Nutzung des Major-Update

Sounddesign: Ein Blick auf den neuen Spectral Oscillator in Halion 7

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Steinberg hat vor wenigen Wochen Halion 7 veröffentlicht. Nach rund 6 Jahren hat das Mega-Instrument (von einem Sampler kann man hier eigentlich nicht mehr sprechen) also endlich wieder ein Major-Update erhalten, welches eine Fülle spannender Neuerungen mit sich bringt. Eine davon, den Spectral Oscillator, habe ich mir für diese Folge herausgepickt.

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Dabei ist der Spectral Oscillator vielleicht gar keine so glückliche Wahl für eine Artikelreihe, die hauptsächlich aus Tutorials besteht. Der Grund dafür ist, dass sich seine Ergebnisse schwer vorhersehen lassen und man mit einer Vielzahl von »Happy Accidents« arbeitet. Gleichzeitig macht das das Tool aber auch so spannend, und deshalb wollen wir trotzdem gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen.

Zunächst ein paar grundlegende Dinge zur Funktion: Man lädt ein Sample in den Spectral Oscillator, und dieses wird dann, basierend auf einigen Parametern, analysiert und resynthetisiert. Wir haben es also immer mit einer »künstlich nachgebauten« Version unseres Originalsamples zu tun. Daraus folgend lässt sich das Audiomaterial beispielsweise besonders gut timestretchen, was auch eine prominente Funktion des Spectral Oscillators ist. Wer allerdings nur Wert auf gutes TimeStretching legt, der braucht dieses Klangerzeugermodul nicht, denn die grundlegende Technik hat auch ihren Einzug in Halions Sample Oscillator gefunden.

Aber zurück zur Resynthese: Dank der änderbaren Analyse- und Resyntheseparameter, lassen sich die Klänge stark verändern, was zu einer Vielzahl an interessanten Ergebnissen führt. Ein wenig erinnert die Parametrisierung auch an einen Granular-Synthesizer, aber dafür hält Halion ein eigenes Modul bereit.

Spannende Parameter

Nach dem Öffnen einer neuen Halion-7-Instanz werden wir zunächst vom Hub begrüßt, in dem wir auf »Spectral Synth« klicken können und damit schon ein fertig eingerichtetes Spectral-Oscillator-Instrument vor uns haben. Wir beginnen unsere Reise auf dem Osc-Tab und finden hier grundlegende Playback-Parameter wie Direction, Position oder Speed. Spannend wird es direkt, wenn wir den Speed auf einen sehr geringen Wert wie 1 oder 2 setzen und das Sample damit fast schon einfrieren. Parallel dazu spielen wir mit Purity, Inharm und Autogain herum. Purity kontrolliert, wie laut die einzelnen resynthetisierten Teiltöne zueinander sind. Grob kann man sagen: Purity < 0 = geräuschhafterer Klang, Purity > 0 = tonalerer Klang.

Inharmonicity ist leider noch schwieriger zu beschreiben, und sein Ergebnis ist materialbasierend. Es geht hier um das Frequenzverhältnis der einzelnen Teiltöne zueinander. Ein Lob für Steinberg an dieser Stelle, denn das Verfahren wird in der Halion-Anleitung schön beschrieben.

Einfacher ist dafür der Autogain-Parameter, denn dieser wirkt wie eine Art Upward Compressor, indem die leiseren Teiltöne verstärkt werden.

Spectral Oscillator
Der Spectral Oscillator mit den vier Tabs Osc, Filter, Sample und Analysis

Grundlagenforschung

Die bisher genannten Parameter beeinflussen das bereits resynthestisierte Signal. Wenn wir allerdings den eigentlichen Vorgang bzw. den Ursprung der Resynthese beeinflussen wollen, müssen wir auf den Analysis-Tab wechseln. Hier schauen wir uns zunächst »Window Type« an. Die Auswahl legt fest, welche Fensterfunktion für die Bewertung der Sampledaten verwendet wird – bei der Resynthese werden also bestimmte Informationen des Originalsamples je nach Window Type unterschiedlich gewichtet. Es gibt in diesem Falle kein wirkliches »besser« oder »schlechter«, sondern je nach Anwendungsfall suchen wir uns das passende Setting heraus. »Rectangle« klingt beispielsweise deutlich unruhiger und chaotischer als »Hann«, aber das passt zu diversen Anwendungsfällen besser.

Auch »Freq Res« (Frequency Resolution) muss an den Klang angepasst werden. Dieser Parameter bestimmt, wie nah sich einzelne Frequenzen bei der Analyse sein dürfen, um zuverlässig erkannt zu werden. Eine höhere Frequenzauflösung kann allerdings auch zu Artefakten führen.

Weiterhin finden sich in diesem Tab noch die Transienten-Erkennung und die Phase-Lock-Funktion. Auch wenn defaultmäßig beide aktiviert sind, kann es durchaus sinnvoll sein, sie für bestimmtes Material zu deaktivieren.

Analyse
Der Analysis Tab steuert die grundlegenden Parameter des Resynthese-Vorgangs.

Fazit

Auch wenn diese Übersicht eher grob war und sich einige Parameter nicht sofort erschließen mögen, hoffe ich, dass sie neugierig auf dieses innovative Sounddesign Tool gemacht hat. Ich kann jedem empfehlen, sich die Halion-7-Demoversion herunterzuladen und die neuen Features selber auszuprobieren. Viel Spaß beim Experimentieren!

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