Sphärisch bewegende Klangwelten

Interessante neue Sample-Libraries

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2023 hat nicht nur mit vielen neuen Percussion-Libraries gestartet. Auch die anderen Genres wurden mit frischen und hörenswerten Sample-Klängen versorgt.

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Sonuscore – Nordic Spheres „kreative Klangwelten mit frostiger Note für den flexiblen Einsatz“

Die neueste Textur-Library aus dem Hause Sonuscore ist in Zusammenarbeit mit „Pole Position Production“ aus Schweden entstanden, einer Firma, die sich in der Vergangenheit bereits ausgiebig mit Sounddesign und Field Recordings beschäftigt hat. Es ist die erste gemeinsame Library und diese verschreibt sich sehr passend der nordischen Klangästhetik. Aus einer geschickten Mischung von gesampelten tonalen Quellen, perkussiven Klängen, tonalen und atonalen Soundeffekten, Particles, Sustains und ganz viel granularer Synthese entstehen die sphärischen Welten, die dann virtuos mit dem Mod-Wheel geformt werden können. Die Klangquellen reichen von einem Frauenchor über synthetische Bässe bis hin zu zerbrechendem Eis und Metallschrott. Auch wenn man es nicht direkt vermutet – das kann wunderbar zusammen klingen.

Nordic Spheres ordnet die daraus entstandenen Klänge in drei sich auch überschneidende Kategorien: Spheres, Pulses und Animated.

Die Sphären bieten – wie zu erwarten ist – eher flächige Welten, die zum Teil subtil daher kommen oder manchmal bereits ganze Geschichten erzählen. Die Pulse bleiben oft auch flächig, haben aber teils subtil-hintergründig pulsierende Elemente. Die Kategorie „Animated“ enthält die komplexesten Kreationen, die alle Möglichkeiten der Library kombinieren.

Allen Patches gemein ist die Engine des Instruments, die den Klang aus bis zu vier Quellen gleichzeitig entstehen lassen kann. Alle Slots können einzeln bearbeitet, Solo oder Mute geschaltet und moduliert werden. Die im Interface oben angeordneten Slots beherbergen die neue und sehr solide Granular-Engine, unten finden sich zwei Arp-Engines (bzw. Envelope). Beide Ebenen haben sowohl wiederkehrende Optionen (z. B. Effekte wie EQ, Sättigung und Chorus), aber auch spezifische Einstellmöglichkeiten (z. B. Grain-Größe, Stutter oder Envelope). Global lassen sich dann Einstellungen für Pan und im Mixer für den Hall- und Delay-Anteil finden, nebst einer Master-Sektion mit dem IR-Hall und den dazugehörigen individuellen IRs. Zentrales Element der Klanggestaltung ist die „Motion-Engine“, die man beinahe überall in den Einstellungen findet. Die damit gesteuerten und per Controller geregelten Werte ermöglichen komplexe Veränderungen im Sound. Dabei lassen sich per „Reverse“ verschiedene Parameter auch gegenläufig kontrollieren und lebendige Klangverläufe erstellen. Teilweise sind die Klangwände schon sehr mächtig, können aber vielfältig angepasst werden und ggf. ganze Layer mit einem Klick aus dem Sound genommen werden. 170 Presets liegen dem Instrument bei, die optional bequem per NKS in Komplete Kontrol durchgesucht werden können. Alternativ geht natürlich auch der gut sortierte und getaggte interne Preset-Browser.

Vielleicht nur ein Gimmick, aber trotzdem sehr ansehnlich sind die passenden Animationen zu jedem Layer, die synchron zum Spielen aufleuchten und den jeweiligen Klangcharakter unterstreichen.

Toll kombinierbar ist die Library mit den hauseigenen „Time Textures“ für noch vollere und komplexe Klangwelten oder auch mit dem schönen Chroma Grand Piano. Neben den Klavierklängen verschmelzen die zusätzlichen Grains wunderschön mit den nordischen Sphären.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass die thematisch ähnlich angelegten „Strings of Winter” von Sonuscore auch gut harmonieren müssten. Das hat sich aber für mich nicht direkt eingestellt, aber das ist ja auch Geschmackssache. Die Streicher von „Albion Tundra“ (Spitfire Audio) beispielsweise fügen sich für meinen Geschmack auf Anhieb besser ein. Insgesamt ist die Library sehr inspirierend, geht über die sphärischen Texturen weit hinaus und lässt sich dadurch vielseitig einsetzen. Dabei lohnt es häufig sowohl die tiefen Oktaven als auch das hohe Klangspektrum der Patches zu erkunden.

