Offen oder nicht?

Kopfhörer von beyerdynamic DT 700 Pro X und DT 900 Pro X im Test

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Seit Jahrzehnten gehört Beyerdynamic aus Heilbronn zu den etablierten Namen im Bereich der professionellen Audiotechnik. Kopfhörer gehören dabei zu den Kernprodukten. Wir werfen einen Blick auf die Pro-X-Modelle und die neue Möglichkeit, den DT 700 Pro X und DT 900 Pro X optional nun auch mit USB-C und Lightning zu betreiben.

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Der offene DT 900 Pro X und der geschlossene DT 700 Pro X ordnen sich als kabelgebundene Over-Ear-Modelle in den Studiobereich ein. Der Hersteller platziert die hierzulande produzierten Kopfhörer zwischen den Modellen DT 770 Pro/DT 990 Pro und den teureren DT 1770 Pro/DT 1990 Pro. Die Optik folgt der DT-Serie, löst bestimmte Konstruktionsmerkmale aber leicht anders. Auf mich wirken die Pro-X-Modelle dabei etwas eleganter, was unter anderem am mattschwarzen Kunststoff liegt. Die Verarbeitung ist überzeugend und dürfte auf Dauer Freude bereiten. Dafür sorgt auch die Möglichkeit, nahezu fast alle Komponenten der Kopfhörer tauschen zu können.

Kernstück beider Modelle sind die dynamischen 45-mm-Vollbereichstreiber Stellar.45, die einen Frequenzgang von 5 bis 45.000 Hz liefern sollen. Sie arbeiten mit kräftigen Neodym-Magneten und einer abgestimmten Schwingspule. Die Membran ist dreilagig mit integrierter Dämpfungsschicht. Gegenüber DT 770 Pro/DT 990 Pro liefert der Treiber geringere Verzerrungen, einen erweiterten Hochtonbereich und leicht erhöhten Kennschalldruckpegel von 100 dB (bei 1 mW/ 500 Hz). Zudem wurde die Nennimpedanz auf einen Wert von circa 50 Ohm gebracht, weshalb sie sich besser für leistungsschwache Kopfhörerverstärker eignen, die sich etwa in Laptops und Smartphones finden.

Zum Lieferumfang gehört ein Transportbeutel sowie zwei gerade Anschlusskabel (1,8 und 3 m), die in 3,5-mm-Klinkenstecker münden. Hinzu kommen vergoldete Schraubadapter auf das 6,3-mm-Format. Die Kabel sind einseitig links am Kopfhörer über einen Mini-XLR-Stecker befestigt und jederzeit austauschbar. An dieser Stelle kommen die neuen Kabel-Kits ins Spiel.

Mitgeliefert werden zwei Kabel mit 3,5-mm-Klinkensteckern sowie ein vergoldeter Adapter auf 6,3-mm-Klinkenstecker.

Funktionszuwachs über Kabel-Kits. Über die optionalen Anschlusskabel mit Lightning- und USB-C-Schnittstellen bietet sich nunmehr eine direkte Anschlussmöglichkeit der Testgeräte sowie DT 1770 Pro und DT 1990 Pro an Computer und Smartphones. Die Kabel haben eine Länge von 1,6 Meter und schlagen jeweils mit 89 Euro zu Buche. Sie bergen einen Stereo D/A-Wandler (Apple 2M), der mit einer Auflösung von 24 Bit und 48 kHz arbeitet. Darüber hinaus wurden eine Fernbedienung mit drei Tasten zur Lautstärke- und Funktionssteuerung sowie ein Kondensatormikrofon für Telefonate integriert. So wird der Kopfhörer im Nu deutlich vielseitiger!

Praxis

Dank des gerastert längenverstellbaren, gepolsterten Kopfbandes, einer Federstahl-Bügelkonstruktion sowie der mit weichem Velours versehenen Polster aus Memoryschaumstoff der beweglichen, aber nicht rotierbaren Hörmuscheln sitzen die Kopfhörer sicher, selbst bei abrupten Bewegungen. Der Sitz ist bequem und recht straff, fühlt sich für mich aber erst bei längeren Sitzungen leicht störend an. Das Gewicht von 345 bis 350 Gramm ist keine Belastung.

Durch die offene und geschlossene Konstruktion ergeben sich unterschiedlichen Anwendungsszenarien: Der DT 900 Pro X eignet sich insbesondere für Mischungen und das Mastering. Hingegen hat der DT 700 Pro X sein bevorzugtes Zuhause im Aufnahmeraum und überall dort, wo wenig Schall nach außen dringen und die Isolation von der Umgebung hoch ausfallen soll, etwa bei Arbeiten im Heimstudio und im Mobileinsatz.

Für 89 Euro kann man optional ein 1,6 m langes Anschlusskabel inkl. Fernbedienung mit Lightning- oder USB-C-Stecker erwerben – hier im Bild die USB-C-Variante. 

