Fix my Mix

Mixing Tutorial: Rhodes zeitgemäß mischen

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Fender Rhodes

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Das Fender Rhodes hat einen bestimmten Sound mit viel Charakter und Wiedererkennungswert. Leider ist es aber nicht immer einfach, das Instrument in einem Mix unterzubringen. Denn abhängig davon, was gespielt wird, kann das Instrument sehr dick und undurchsichtig klingen. Außerdem ist sein direkter Instrumentenausgang in der Regel mono. Was es umso schwieriger macht, dieses E-Piano in einem modernen und breiten Stereomix richtig zu positionieren.

 

In dieser Folge möchten wir uns eine mögliche Bearbeitung des Fender Rhodes in einem Mix anschauen. In unserem Beispiel handelt es sich um eine relativ einfach gehaltene Jazz-Ballade. Wir haben nur einen Sänger, das Rhodes und ein Klavier. Von der Aufteilung der Instrumente sollten der Gesang und das Rhodes die Hauptelemente sein. Und das Klavier eher im Hintergrund sitzen und die beiden unterstützen.

Leider wurde das Rhodes nur mit zwei Mono-Spuren aufgenommen – zum einen als DI-Signal direkt aus dem Instrument und zum anderen über einen Fender Gitarrenverstärker. Das machte es etwas schwierig, das Rhodes größer und wichtiger klingen zu lassen als das Klavier. Denn dieses war bereits im unbearbeiteten Zustand schon sehr breit. Da würden selbst die richtigen Lautstärkeverhältnisse nicht ganz helfen.

Als Erstes habe ich die beiden Rhodes-Spuren einfach auseinandergepannt, um das Instrument in der Summe breiter und somit auch in Stereo zu bekommen. Die beiden Signale ähnelten sich zwar grundsätzlich, jedoch war das DI-Signal ein wenig dumpfer und deutlich voller. Dadurch war das Stereobild leider etwas unausgewogen. Das konnte ich aber  wiederum mit dem iZotepe Ozone EQ ausgleichen. Denn dieser hat eine »Match EQ«-Funktion, mit der man den Frequenzgang von einem Signal auslesen und auf ein anderes übertragen kann. So konnte ich den Charakter vom Amp-Signal etwas mehr dem des DI-Signals anpassen. Dadurch klangen die Spuren zwar nicht hundertprozentig gleich, aber es reichte, um das Stereobild zu stabilisieren. Diese beiden Spuren habe ich dann auf einem Stereo-Bus zusammengefasst, um sie dort weiter zu bearbeiten.

Im Vergleich zu dem Gesang klang das Rhodes leider etwas dick und undurchsichtig. Das kam vor allem dadurch, dass der Keyboarder sehr viele Noten gleichzeitig gespielt hatte und diese sich dann im Bass bzw. in den unteren Mitten addierten. Um das ein wenig aufzulösen, habe ich mit dem UAD API 560 EQ bei 250 Hz und 500 Hz ca. 5–6 dB rausgezogen und außerdem bei 1 kHz und 2 kHz ca. 4–5 dB geboostet. Am liebsten hätte ich auch noch den Attack etwas weiter oben im Frequenzgang um ein paar dB verstärkt, allerdings ist der Anschlag dann immer nach rechts zu dem Amp-Signal gewandert. Damit dieser etwas konstanter aus der Mitte kommt, habe ich alternativ mit dem UAD Brainworx digital V3 Mid-Side EQ bei ca. 4 kHz das Mono-Signal um 1,7 dB angehoben. Dadurch wurde das Rhodes etwas präsenter und offener, aber der Anschlag wandert nicht zu einer bestimmten Seite weg. Bei der Gelegenheit habe ich auch noch gleich das Seitensignal um 2,7 dB bei ca. 550 Hz verstärkt. So wurde das Instrument noch etwas breiter bzw. schmiegte sich ganz elegant um den Gesang.

