Die Synths runden es ab

UAD-Mixing Tutorial: Fix My Mix – Electro-Musik

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Elektronische Tracks, die in Clubs gespielt werden sollen, müssen ein gutes Fundament aus Drums und Bass haben, um die Leute zum Tanzen zu animieren. Nur gut, dass diese beiden Instrumente in der Regel in der Mitte des Mixes sitzen, denn früher war sehr oft so, dass die Tracks monokompatibel sein sollten, weil viele Clubs ihre Anlagen angeblich in Mono fahren und somit die Instrumente verschwinden, die zu weit außen im Mix sitzen. In dieser Folge haben wir einen elektronischen Song, bei dem man im Mix sehr genau darauf geachtet hatte, dass er monokompatibel ist. Leider lässt sich der Song aber in Stereo nicht ganz so schön genießen. Denn die meisten Instrumente sitzen zu 100 % in der Mitte und maskieren sich somit gegenseitig.

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Für diese Folge hat uns Hagen Kreter seinen Song Morgengrauen aus dem Projekt „Hartschaum“ eingeschickt, ein sehr schöner elektronischer Track. Generell waren hier die Lautstärkeverhältnisse auch sehr gut gelungen, jedoch waren bei dem alten Mix fast alle Instrumente in der Mitte. Dadurch fehlt dem Mix nicht nur etwas Punch und Druck, er klingt dadurch auch relativ klein, denn es wird sehr wenig von der Stereobreite genutzt. Zudem sind die Effekte kaum zu hören, und die wichtigsten Instrumente wie Drums und Bass kämpfen um die Aufmerksamkeit und den Platz in der Mitte.

Da die Lautstärkeverhältnisse aber sehr schön getroffen waren, habe ich als Allererstes versucht, das in dem neuen Mix nachzubauen. Anschließend musste ich feststellen, dass vor allem der Bass die Drums und die Percussion maskiert. Dadurch konnte der Song nie sein volles Potenzial entfalten, vor allem nicht im Bassbereich und in den unteren Mitten. Um das Problem zu lösen, habe ich den Bass zuerst in mehreren Schritten gefiltert. Dazu habe ich unter anderem den SSL 4000 E Channel Strip und den Sonnox Oxford EQ genommen, um vor allem die Bereiche bei ca. 200 – 500 Hz und 2 – 5 kHz zu boosten. Dadurch kann sich der Bass-Synth etwas weiter nach oben zwischen das Fundament und den Punch der Kick verlagern.

 

Jetzt kämpften die beiden zwar nicht mehr so stark um den Platz in der Mitte, aber ich hatte immer noch einen relativ kleinen und engen Mix. Also schickte ich den Bass zusätzlich auch noch auf einen Bus mit dem Dytronics Tri-Stereo Chorus. Das war die einfachste und schnellste Möglichkeit, den Bass zu verbreitern und ihn aus der Mitte weiter nach außen zu bekommen. So entstand deutlich mehr Platz in der Mitte für die Kick, und andere Instrumente und der gesamte Mix klangen jetzt viel größer und spannender. Nur muss man hier etwas aufpassen, dass der Bass in Mono nicht so stark zusammenklappt, weil man zu viel von dem Effektkanal benutzt hat.

Jetzt war es wichtig, dass die Kick zu dem neuen Bass passte und zusammen mit den restlichen Drums und der Percussion eine treibende Rhythmusgruppe ergab. Generell hatte Hagen eine gute und passende Kick für den Song ausgesucht, allerdings konnte sie noch etwas mehr Punch und einen knackigeren Bassbereich vertragen. Deswegen habe ich sie mit einem einfachen EQ gefiltert. Ich habe alles unter 31 Hz abgeschnitten und bei ca. 131 Hz, 1,81 kHz und 3,97 kHz geboostet. Dadurch konnte sich die Kick noch etwas besser mit dem Bass-Synth verbinden. Außerdem habe ich mit dem SPL Transient Designer das Sustain etwas verkürzt, um sie knackiger zu machen, und mit dem SPL Twin Tube etwas Harmonische bei 6 kHz hinzugefügt, um den Punch noch mehr zu verstärken.

Mixer1
Der Dytronics Tri-Stereo-Chorus wurde für die Stereoverbreiterung des Basses benutzt, das Korg SDD-3000-Delay wurde für verschiedene Drum- und Percussion-Spuren verwendet, und der AKG BX20-Spring-Reverb kam auf fast allen Instrumenten zum Einsatz.

