Den Mix optimieren

Mixing Tutorial: Wie du effizienter im Computer mixen kannst

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Waldemar Fix My Mix(Bild: Dirk Heilmann)

Heutige Computer haben mehr Leistung als jemals zuvor, und so sollten wir beim Mischen von Audioproduktionen doch eigentlich auch keine Grenzen mehr kennen. Jedoch sieht die Realität leider ganz anders aus. Und so kommt man sich heute manchmal vor wie vor 15 Jahren, wenn der Rechner streikt und den Mix plötzlich nicht mehr abspielen will. Im Folgenden ein paar Beispiele dafür, wie man seinen Mix optimieren kann.

Laut der Berichte einiger Kolleg:innen und auch aus meiner eigener Erfahrung stößt man selbst bei aktueller Technik immer wieder an die Leistungsgrenzen. Das hat natürlich auch mit den vielen Möglichkeiten, Spurenzahlen und intelligenten Plug-ins zu tun. Stellvertretend möchte ich hier meine Erfahrungen als Beispiel nutzen, die auf verschiedene Systeme und Konzepte übertragen werden können.

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Ich persönlich benutze eine Template Session für die Mixe, in der alle notwendigen Effekte, Subgruppen, Master-Bus und zum Teil sogar auch Einzelspuren für Instrumente und Vocals drin sind. Die meisten Spuren haben auch schon Plug-ins geladen, da man doch oft zu den gleichen Tools greift. So muss ich nur noch die entsprechenden Audiofiles importieren und kann direkt loslegen. Das ist sehr hilfreich und zeitsparend, da man nicht jedes Mal bei null beginnen muss. Jedoch ist das Template über die Jahre soweit gewachsen, dass es nun ca. 120 Spuren enthält. Und das, bevor auch nur irgendwelches Audiomaterial importiert wurde. Das ist natürlich eine ordentliche Belastung für den Computer und führt mittlerweile regelmäßig dazu, dass die Mixe hintenraus stocken, die DAW Aussetzer hat und Spuren unfreiwillig »gefreezed« oder »gebounced« werden müssen, um Leistung freizugeben.

Hier sieht man drei vergleichbare Versionen des SSL Channelstrips von unterschiedlichen Herstellern. Alle drei haben eine unterschiedliche Auswirkung auf die Leistung des Computers.Abgesehen davon, dass das unglaublich nervig ist und die Konzentration erschwert, ist man auch nicht unbedingt schnell beim Mischen. Und so war der nahliegende Lösungsansatz, das Template zu entschlacken. Alles raus, was man sehr selten benutzt. So wie z. B. ganz spezielle Effekte, die man im Grunde nur bei 3 bis 5 Prozent der Mixe überhaupt einsetzt. Wie die fünf vollgepackten Drum-Buse, von denen man in der Regel nur zwei benutzt. Oder der »super-coole-abgefahrene« Chorus-/Modulations-Effekt, der seit der letzten Avangarde-Platte nicht mehr zum Einsatz kam. Auch das ganze komplizierte Routing habe ich vereinfacht. Das war zwar jeder Aufgabenstellung gewachsen, bedeutete aber auch sehr viel Latenz und Belastung für die DAW. Und so geht die Snare nun nicht mehr in den Snare-Bus, dann in den Beat-Bus, dann in den Drum-Bus, den Drums-Final-Bus, den Instrumental-Bus und den Master-Bus.

Außerdem wurden einige Plug-ins ersetzt oder optimiert. Denn viele gibt es so oder so ähnlich auch von anderen Herstellern, aber eben nicht ganz so CPU-hungrig. Den SSL Channelstrip z. B. gibt es mittlerweile in sehr vielen Ausführungen. Einige davon verbrauchen aber vier bis fünf Mal so viel Leistung wie andere, klingen dabei jedoch (subjektiv beurteilt) nur marginal besser. Andere Plug-ins waren einfach im »Linear Modus« oder hatten »upsampling« eingeschaltet. Was nicht unbedingt grundsätzlich eine bessere Qualität bedeutet, aber deutlich mehr Leistung verbraucht.

Plug-ins haben auch unterschiedliche Modi zur Auswahl, so wie der iZotope Maximizer oder der FabFilter Pro-L 2. Die ergeben zwar einen hörbaren Klangunterschied, wirken sich aber auch stark auf die Performance aus. Dessen sollte man sich in jedem Fall bewusst sein. Auch alte Plug-ins auszumustern, kann sehr sinnvoll sein. So habe ich z. B. vor einigen Tagen festgestellt, dass der alte EQ von einem bestimmten Hersteller, denn ich seit 12 Jahren überall benutze, ca. drei Mal so viel Leistung verbraucht wie der Pro-Q3 von FabFilter, der dazu auch noch übersichtlicher ist und viel mehr Features bietet. Hier lohnt sich ein kurzer Vergleich auf jeden Fall.

Grundsätzlich können oft auch Instrumentengruppen oder Bearbeitungsschritte zusammengefasst werden, um Leistung zu sparen. So bounce ich z. B. Chöre oder Background Vocals gerne zusammen und arbeite dann nur noch mit der Stereospur und nicht den vier bis 50 Einzelspuren. Ich kenne sogar einige Kolleg:innen, die eine Kick mit entsprechender Bearbeitung bouncen und damit weiterarbeiten ohne zurückzuschauen. Natürlich benötigt man hier etwas Erfahrung. Oder man routet die vielen Einzelspuren auf einen Bus, auf dem man dann das ganze EQen, sättigen und komprimieren kann. So spart man sich auch viele Plug-ins. Und ansonsten sollten natürlich alle MIDI-Instrumente in Audio-Files umwandelt werden, da Software-Instrumente unglaublich viel Leistung verbrauchen.

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