Als Pedal? Echt jetzt?

Empress Effects Zoia – Bodentreter-Modularsynth im Test

Anzeige

Empress Effects hat mit ZOIA ein Pedal auf den Markt gebracht, das ungewöhnlicher nicht sein könnte. Doch lässt es sich im Alltag auch gut damit arbeiten?

Anzeige

Nach dem Frühstück, es muss Herbst letzten Jahres gewesen sein, schnappe ich mir wie so oft mein Handy und scrolle durch den Newsfeed auf Facebook und Instagram. Wie üblich ist er voll mit Fotos und Videos mit Modular-Synthesizern, kurzen Jam-Sessions, Gear-News und gelegentlichen Gruppenposts. Da sticht mir ein Foto besonders ins Auge. Es zeigt eine kleine schwarze Kiste, die auf den ersten Blick wie ein Gitarrenpedal aussieht, aber mit ihren 44 leuchtenden Gummitasten dann doch sehr ungewöhnlich anmutet. Meine Neugierde ist schnell geweckt, ich rufe die Herstellerseite von Empress Effects auf und lese dort: »ZOIA ist ein modularer Synthesizer in Form eines Pedals. Mithilfe von über 80 Modulen kann man sich eigene Effekte, Synthesizer, MIDI-Controller und virtuelle Pedalboards bauen.«

Wow! Hab ich das gerade richtig gelesen? Als Besitzerin eines Eurorack-Synthesizers seit nun bald 10 Jahren finde ich das ja beinahe unglaublich, aber in jedem Fall extrem spannend und mutig zugleich. Ich frage mich, ob das auf so kleinem Raum denn überhaupt Spaß machen kann?

Und, wie ist es so?

Als ich das Paket von Empress Effects endlich in den Händen halte, freue ich mich wie ein kleines Kind, es endlich anzuschließen. Ich nehme es aus der Verpackung und bin überrascht, dass ZOIA sogar noch kleiner ist, als ich ursprünglich vermutet hatte. Die Verarbeitung des schwarzen Gehäuses wirkt sehr wertig und robust, so auch seine drei Fußtaster, das silberne Scrollrad mit Push-Funktion, das kleine OLED-Display mit seinen vier Menütasten darunter und den 5 x 8 Tasten, die rechts daneben angeordnet sind. Rückseitig befinden sich noch jeweils zwei Audio-Input- und -Output-Buchsen im 6,3-mm-Klinkenformat, ein Netzteilanschluss, ein MIDI-In- und -Out-Port in kleiner Klinke, ein Micro-SD-Slot und ein Control-Port, um beispielsweise ein externes Fußpedal anschließen zu können.

Nachdem ich ZOIA an den Strom angeschlossen habe – ein Netzteil liegt übrigens leider nicht bei –, bootet es und lädt das erste Preset oder besser gesagt den ersten »Patch« hoch, wie er hier genannt wird. Es ist wirklich sehr schön anzusehen mit seinen bunt leuchtenden Gummitasten und erinnert mich ein wenig an Tetris.

Ran an den Patch! Ich habe mir vorab schon mal das Manual reingezogen und mache mich nun gleich an meinen ersten eigenen Patch. Da ich als Erstes ein externes Audiosignal klassisch durch ein paar Effekte jagen möchte, muss ich mir dafür erstmal einen Audio-Input anlegen, es im nächsten Schritt mit den Effekt-Modulen meiner Wahl verbinden und anschließend alles zu einem Audio-Output schicken.

Das klingt in der Theorie allerdings komplizierter, als es ist, es macht sogar richtig Spaß. Ich drücke die erste Taste links oben, woraufhin auf dem Display der Text »Select Category« mit den fünf darunter aufgeführten Auswahlmöglichkeiten erscheint: Interface, Audio, Control, Analysis und Effect Modules. Ich klicke auf „Interface Modules“ und anschließend auf „Audio Input“. Soweit so gut. Im nächsten Schritt kann ich unter anderem noch die Farbe der Tasten ändern, sowie die Anzahl der Kanäle angeben. Da ich aktuell mit einem Monosignal arbeite, wähle ich »Left« und klicke anschließend auf »Done«, das Modul ist angelegt. Es leuchtet nun ein Taster stellvertretend für meinen Audioeingang auf, der auch sofort zu flackern anfängt, sobald ein Audiosignal anliegt.

