Sounddesign-Tutorial

Wie du deinen eigenen ikonischen Synth-Bass-Sound kreierst

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Yamaha hat mit seiner DX-Linie Synthesizergeschichte geschrieben und die FM-Synthese mainstreamfähig gemacht. Diese steht nicht nur für allerhand glockige und E-Pianoartige Sounds, auch Bässe gelingen mit ihr ganz vorzüglich. Einen der berühmtesten Sounds, der vor allem in unzähligen Eurodance-Hits der 90er verwendet wurde, schauen wir uns im Folgenden genauer an.

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Die Rede ist von einem FM-Bass Sound, der in verschiedenen Yamaha FM-Synthesizern als Preset vorhanden war und dessen berühmteste Bezeichnungen wohl »Solid Bass« und »Lately Bass« sind. Dabei war dieses Preset im DX7 selber noch gar nicht enthalten und tauchte erst in späteren Inkarnationen wie dem DX27, DX100 oder TX81Z auf. Wem diese Namen nichts sagen, der spielt jetzt einfach mal kurz die ersten paar Sekunden von Whigfields Saturday Night an, merkt sich den charakteristischen Bass-Sound und achtet bei der nächsten 90er-Party mal darauf, in wie vielen Produktionen dieser Sound eigentlich verwendet wurde.

Soweit zum kurzen geschichtlichen Abriss, jetzt geht’s an Eingemachte: Als einziges Werkzeug brauchen wir einen FM-Synthesizer. Das muss kein Klangerzeuger aus dem Hause Yamaha sein, so ziemlich jeder FM-Synthesizer tut hier seinen Dienst. Eine aktuelle Hardware wäre beispielsweise Korgs opsix, den es jetzt ganz neu auch in einer Softwarevariante gibt, und in diesem Bereich ist die Auswahl eh noch viel größer – als Klassiker wären hier FM8 von Native Instrumentes oder DX7V von Arturia zu nennen.

Hier sieht man die Operatorenverschaltung des Solid-Bass-Presets in Native Instruments FM8.

Die Wahl des Algorithmus

Wie bei FM-Sounds üblich, werden der Soundcharakter bzw. die Möglichkeiten zur Soundgestaltung maßgeblich durch die Wahl des zugrunde liegenden Algorithmus geprägt. Für den Solid Bass benötigen wir insgesamt vier Operatoren, wobei nur einer als Carrier dient und somit Sound ausgibt. Auf dem Carrier liegt ein Modulator, der wiederum von den anderen beiden Modulatoren beeinflusst wird. Einer dieser letzten beiden Modulatoren benötigt außerdem noch eine Feedback-Schleife. Was in Textform kompliziert klingt, ist optisch deutlich einfacher. Wer einen DX7 besitzt (oder beispielsweise das Arturia Software-Pendant), kann Algorithmus 14 verwenden. Zur weiteren Übersicht soll auch ein Screenshot der Operatoren-Verschaltung in FM8 dienen – mit dessen Hilfe sollte sich der Algorithmus relativ einfach nachbauen lassen.

Ein weiterer Tipp: Das Original-Preset lässt sich nach einer kurzen Onlinesuche auf diversen Seiten finden und als SysEx-Datei herunterladen. Diverse Synthesizer wie der FM8 können SysEx-Files importieren, und somit hat man dann den Originalsound direkt vorliegen.

Operatoren und Envelopes

Das grundlegende Setup der Operatoren ist sehr simpel: Als Wellenform (sofern sie beim FM-Synth der Wahl veränderbar ist) benötigen wir lediglich Sinuswellen, und die Ratio der Operatoren beträgt 0.500 für den Carrier (wodurch er prinzipiell nur um eine Oktave nach unten gestimmt wird) und seinen ersten Modulator sowie 1.000 für die übrigen beiden Modulatoren. Im Original ist der Modulator ohne Feedback übrigens auf eine Ratio von 0.9996 gestimmt – da sich dieser Wert jedoch nicht in jedem FM-Synth so fein einstellen lässt, belassen wir es bei 1.000.

Der eigentliche Kniff des Sounds besteht in der Modulationsintensität, also eigentlich dem Output der Operatoren, sowie den Envelopes. Hierzu orientieren wir uns wieder am beigefügten FM8-Screenshot und verwenden dessen Werte als Grundlage. Je nach Synth und persönlichem Geschmack müssen die einzelnen Outputs eventuell ein wenig nachjustiert werden.

Die Hüllkurven sind, je nach Synth, ein wenig tricky, daher will ich sie hier nur grob beschreiben. Die Envelopes vom Carrier und seinem ersten Modulator sind quasi identisch. Betrachtet man sie als ADSR-Envelopes, dann sind Attack und Sustain auf 0 eingestellt und die Decay-Phase beträgt ca. 2 Sekunden. Die Hüllkurve des Modulators ohne Feedback hat eine ähnliche Form, die Decay-Zeit ist allerdings auf ca. 100 ms eingestellt. Für den letzten Modulator (dessen Feedback-Wert wir irgendwo zwischen 35 und 50 einstellen) wählen wir eine Decay-Zeit von 150 ms.

Wie gesagt: Diese Werte sind grobe Referenzen und beeinflussen den Sound maßgeblich – gerade der Punch des Sounds ändert sich deutlich mit leichten Änderungen an den Decay-Zeiten.

Ein Hinweis noch zur Hüllkurvenform: Die Envelopes des DX7 haben eine exponentielle Form – in einem FM-Synth mit wählbarer Kurvenform wie etwa dem psix sollten sie also in diese Richtung tendieren.

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