ist der SSL SiX weit mehr als nur ein »Kleinmischer Deluxe«. Eigentlich ist es eher ein zweikanaliger Channelstrip mit komplexem Monitor-Controller und zusätzlichen Eingängen. Dazu kommen Goodies wie der G-Series Bus Compressor und der LMC. Die Ausstattung mag einem zunächst mager vorkommen; tatsächlich entpuppt sich der 1-Knopf-Channel-Kompressor aber als sehr universell verwendbar. Auch die ultra-simple 2-Band-Klangreglung macht sich in der Praxis sehr gut. Der Bassregler ist ideal positioniert, um den Nahbesprechungseffekt des Mikros zu kompensieren, und der recht tief ansetzende Höhenregler eignet sich sehr gut, um die Obertöne von Stimmen und Instrumenten herauszuarbeiten. Ohnehin ist es nur selten sinnvoll, bereits bei der Aufnahme komplexe EQ-Bearbeitungen vorzunehmen. Denn so manche störende Resonanz geht womöglich gar nicht auf die Quelle zurück, sondern auf den Abhörweg, gerade wenn man mit geschlossenen Kopfhörern arbeitet. Besser also, sich beim Aufnehmen auf breitbandige Korrekturen der Gesamtbalance zu beschränken, und genau dafür ist der Channel EQ ausgelegt. So harmoniert der SiX beispielsweise prächtig mit Bändchenmikros, die meist in den Tiefen etwas entschlackt und in den Höhen aufgefrischt werden müssen. Dabei zeigt sich auch die hohe Qualität der Mikrofonvorstufen, deren Eingangsrauschen von −129 dBu (bei 150 Ohm Quellimpedanz) dem physikalischen Minimum sehr nahekommt.

Das hintere Anschlussfeld ist für diejenigen Anschlüsse, die man üblicherweise fest verkabelt. Die Inserts (plus einige weitere Ausgänge) sind über DB-25-Steckverbinder mit Pinbelegung nach Tascam-Standard zugänglich. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Auch der eingebaute G-Series Bus Compressor kommt mit seinen zwei Reglern fast immer zum erwünschten Ergebnis. Die Regelzeiten sind offenbar gut gewählt. Wer einen transparenten Kompressor sucht, der dem Mix gesteigerte Kohärenz verleiht, wird mit dem im SiX eingebauten Bus Compressor vielleicht glücklicher als mit so manchem der zahlreichen SSL-Clone. Den magischen »Glue« bietet der Summenkompressor des SiX mehr als mancher Nachbau; mangels erweiterter Einstellmöglichkeiten ist er jedoch nicht für jede Anwendung gleichermaßen gut verwendbar. Das betrifft insbesondere sehr basslastige Musik und bewusst übertriebene, effektvolle Kompression − da fehlen ihm einfach die Stellschrauben. Sein Metier ist unauffällige, musikalische Verdichtung. Dank des flexiblen Routings lässt sich der G-Series Bus Compressor auch schon bei Aufnahmen verwenden. Er ist also keineswegs nur auf Mix-Aufgaben abonniert.

Wirklich bestechend ist die Klangqualität. Preamps, EQs, Kompressoren − alle Komponenten arbeiten extrem rauscharm und sauber. Kein Vergleich zu üblichen preisgünstigen Kompaktmixern; der SSL SiX ist schon eine andere Hausnummer bzw. eher eine ganz andere, noblere Wohngegend. Das beschränkt sich nicht nur auf die Audioqualität, sondern schließt Verarbeitung und Haptik mit ein. Die Regler laufen präzise; die Schalter rasten mit einem deutlichen Klicken ein. Der SSL SiX fasst sich an wie ein professionelles Mischpult, nicht wie ein Kompaktmixer der unteren Preiskategorie. Natürlich kann man bei einem Neuprodukt nie sagen, wie langlebig es konstruiert ist; die hochwertige Verarbeitung berechtigt aber zur Hoffnung, dass der SiX seinem Besitzer lange Freude bereiten wird.

Die Routing-Möglichkeiten sind umfangreich und anfangs etwas verwirrend. Hat man aber erst das Konzept begriffen, stellt man immer wieder fest, wie durchdacht der SiX ist. Für praktisch alle denkbaren Anwendungen gibt es eine oder mehrere exzellente Lösungen. Die wichtigsten beschreibt SSL im Manual und in YouTube-Videos. Ideal geeignet ist der SiX für Ein-Mann/Frau-Setups von Singer/Songwriter über Mixing bis hin zu Audio-Post-Production. Auch Szenarios mit mehreren Musikern bzw. mit Musiker und separatem Toningenieur werden sehr gut abgedeckt, denn über die beiden Foldbacks lassen sich separate Kopfhörermischungen anlegen. Allerdings wird man in solchen Fällen einen separaten Kopfhörerverstärker benötigen, denn der SiX hat ja nur einen Phones-Out.

Die EQ-Kurven des SSL SiX: Bei Umschaltung zwischen Bell- und Shelf-Modus verschieben sich die Einsatzfrequenzen. In beiden Fällen setzt das Höhenband recht tief an.

