Drumsynthese mit NI Massive

Sound Design – Synthetische Bass Drum selber bauen

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Wellenform

Wer für seine Produktion eine synthetische Bass Drum braucht, der wird in der Regel auf ein Sample zurückgreifen. Kein Wunder, heutzutage gibt es unzählige Libraries, die eine riesige Menge an Kicks in sehr hoher Qualität für alle erdenklichen Styles bieten. Daher möchte ich euch hier einen ganz groben Leitfaden geben, wie ihr eure Kick selbst bauen könnt und vielleicht sogar euren eigenen Signature-Sound erstellt.

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Für unseren kleinen Ausflug in die Welt der Drumsynthese nutzen wir Native Instruments Massive. Wer mag, kann aber auch so gut wie jeden anderen Synthesizer dazu verwenden; er sollte nur, wenn möglich, über folgende Eigenschaften verfügen: Erstens benötigen wir mindestens zwei flexibel routbare und schnelle Hüllkurven. Zweitens erweitert es unsere Möglichkeiten extrem, wenn die Oszillatorsektion nicht nur die Standardwellenformen wie Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck bietet, und drittens ist auch ein Rauschgenerator nie verkehrt; vor allem dann nicht, wenn man nicht nur Bass Drums, sondern beispielsweise auch Snares synthetisieren möchte. An dieser Stelle sollen auch noch einige Plug-ins erwähnt werden, die speziell zur Drumsynthese gemacht wurden. Dazu zählt beispielsweise der Waldorf Attack sowie die derzeit extrem angesagten Vengeance Metrum und Nicky Romero/Sonic Academy Kick. Auch NIs Maschine 2 hat inzwischen spezielle Drumsynthese-Module integriert.

Video Tutorial

Erste Schritte

Nachdem ich Massive geöffnet habe, resette ich zunächst alle Parameter, indem ich im File-Menü auf »New Sound« klicke. Damit werden alle Soundparameter zurückgesetzt, und man sollte einen einfachen Sägezahnsound hören, wenn man das Instrument anspielt. Bevor ich mich nun an die eigentliche Soundgestaltung begebe, setze ich noch eine sehr wichtige Grundeinstellung: Im Osc-Tab gibt es den Abschnitt »Oscillator Phases«. Hier ist es wichtig, darauf zu achten, dass »Restart via Gate« aktiviert ist und die vier Slider darunter alle auf Linksanschlag stehen. Dadurch werden die Oszillatoren bei jedem Tastenanschlag neu gestartet und laufen nicht, wie ansonsten defaultmäßig eingestellt, im Hintergrund permanent weiter. Der Vorteil dieser Einstellung ist, dass jeder Trigger also exakt die gleiche Wellenform liefert, was bei der Drumsynthese wichtig ist, denn wir wollen ja, dass unsere Bass Drums bei jedem Anschlag immer gleich klingen.

Ein weiteres wichtiges Detail befindet sich noch in der Ansicht von Envelope 4: Hier ist der Attack-Regler defaultmäßig nicht ganz auf Linksanschlag gedreht. Das muss geändert werden, damit unser Ergebnis möglichst perkussiv wird. Außerdem habe ich den LevelRegler rechts neben dem Decay-Regler komplett nach rechts gedreht; somit erhalten wir eine Sustain-Phase mit maximaler Lautstärke. Das wird allerdings nur eine vorübergehen de Einstellung sein; wir werden diese später korrigieren.

Als Nächstes habe ich als Wellenform »Sin-Squ« ausgewählt und den WF-PositionRegler ganz nach links gedreht. Damit erzeugt Massive eine Sinus-Wellenform; die klassische, aber auch old-schoolige Wellenform zur Drumsynthese. Den Pitch-Wert von Oszillator 1 habe ich dann auf −12 gestellt; der Oszillator erzeugt jetzt einen sehr tiefen, wummernden Basssound. Um die nun folgenden Tonhöhenmodulationen adäquat beurteilen zu können, ist es sehr sinnvoll, sich eine fixe Tonhöhe anzugewöhnen, mit der man seine synthetisch erzeugten Drumsounds anspielt. In meinem Falle ist es so, dass ich Bass Drums immer mit der Note C1 auf meinem Keyboard, also MIDINotenwert 36, antriggere. Es ist außerdem sehr sinnvoll, sich einen Loop mit einer Länge von einem Takt und einem MIDI-Event auf jeder vollen Zählzeit (Länge: 3/16tel-Noten) in seiner DAW zu erzeugen und als Schleife laufen zu lassen; so ist das Sounddesign deutlich bequemer, und man hört direkt, ob sich die Kick richtig »anfühlt«.