Jetzt hatte der Mix ein sehr stimmiges Fundament aus Kick und Bass, und ich konnte die restlichen Drums um diese beiden herum aufbauen. Dabei ging es sehr oft nicht darum, die Instrumente besonders gut zu filtern oder zu komprimieren, da das Ausgangsmaterial bereits sehr gut geklungen hat, sondern ich wollte die Instrumente etwas breiter bekommen und ihnen viel mehr Tiefe verleihen. Dafür habe ich unter anderem ein Slap-Delay, Achtel-Delay und einen Spring-Reverb verwendet. Besonders der AKG BX20-Federhall, den ich für die meisten Instrumente verwendet habe, konnte sehr viel Charakter und Tiefe geben.

Eines der schönsten und lustigsten Instrumente war eine Shaker-Spur, auf der eine Art Beatbox-Shaker aufgenommen war. Leider konnte man das Signal aber auch sofort als solches im fertigen Mix raushören. Es trug zwar sehr schön zum Rhythmus des Songs bei, passte aber aufgrund des sehr akustischen und natürlichen Klangs nicht ganz so gut zu den restlichen elektronischen Instrumenten. Also habe ich es etwas kreativer bearbeitet und verfremdet. Dafür habe ich den OTO Biscuit 8-Bit-Effekt genommen. Dieses Plug-in ist für solche Aktionen genau das richtige. Es beinhaltet unter anderem eine Bit-Reduktion, Zerrung, Delay, Filter, Pitch und Wellenformveränderung. Nach der Bearbeitung mit diesem Plug-in klang das Signal wie ein angezerrter, elektronischer Shaker und gab dem Ganzen eine sehr interessante Farbe an der entsprechenden Stelle im Song.

Außerdem habt ihr weiterhin die Möglichkeit, dass euer Song in einem der nächsten Videos gemischt und vorgestellt wird. Schickt uns dazu einfach euren alten Mix an redaktion@soundandrecording.de.

Morgengrauen von Hartschaum

 

editfenster

Nun schauen wir uns die weiteren Instrumente des Songs an, vor allem die Synthesizer und Keyboard Sounds. Denn im Gegensatz zu Drums und Bass kommen diese schon sehr oft relativ breit und mit vielen Effekten aus den Klangerzeugern. Das klingt zwar zunächst sehr imposant, kann aber im späteren Mix zu viel Platz einnehmen und Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Außerdem kann auch ein Problem sein, dass der Sound nur bedingt mono-kompatibel ist, also deutlich leiser wiedergegeben wird, und sich deshalb auch die Verhältnisse insgesamt verschieben. Im alten Mix war dieser Effekt besonders bei dem Lead-Synth zu hören. Dieser klingt in Stereo sehr schön und breit, war aber bei Wiedergabe in mono fast nicht hörbar. Dadurch fehlte die ganze Wirkung des Instruments und auch ein wesentlicher Charakterzug des Songs.

Es geht also weiter mit dem Mix zum Song Morgengrauen von Hagen Kreter an. Der Song besteht fast ausschließlich aus elektronischen Sounds und ist somit sehr Club-tauglich. Nachdem wir in der letzten Folge schon die Drums und den Bass repariert haben, sollen nun auch die restlichen Instrumente auf diesem Fundament aufgebaut werden.

Auch hier gab es zwar einige Spuren, die ruhig etwas breiter und ausgewogener im Stereobild hätten sein können, um dem Song etwas mehr Atmosphäre zu verleihen, aber der Lead Synth fiel dabei eben stark aus dem Rahmen, weil er im Gegensatz zu den meisten Instrumenten sehr breit war und auch noch sehr viele Effekte hatte. Der Sound musste monokompatibler gemacht werden, durfte aber den „Lead-Charakter“ nicht verlieren.

Als Allererstes habe ich die Spur mit einem einfachen EQ gefiltert. Dabei wurde der Subbass unter ca. 66 Hz abgeschnitten, was den Sound insgesamt etwas „tighter“ macht. Zusätzlich dazu wurde bei ca. 223 und 873 Hz der Ton und damit die Durchsetzungskraft verstärkt. So rückt der Synth etwas weiter aus dem Mix raus, ohne dass die Effekte links und rechts deutlich lauter werden. Im weiteren Verlauf habe ich noch den UAD Harrison-32C-EQ hinzugefügt und hier auch noch bei ca. 1 bis 2 kHz über 4 dB geboostet. Damit wird das Ganze etwas griffiger und fügt sich im Frequenzspektrum sehr gut zwischen Bass und Vocals ein.