Eine Frage, die sich auftut, ist, mit welchem Audio-Interface man den SSL SiX am sinnvollsten betreibt. In den Anfangszeiten der digitalen Recording-Revolution war es durchaus üblich, einen Kleinmixer als Frontend zu verwenden. Damals waren Audio-Interfaces aber nur Kistchen bzw. Steckkarten mit Line-Anschlüssen. Heute bieten Audio-Interfaces bereits eingebaute Preamps und oft auch die Grundfunktionen eines Monitor-Controllers. Ohne Frage bietet der SSL SiX all das und mehr in deutlich besserer Qualität. Dennoch bringt der SiX den meisten Anwendern kaum neue Funktionalität, sondern er ersetzt das bereits Vorhandene durch Besseres.

Reizvoller wäre der SiX mit einem eingebauten Audio-Interface, sodass man ihn direkt an den Rechner anschließen könnte. Gleichwohl sollte man bedenken, dass die Lebensdauer eines Audio-Interfaces in den seltensten Fällen über 6 bis 8 Jahre hinaus geht. Danach fehlt es meist an der nötigen Treiberunterstützung für die dann aktuellen Betriebssysteme. Auch hat sich in den letzten Jahren die Qualität der verbauten Digitalwandler immer noch hörbar verbessert. Analogtechnik ist dagegen weitgehend ausentwickelt. Das beweist einmal mehr der SSL SiX, der auf Schaltungen beruht, die der Hersteller bereits vor Jahrzehnten entwickelt hat − und die bis heute State of the Art sind!

Fazit

Ich muss zugeben, als ich den SiX in Empfang nahm, dachte ich zunächst: »Hmm, was soll ich damit?« Zwei Wochen später frage ich mich: »Wie soll ich je wieder ohne dieses Teil auskommen?! « Der SiX ist ein durch und durch professionelles Gerät, entwickelt für Anwender, die primär in-the-box arbeiten. Im Grunde ist es weniger ein Mischpult als eine Kombination aus Frontend und Abhör-Controller. Die ersten beiden Kanäle sind voll ausgestattete Recording-Channelstrips mit Preamp, Kompressor und EQ. Zwar sind die Regelmöglichkeiten simpel, aber genauso simpel ist die Bedienung − und in den allermeisten Fällen braucht man gar nicht mehr. Die weiteren Eingänge lassen sich je nach Setup zum Anschluss von DAW, Studioperipherie und/oder Instrumenten nutzen. Luxuriös und raffiniert sind die Routing-Möglichkeiten. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des SiX ist, dass der Nutzer bzw. der Künstler in den Genuss von echtem analogem, d.h. völlig latenzfreiem Monitoring kommt. Das ist insbesondere für Sänger und Sprecher ein echtes Plus, weil man die eigene Stimme im Kopfhörer ohne jene Kammfiltereffekte hört, die bei digitalem Monitoring zwangsläufig auftreten, selbst bei sehr kurzen Latenzen. Der natürliche Monitoring-Sound des SiX beflügelt und kann helfen, die Intonation zu verbessern.

Auch der eingebaute G-Series Bus Compressor weiß zu überzeugen. Trotz eingeschränkter Einstellmöglichkeiten liefert er in den allermeisten Fällen ausgezeichnete Ergebnisse. Sein Sound ist transparent und hat diesen magischen »Glue«, der den Mix zusammenschweißt. Für experimentelle Anwendungen bzw. Effektkompression steht außerdem der Listening Mic Compressor (LMC) zur Verfügung. Insofern deckt der SSL SiX eine sehr weite Palette an Anwendungen ab, die von Singer/Songwriter-Recording über Mixing bis hin zu Audio-Post-Production reicht. Den Preis von knapp 1.400 Euro (Straße) halte ich für absolut angemessen. Das Konzept wirkt durchdacht, die Qualität genügt höchsten Ansprüchen.

+++
hohe Audioqualität
+++
sehr gute Verarbeitung
+++
umfangreiches Routing, integrierter Monitor-Controller
++
drei klassische SSL Kompressordesigns

keine Polarity-Schalter


Hersteller: Solid State Logic

UvP/ Straßenpreis 1.579,− / ca. 1.399,− Euro

www.audiopro.de (Vertrieb)

www.solidstatelogic.com

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Danke für diesen ausgezeichneten Testbericht, sowohl was die “theoretischen” als auch praktischen Hinweise anlangt! Mit jedem Satz nimmt er Fragen (und Antworten) eines Musikers mit bescheidenen technischen Kenntnissen aber ganz unbescheidenen Klang- und Umsetzungswünschen vorweg.
    Für mich blieb nur noch eine Frage offen, nämlich, ob die Preamps tatsächlich mit jenen der Duality (auf der ich einmal kurz aufnehmen durfte) ident sind – abgesehen davon, dass die Duality tatsächlich über zwei getrennte PA-circuits (clean und VHD) verfügt?

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