Soundeffekt-Hascherei

BaseHead – SFX Database Searching für Sound Designer

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Sounddesigner bei Film oder Games arbeiten teilweise mit riesigen Sound-Effect-Librarys, die problemlos hunderttausende Sounds beinhalten können. Aber je größer die Library, desto mehr besteht die Gefahr, dass der Überblick verloren geht, die Soundsuche zu lange dauert und damit das Arbeiten ineffizient wird. Abhilfe schafft hier eine Software, die speziell auf die Suche, Verwaltung und das Handling von Soundeffekten ausgelegt ist. Wenn diese dann noch mit den gängigsten DAWs verknüpft werden kann und zusätzlich Möglichkeiten für die Audiobearbeitung mit Plug-Ins bietet, fängt es an richtig Spaß zu machen.

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BaseHead ist genau solch eine Software. Sie einfach nur als Datenbanksuchmaschine einzusetzen, wäre ungefähr so, als würde man einen Sequenzer nur zum Notenschreiben benutzen. Steve Tushar, das Mastermind hinter BaseHead, lebt und arbeitet in LA und ist selbst Sounddesigner. Aufgrund zahlreicher Mitwirkungen in der Audiopostproduktion großer Film- und Gamesproduktionen kennt er somit die Anforderungen, die an eine Software gestellt werden – und das wird an vielen Stellen deutlich, je länger man sich mit BaseHead beschäftigt.

Auf der Überholspur

Hauptaugenmerk einer solchen Software liegt darauf, die Vorbereitungen des Sounddesignprozesses bestmöglich zu unterstützen. Das eigentliche Sounddesign findet nämlich erst später in DAWs wie Pro Tools, Nuendo, Cubase, Logic, etc. statt. BaseHeads Aufgabe ist es also das Leben eines Sounddesigners zu erleichtern und Möglichkeiten bereitzustellen, um schnell und zuverlässig die richtigen Sounds zu finden, diese vorzuhören, zu organisieren und evtl. auch im Vorfeld zu bearbeiten. All das und mehr macht BaseHead mit Leichtigkeit.

Besonders gut gefällt mir die Kommunikation mit den DAWs. Leider fallen die Features hierbei aufgrund unterschiedlicher APIs nicht überall gleich aus: Pro Tools, Nuendo und Cubase bieten die meisten Möglichkeiten, Logic wenige. Stellt man in den Optionen BaseHeads die entsprechende DAW sowie den Projektordner ein, ist es bei Pro Tools, Nuendo und Cubase nämlich möglich entweder ganze Dateien aus BaseHeads Suchergebnissen oder einen markierten Ausschnitt aus der Wellenform direkt in den Audiopool des Sequenzers zu übertragen. Somit müssen die Audiodateien nicht mehr in den Sequenzer importiert werden, sondern werden von BaseHead aus sozusagen direkt injiziert. Dies geschieht dann mit der in den Optionen vorkonfigurierten, automatischen Benennung und ggf. passenden Samplerate- und Bittiefenkonvertierung. Bäm! Das ist extrem smart und spart schon alleine Unmengen an Klicks und damit Zeit.

Ein weiteres, wenn nicht sogar noch praktischeres Feature, ist es, ausgewählte Sounds oder Ausschnitte zuerst in einer Taglist zu sammeln. Dies ist beim Vorhören der Suchergebnisse ganz einfach per Shortcut möglich. Die gesammelten Dateien können dann per Drag and Drop, entweder einzeln oder mehrfach, direkt auf eine bestimmte Position in den Arranger der DAW gezogen werden. Bei mehreren Sounds geschieht das dann wahlweise auf mehreren Spuren gleichzeitig oder eben hintereinander auf einer Spur. Das funktioniert glücklicherweise nicht nur mit den oben genannten, sondern mit den gängigsten Sequenzern, die Drag und Drop unterstützen.

Je nach Plattform ist es außerdem möglich eine Verbindung über Rewire, bzw. Source Nexus herzustellen und sechs, bzw. acht Kanäle an die DAW zu streamen.

