Mit Punch und Noise

Sounddesign – Wir Synthetisieren eine Snare Drum

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Vor langer Zeit, genauer gesagt in Ausgabe 7/2016, haben wir uns bereits mal mit der Synthetisierung von Kickdrums in Native Instruments beschäftigt. Jetzt, ca. sechseinhalb Jahre später, ist es so langsam an der Zeit, um uns mit Snare Drums zu beschäftigen. Dabei orientieren wir uns grob am Sound typischer Roland TR-909-Snares.

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Für dieses Tutorial greifen wir, wie schon so oft zuvor, auf Vital als unseren Synthesizer der Wahl zurück. Prinzipiell funktionieren aber auch eine Menge anderer Synths – wichtig ist eigentlich nur, dass der Klangerzeuger über eine ausreichende Anzahl an Envelopes mit relativ flexiblen Kurvenformen verfügt.

Also, was benötigt solch ein Snare-Drum-Sound eigentlich? Prinzipiell sind es zwei Komponenten, die den finalen Klang ergeben: der tonale Anteil, der für Punch und Druck sorgt, sowie der Snareteppich, der die Snare zur Snare macht.

Der Aufbau unserer Snare in Vital

Der tonale Part

Nachdem wir ein neues Preset in Vital initialisiert haben, wählen wir als Wellenform für Oszillator 1 eine Sinuswelle (zu finden im Wavetable »Basic Shapes«) aus. Phase Randomization reduzieren wir von 100 % auf 0 %, denn unsere Wellenform soll immer an der exakt gleichen Stelle starten. Dann pitchen wir den Oszillator um 22 Halbtöne nach unten (davon ausgehend, dass wir den Sound immer mittels Taste C3 triggern) und drehen sein Lautstärkepoti auf Linksanschlag. Damit wir dennoch etwas hören, modulieren wir das Volume mit Envelope 2, wobei wir eine Modulationsintensität von 70 % verwenden. Wir formen die Hüllkurve außerdem so, dass sie sehr kurz und knackig ist, sprich: Attack und Hold belassen wir auf 0, Sustain reduzieren wir auf 0 und Decay stellen wir auf ca. 100 ms. Die Form der Decay-Kurve stellen wir recht linear ein.

Um noch mehr Punch zu erzeugen, verwenden wir eine zweite Modulation, und zwar modulieren wir den Pitch des Oszillators mit Envelope 3. Eine Modulationsintensität von 30 % reicht hier aus, und auch diese Envelope machen wir wieder kurz und knackig. Attack, Hold und Sustain verbleiben auf 0, Decay stellen wir auf 80 ms und die Decay-Kurve darf diesmal exponentiell sein. Damit steht der tonale Part fürs Erste.

Nicht wundern, momentan klingt alles noch ein wenig nach Bassdrum, aber das ändern wir im nächsten Schritt. Wir aktivieren Filter 1 und routen Oszillator 1 in dieses hinein. Als Filtertyp wählen wir »Digital 24 dB« und machen aus dem Lowpass via horizontalem Slider einen Highpass. Die Cutofffrequenz landet bei 240 Hz, die Resonanz bei 35 % und Drive drehen wir auf 5.

Der Snare-Teppich

Wir schalten Vitals Sampleoszillator hinzu, welcher defaultmäßig schon weißes Rauschen abspielt. Auch hier drehen wir das Volume wieder auf 0 und verwenden Envelope 4, um eben diese mit einer Intensität von ca. 65 % zu modulieren. Die Hüllkurve folgt ihren Kollegen insofern, dass wir Attack, Hold und Sustain wieder auf 0 setzen. Die Decay-Zeit darf dafür mit ca. 300 ms ein klein wenig länger ausfallen.

Nun routen wir den Sampleoszillator in Filter 2, stellen diesen auf »Digital 12 dB«, schieben die Cutoff-Frequenz auf ca. 14 kHz und die Resonanz erneut auf 35 %. Übrigens sollte der tonale Anteil unseres Sounds nicht in Filter 2 landen – wir verwenden die beiden Filter also parallel. Damit ist unsere grundlegende Snare fertig.

Mittels einer 1176er-Emulation können wir unserer Snare sehr leicht zu mehr Punch und Druck verhelfen.

Soundshaping

Abschließend wollen wir unserer Snare noch mittels Kompression zu mehr Punch und Durchsetzungsvermögen verhelfen. Dazu laden wir eine 1176-Emulation in den Signalpfad (ich habe in meinem Fall die von Arturia verwendet), stellen deren Ratio auf 4:1, verwenden eine mittlere Attack-sowie eine kurze Release-Zeit und passen die Gain-Reduction mittels Input-Regler ganz an unseren Geschmack an.

Hinter den Compressor schleifen wir einen EQ ein, um den Sound noch leicht anzupassen. Mittels Low Cut schneiden wir eventuell noch vorhandenes Gerumpel unterhalb von ca. 170 Hz weg und boosten den Bereich um diese Frequenz gleichzeitig entweder mit einem recht schmalen Band oder mittels Erhöhung des QFaktors vom Low Cut. Auch in den Höhen cutten wir sanft oberhalb von 17 kHz überflüssiges Material weg und heben den Bereich darunter (ca.12 kHz) noch einmal leicht an.

Viel Spaß beim Experimentieren!

So könnte die finale EQ-Anpassung unserer Snare mittels FabFilter Pro-Q3 aussehen.

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