Hersteller: Sonuscore 

Plattform: Kontakt Player 6.7.1

Preis / Größe: 199 € / 3,6 GB

Besonderheiten: teils klanggewaltige Texturen, manchmal mit hoher CPU-Last, schöne, sich lange entwickelnde Welten


Noon Instruments – Toska „Debut aus London mit gefühlvollen und hintergründigen Klängen“

Beim Recherchieren zu den Nordic Spheres bin ich erneut über Toska gestolpert, das mir schon vorher aufgefallen war. Auch diese Library will mit atmosphärischen und sich entwickelnden Klängen aus mehreren Layern aufwarten und fällt dazu noch durch sein schönes wie effektives GUI auf. Die mitgelieferten Presets werden in drei Gruppen sortiert. Die 83 Patches der „Instruments“ sind hauptsächlich flächige, bearbeitete Sounds, die bereits beim Erstellen der Samples mit vielen feinfühligen Modulationen und „Zerbrechlichkeit“ versehen wurden. Es finden sich aber auch viele Retro-Synth-Sounds darunter, die beispielsweise als Leads taugen. Die 27 Patches der „Relics“ bedienen mehr die warme Klangpalette mit saturierten Sounds, die durch Re-recording auf Tape entstanden und anschließend relativ „roh“ in die Engine gewandert sind. Beide Kategorien bilden damit die Grundlage der 57 „Curated Presets“, die dann die volle Gestaltungskraft von Toska verwenden.

Diese besteht zum einen aus den vier prominenten und farbenfrohen Reglern, die den Charakter der Sounds maßgeblich beeinflussen (optional auch per MIDI CC). Im Einzelnen verbergen sich hinter „Warmth“ eine nicht lineare Bandsättigung und „Strength“ simuliert übersteuerte Röhrenschaltreise und fügt so harmonische Verzerrung hinzu. „Width“ kümmert sich um die Stereobreite des Signals und „Wash“ lässt der „Micro-Delay“ den Sound Hall-artig verdichten. Diese vier Regler geben einem schon viel kreativen Gestaltungsraum.

Tiefergehende Optionen finden sich in den Untermenüs „Form“, „Absorb“, „Reflect“ und „Pulse“ mit ihren jeweiligen Settings.

Hinter „Form“ verbergen sich die Parameter für den Amp und die Filter samt deren Envelopes und ein EQ. „Absorb“ kümmert sich um den Mirco-Delay und dessen vier Modi „Haze“, „Fog“, „Mist“ und „Gloom“, die einzeln oder kombiniert anteilig in den Signalweg geroutet werden können. „Reflect“ versammelt alle Hall-Einstellungen. Auch hier gibt es vier Modi, die gemischt und einzeln modifiziert werden können (Space, Hall, Room, Plate). „Pulse“ zu guter Letzt biete zwei identische LFOs, die das Signal flexibel zum Pulsieren bringen und epischen Pads in treibende Elemente verwandeln. Alle Parameter lassen sich per MIDI-Learn-Funktion auch auf einen Controller legen.

Die Klangwelt von Toska ist vielseitig und gefühlvoll, manchmal etwas dunkel. Die sich über lange Strecken entwickelnden Flächen sind vielfach sehr inspirierend und gleichzeitig effektiv – man muss ihnen nur Zeit lassen. Das nächste Instrument ist laut Hersteller bereits in Arbeit – mehr wurde aber noch nicht verraten.

Hersteller: Noon Instruments

Plattform: Kontakt Player 6.4.2

Preis / Größe: 89£ / 7 GB

Besonderheiten: NKS, schönes Interface mit kreativen Spielmöglichkeiten, flexibel einsetzbar


Spitfire Audio – Colossus (Update)

Kurzer Nachtrag zu dem Artikel über die epische Sample Library „Colossus“.

In meinem Artikel hatte ich im Fazit geschrieben, dass die Library einen etwas unvollständigen Eindruck auf mich gemacht hat. Dies schien auch Spitfire Audio so gesehen zu haben und hat bereits kurz nach der Veröffentlichung ein massives Update für alle Nutzer kostenfrei veröffentlicht. Der über 30 GB große Download liefert u. a. die vermisste eDNA-Engine mit ihren zahlreichen Sounddesign-Optionen nach und ergänzt zusätzlich auch noch die komplette Klangwelt eines EVO-Grids. Das erweitert die Möglichkeiten mit der Library um viele tolle Sounds und Optionen! Weiterhin werden fünf neue „Warps“ mitgeliefert, die auf die schönen Namen „ Ignite, Harbinger, ReFlux, Corruptor und Haze“ hören.

Außerdem gibt es eine hilfreiche Option, den Ressourcen-Hunger des Plugins mit der Eco-Load-Funktion etwas im Zaum zu halten.

Langsam wird das Bild rund und Colossus mausert sich mit diesem Update zu einem Albion, das den Vergleich mit seinen Vorgängern nicht scheuen muss. Der Albion-typische Bereich mit den kreativen Loops fehlt zwar noch weitgehend, aber dafür gibt es viele andere neue Sounds zu entdecken.

https://www.spitfireaudio.com/albion-colossus?

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