Boom Bap!

Sound Radix Drum Leveler − Advanced Dynamic Processor im Test

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Dass die Herrschaften von Sound Radix programmieren und tolle Algorithmen zaubern können, haben sie schon mit Plug-ins wie beispielsweise »Surfer EQ« oder »Auto-Align« gezeigt. Nun folgt der nächste Geniestreich, der beim Mischen von Drums beschleunigten Workflow verspricht.

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Der Name »Drum Leveler« ist sehr passend gewählt, denn bei dem Plug-in handelt es sich weder um ein klassisches Gate, noch einen Kompressor. Vielmehr kreierte der Hersteller eine eigenständige Gattung, die sich aus den besten Eigenschaften beider Welten zusammensetzt. Durch eine spezielle Form der Transienten-Erkennung wird das Eingangssignal analysiert und in Abschnitte zerteilt, die man gezielt im Pegel erhöhen oder absenken kann. Das Plug-in unterstützt alle gängigen Schnittstellen auf dem PC und Mac − von AAX, RTAS und AU bis hin zu VST/VST3.

Viele Funktionen bei einfacher Handhabung

Die Parametrisierung ist sehr umfangreich und erschlägt einen anfänglich beinahe, die hervorragende Wellenformanzeige hilft aber, die Einstellungen auch auf optischer Ebene zu überprüfen.

Die Vorgehensweise ähnelt im Grunde der Einstellung eines Noise-Gates. Zusammen mit den beiden Threshold-Reglern wird zuerst der gewünschte Signalanteil im Material eingegrenzt. Bei sehr komplexen Signalen, etwa einem Drum-Loop, kann man noch die Sidechain-Filter beauftragen, um im Beispiel der Snare Drum dem Algorithmus nur den mittleren Frequenzbereich zwischen 200 und 1.000 Hz zuzuführen.

Nun kommt der Regler »Compression« ins Spiel. Komplett nach rechts gedreht wird der zu bearbeitende Materialabschnitt zu 100 Prozent auf das »Target Level« gepegelt. Da man letzteren Parameter frei mit der orangen Linie definieren kann, lassen sich Trommelanschläge gezielt lauter oder leiser fahren. Angehobene Abschnitte erscheinen in der Wellenformanzeige rot, abgesenkte hingegen blau − das alleine stellt schon die unglaubliche Leistungsfähigkeit des Plug-ins dar. Um den Effekt nicht zu übertreiben, kann man den Compression-Wert etwas dezenter, vielleicht bei 30 oder 40 %, ansetzen.

Bei echten Schlagzeugaufnahmen kann man somit Kick oder Snare sehr elegant auf einen konsistenten Pegel bringen − und zwar ohne herkömmliche Kompression. Die Transienten und die allgemeine Hüllkurve der einzelnen Trommelschläge bleiben weitgehend erhalten, ein Effekt, den man mit herkömmlichen Kompressoren oder Expandern kaum erzielen kann.

Insofern ist das Plug-in nicht die erste Wahl, um Attack- und Release-Phasen zu formen, schon gar nicht, um dem Signal mehr Punch und Farbe zu geben. Vielmehr besitzt Drum Leveler fast schon ein Alleinstellungsmerkmal, um perkussive Elemente gezielt und unauffällig herauszuarbeiten und im Pegel zu beeinflussen. Einen Kompressor kann man immer noch dahinter setzen, um mehr Charakter zu generieren.

Durch den hervorragenden DetektionsAlgorithmus lässt sich das Plug-in auch als sehr exaktes Noise-Gate einsetzen. Hier kommen die traditionellen Parameter wie »Gate Range«, »Recovery« und »Hold« zur Geltung. Da Gate-Range nicht nur negative, sondern auch positive Werte hergibt, lässt sich sehr komfortabel eine Upward-Kompression realisieren. So kann man dicke Snares mit viel Sustain zaubern oder, je nach Dauer der Hold-Zeit, sogar dramatische »Reverse«- Effekte erzeugen, die abgesenkte Raum- bzw. Hall-Anteile erst nach einer kurzen Pause einblenden. Super!

