In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. In dieser Folge geht es um die irische Alternative-Band Walking On Cars, die es mit ihrem Debütalbum Everything This Way in ihrer Heimat direkt an die Spitze der Charts geschafft hat und denen auch hierzulande mit der Single Speeding Cars der Durchbruch gelang. Schaut euch hierzu auch unseren Videoworkshop an!
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Style-Analyse & Drums
Speeding Cars ist eine epische Rockballade, die sich langsam über ein Klavierthema aufbaut, um sich dann zu einer regelrechten Hymne mit massiven Drums, Gitarren und OhrwurmMelodien aufzuschwingen. Vom klassischen Bandaufbau her mit Schlagzeug, Bass, Gitarren, Keyboards und Rock-Vocals zwar noch dem Alternative-Genre zuzuordnen, besticht die Single allerdings mit extrem eingängigen Hooks und einer modernen poppigen wie auch filmisch epischen Produktion, die sich doch deutlich vom üblichen Alternative Sound abhebt und dadurch auch in der Popwelt funktioniert. Dies wird auch schon vom Songwriting her unterstützt, indem genau ein viertaktiges Akkordschema mit den Grund – akkorden »fm-Ab-cm-Db« den gesamten Song durchzieht. Verantwortlich für die Produktion ist übrigens das Produzententeam My Riot, bestehend aus Tim Bran und Roy Kerr, die bereits mit London Grammar, Bloc Party oder auch Foxes gearbeitet haben. Für die Umsetzung im Rechner kommen die XLN Audio Addictive Drums 2, filmische Percussion und Bass aus Native Instruments Kontakt, die Music-Lab-Gitarren sowie Addictive Keys, U-He Zebra, Omnisphere und Arturia Synths zum Einsatz.
Drums: Der Drum-Part ist eine Mischung aus filmischer Percussion und einem voluminösen, verhallten Pop-Drumbeat, wie er im Moment in vielen Produktionen zu hören ist. Allein damit liegen Walkig On Cars schon voll im Trend. Mit 91 BPM ist der Beat außerdem passend getragen zur leicht melancholischen Stimmung des Songs. Soundbasis sind die XLN Addictive Drums 2. Die Nachbearbeitung haben wir diesmal nicht über Einzelausgänge geregelt, sondern für jedes Schlaginstrument eine eigene Instanz geladen. Dies entspricht zwar nicht dem natürlichen Recording-Prozess, bei dem sich Änderungen auf das gesamte Drumset auswirken, hat dafür aber den Vorteil, dass sich die Instrumente unabhängig bearbeiten lassen. Parallel zu den Drums gibt es cineastische Percussion-Grooves in Form eines mehrfachen Layers aus der Damage-Library für Native Instruments Kontakt. Im Chorus kommen dann noch Claps dazu.
Der Bass ist ebenfalls eine Mischung aus filmischem Sound und Rockband. Den Soundtrack-Charakter liefert U-He Zebra mit einem tiefen 16tel-Grummeln. Der »echte« Bass ist der Kontakt Scarbee Rickenbacker, der in der Strophe die Grundtöne rhythmisch auf den Drum-Groove legt, im Refrain dagegen durchgehende Achtel spielt.
Die Gitarren sind recht komplex angelegt: In der Strophe gibt es eine Kombination aus rhythmischen Single-Mutes und Oktaven- Pickings. Soundlieferant ist die Musiclab Real LPC in Kombination mit Native Instruments Guitar Rig. Im Refrain werden sie abgelöst von Powerchords aus der Kontakt Werks- Library (»Rhythm Rock Guitar«), Akustik – gitarren sowie einer Solo-Gitarren-Linie, die auch durch Synths gedoppelt wird.
Das Piano ist das zentrale Element des Songs. Pop-Voicings bringen mit der Erweiterung der Grunddreiklänge auf »fm, Absus 4, cm7, Dbadd9« zusätzliche Farbe. Im Intro als aufgebrochene Akkorde gespielt, werden in der Strophe anfangs liegende Chords gespielt, um genügend Raum für die Stimme zu schaffen, im Refrain dann Achtel. Dort wird der Keyboard-Part außerdem um weiche Pads und hohe SynthStrings aus Arturias Analog Lab 2 ergänzt.
Arrangement & Master
Wie oben bereits erwähnt, steigert sich die Emotion − und damit das Arrangement des Songs − Rockballaden-typisch langsam über den Songverlauf. Zunächst wird das zentrale Klavierthema vorgestellt, danach folgt eine ruhige Strophe. Auch der erste Refrain ist noch ruhig gehalten, hier kommen die filmische Percussion und der Synthbass hinzu. Drums, Bass und Gitarren setzen erst in der zweiten Strophe ein. Sehr schön gelöst ist auch die Steigerung aus dem Breakdown in das Gitarrensolo, das sich zusammen mit der restlichen Band langsam zum großen Finale aufschwingt.
Master: Die Summe wird mit dem Steven Slate VBC fg-grey (Ausgangsbasis »Mix Squasher«) ziemlich hart komprimiert (5−7 dB Gainreduc tion), aber über die integrierte Parallelschaltung nur ca. zur Hälfte dazugefahren. Es folgt der brainworx bx digital V3 Mastering-EQ mit Stereoverbreiterung (124 %) und einer Bassanhebung (Bass Shift +1,5). Der UAD Preci sion Maximizer finalisiert den Mix mit Shape auf 47 % und Mix auf 64 %. Viel Spaß beim Experimentieren!
Hallo Slashgad
sorry, manchmal klappt auch bei uns nicht immer alles auf Anhieb. Trotzdem danke für den Hinweis. 🙂
Die Files sind nun online und den Link findest du im Text.
Hi S&R!
Gibt es keine Projekt-Files mehr zum Download? Zumindest für Abonnenten muss es das doch geben! Ist für mich ein Grund, S&R zu lesen jeden Monat.
VG Slashgad
Hallo Slashgad
sorry, manchmal klappt auch bei uns nicht immer alles auf Anhieb. Trotzdem danke für den Hinweis. 🙂
Die Files sind nun online und den Link findest du im Text.
Hallo Henning Verlage,
wie immer ein informatives Video Tutorial und Deconstructed Files
hätte mal eine frage wie bekommt man, beim Ichiro Toda ( Synth1 ) diese harshness Frequenzen weg.
Ich wäre ihnen dankbar für Ihre Antwort.