Dauer-Update per Abo

Cakewalk Sonar Platinum Software-Sequenzer im Test

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Wer bereits seit Jahren einen vollständig ausgereiften Software-Sequenzer anbietet, hat es schwer, mit neuen und sinnvollen Erweiterungen zu begeistern, doch das Entwickler-Team aus Boston/Massachusetts schafft es immer wieder. Eins vorweg: Sonar bleibt bei »Windows only«!044002

Nach der Übernahme von Gibson hat man offensichtlich neue Seiten aufgezogen und ab Sonar X3 die offiziellen Major-Updates abgeschafft. Statt also im Abstand von etwa einem Jahr eine große neue Version zu veröffentlichen, liefert Cakewalk zwar noch immer regelmäßig, jedoch in viel kürzeren Intervallen und in kleineren Häppchen. Aus dem Umfeld der Kollegen hört man in dieser Hinsicht nur Gutes, und selbst die kleinen Update-Steps haben es in sich.

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Das »About«-Fenster in Sonar spuckt inzwischen Information wie »Version 22.9.xx Build 40« aus. Vielleicht hat man sich deshalb für eine elegantere Terminologie, die etwas an Betriebssysteme von Apple oder Google erinnert, entschieden. Schlichte, wohlklingende Namen wie »Everett«, »Hopkinton« oder »Jamaica Plain« verdeutlichen das aktuelle Feature-Set.

Die Amerikaner spendieren nach einem Neukauf ein kostenloses Abo, das jegliche Neuerungen und Bug-Fixes für einen Zeitraum von 12 Monaten bereitstellt. Diese kleinen Funktionsspritzen werden über das »Cakewalk Command Center« verwaltet. Hier sind nun alle erworbenen Produkte unter einem Dach vereint, und man wird automatisch über Neuigkeiten informiert.

Es ist viel passiert, Zeit also, dass wir uns einige der interessantesten Neuerungen ansehen.ˇˇ

Gui und Workflow

Der sogenannte »Control Bar« lässt sich nun an beliebiger Stelle der grafischen Oberfläche andocken oder frei als »Floating«-Fenster bewegen. Hier sticht besonders das neue Modul »Mix Recall« ins Auge. Ein simpler Klick auf das Kamera-Symbol speichert alle Einstellungen des kompletten Mixers, die sich auf diesem Wege komfortabel wiederaufrufen und vergleichen lassen. Einfach, aber genial − dass man darauf nicht schon früher gekommen ist.

In einem weiteren Fenster hat man die Möglichkeit, einzelne Parameter, etwa Spurautomation oder Bus FX, vom Wiederaufruf auszuschließen. Ebenso kann man Recalls nicht nur auf das gesamte Projekt, sondern auch nur für die aktuelle Spur/Bus-Selektion anwenden. Top, da hat Sonar gegenüber vielen anderen Mitstreitern einiges voraus!

Editing

Die sogenannte »ARA«-Schnittstelle konnte sich in den letzen Jahren als praktische Integration für Celemony Melodyne etablieren. Ohne einen Transfer in den Editor lassen sich mit dieser Technologie Intonationsprobleme direkt im Arrangement beheben.

Als eine zweite Variante dieser nützlichen Schnittstelle erweitert nun der »Drum Replacer« Sonar. Ein tolles Tool, mit dem sich in Sonar fix arbeiten lässt. Mit den vorhandenen Filter- und Transient-Einstellungen hat man die gewünschten Audio-Elemente meistens schnell herausgearbeitet, um sie den MIDI-Instrumenten zuzuführen. Cakewalk liefert dafür eine große Auswahl an Toms, Snares und Kicks gleich mit. Vergleicht man den Drum Replacer mit Platzhirschen wie etwa »Slate Digital Trigger«, vermisst man allerdings Tuning-Funktionen, Hüllkurven oder Möglichkeiten zur Beeinflussung der Phase. Toller Ansatz, aber noch ausbaufähig!

Moderne Produktionen heben sich u. a. durch extrem genaue Gesangsdopplungen und Adlibs ab, nicht nur im Rap- oder Pop-Bereich. Direkt nach der Aufnahme sieht die Realität jedoch meist anders aus. Da muss geschnitten, verschoben und mit Time-Stretching gearbeitet werden, damit alle Silben möglichst genau aufeinander liegen. Viel Zeit sparen kann man nun mit »VocalSync«, das diese Edits automatisiert vornimmt. Man kann die Intensität der Korrektur ganz einfach und intuitiv per Drehregler vornehmen.