Drums lassen sich manchmal so knackig herausstellen, dass der Pegel stark in die Höhe schießt. Ein zuschaltbarer Limiter oder eine Clipping-Funktion hätte sich in der Ausgangssektion bestimmt gut gemacht.

Durch die verschiedenen Stereo-Modi (Dual Mono, Stereo und M/S) kann man zudem den linken und rechten Kanal bzw. das Mitten- und Seitensignal unabhängig voneinander bearbeiten. Zusammen mit der externen Sidechain-Funktionalität eröffnen sich somit nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, die man selber erkunden sollte.

Leistungshungrig!

Wie aber kann Drum-Leveler so exakt arbeiten? Ein Blick unter die Haube zeigt eine saftige Latenz von 2.860 Samples, ein Wert, den sonst nur manche Mastering-Plug-ins für sich beanspruchen. Vermutlich wird dieses große Zeitfenster zur korrekten Analyse benötigt − eine Look-Ahead-Funktion allerdings erscheint nicht auf der GUI und lässt sich somit auch nicht deaktivieren. Die hohe Zeitverzögerung ist somit fix! Da fast alle der heutigen DAWs über eine zuverlässige Latenzkompensation verfügen, ist dieser Faktor während einer Mixing-Session jedoch kaum relevant. Der Einsatz während der Aufnahme oder gar in einer Live-Situation scheidet aber selbstverständlich aus.

Und wie leistungshungrig gibt sich der Spezialist? Zehn Instanzen des Plug-ins setzen die CPU-Anzeige in Cubase 8 (Windows 7, i7- 2600K @ 3,4 GHz, ASIO-Puffer 1.024 Samples) auf 30 %. Die Prozessorlast ist somit definitiv höher als bei DAW-internen Dynamikwerkzeugen, aber hinsichtlich der exquisiten Dienste von Drum Leveler nicht der Rede wert.

Konstanter Pegel ohne Kompression

»Drum Leveler« beherrscht einzigartige Dynamik-Tricks, um Drum-Spuren in der Lautstärke auszugleichen. So schafft man optimale Voraussetzungen für die klanggestalterische Bearbeitung von Attacks und Färbung, was dann auf klassische Weise mit anderen Dynamik-Tools erfolgen kann.

Fazit

Beeindruckend, wie es Sound Radix schafft, herkömmliche Studio-Tools wie Kompressor oder Expander mit seinem frischen Konzept zu beleben. Dabei soll Drum Leveler keineswegs alte Klassiker ersetzen, sondern als praktischer Helfer dienen, wenn man mit den bisherigen Methoden nicht zum gewünschten Ergebnis kommt.

Durch den ausgereiften Detektions- Algorithmus ist eine sehr exakte Bearbeitung der einzelnen Trommelschläge oder allgemein perkussivem Material möglich, ohne den Hüllkurvenverlauf zu beeinträchtigen. Die umfangreiche Parametrisierung, gerade hinsichtlich der Zeitkonstanten, erlaubt zudem Effekttricks, die sich mit keinem anderen Plug-in so schnell nachahmen lassen.

Mit knapp 140 Euro schlägt Drum Leveler nicht gerade dezent zu Buche, aber da es momentan kein vergleichbares Konkurrenzprodukt gibt, ist der Preis absolut gerechtfertigt.

+++ interessantes Konzept

+++ detaillierte Dynamikbearbeitung möglich

+++ individuelle Filter-Optionen des Detektorsignals

+++ M/S-Option

++ einzigartige Effektbearbeitung


 

Drum Leveler

Hersteller

Sound Radix

Downloadpreis

ca. 149,— Euro

www.soundradix.com

Kommentar zu diesem Artikel

  1. would like to try it out

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