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Mixing Tutorial: Live-Album mischen

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Ein gutes Live-Album zeichnet sich im Gegensatz zu einer Studioproduktion nicht nur durch den super Klang aus. sondern vor allem durch die Energie und den Eindruck, dass man selbst bei dem Konzert dabei wäre. In dieser Folge wollen wir uns ein paar wichtige Details angucken, wie man diesen Unterscheid hinbekommt.

Die SoundRadix Auto Align und Waves InPhase wurden benutzt, um die Atmo-Spuren in der Phase auszugleichen. Der Hi-Cut auf dem Fabfilter Pro-Q3 wurde automatisiert, um das Übersprechen auf dem Gesang zu entschärfen.
Die SoundRadix Auto Align und Waves InPhase wurden benutzt, um die Atmo-Spuren in der Phase auszugleichen. Der Hi-Cut auf dem Fabfilter Pro-Q3 wurde automatisiert, um das Übersprechen auf dem Gesang zu entschärfen.

Im Gegensatz zu einer Studioproduktion geht es bei einem Live-Album nicht darum, die Musik so gut wie möglich zu präsentieren, sondern viel mehr ein Erlebnis ähnlich dem Konzertbesuch selbst zu schaffen. Das bedeutet, dass sich das Publikum, der Applaus, die Energie und evtl. auch der räumliche Eindruck so gut wie möglich auf den Zuhörer übertragen sollen.

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Wie immer beginnt das Mixen schon bei der Aufnahme. Und in diesem Fall muss man sogar noch genauer planen als bei einer Produktion im Studio. Denn man kann die Aufnahme zwischendurch nicht einfach kurz stoppen, um ein Mikrofon neu zu platzieren, oder das Konzert unterbrechen, um anderes Equipment aufzubauen. Es gibt eben nur eine Chance. Daher sollte man sich genau überlegen, wie und was man mikrofoniert und welche Auswirkungen das auf den finalen Mix hat.

Abgesehen von den einzelnen Instrumenten, die man mitschneidet, sollten in jedem Fall auch mehrere Mikrofone für das Publikum bzw. die Atmosphäre aufgestellt werden. Diese können an verschiedenen Positionen im Raum verteilt werden, um so viel Fläche wie möglich abzudecken. Gängig sind u. a. Mikros am Rand der Bühne, die ins Publikum gerichtet sind, und am FOH-Platz oder von der Decke hängende Mikrofone. Diese sind besonders wichtig für den späteren Mix und machen genau den Unterschied, warum es wie ein Konzert und nicht nur eine Studioaufnahme klingt.

Deswegen sollte man beim Mischen auch mit den Atmo-Spuren anfangen. Diese Signale sind ausschlaggebend für den räumlichen Eindruck und die Tiefenstaffelung der Instrumente. Wie bei einem Orchester sind sie die Hauptmikrofone und bilden die Basis für den Mix. Hierbei sollte man allerdings auf die Laufzeiten der einzelnen Mikrofone achten. Die daraus resultierende Phasenlage kann nämlich schnell zu Auslöschungen, Kammfiltern und bei größeren Entfernungen sogar zu hörbaren Delays/Wiederholungen führen. m

Um die Phasenlage in den Griff zu bekommen, gibt es hilfreiche Plug-ins wie beispielsweise das SoundRadix Auto Align. Das misst den Abstand der Mikros und verzögert sie aufeinander, um die bestmögliche Phasenlage zu erhalten. Grundsätzlich mische ich die einzelnen Atmo-Spuren so, dass man einen guten Raumeindruck hat und das Publikum ausgewogen zu hören ist. Diese Gruppe kann auch automatisiert werden, um für den Applaus zu Beginn und zum Ende eines Songs lauter zu sein. Dadurch wird die Musik selbst nicht zu sehr verwaschen, aber man hat immer einen Energieschub durch den Applaus.

Jetzt können auch die einzelnen Instrumente zum Mix hinzugefügt werden. Dabei sollte man aber grundsätzlich darauf achten, dass die close mikrofonierten Signale nicht zu laut sind und so den »Konzert-Eindruck« stören. Möchte man bei einer Studioproduktion, dass z. B. der Gesang stark komprimiert und »in your face« klingt, sollte er bei einem Live-Album immer noch dynamisch und so wie im Raum über die PA klingen. Das gleiche gilt natürlich auch z. B. für eine direkt mikrofonierte Snare oder einen DI-Bass. Der Eindruck, dass man mit vielen Menschen in einer Halle steht und die Musik hauptsächlich im Raum stattfindet, hat absolute Priorität. Hier muss sich leider auch der Klang der einzelnen Instrumente unterordnen.

Ein großes Problem bei Liveaufnahmen ist das viele Übersprechen. Kann man im Studio durch Stellwände oder das Verteilen der Instrumente in schalldichten Kabinen das Übersprechen verhindern, muss man beim Konzert damit leben, dass sich alle Musiker in einem Raum befinden und außerdem noch eine PA läuft. Das bedeutet, dass man entweder sehr viel frei schneiden oder gaten muss, um die Spuren besser bearbeiten zu können. Das funktioniert bei einigen Instrumenten wie Kick oder Snare relativ gut, wird aber schon deutlich schwieriger, wenn man z. B. das Schlagzeug auf dem Gesangsmikrofon leiser bekommen möchte.

Hier empfehle ich erst einmal grundsätzlich, nicht zu viel zu komprimieren, um so das Übersprechen etwas weniger hochzuziehen, und zusätzlich mit Lautstärkeautomation und einem Hi-Cut nur in den Gesangspausen zu arbeiten – so weit, bis das Übersprechen nicht mehr problematisch ist, aber ohne dass es zu starken Schwankungen im Gesamtsound kommt.

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