Fix My Mix

Mixing Tutorial: Parallel-Processing

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Waldemar Fix My Mix(Bild: Dirk Heilmann)

Ein guter Mix setzt sich aus vielen kleinen Entscheidungen und detaillierten Techniken zusammen. Die meisten davon sind sehr individuell und hängen stark vom aufgenommenen Material und dem angestrebten Ergebnis ab. Es gibt jedoch eine Technik, die in jedem Mix zum Einsatz kommt und unabhängig vom Genre oder den Spuren eine echte Geheimwaffe ist. Und das ist die Parallelkompression. Diese wird von vielen großartigen Mischern wie Michael Brauer oder Dave Pensado in jedem Mix angewendet und gefeiert. Und wenn ein Andrew Scheps laut eigener Aussage sogar nur noch parallele Kompression einsetzt, ist das Grund genug, sich das Thema Parallel-Processing etwas genauer anzuschauen.

In dieser Folge möchten wir über eine ganz bestimmte Mix-Technik sprechen. Und zwar das parallele Bearbeiten von Signalen. Ich selbst bin ein großer Fan davon und wundere mich jedes Mal, wie effektiv diese einfache Technik ist. Parallele Bearbeitung ist im Grunde relativ einfach erklärt. Man macht das Processing des Signals nicht auf der entsprechenden Spur, sondern auf einer Kopie des Signals. Entweder indem man wirklich einfach eine Kopie erstellt, oder das Signal auf einen separaten Bus/Aux schickt und dort bearbeitet. So kann man durch extreme Einstellungen eine deutlich aggressivere Klangfarbe erzeugen und diese später dem Originalsignal zumischen – vergleichbar mit Effekten wie Reverb oder Delay.

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Eine der häufigsten Anwendungsarten ist die parallele Kompression. In unserem ersten Beispiel möchten wir die Vocals in einem Rock-Song stark komprimieren und so richtig nach vorne bringen. Dazu schicken wir sie auf einen zusätzlichen Aux, wo sie mit dem UAD 1176 Rev A komprimiert werden. Hierbei darf das Plug-in ruhig 10–15 dB Gain Reduction anzeigen. Attack würde ich in diesem Fall mittel bis kurz und Release eher schnell wählen. Das Signal sollte nun deutlich aggressiver klingen, und verschiedene Artefakte wie Pumpen und laute Atmer könnten durchaus hörbar sein. Auch der Pegel dieser Spur wird sich nun, wenn überhaupt, nur minimal bewegen. Das Ganze wird dann der Originalspur im Mix dazu gemischt. Ein gutes Verhältnis wäre z. B. 60/40. Das sollte den Gesang insgesamt deutlich mehr nach vorne bringen und nicht nur selbstbewusster, sondern auch viel ausgewogener klingen lassen. Dadurch können sich die Vocals besser gegen die verzerrten Gitarren durchsetzen, und man versteht zu jedem Zeitpunkt den Text. Bei diesem Mixverhältnis werden die Artefakte im Kontext auch keine große Rolle spielen. Parallelkompression ist für mich unverzichtbar und einer der wichtigsten Schritte beim Mischen von Gesängen.

UAD 1176 Rev
Der UAD 1176 Rev kam für die Vocals und der UAD API 2500 Bus Compressor für die Drums parallel zum Einsatz. Das iZotope-Plug-in Trash 2 wurde für die Sättigung auf den Gitarren benutzt.

In unserem zweiten Beispiel möchten wir die Drums im Mix besonders punchy klingen lassen. Das bedarf einer relativ starken Kompression. Jedoch würde der Beat »geschluckt« klingen und der ganze Groove verloren gehen, wenn wir das auf den Drums direkt machen würden. Also schicken wir alle Drums zusammen auf einen zusätzlichen Bus und komprimieren hier mit dem UAD API 2500 Bus Compressor. Auch hier sollte die Gain Reduction ordentlich sein und ca. 12–16 dB betragen. Attack darf gerne und Release sollte auf jeden Fall kurz sein. Dadurch kommen die Drums richtig zum Pumpen, und der Raum wird ordentlich hochgezogen. Auch dieses Signal wird im Mix den eigentlichen Drums beigemischt, um sie zum Leben zu erwecken und dem Schlagzeuger richtig Power zu geben.

Eine andere Anwendungsmöglichkeit ist das parallele Arbeiten mit Distortion. In unserem nächsten Beispiel möchten wir eine E-Gitarre bissiger klingen lassen, damit sie lebendiger und ausgewogener gespielt wirkt. Ein wenig Sättigung würde hier leider nicht viel bewirken, da erst eine bestimmte Menge an Verzerrung die Dynamik deutlich einschränken und ordentlich Obertöne erzeugen würde – was aber wiederum viel zu aggressiv für die Originalspur wäre. Wenn wir diese Gitarre aber auf einen Bus schicken und hier das iZotope-Plug-in Trash 2 mit extremeren Einstellungen benutzen, können wir so sehr viele Obertöne und eine steife Dynamik erzeugen und das Signal dem Original im Mix parallel zumischen. So verlieren wir nicht den Originalcharackter des Instruments, gewinnen aber deutlich an Durchsetzungskraft und Stabilität. Das funktioniert natürlich auch für Drums sehr gut.

Man kann auch einen EQ parallel benutzen. Allerdings würde ich persönlich hier zu keinen extremen Einstellungen tendieren, da die meisten EQs nicht phasenlinear sind und somit u. U. beim Zusammenmischen zu Problemen führen können. Grundsätzlich kann jede Bearbeitung parallel durchgeführt werden, erläutert habe hier ich nur die beliebtesten Beispiele.

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