Lauschangriff

Das richtige Studio-Mikrofon an der Bassdrum – 44 Mikrofone im Klangvergleich

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Für die Abnahme der Bassdrum haben die meisten Mikrofonhersteller entsprechende Lösungen im Programm. Die Mikrofone sind meist sehr stabil ausgeführt und die Kapsel verträgt den hohen Schalldruck, welchen eine Bassdrum bei starkem Anschlag erzeugt. Aufgrund der vielen Lösungen standen uns 44 Mikrofone verschiedener Hersteller und diverser Bauarten für unseren Mikrofonvergleich zur Verfügung. Für den Klangvergleich gruppieren wir die unterschiedlichen Bauarten, so dass die Beispiele eines Mikrofontyps untereinander vergleichen werden können.

Hier geht es zum Vergleich von 36 Mikrofonen an den Toms.

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Aufmacher-Bass-Drum-Vergleich
(Bild: Stephan Lembke)

Die Bassdrum oder auch Kickdrum weist mehrere Aspekte auf, die für den Klang entscheidend sind. Dabei gibt es tief im Frequenzbereich den „Druck“, der so tief ist, dass dieser nicht mehr als Ton wahrgenommen wird. Darüber befindet sich dann der eigentliche Grundton der Trommel, der je nach Stimmung auch sehr tief sein kann (z.B. 60Hz). Die Trommel weist in den unteren Mitten (z.B. 160Hz) meist ihre Resonanzfrequenz auf, was jedoch auch von der Stimmung und der Trommelgröße abhängig ist. Der Anschlag des Schlägels befindet sich in den oberen Mitten zwischen 3 und 6kHz, wobei der Klang vom Material des Schlägels abhängt (je härter, desto höher). Die Stimmung und Beschaffenheit des Schlagzeugs nimmt somit schon einen großen Einfluss auf den Klang und wir können diesen durch die Mikrofonwahl lediglich unterschiedlich betonen.

Bei den Aufnahmen wurden vorhandene Einstellmöglichkeiten bei allen Mikrofonen in neutraler Stellung belassen. Die Positionierung war ebenfalls gleich, wobei viele Mikrofone sowohl im Innern als auch außen vor der Bassdrum eingesetzt wurden. Alle Beispiele wurden im Gotteswegstudio A in Köln über den sehr transparent klingenden Millennia HV-3R Mikrofonvorverstärker aufgezeichnet, den wir für alle Mikrofon-Vergleichssessions verwenden. Um ein genaueres Bild der Aufnahmesession zu bekommen empfehle ich euch den Drum-Recording Artikel in der aktuellen Ausgabe von Sound & Recording.

In der Bassdrum

Beginnen wir mit dem Klangvergleich der Mikrofone in der Bassdrum. Hier unterscheiden wir die Mikrofone je nach Bauart und unterteilen in dynamische Mikrofone, Kondensatormikrofone und Grenzflächen. Die Gruppe der dynamischen Mikrofone ist allerdings die Größte, da viele Kondensatormikrofone aufgrund des hohen Schalldrucks in einer Bassdrum verzerren würden oder zu sogar zu Schaden kommen können.

Dynamische Mikrofone – Kick In

Klangbeispiele:

Kondensatormikrofone – Kick In

Klangbeispiele:

Grenzflächen – Kick In

Klangbeispiele:

Außen vor der Bassdrum

Die zweite Position für den Mikrofonvergleich wurde außen vor der Bassdrum gewählt. Hier kommen neben dynamischen Mikrofonen häufig auch Kondensatormikrofone zum Einsatz, da der Schalldruck vor dem Resonanzfell schon um einiges geringer ist als innerhalb der Trommel. Zudem können auch Bändchenmikrofone eingesetzt werden, die aufgrund ihrer Mechanik dem Windzug in der Bassdrum nicht standhalten würden. Es gibt also die Unterteilung in dynamische Mikrofone, Kondensatormikrofone und Bändchenmikrofone.

Dynamische Mikrofone – Kick Out

Klangbeispiele

Kondensatormikrofone – Kick Out

Klangbeispiele:

Bändchenmikrofone – Kick Out

Klangbeispiele:

Die Top-5 der Session 

Die folgende Liste stellt Mikrofone vor, die uns während der Session besonders aufgefallen sind. In unsere Top-5 haben es diese Mikrofone geschafft:

AEA R84 (oben): Das Bändchenmikrofon (oben) weist einen sehr bassigen Klang auf und ist genau das, was einem Mikrofon in der Kickdrum gut zugemischt werden kann. Die Übersprechungen der anderen Trommeln und auch die Becken halten sich sehr in Grenzen. So muss kein Tunnel zur weiteren Dämpfung vor die Bassdrum gebaut werden.
Audix D6 (oben): Metall- und moderner Rocksound bis zum Abwinken! Das D6 überzeugt uns mit extremem Attack und sattem Bass, was durch den stark „verbogenen“ Frequenzgang erzeugt wird. Für die Singer-Songwriter Platte sollte man allerdings besser auf andere Mikrofone zurückgreifen.
Beyerdynamic TGD71C: Die Grenzfläche zeichnet sich durch einen recht ausgeglichenen Klang aus. Weder der Bassbereich, noch der Anschlag sind stark überbetont und auch die Übersprechung der restlichen Instrumente des Drumkits klingen gut und überwiegen nicht zu stark.
DPA 4011C (rechts): Das Kleinmembranmikrofon macht außen vor der Bassdrum eine sehr gute Figur. Das Bass klingt voll und selbst tiefste Frequenzen werden ausgezeichnet übertragen. Wer hätte gedacht, dass ein Kleinmembranmikrofon vor der Bassdrum so gut funktioniert? Eine der größten Überraschungen für uns an der Bassdrum.
Electro-Voice RE20 (oben): Der Klassiker aus dem Broadcasting-Bereich funktioniert sehr gut in der Bassdrum. Der Klang ist sehr natürlich und die Übertragung wirkt sehr druckvoll.

Auch wenn wir eine Top-5 Liste erstellt haben, sollte eure Mikrofonwahl auf keinen Fall so stark eingegrenzt werden. Allein die Auswahl von nur fünf Mikrofonen fiel ungemein schwer, da die Mikrofone innerhalb und außerhalb der Bassdrum teilweise sehr unterschiedlich reagieren und die Bewertung damit sehr verschieden ausfallen kann. Es ist nicht so, dass diese Mikrofone uneingeschränkt für jeden Stil und jede Situation empfehlenswert sind, aber genau dafür gibt es unseren Lauschangriff. Bildet euch mit Hilfe der Klangbeispiele selbst eine Meinung zu den Mikrofonen und probiert eure Favoriten nach Möglichkeit mal aus. Neben dem Klang sind nämlich auch deutliche Unterschiede im Handling, in der Verarbeitung und beim mitgelieferten Zubehör festzustellen. Diese Aspekte sollten je nach Einsatzbereich nicht außer Acht gelassen werden. Dazu kommt natürlich, dass wir nur ein Schlagzeug, mit einer Stimmung und in einem bestimmten Aufnahmeraum zur Verfügung hatten und sich die Mikrofone je nach Situation sehr unterschiedlich verhalten können. Ausprobieren und Erfahrung sammeln ist hier die Devise! Zumindest solltet ihr durch unsere Klangbeispiele schon eine grobe Richtung bekommen können.


Tom_Floortom_Miktek_PM10_Beyerdynamic_M88_Sennheiser_e602_SLembke (1024x683)
(Bild: Stephan Lembke)

Hier geht es zum Vergleich von 36 Mikrofonen an den Toms.


Sound&Recording-Podcast – #01 – Die Anfänge der Musikproduktion in der DAW

In der ersten Episode unseres Sound&Recording-Podcasts nimmt uns Hans-Martin Buff mit in eine Zeit, in der das Aufnehmen von Musik im Rechner und der DAW gerade erst begann. Hans-Martin erzählt uns, wie und wo er diese Phase erlebt hat, was früher besser oder auch schlechter war, und dokumentiert, wie sich sein Setup und seine Herangehensweise über die Jahre hinweg mit der Digitalisierung verändert hat. Wir werfen außerdem einen Blick auf die Entwicklung der DAWs und der Computertechnik, die hohen Einfluss auf die Aufnahme von Musik im Rechner hatte, und erzählen kleine Anekdoten aus einer Zeit, in der es noch kein Streaming gab und mangelndes Datenvolumen ein Thema war.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Mir kommt es vor als wäre dieser Artikel schon zig Mal im Newsletter gewesen.

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    1. Hey Volker, das ist richtig. Wir aktualisieren diese Beiträge ständig, damit sie auch aktuell bleiben. Dadurch wandern sie öfter in den Newsletter.

      Viele Grüße,
      Marc

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  2. Tausend Dank für eure Mühen und Hut ab für diese tolle differenzierte Darstellung, die ihr dann noch auf diese Weise zugänglich macht! Mir hat das bei der Auswahl meiner nächsten Drum-Mikros sehr geholfen.

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  3. Vielen Dank! Ich kann kein Beyerdynamic D70 auf dem Mikrofongruppenfoto finden. Aber es ist D50 vorhanden. Bedeutet das, dass Tracks, die mit D70 gekennzeichnet waren, tatsächlich D50 sind?

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    1. … aber trotzdem ist eine Top 5 aufgeführt.

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