Digitales Mischpult

Behringer X32 Mischpult

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Eigentlich ist das neue Digital-Pult von Behringer für den Live-Einsatz konzipiert, und bei den Livesound-Engineers sorgt das X32 bereits seit einiger Zeit für Furore. Doch die Möglichkeiten des X32 reichen weit über die Live-Beschallung hinaus: Viele Inputs, gute Preamps, reichlich Ausspielwege und Ausstattungsmerkmale wie Motorfader, HUI-Controller, USB/Fire-Wire-Anbindung an den Rechner, digitales Monitoring-Netzwerk sind Dinge, die auch in der Recording-Welt geschätzt werden. Für ca. 3.000 Euro sollte das X32 ein heißer Tipp für Projektstudios und DIY-Bands sein …

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(Bild: DIETER STORK, DETLEF HOEPFNER)

Ein digitales Livepult unter 3.000 Euro an sich ist schon eine Leistung. Das X32 bringt dazu vom Start weg auch noch eine opulente Ausstattung mit, wie wir uns anhand erster Vorserienmodelle im Behringer R&D überzeugen konnten.

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»Das wird es nie geben« − so die in der Branche oft gehörte Überzeugung, wenn man im vergangenen Jahr über »das neue Behringer-Digitalpult« diskutierte. Auf den Frühjahrsmessen des Jahres 2012 war es dann plötzlich schon zu erleben, nicht mehr nur als halbwegs leere Produktstudie, sondern in Form mehrerer digital vernetzter X32-Pulte mit weit fortgeschrittenem Softwarestand. Ende Mai praktizieren wir bereits ein erstes Hands-on − nicht nur an dem Pult allein, sondern auch mit dessen Hardware-Optionen: Eine Steckkarte zur 32-kanaligen USB/ Fire-Wire-Anbindung wird als Standard bereits mitgeliefert werden, wer statt der lokalen analogen Ein-/Ausgänge lieber eine Stage box digital per AES50 absetzt, greift zur S16, und auch an den komfortablen Monitormix hat man gedacht: Die kleinen, über einen eigenen Netzwerkport mit dem X32 verbundenen Personal-Mixer P16 reichen jedem Musiker komfortabel 16 ausgewählte Kanäle dar.

Die zügige Fertigstellung des Projektes scheint selbst für das eigene Team der Behringer-Muttergesellschaft Music Group nicht selbstverständlich: Die ersten virtuellen Umrisse eines digitalen Mixers mit 32 vollprogrammierbaren Mikrofon-Preamps, 16 Mix-Bussen und 25 motorisierten Fadern sowie acht Effektprozessoren wurden erst im Frühjahr 2009 vom R&D-Team rund um Thomas Zint und Jan Duwe in Willich skizziert. Bereits Ende 2009 dann, so berichteten sie, sei das Mischpult in seinen Grundzügen weitgehend definiert gewesen.

In den folgenden Monaten kam der Entwicklung durch die Übernahme von Midas / Klark Teknik durch die Music Group eine entscheidende Ergänzung zugute, sodass das X32 bis zu seiner Fertigstellung von mehreren Faktoren profitierte: einem kleinen Entwickler-Kernteam mit kurzen Kommunikationswegen in Willich, zusätzlichen Entwicklungsressourcen des Gesamtkonzerns (z. B. für Mechanik und Industrial Design in China und auf den Philippinen) sowie einem gigantischen, selbst kontrollierten Fertigungshintergrund in Zhongshan. Für die Marken Behringer, Bugera, Klark Teknik und Midas wurden hier allein im Jahr 2011 rund drei Millionen Produkte (Ziel für 2012: 500.000 pro Monat) produziert − man kann sich vorstellen, welche Optimierungsmöglichkeiten sich dadurch ergeben. Durch die Integration von Midas wurden zudem durch das Team aus Kidderminster weiterentwickelte Herstellungsprozesse und Qualitätssteuerungen eingeführt (als Folge bietet man drei Jahre Garantie).

