Tipps vom Profi

Mixing Tutorial – So komprimiert man eine Snare richtig!

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(Bild: Dirk Heilmann)

Wenn man Tontechniker mal zu dem Thema »Mischen von Schlagzeugaufnahmen« fragt, wird sehr oft die Bearbeitung der Snare als einer der wichtigsten Schritte beschrieben. Vor allem in der Rockmusik entscheidet der Sound bzw. Charakter der Snare hauptsächlich über die Wirkung des gesamten Schlagzeugs. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff »Kompression« sehr oft verwendet.

Wenn es darum geht, die Snare in der Dynamik einzuschränken und eine ausgewogene Lautstärke über den gesamten Song zu erzielen, oder darum, die Snare etwas punchiger und knackiger zu bekommen, damit sie sich im Mix besser durchsetzen kann, scheint Kompression oft die Lösung zu sein. Aber wie muss man den Kompressor richtig einstellen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen? In dieser Folge erkläre ich euch, worauf ihr beim Komprimieren einer Snare achten solltet, welche Plug-ins besonders gut dafür geeignet sind und wie sich die jeweilige Einstellung auf den Sound auswirkt. Dazu nehmen wir die bereits leicht bearbeiten Drums bzw. die noch unkomprimierte Snare aus der letzten Folge.

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Der Song ist im Classic-Rock-Stil gehalten, und außer den Drums gibt es noch Gesang, eine Gitarre und den Bass. Das Schlagzeug war hier relativ ausgewogen gespielt, hat aber immer noch eine natürliche Dynamik – vor allem im Übergang zwischen Intro und erster Strophe wird es deutlich lauter. Das ist auch ganz normal und keinesfalls ein Fehler des Schlagzeugers. Jedoch können diese kleinen Unterschiede beim Zuhörer den Eindruck erwecken, dass der Drumer etwas untight oder ungenau ist. Außerdem kann die Snare durch Schwankungen an Druck und Wirkung im fertigen Mix verlieren, besonders in einem Rocksong mit verzerrten Gitarren oder Bässen, die oft wie eine Wand wirken, durch die die Snare erst einmal durchkommen muss

Wie genau ich eine Snare komprimieren muss, ist immer davon abhängig, welche Wirkung ich erzielen möchte. Mit Kompression lassen sich zwei grundlegende Änderungen erreichen. Zum einen kann ich die Lautstärke aller Schläge an einander angleichen, indem ich die lauteren Schläge komprimiere und somit auf das Niveau der leiseren Schläge herunterbringe. Zum anderen kann ich die Snare punchiger und knackiger machen, indem ich die ersten Transienten (Attack) unkomprimiert durchlasse und den (kurzen) Ausklang des Sounds durch die Kompression leiser mache. Das lässt sich vor allem durch das Einstellen der Attack- und Release-Zeit regeln.

Als Erstes stelle ich den Threshold so tief ein, dass nur die zu bearbeitenden Schläge betroffen sind. Werden auch die leiseren Schläge bearbeitet (vorausgesetzt dass ich diese nicht mitbearbeiten möchte), ist der Threshold also zu tief und sollte etwas angehoben werden. Dann erhöhe ich die Ratio, bis ich die Bearbeitung deutlich hören kann. Hier kann man zu Beginn auch gerne etwas mehr Ratio verwenden, damit man den Effekt besser identifizieren kann. Allerdings sollte man diese später auch wieder etwas zurückdrehen.

Jetzt kann ich die Attack- und die Release-Zeit  einstellen. Bei der Release-Zeit sollte man nur darauf achten, dass sie schnell bzw. kurz genug ist, damit der Kompressor aufhört zu komprimieren, bevor der nächste Schlag kommt (lieber zu schnell als zu langsam). Idealerweise sollte sich die Anzeige bzw. das VU Meter im Tempo des Songs bewegen. So geht man sicher, dass der Attack des nachfolgenden Schlags nicht unabsichtlich mitkomprimiert wird. Jeder Schlag wird also für sich bearbeitet.

Der UAD 1176LN ist ein oft benutzter Kompressor für die Snare, weil die Attack- und Release-Zeiten für perkussive Signale schnell genug sind. Das Oxford Dynamics Plug-in ist flexibel einstellbar und arbeitet sehr sauber. Der UAD DBX160 dagegen hat einen sehr speziellen Sound, den man sehr gut als Effekt benutzen kann.

Bei der Attack-Zeit dagegen ist es wichtig, dass sie lang bzw. langsam genug ist, um die ersten Transienten durchzulassen. Ein guter Anfang wären ca. 10 ms. Das sollte genug Zeit sein, damit der Attack der Snare durchkommt und sie ihren Punch behält. Davon ausgehend kann man dann die Attack-Zeit immer weiter verkürzen. Dadurch werden immer mehr von den Transienten abgefangen, und man merkt, dass die Snare immer weniger Punch hat und auch im Mix immer weiter nach hinten rutscht. Allerdings bekommt man so auch eine größere Einschränkung der Dynamik hin. Denn je mehr ich von den Transienten komprimiere, desto leiser werden die bearbeiteten Schläge. Somit schlägt das Signal auch immer weniger auf meinem Meter aus. Sollte ich aber eher an einer offeneren und natürlicheren Snare interessiert sein, sollte ich die Attack-Zeit länger bzw. langsamer einstellen. So kommen mehr von den Transienten durch und die Bearbeitung wird immer kleiner.

Durch das Abschmecken der Attack- und Release-Zeit kann ich mir jetzt aussuchen, wie punchig und knackig der Snare-Sound sein soll. Durch das Verkürzen der Attack-Zeit und das Erhöhen der Ratio kann ich entscheiden, wie stark die Dynamik der Snare eingeschränkt wird, weil die lauteren Schläge immer stärker bearbeitet werden. Manchmal ist es auch hilfreich, mehrere Kompressoren mit einer kleineren Bearbeitung hintereinander zu benutzen als einen einzigen mit einer viel zu starken Bearbeitung. Somit hat man ein viel natürlicheres Ergebnis mit viel weniger Nebeneffekten.

Das sind im Grunde die wichtigsten Punkte, die man beim Komprimieren einer Snare beachten sollte. Wie genau sich die Einstellungen der Attack- und Release-Zeit auf den Klang auswirken und welche Kompressor-Plug-ins man dafür verwenden kann, könnt ihr euch im Video-Tutorial angucken.

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