Sound&Recording – Drum Recording Special

sr_0716_1Die Sommer-Ausgabe 07-08/16 von Sound&Recording steht ganz im Zeichen der Königsdisziplin im Studio – denSchlagzeug-Aufnahmen. In unserem Drum Special haben wir über 100 Mikrofone an den Drums miteinander verglichen. Udo Masshoff gibt euch Tipps, zum Stimmen des Schlagzeugs für eure Recordings. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Themen Drum Editing in Studio One 3, mobilen Drum Recordings und damit, wie ihr mit NI Massive einen Layer für die Kick Drum basteln könnt. 

 

Weitere Themen:
  • UAD Fender `55 Tweed – Software-AMP
  • iZotope VocalSynth – Vocal Effekte aus dem Rechner
  • Zu Besuch bei Boutique-Hersteller Royer Labs
  • Mixpraxis: Rik Simpson mischt Coldplay – Hymn For The Weekend uvm.

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Der Basissound

Den eigentlichen Kick-Sound erhält man dadurch, dass man den Pitch-Wert des Oszillators moduliert. Man benötigt einen formbaren Verlauf von einem hohen Pitch-Wert hin – unter zu einem niedrigen, also habe ich den Anfasser rechts neben Envelope 1 auf den Pitchmodulationspunkt unterhalb des Pitch-Wertes von Oszillator 1 gezogen und die Modulationsintensität im Feld daneben auf +36 eingestellt. Nun wechseln wir auf die Ansicht von Envelope 1, um den Verlauf der Pitchmodulation zu bestimmen. Ich habe zunächst den Attack-Regler und den Level-Wert rechts neben dem Decay-Poti auf Linksanschlag gestellt, wodurch sich ein erster typischer Kick-Sound einstellen sollte. Wenn man jetzt das DecayPoti langsam nach links dreht, wird man irgendwann auf seinen persönlichen Sweetspot stoßen, bei dem die Kick am »rundesten« klingt. Abschließend bin ich nochmals zu Envelope 4 zurückgekehrt, habe den Level auf 0 gesetzt und den Decay-Wert so gewählt, dass der Lautstärkeverlauf der Kick »sitzt« und sie nicht unnötig nachwummert.

Der Toppart

Damit die Kick durchsetzungsfähiger wird, benötigt sie einen zusätzlichen knackigen Attack-Teil, auch Toppart oder Topkick genannt. Dazu habe ich Oszillator 2 aktiviert und ihm ebenfalls eine Sinuswellenform zugewiesen. Den Pitchwert habe ich auf 0 belassen und dann Envelope 2 auf das Modulationsfeld des Pitches gezogen. Die Modulationsintensität steht, wie bei Oszillator 1, auf +36. Zusätzlich habe ich Envelope 2 auch auf das Modulationsfeld des Amp-Potis gezogen und das Amp-Poti auf Linksanschlag gedreht. So wird die Modulationsintensität zum eigentlichen VolumeRegler und kann ganz nach Geschmack eingestellt werden. Weil der zweite Oszillator lediglich ein Klicken generieren soll, kann man zwar zunächst die Einstellungen von Envelope 1 für Envelope 2 übernehmen; den Decay-Wert habe ich dann allerdings deutlich kürzer eingestellt, sodass er ungefähr auf 8:30 Uhr steht. Im weiteren Feintuning sollte man nun die Amp-Modulationsintensität (Lautstärke) und die Pitch-Modulationsintensität (Tonhöhe/Durchsetzungsfähigkeit) an die eigenen Vorlieben anpassen.

Effekte

Um der Kick ein wenig mehr Charakter zu verpassen, habe ich in den FX1-Slot den »Classic Tube«-Verzerrer geladen, Dry/Wet auf den Mittelwert und Drive auf ungefähr 10 Uhr gestellt. Als Nächstes würde ich die Bass Drum gerne eq’en, aber mit Massives EQ lässt sich der Sound eher rudimentär bearbeiten − hier ist man besser beraten, wenn man diese Aufgabe einem externen EQ überlässt und schon an dieser Stelle die Umgebung von Massive verlässt; so kann man auch direkt noch einen Kompressor in den Signalweg einschleifen, um den Sound weiter zu formen.

Variationen

Weil Massive eine Fülle von Wellenformen bietet, kann allein durch den Austausch des Wavetables und der Position des WF-PositionPotis ein komplett anderer Sound erzeugt werden. Außerdem ist es sehr reizvoll, eine Hüllkurve zu verwenden, die das WF-PositionPoti moduliert und somit den Sound der Kick über ihren Verlauf hinweg verändert. Je nach Style benötigt man auch den einen oder anderen Verzerrer, und tonale Kickdrums verlangen wieder ganz andere Herangehensweisen. Man sieht: Drumsynthese ist ein sehr weites, aber auch spaßiges und kreatives Feld, und angesichts der momentanen Renaissance der Modularsysteme ist es spannender denn je, sich diesen Sound selber zusammenzuschrauben. Viel Spaß beim Experimentieren!

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