Knackiger Attack

Sounddesign Tutorial: Mehr Punch für Synth-Sounds

Anzeige

Ein knackiger Attack ist für Synthesizer-Sounds, die im Vordergrund stehen sollen, sehr wichtig. Um sich die Arbeit später beim Mixing zu erleichtern, ist es ratsam, schon beim Programmieren des Patches auf einen gewissen Punch zu achten. Wir schauen uns in dieser Sounddesign-Ausgabe verschiedene Methoden an, wie sich das im Instrument erreichen lässt.

Anzeige

Beginnen wir mit der einfachsten Möglichkeit, die so ziemlich jeder Synthesizer mitbringt: der Lautstärke-Hüllkurve (Amp-Envelope). Für einen punchigen Sound brauchen wir eine sehr kurze Attack-Zeit, eine kurze bis mittellange Decay-Zeit (je nach Geschmack) sowie ein Sustain-Level, das sich nicht in der Maximalposition befindet, denn ansonsten wäre der Decay-Part der Amp-Hüllkurve nicht zu hören. Wir erhalten dadurch also einen Volume-Verlauf, der direkt zu Beginn des Sounds am lautesten ist und dann zügig abfällt, bis er das Sustain-Level erreicht.

Ähnliches ist auch mit der Filter-Hüllkurve möglich – hierzu müssen wir allerdings das Filter ins Spiel bringen, was nicht bei jedem Sound gewünscht ist. Sollte also ein Filtern in Ordnung sein, können wir bei einem Low-Pass-Filter mit der Filter-Envelope dafür sorgen, dass die Anfangsphase mehr Höhenanteile enthält und dadurch knackiger wirkt. Selbstverständlich können dafür auch High- oder Band-Pass-Filter genommen werden, die aber vielleicht in diesem Fall etwas ungewohnt klingen.

Mehr Knack

Manche Synthesizer verfügen über Hüllkurven, die so schnell sind, dass sie bei minimalem Attack einen Knack verursachen. Prominente Beispiele aus dem Hause Roland wären beispielsweise der JP-8000 oder der aktuelle System-8. Dieser Knack muss gar nicht nachteilig sein, denn er fügt unserem Sound einen zusätzlichen Transienten hinzu und verstärkt dadurch den Anschlag. Beim Access Virus gibt es dafür sogar eine spezielle Funktion, die sich einfach nur »Punch« nennt und einen kurzen Knack hinzuregelt. In der aktuellen 3.0-Version des Pigments ist Arturia noch einen Schritt weiter gegangen und hat der neuen Utility Engine verschiedene Transienten-Samples spendiert, die prinzipiell die gleiche Aufgabe erfüllen.

Was aber nun, wenn der eigene Synthesizer keine derartige Funktion bietet? In einem solchen Fall greifen wir zu einer freien Hüllkurve und modulieren damit den Pitch der Oszillatoren. Wir verwenden die minimale Attack-Zeit, eine sehr kurze Decay-Zeit, ein minimales Sustain-Level und eine sehr kurze Release-Zeit. Nun sorgen wir dafür, dass die Hüllkurve den Pitch der Oszillatoren um mindestens 12 Halbtöne nach oben moduliert. Da diese Modulation aber nur über die sehr kurze Decay-Zeit hinweg erfolgt, wird sie zu einer Art Knack, welchen wir mithilfe der Modulations-Intensität und der Decay-Zeit feintunen können.

Layern

Eine weitere Variante bietet sich bei Sounds an, die nicht alle Oszillatoren des Synthesizers verwenden oder noch über einen freien Noise Generator verfügen. Hier können wir den Oszillator ebenfalls wieder mittels Hüllkurve kurz zu Beginn des Sounds mitspielen lassen, um so den Anschlag zusätzlich zu betonen. Dazu bieten sich vor allem obertonreiche Wellenformen wie Sägezahn oder Rechteck sowie höhere Tonlagen an.

Ein weiterer kleiner Tipp: Wem die Hüllkurven ausgehen sollten, der sollte man schauen, ob der eigene Synthesizer zufällig einen One-Shot- bzw. Single-Cycle-Modus für seine LFOs anbietet. In diesem Modus durchläuft der LFO seine Wellenform nur ein einziges Mal und ist daher mit einer Sägezahn- oder Rechteckschwingungen und passender Geschwindigkeit ebenfalls gut für Attack-Modulationen geeignet.

Effekte

Inzwischen haben viele Synthesizer auch einen Kompressor in ihrem umfangreichen Effektrepertoire, welcher sich selbstverständlich hervorragend dazu eignet, die Attack-Phase eines Signals zu betonen. Wichtig zu beachten ist hier nur, dass sich die Attack-Zeit des Kompressors flexibel einstellen lässt. Im Gegensatz zu den vorherigen Methoden gilt außerdem, dass der Kompressor das komplette Signal bearbeitet und nicht durch jeden Note-On-Befehl erneut getriggert wird. Wenn sich also mehrere Noten überlagern, werden einige davon wahrscheinlich nicht so stark vom Kompressor beeinflusst.

Bei Synthesizern mit komplexen Modulationsmöglichkeiten wäre ein weiterer Ansatz, die Intensität eines Effekts mit einer unserer kurzen Envelopes zu modulieren. Verzerrer eignen sich dafür sehr gut – wir erhalten dadurch einen Sound, der zu Beginn kurz verzerrt und damit verdichteter klingt.

Viel Spaß beim Experimentieren!

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich habe ja das aktuelle Heft und suche hier -einmal mehr- vergeblich das Video Tutorial zum Artikel.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu Dirk Heilmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.