Ich persönlich mag es, wenn Rhodes und Wurlitzer etwas dichter und »crunchiger« klingen. Das gibt den Instrumenten mehr Biss und oft auch einen gewissen Charme. Dafür habe ich das Signal parallel auf einen zweiten Bus geschickt und hier mit dem UAD SPL Twin Tube angezerrt. Dieses Plug-in macht eigentlich nur Sättigung, aber wenn man es »heiß« genug anfährt, dann bekommt man auch eine weiche Zerrung. Außerdem kann man hier ganz schnell und unkompliziert eine von vier möglichen Grenzfrequenzen aussuchen und somit den Charakter der Obertonstruktur bestimmen.

Mit dem iZotope Ozone Match EQ wurden die beiden Einzelspuren aufeinander abgestimmt. Der UAD API 560 und der UAD Brainworx digital V3 kamen auf dem Rhodes-Bus und der UAD SPL Twin Tube sowie der UAD Distressor auf dem Parallel-Bus zum Einsatz.

Da dieses Signal nun parallel auf einer zweiten Spur liegt, kann ich es unabhängig vom Originalsound automatisieren und selbst entscheiden, in welchen Teilen des Songs das Rhodes mehr oder weniger »Crunch« braucht. Das macht den Mixprozess sehr flexibel und gibt mir alle Möglichkeiten. Leider liefen ein paar fester angespielte Akkorde zu stark in die Sättigung, und so klang die Zerrung an einigen Stellen etwas härter. Um mir ein wenig Arbeit zu sparen und den Send in den Bus nicht automatisieren zu müssen, habe ich diese lauteren Stellen schon vor dem SPL Twin Tube einfach mit einem Kompressor abgefangen. Dafür habe ich den UAD Empirical Labs Distressor mit 2–3 dB Gainreduction benutzt. Dadurch war die Zerrung überall sehr ähnlich und an keiner Stelle des Songs unangenehm.

 

Das Tutorial findest du in der Sound&Recording+Keyboards-Ausgabe 02/2021. Hier versandkostenfrei bestellen oder als PDF kostengünstig herunterladen. 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ein Rhodes zum “Klingen” zu bringen, ist ganz einfach, wenn man weiß, was in einem Fender- (und den meisten anderen) Gitarrenverstärkern “passiert”.
    Dort gibt es die “Klangregelung”, die alles Andere ist, als ein Equalizer. Die ist “am linearsten”, wenn der Mittenregler ganz “auf” und Bass und Treble ganz “zu” gedreht sind. In jeder anderen Stellung erfolgt grundsätzlich eine starke Mittenabsenkung bei 400Hz. Die Schaltung besteht nur aus den Potis selbst, drei Kondensatoren und einem Widerstand. Gibt es keinen Mittenregler, ist hier ein Festwiderstand verbaut. Ich hatte “seinerzeit” die Schaltung in diversen Rhodes-Pianos fest verbaut (mit Pufferverstärkern davor und dahinter) und alle “Mix-Probleme” waren schlagartig gelöst.
    Man kann das recht gut mit einem “normalen” Equalizer nachvollziehen. Mitten bei 400Hz absenken, Q=0,7 (entspricht “passiv”). Und zwar nicht “chirurgisch”, sondern eher “wie die Axt im Wald”. Traut euch! 😉

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  2. Rhodes Piano nach klassischer Manier mit Roland Stereo Chorus oder meine Lieblingswaffe: Line6 POD.
    Extra mal für mein Rhodes Mark 1 gekauft und funktioniert super, ich liebe meine Hardware.

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  3. Meine aktuelle Entdeckung für einen wirklich sensationellen vollen und schwebenden Rhodes(MKII)-Sound: Ein Dynacord CLS-222! Ich habe das CLS dazu noch ein wenig modifiziert, z.B. den Frequenzgang obenrum mehr freigegeben, die vier verschiedenen Lautstärke- und Panorama-Modulationen (Drehschalter) in mono/stereo jeweils mit oder ohne Tremolo umgebaut, und dann vor allem die Geschwindigkeits-Wahl in “langsam” und “ganz langsam” geändert. Als i-Tüpfelchen noch einen zuschaltbaren Overdrive (mit 4069 UB) eingebaut – das alles lässt das Rhodes richtig aufblühen! Ist natürlich Geschmackssache, klar, aber ich bin begeistert!!!

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