Suche nach Bearbeitung

Die Such-Engine inklusive der Datei-Verwaltung ist sehr mächtig und man kommt in Kombination mit den Möglichkeiten des Wellenformfensters sehr schnell zu den gewünschten Ergebnissen. Die Suche kann in vier frei definierbaren Feldern erfolgen, in denen nach Text aus insgesamt 47 Kategorien gesucht werden kann. Außerdem besteht die Möglichkeit mit Boolschen Operatoren zu arbeiten, um die Ergebnisse weiter einzuschränken. Sehr schön ist, dass die zuletzt verwendeten Suchbegriffe gespeichert werden, um die Ergebnisse daraus später mit einem einfachen Klick erneut anzeigen zu können, falls doch noch mehr Sounds einer vorher durchsuchten Kategorie gebraucht werden. Die Suche kann auch auf frei definierbare Gruppen oder die letzten Importe beschränkt werden, was alles sehr übersichtlich macht.

Wählt man eines der Suchergebnisse aus, wird die Wellenform der Datei direkt in einem eigenen Fenster innerhalb BaseHeads angezeigt und abgespielt. So kann bequem durch die Audiodatei navigiert werden, aber auch einfache destruktive Bearbeitungen sind hier möglich. Dabei können bis zu acht-kanalige Audiodateien verarbeitet und auch einzelne Kanäle extrahiert werden.

Um nur einen bestimmten Ausschnitt der Audiodatei verwenden, selektiert man diesen einfach per Maus und schon existiert nur noch dieser Bereich als Wellenform. Bei einer späteren Übertragung in die DAW wird dann für einen besseren Überblick zusätzlich noch der In- und Outpunkt des Ausschnitts zum Dateinamen hinzugefügt. Herrlich!

Wenn neben Änderungen von z.B. Tonhöhe, Lautstärke oder Abspielrichtung detailliertere Eingriffe erfolgen sollen, kann die aktuelle Datei oder deren Ausschnitt von hier aus auch in den zuvor eingestellten Audioeditor der Wahl übertragen werden, um dann nach der Bearbeitung wieder zurück an BH gesendet zu werden.

Ein weiteres, äußerst praktisches Feature ist die Möglichkeit die Sounds beim Vorhören durch eine beliebig konfigurierbare Effektkette aus maximal 12 VST-Plug-Ins zu schicken. Somit ist es möglich, Sounds schon direkt beim Aussuchen bereits auf ihre später angedachte Verwendung zu überprüfen, indem sie schon einmal grob die späteren Effekte durchlaufen können. Es ist natürlich auch möglich die Effekt-Plug-Ins direkt einrechnen zu lassen und das Ergebnis in die Taglist oder den Sequenzer zu übertragen.

Für einen schnellen Zugriff können gängige Effekt-Ketten sogar als Presets abgespeichert werden. Leider sind die Effekte innerhalb der Kette aber nicht in der Reihenfolge verschiebbar, was ich mir sehr für das nächste Update wünschen würde, um auch hier flexibel Änderungen vornehmen zu können.

Praxisorientierte Features und ein schneller Workflow sind BaseHeads große Stärken. Nach relativ kurzer Einarbeitungszeit ist ein sehr schnelles und zielgerichtetes Arbeiten möglich, das durch sinnvolle Optionen und viele Shortcuts unterstützt wird.

01    Mit dem Hauptfenster BaseHeads hat man alles im Blick. Bei einem Klick auf eines der Suchergebnisse in der Mitte, wird direkt die Datei abgespielt und ihre Wellenform angezeigt. Um nicht unnötig Zeit zu verschwenden, lässt BaseHead etwaige Stille am Anfang der Datei automatisch weg und beginnt ab da, wo auch wirklich der Sound zu hören ist (gelbe Linie).

02    Auf der linken Seite ist der praktische Peek Tree, der nach eigenen Wünschen konfiguriert werden kann und somit hilft die Library sinnvoll zu strukturieren.

03    Ein besonders mächtiges Feature der Ultra Edition ist die Suche mithilfe eines frei editierbaren Thesaurus-Wörterbuchs. Somit wird die Suche durch verwandte Begriffe erweitert.

04    Wird die entsprechende DAW in den Optionen festgelegt, kann BaseHead Audiodateien direkt in den Pool von Pro Tools, Nuendo oder Cubase schieben. Logic wird zwar auch als Target-App unterstützt, allerdings funktioniert der Dateitransfer hier nur per Drag and Drop, wodurch die Dateien, zwar schon direkt im Arranger, aber ebenfalls im Audiopool landen.