Klang

Der DT 900 Pro X tönt eher schlank und verzichtet auf die im Konsumentenbereich oftmals gängige Bassbetonung. Somit agiert er straff, reproduziert aber dennoch auch wirklich tiefe Töne. Für meine Begriffe benötigt er für ein überzeugendes, druckvolles Klangerlebnis, aber auch einen höheren Hörpegel, den beide Modelle bequem und verzerrungsarm liefern können. Auch der DT 700 Pro X tönt schlank, aber im Direktvergleich leicht kräftiger im Bass. Tiefbass ist auch hier hörbar, gelingt aber weniger definiert.

In den Mittenfrequenzen liefern beide Modelle eine eher neutral-kühle Grundfärbung. Stimmen und Instrumente werden klar konturiert. Akustische Instrumente, Jazz-Ensembles und ganze Orchester klingen stimmig, mit Nähe, Raum und nachvollziehbarer guter Dynamik. Der Unterschied zwischen leisen und Forte-Passagen ist klar gestaffelt. Und auch im Rockbereich mit verzerrten Gitarren, die insbesondere unterschiedliche Mittenspektren besetzen, klingt es zumeist stimmig mit guter Bewertbarkeit.

Der Höhenbereich ist offen, was den Kopfhörern einen analytischen Charakter verleiht. Dabei werden viele Details hörbar, wie etwa Transienten, Sprachverständlichkeit, Dopplungen und Hall-Effekte. Auch das Stereopanorama fällt differenziert aus und offenbart sicher die Positionen der einzelnen Instrumente einschließlich zugehöriger Bewegungen.

Offenen Kopfhörern sagt man oft einen »luftigeren« Klang nach, weil die rückwärtige Membranbewegung nicht gegen ein eingeschlossenes Luftpolster arbeiten muss. So klingt der DT 700 Pro X zwar grundsätzlich ebenfalls offen, im Vergleich aber etwas »topfiger«.

In beiden Modellen höre ich in den Hochmitten/Höhen eine gewisse Überbetonung, die die Beurteilungsgrenze zur Härte leicht nach oben verschiebt. Das erfordert eine Einarbeitung, damit grenzwertige Mischungen nicht über das Ziel hinausschießen. Subjektiv habe ich den Eindruck, dass die Höhenbetonung im DT 700 Pro X etwas ausgeprägter ist. Auch bei der räumlichen Abbildung ist er konstruktionsbedingt gegenüber seinem offenen Bruder leicht unterlegen, dafür hat er im Aufnahmeraum die bessere Isolierung in beide Richtungen. Der DT 700 Pro X ist somit für mich zwar nicht der Klangsieger, aber für mobile Arbeitssituationen oftmals die bessere Wahl.

Fazit

Beyerdynamik platziert mit dem DT 900 Pro X und DT 700 Pro X zwei Kopfhörer in einem attraktiven Preissegment, die bestens verarbeitet, nahezu vollständig zu warten und grundsätzlich für den Studioeinsatz konzipiert sind. Der offene DT 900 Pro X empfiehlt sich für tontechnische Arbeiten wie Editierungen und Mischungen, während der geschlossene DT 700 Pro X den Fokus auf die Isolierung von der Umgebung legt.

Beide Kopfhörer sind keine Schönfärber, sondern agieren analytisch mit hoher Detailauflösung. Dennoch sind die Konstruktionen nicht völlig neutral, sondern weisen eine Überbetonung in den Hochmitten/Höhen auf. Kombiniert mit dem eher sachlichen Klangbild der DT-Produktserie, sind sie damit auch eine Geschmackssache: Nach oben offenbaren sich viele Details, aber gegebenenfalls auch Härten, während der Bass eher schlank wirkt. Der Preis für die gebotene Leistung ist attraktiv.

Zu begrüßen ist der mögliche Mehrwert über die optionalen Kabel-Kits. Für 89 Euro ermöglichen diese den direkten Anschluss an Rechner, Smartphone und Tablets. Beide Kopfhörer werden so für den mobilen Musikgenuss oder Büroarbeiten am Rechner nutzbar sowie per Fernsteuerung mit der Möglichkeit zu Telefonaten ausgestattet.

Hersteller: beyerdynamic

UvP/Straßenpreise
DT 700 Pro X: 248,– Euro / ca. 225,– Euro
DT 900 Pro X: 248,– Euro / ca. 225,– Euro

Internet: www.beyerdynamic.de

Unsere Meinung:
+++ erstklassige Verarbeitung
++ gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
+ optional Kabel-Kits in den Formaten USB-C und Lightning
– Höhenbetonung

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die DT990 Pro sind für mich nach wie vor DIE Kopfhörer. Natürlich sind abnehmbare Miniklinkenstecker cool, aber ich bin super zufrieden mit dem älteren Modell. Ich habe zwischendurch die Polster auswechseln müssen, die relativ einfach zu bestellen waren und das zu einem vernünftigen Preis. Eine Nachhaltigkeit, die die Airpods von Apple nicht in Ansätzen bieten können.

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  2. Super Kopfhörer
    Habe die Vorgänger
    Und würde wieder kaufen
    Werde mal die neuen Testen Einfach super an meinen Selbst Gebauten Verstärker mit Röhren

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  3. DT 900 Pro X sind aktuell meine absolut liebsten Studiokopfhörer bei Mix und Mastering von klassischer Orchestermusik etc.
    Habe lange nicht so gute Kopfhörer getroffen, meine AKG können da nicht mit.

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