Als Nächstes lege ich mir nach dem gleichen Prinzip einen Audioausgang an, dieses Mal in Stereo mit der Option »Gain Control« aktiviert, und klicke anschließend wieder auf »Done«. Das neue Modul belegt jetzt drei nebeneinander liegende Tasten, zwei für den linken und rechten Audioausgang, und eine, um den Output-Gain editieren zu können. Je nach Komplexität belegen die Module also mehr oder weniger Tasten, so vermeidet man tiefe Menüführungen und kommt schneller an alle Funktionen ran, praktisch!

Und welches Effektmodul lege ich mir nun an? Ich scrolle durch die Liste und entschließe mich für »Delay w/mod«, das satte acht Tasten mit Funktionen wie »Audio In«, »Delay Time«, »Feedback« und »Mod Rate« belegt, diesmal habe ich mir die Farbe Magenta ausgesucht. Jetzt möchte ich aber auch endlich etwas hören. Dazu muss ich die Module, wie auch bei einem Eurorack-Synthesizer, erst einmal miteinander verbinden. Ich drücke gleichzeitig sowohl die »Audio Input« als auch die »Delay w/Mod Audio In«-Taste, und schon sind die zwei Module miteinander verbunden, juhu! Das geht ja wirklich schnell. Jetzt verbinde ich nach demselben Prinzip noch die Outputs des Delays mit dem Stereoausgang des Pedals, und schon höre ich mein Signal. Und damit hat man eigentlich auch schon das ganze Patch-Prinzip verstanden: Module anlegen, miteinander verbinden und loslegen.

Intuitiv und inspirierend gestaltet sich das Handling des ZOIA. Drückt man zum Beispiel auf eine Taste, die bereits mit einer anderen verbunden ist, leuchten beide automatisch hell auf, damit man nicht lange nach dem Gegenpart suchen muss. Man kann Verbindungen auch recht simpel wieder löschen, parallele Signalwege herstellen, Module nachträglich auf einen anderen Platz verschieben sowie alle Parameter der Module beliebig verändern. Und sollten einem die 40 Tasten der ersten Seite nicht ausreichen, kann man sich auf insgesamt sage und schreibe 64 Seiten austoben, um seinen wildesten Patch Fantasien freien Lauf zu lassen. Irre!

Spannend wird es sowieso erst so richtig, wenn man anfängt, sich Patches mit Sequenzern zu bauen, Loopern, Granular-Modulen, LFOs, Envelope Followern und was das Gerät sonst noch alles hergibt. Die Liste an Modulen wächst stetig, ebenso wie die Liste an Patches von der Community, die man sich im Netz herunterladen kann.

Die kleine Wunderkiste von Empress Effects ist schön anzusehen und hat auch klanglich einiges drauf.

Fazit

Wer gerne experimentiert, dem kann ich ZOIA nur wärmstens empfehlen. Ich bin auf jeden Fall ziemlich hin und weg von dem Gerät! Zum einen klingen die Effekte wie erwartet fantastisch, darüber hinaus macht es unheimlich Spaß, sich einen Patch zu bauen – wie kompliziert, wild oder simpel er sein soll, kann man selbst bestimmen. Empress Effects legt sogar noch eine Schippe drauf und veröffentlicht bald eine Eurorack-Version des Pedals, die man mit einem entsprechenden Gehäuse ebenso als Desktop-Version nutzen kann.

ZOIA lädt zum Forschen und Kreativ-Werden ein, und das Ganze auf eine sehr schnelle und intuitive Art und Weise, inklusive leichtem Tetris-Feeling. Chapeau!


Hersteller/Vertrieb: Empress Effects
Internet: www.empresseffects.com
Preis: 548,– Euro

Unsere Meinung:
+ toller Klang
+ innovatives Konzept
+ lädt zum Experimentieren ein
– Ein Software-Editor wäre für aufwendigere Patches sinnvoll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.