Workflow

Das Arbeiten mit BaseHead ist sehr geschmeidig, effektiv und man hat den Eindruck, dass alles äußerst durchdacht und praxisorientiert ist. Sehr Vieles kann über Shortcuts erledigt werden, was ein wirklich flottes Arbeiten ermöglicht, wenn man sich ein wenig eingearbeitet hat. Das würde aber alles nicht viel bringen, wenn die Software an sich nicht extrem geschmeidig und flink wäre. Und das ist sie definitiv. Die Suchergebnisse werden auch bei mehreren zigtausenden Einträgen sehr schnell präsentiert und alles fühlt sich äußerst knackig an. Überhaupt hat man den Eindruck, dass BaseHead den ganzen Prozess der eigentlich trockenen Vorarbeit der Soundsuche und -verwaltung enorm beschleunigt und auch angenehmer gestaltet.

BaseHead ist vielerorts flexibel konfigurierbar und lässt sich gut dem eigenen Workflow anpassen. Durch die vielen Optionen und Gruppiermöglichkeiten ist es leicht möglich selbst eine riesige Sounddatenbank nach den eigenen Vorstellungen sehr übersichtlich zu verwalten. Somit lässt sich die Soundlibrary hegen und pflegen, vor allem aber lässt sich dadurch das darin schlummernde Sound-Potenzial optimal auszunutzen.

Obwohl BaseHead die gängigsten Formate und deren Metadaten lesen kann, macht es Sinn die Sounddateien in einem einheitlichen Format zu organisieren. Hierfür bietet sich aus kompatibilitätsgründen das Format Broadcast Wave an (s. Kasten). Für alle, die noch alte Soundlibraries von Sound Ideas, bzw. The Hollywood Edge ihr eigen nennen, gibt es übrigens mit Injector ein kostenpflichtiges Tool, das die Metadaten auch direkt in die Audiodateien schreibt und nicht nur ausschließlich beim Auslesen der Audio-CD. Das geht dann zwar schneller als alles nochmals von CD einzulesen, allerdings sollte man sich je nach Anzahl der Dateien dafür schon ein paar Winterabende reservieren.

Auch die eigens erstellten oder selbst aufgenommenen Sounds können mit BaseHead bequem benannt, kategorisiert und integriert werden. Und das muss sich nicht zwangsläufig auf Sound-Effects beschränken, sondern ist auch als Datenbank zur Verwaltung der eigenen musikalischen Werke absolut vorstellbar.

Version 5 steht übrigens schon fast in den Startlöchern und es werden noch einige neue Features wie einbindbare Cloud-Libraries, Downmixingoptionen, erweitertes Meta-Daten Handling, usw. folgen.

Fazit

Es ist schon erstaunlich, wie eine Software für einen eigentlich recht trocken, aber nicht weniger wichtigen Anwendungsbereich begeistern kann. Vielleicht ist es der Umstand, dass BaseHead das Potenzial einer Soundlibrary optimal nutzbar macht, vielleicht auch das wirklich praxisnahe Straight-Forward-Handling und die daraus resultierende Zeitersparnis. Wahrscheinlich ist es die Summe aller Teile.

Ich kann allen Sounddesignern sehr empfehlen sich die voll funktionsfähige Demo-Version herunterzuladen, in der bequem zwischen den drei erhältlichen Versionen umgeschaltet werden kann. So kann einfach getestet werden, ob einem die Software liegt, bzw. welche Features man wirklich benötigt. Ich jedenfalls habe mittlerweile das Gefühl, einen digitalen Assistenten eingestellt zu haben.n

 

Pro & Contra

+++
Konzept und Handling

+++
Flexibilität

+
VST Effektketten


Plug-Ins nicht in der Reihenfolge der Kette verschiebbar


Ausschließlich VST Plug-Ins einbindbar

 

BaseHead Hersteller/Vertrieb BaseHead
UvP BaseHead Ultra 499,– Dollar

UvP BaseHead Standard 349,– Dollar

UvP BaseHead Light 199,– Dollar

UvP Injector 229,– Dollar
www.baseheadinc.com

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hochinteressantes Werkzeug – und schon wieder weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund! Spätestens, wenn S&R auf die Idee kommen sollte die eigenen Beiträge auch mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund zu schreiben melde ich meinen Newsletter ab.
    Entweder sind all diese Profis falsch gewickelt oder meine Augen! Keine Ahnung von Ergonomie!

    Auf diesen Kommentar antworten

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