Die Resultate sind wirklich hervorragend − Konsonanten erklingen nach wenigen Augenblicken »tight« zur gleichen Zeit, und auch Sibilanten und Vokale besitzen allesamt die richtige Länge. Ist die Bearbeitung im Kasten, kann man die nun synchronen Aufnahmen mit dem Befehl »Region-FX rendern« festsetzen.

Gegenüber Plug-ins von Drittanbietern, etwa »Synchro Arts VocAlign«, hat die neue Funktion in Cakewalk natürlich den großen Vorteil, dass das Audiomaterial nicht erst übertragen werden muss. Stattdessen erfolgt Analyse und Bearbeitung direkt im Arrangement. Ein erstklassiges Werkzeug, das sonst mit knapp 300 Euro zu Buche schlagen würde, ist also nun fester Bestandteil in Sonar − top!

Mixing und Effekte

Was in anderen DAWs schon lange zur Grundausstattung gehört, zählt zu den aktuellen Neuerungen: »Aux Tracks«. Allerdings ist dieser Spurtyp in Sonar fähig, Audiomaterial aufzunehmen bzw. zu beinhalten. So könnte man beispielsweise eine Gitarre trocken auf einer Audio-Spur aufnehmen und eine AmpSimulation als Insert laden. Leitet man dieses Signal weiter an den Aux Track, wird dort das Effekt-bearbeitete Signal aufgezeichnet. Aux Tracks lassen sich für jeden Kanal, Bus oder Send erzeugen. Nicht schlecht!

Eins oben drauf gibt’s mit den neuen »Patchpoints«, die komplett freies Routing der Spuren ermöglichen, d. h., beliebige Spuren können an einen Patchpoint abgezweigt und auf anderen Spuren wieder entgegen – genommen werden. So lassen sich nicht nur MIDI-Instrumente, Effekt-Returns oder Busse schnell auf eine neue Audiospur übertragen, sondern auch Submixes vieler Kanäle als summierte Region aufzeichnen. Einfach toll!

Zum Glück lassen sich die Patchpoints auch benennen, und so muss man sich nicht mit aufsteigend nummerierten Knotenpunkten zufriedengeben. Jedoch wäre eine übersichtliche Matrix, wie in beispielsweise in »Cockos Reaper«, eine praktische Hilfe zum Setzen der Querverbindungen gewesen.

Der Workflow wurde weiter verbessert. Viele Dinge, die in anderen DAWs kompliziert sind, gehen in Sonar schnell und komfortabel über die Bühne.

Mit »Mix Recall« bietet Sonar ein praxisgerechtes System zum Speichern und Abrufen diverser Mixer-Einstellungen. Ein Klick auf das Kamerasymbol reicht, und man kann Mixes speicher, aufrufen oder vergleichen. Ein echter Zugewinn bei der täglichen Mix arbeit.
Die Funktion »VocalSync« korrigiert Timing-Schwankungen mit nur einem Drehregler. Die unbearbeitete Version wird in der unteren Hälfte der Wellenform angezeigt, während die obere Hälfte in Echtzeit die bearbeitete Aufnahme visualisiert.
Viele DAWs sind fähig, Transienten aus Audiomaterial in MIDI-Events umzuwandeln. So kann man MIDI-Instrumente ansteuern und Sounds layern bzw. austauschen. So auch mit Sonars Drum Replacer, nur etwas schneller
Jeder Kanal lässt sich mit »Patchpoints« komplett ohne Hindernisse routen: Eingänge und Ausgänge. Genial für Mixprofis!
»Addictive Drums 2 Solo Bundle« stockt die virtuelle Schlagzeug-Library auf.

Fazit

Sonar Platinum überzeugt weiterhin durch seine große Funktionsvielfalt und das übersichtliche GUI-Design. Das neue Update- System per »Command Center« ist tatsächlich gelungen. So kann man stets selbst entscheiden, welche der Funktionen man nachrüsten möchte.

Mit »VocalSync« ist ein erstklassiges Werkzeug hinzugekommen, das sehr viel Zeit beim Editing von Gesangsphrasen erspart. Auch die neuen »Patchpoints« und »Mix Recall« beschleunigen die Arbeit während einer Session, sowohl beim Recording als auch beim Mix.


 

Sonar Platinum

044003Hersteller

Cakewalk

Straßenpreis

1.420,— Euro

www.cakewalk.com

+++ VocalSync

++ Patchpoints

++ Mix Recall

+ Drum Replacer

– Windows only

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo,

    warum auch immer aber mich ärgert es etwas weil bei solchen Tests oft das Datum fehlt, von wann dieser hier ist und aus welchen Herstellungsjahr die Software kommt – Sonar Platinum

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo
      Der Test stammt aus der Ausgabe 12/2015.
      Lieben Gruß

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