Das X32 aber ist dennoch ein »Behringer-Pult«, auch wenn es von einigem internen Midas-Support profitierte. Bereits 2011 erfuhren wir bei Hintergrundgesprächen in England, dass man das deutsche Team beispielsweise beim GUI berate: Thomas Zint und Jan Duwe bestätigen, wie hilfreich manche Vorarbeiten gewesen seien, auf die man aufbauen konnte. So sei es von Anfang an Ziel gewesen, auf eine sehr schlanke Hardwarebasis zu setzen, diese aber bestmöglich zu optimieren. Trotz der gesetzten Rahmenbedingungen wurden so beispielsweise die sehr umfangreichen und optisch ansprechenden Menüseiten und Grafiken auf dem großen Screen möglich. Weitere ergänzende Add-Ons waren die AES50-Anbindung (zwei Ports) sowie eine optische Spezialität bei den Fadern: einzelne, hinterleuchtete Grafik-LCDs in jedem Kanalzug, die hinsichtlich Farbe, Symbol und Name komplett frei editierbar sind.

Apropos Fader: Prozessor und DSP sind bei so einem Pult gar nicht mehr die entscheidenden Kostenfaktoren, sondern − neben dem Display − vor allen Dingen Mic-pre-Eingangsstufen sowie die Motor – fader. Beim X32 wurde die üppige Anzahl von Motorfadern aber dadurch möglich, dass man sie selbst entwickelte und fertigt. Gruppiert sind sie übrigens »live-typisch« als Basiseinstellung in Gruppen, links als Input-Fader sowie rechts DCA-/Bus-/Group-/Master-Fader.

Den Feature-Umfang des X32 in wenigen Worten darzustellen, ist schier unmöglich, eine Übersichts-Präsentation des Willicher Teams zählt nicht weniger als 178 Folien. Bis das Serientestgerät unsere Redaktion erreicht, daher ein paar Schlagworte: Level-Anzeigen neben allen Fadern plus je Gate-/Kompressor-/Clip-LED, Channel-Strip mit eigenen Reglern für Input, Dynamik, EQ und Busse, viele »View-Buttons«, die den jeweiligen Funktionsumfang ohne Menüsuche auf den Screen (800 ¥ 480) und die Push-Encoder bringen, Home-Screen mit einer Gesamtübersicht je Kanal, USB-Slot mit 2-Spur-Aufnahmemöglichkeit als unkomprimierte WAV-Dateien (sowie für ShowFiles, Szenen, Kanal-Libraries und Firmware-Upgrades), Sends on Faders in zwei Richtungen, acht Kanäle als DAW-Control nutzbar, frei zuweisbare Assign-Sektion mit Tastern und Reglern, Mute-Gruppen, 100 Szenen pro Show … schließlich ist auch eine iPad-Steuerung in Arbeit und nicht ausgeschlossen, dass engagierte Anwender/Drittfirmen eigene Applikationen für das Pult auf OSC-Basis herausbringen.

Noch kurz zur Hardware rund ums X32: Alternativ zur Vollausstattung analoger I/Os an der Konsole bietet sich der Anschluss von bis zu drei Stageboxen S16 an jeden der beiden AES50-Ports an. Mit der eingesetzten Wandlertechnik war das R&D so zufrieden, dass man in Pult und Stagebox die identischen Typen einsetzt, es sollten also keine Qualitätsunterschiede zwischen den I/Os am Pult selbst und den je 16 ferngesteuerten Mic-Preamps und acht Outs einer S16 auftreten. Die Ein-/Ausgänge können übrigens direkt an der S16 abgehört werden. Entweder am Pult oder ebenfalls am S16 connecten sich die Powerplay P16 für das individuelle Monitoring: Bis zu 16 Kanäle können vom Pult aus eingespielt werden, die Signalabgriffe im Pult sind sehr frei definierbar. Am Minimischer dann erstellt man seinen Mix, hört per Solo in einzelne Spuren oder versieht diese sogar noch mit eigenen EQs nur fürs Mithören.

Während unseres Treffens mit dem R&D wurde parallel fleißig an den Fertigungsvorbereitungen dieses »Volx-Mischers« gefeilt; man plant, nicht weniger als 3.000 bis 4.000 Einheiten zu bauen − monatlich, versteht sich. Für einen Preis von 2.899 Euro wird das X32 ab dem 27. Juli im Laden stehen, der S16 für 699 Euro etwas später folgen. Damit bietet man im Semi-Profi-Segment ein sensationelles Preis/Leistungs-Verhältnis, und auch die Kosten für einen P16-Minimischer werden dazu führen, dass viele Anwender demnächst mit einem sehr professionellen Workflow auf der Bühne arbeiten: Er soll für 199 Euro angeboten werden.

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