Im Folgenden ging es mir darum, die Monokompatibilität zu verbessern, wofür ich den UAD Presicion-K-Stereo verwendet habe. Dieses Plug-in wird eigentlich sehr oft benutzt, um die Instrumente etwas breiter zu machen, indem man die „Ambience“ verstärkt oder einfach das Seitensignal lauter macht. Aber das funktioniert natürlich auch anders rum. Also habe ich die Seiten eher leiser und die Mitte lauter gemacht. Dadurch wird der gesamte Sound zwar etwas enger, verformt sich aber klanglich nicht zu sehr.

Einen kleinen Nachteil hatte diese Bearbeitung jedoch. Denn die Effekte, die bereits in den Sound programmiert waren, wurden dabei leider leiser. Das habe ich dann mit dem „Ambience“-Regler in dem gleichen Plug-in kompensiert. Außerdem habe ich noch etwas von dem Spring Reverb aus dem UAD AKG BX20 verwendet, um dem Synth mehr Größe und Tiefe zu verleihen. Jetzt kann der Song auch in mono abgespielt werden, ohne dass der Lead-Synth-Sound dramatisch einbricht.

Zum Schluss hatte ich noch das Gefühl, dass der Sound etwas mehr im Bassbereich sitzen könnte. Leider war hier aber mit einem EQ nicht geholfen. Denn wenn der Grundsound nicht viel Bass zu bieten hat, wird man mit einem EQ auch nur wenig herausholen können. Also habe ich mich für den UAD Eventide-H910-Harmonizer entschieden, der den gesamten Synth um genau eine Oktave nach unten verstimmt hat. Das Ergebnis habe ich per Mix-Regler des Plug-ins mit ca. 40 bis 50 % dem Originalsound hinzugemischt. Das klingt dann so, als ob die tiefe Oktave mitgespielt wurde und macht den Synth deutlich kräftiger im Bass.

Mixer
Der UAD ADA-Flanger und UAD Chandler Curve Bender wurden auf mehreren Keyboard-Spuren zum Verbreitern der Stereobreite benutzt. Der UAD Eventide-H910-Harmonizer kam auf dem Lead-Synth zum Einsatz und generierte durch gezieltes Verstimmen eine zusätzliche tiefe Oktave.

Neben dem Lead-Synth war auch der Gesang ein wichtiges Instrument in diesem Arrangement. Auch wenn er eher effektvoll bearbeitet und fast gleichberechtigt zu den Instrumenten eingesetzt wurde, war es trotzdem sehr wichtig, dass man ihn immer gut verstehen konnte. Alle Gesänge waren bereits stark mit Effekten versehen und klangen dadurch auch sehr breit. Leider wirkte sich aber genau das negativ auf die Sprachverständlichkeit aus. Zusätzlich dazu gab es auch noch einige S-Laute, die etwas überbetont und somit viel zu scharf waren, besonders wenn man den Gesang mal etwas lauter machen wollte. Aus diesem Grund habe ich alle Gesänge erst nur ganz leicht mit dem UAD Oxford-EQ im Bass und in den Mitten gefiltert, und dann mit dem UAD Oxford-Dynamic-EQ auch noch in den Höhen. So wurden die Höhen nur abgesenkt, wenn sie eine bestimmte Lautstärke überstiegen, und der Gesang bleib so in den Höhen schön offen und präsent, aber die S-Laute waren jetzt viel kontrollierter.

Und um den Gesang dann auch noch ein wenig in der Dynamik einzuschränken, damit er etwas souveräner im Vergleich zu den restlichen Instrumenten dasteht, habe ich alle Gesänge auf einen Bus geschickt, wo ich sie relativ stark mit dem UAD 1176 Rev A komprimiert, dem UAD Culture Vulture angezerrt und anschließend noch einmal mit dem UAD Oxford Dynamic EQ in den Höhen gefiltert habe. Jetzt konnte ich den Gesang relativ laut machen, ohne dass es irgendwelche Probleme mit den S-Lauten oder der Sprachverständlichkeit gab. Zusätzlich habe ich für fast alle Gesangsspuren noch etwas von dem Spring Reverb verwendet. Dadurch bekamen sie etwas mehr Sustain, schlossen die Lücken zu den restlichen Instrumenten und fügten sich sehr gut in den Mix ein.

Das waren die wichtigsten Bearbeitungsschritte. Mehr detaillierte Einstellungen der Plug-ins und viele weiter Einzelheiten könnt ihr euch in dem Video-Tutorial angucken.

Außerdem ist es nach wie vor möglich, dass euer Song in einem der nächsten Videos gemischt und vorgestellt wird. Schickt uns dazu einfach euren alten Mix an redaktion@soundandrecording.de.

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