Hits zum Nachbauen

De/constructed: Sido – Masafaka

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Henning Verlage wird am 7.4. und 8.4. auf der Musikmesse 2017 bei der Sound&Recording-Studioszene da sein (Halle 9.0, Stand D50) und De/constructed live vorführen. Das komplette Programm findest du hier.

(Bild: Murat Aslan)

In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Dieses Mal sind wir mal wieder in der Welt des HipHops zu Hause und nehmen uns die Single Masafaka aus Sidos siebtem Studioalbum Das Goldene Album vor. 

>> De/constructed live auf der Musikmesse 2017 <<

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Sido hat sich im Laufe seiner Karriere vom Maskentragenden Aggro-Berlin-Gangsta-Rapper zum Mainstream-Act entwickelt. Um nach kommerziellen Radio-Singles wie Bilder im Kopf und Astronaut vielleicht wieder mehr Street-Credibility zu erlangen, veröffentlichte er im letzten November Das Goldene Album, das inhaltlich wieder mehr an die alten Zeiten anknüpft. Ganz „back to the roots“ mit einem rougheren, düsteren Old-school-Sound, der an 90er-Jahre-HipHop-Styles und Boom-Bap-orientierte Produktionsweise erinnert, die auf einem markanten Drumsound und von Vinylplatten gesampelten Phrasen basiert.

Style-Analyse & Drums

Für die Umsetzung im heimischen Rechner kommen Native Instruments Battery 4 für die Drums, der Lennar Digital Sylenth 1 für den Subbass sowie das Arturia Stage 73 und der Steinberg Groove Agent für das Rhodes- Sample und die nachträgliche Anordnung zum Einsatz.

Drums: Wie im HipHop üblich geht es mit dem Beat-Programming los. Das 90 BPM schnelle, viertaktige Drumpattern besteht aus Kick, Claps/Snare und Hi-Hat und wird durchgehend geloopt. Clap/Snare und Hi-Hat sind stoisch auf Achteltel bzw. die Zählzeiten „2“ und „4“ gesetzt, einzig die Bassdrum ist deutlich mehr in Bewegung und sorgt mittels Swing-Quantisierung für einen treibenden Groove. Neben dem Bassdrum-Pattern ist auch der Sound für den „Old-school“-Charakter verantwortlich – hier haben wir uns mehrerer Library-Samples bedient und in Battery gelayert. Wichtige Details sind z. B. der höhenarme Sound oder die hörbare Hi-Hat im Kicksample, wodurch sie authentisch nach „von Platte gesampelt“ klingt. Alle drei Drum-Elemente werden über Einzelausgänge aus Battery geführt und im Mixer weiterbearbeitet.

Bass & Sample

Bass: Hier benötigen wir lediglich einen dicken Subbass, der passend zu den beiden verwendeten Harmonien abwechselnd die Grundtöne Cis und Fis spielt. Der Grundsound kommt aus dem Sylenth 1 und wird durch die Waves-Plug-ins Maserati B72 und RBass verstärkt.

Rhodes-Sample: Das im HipHop übliche Sampling stellen wir hier aufgrund des unter Umständen schwierigen Sampleclearings mit einem „selbst erzeugten“ Sample nach – übrigens eine Methode, die auch immer öfter in reellen Produktionen zum Einsatz kommt. Hierzu wird eine Phrase eingespielt und dann mittels Nachbearbeitung auf alt und „von Platte gesampelt“ getrimmt. Schon die beiden Grundchords C#m add9 und F#m add9 klingen schön morbide und geheimnisvoll, aber erst die weitere Bearbeitung mit Steinberg Grungelizer, CamelCrusher, soundtoys Effectrack und Hall erzeugen echtes Vinyl-Sample-Feel. Die beiden Chords werden einzeln gerendert und dann im Arrangement ganz Sample-like verteilt, inklusive einiger Rückwärts-Effekte. Hierzu wird die Phrase im Sequencer einfach umgekehrt (Cubase: Audio -> Effekte -> Umkehren).


Die wichtigsten Elemente im HipHop sind der Beat und das „Sample-Feel“. Hier zeigen wir euch, wie ihr beides, neben der musikalischen Stimmung HipHop-like umsetzt und den nötigen „Schmutz“ zum Track addiert.


Arrangement & Master

Arrangement: Für das gesamte Pattern ist die Arbeitsweise Akai-MPC-orientiert. Angefangen mit der MPC60, die Ende der 1980er-Jahre auf den Markt kam, ist diese Kombination aus Sampler, MIDI-Sequenzer und Trigger-Pads nach wie vor über Produktgenerationen hinweg das Herzstück vieler Beatproducer-Studios – auch das Konzept von Native Instruments Maschine ist hieran angelehnt.

Grundlage jedes Patterns sind zusammengestellte Einzelsamples und Loops, die über die Pads getriggert werden. Diese Triggerschritte werden aufgenommen und geloopt wiedergegeben. Auf diese Art und Weise entsteht nach und nach in Echtzeit ein Pattern, das durch Hinzunahme oder Muten einzelner Parts zu einem Arrangement ausgeweitet wird. Neben den beiden Rhodes-Chords lassen sich natürlich auch der Drumloop, das Basspattern oder weitere Sounds wie in unserem Fall die Strings oder Vocal-Versatzstücke triggern. Das macht nicht nur Spaß, sondern bringt einen auch auf andere Ideen, als z. B. die Rhodes-Samples manuell und linear an der Timeline ausgerichtet zu verteilen. Wir haben diese MPC-Technik auf den Steinberg Groove Agent übertragen und zeigen euch im Video, wie das funktioniert.

>>Hier findest du alle Dateien zum Download<<

Master: Auf dem Masterkanal werkelt nur noch iZotope Ozone 7 mit etwas Multibandkompression, leichter Stereoverbreiterung und Limiter. Für weitergehenden Live-Spaß können an dieser Stelle auch Echtzeit-Control-Tools wie z. B. Steinbergs Loopmash eingefügt werden, über die sich zusätzlich zum Triggern der Loops Effekte wie Reverse und Tapestop realisieren lassen. Viel Spaß beim Experimentieren!


Sido

Sidos Solokarriere nimmt 2004 mit der auf dem Underground-Label Aggro Berlin veröffentlichten Single Mein Block richtig Fahrt auf. Zusammen mit Bushido ist der maskentragende Rapper plötzlich Vorreiter des deutschsprachigen Gangsta-Rap, der den bis dato eher studentisch geprägten Deutsch-Rap um Gruppen wie Die Fantastischen Vier oder Fettes Brot ordentlich aufmischt. Einige Skandale, Albumveröffentlichungen und Goldauszeichnungen später ist Paul Würdig – wie Sido bürgerlich heißt– selbst Mainstream … mittlerweile ohne Maske. Nach seinem letzten Album VI mit der darauf enthaltenen Nr.-1-Single Astronaut (zusammen mit Andreas Bourani) veröffentlichte er im November 2016 Das Goldene Album, das musikalisch zurück zu seinen Wurzeln führt. Masafaka ist bereits die vierte Single daraus.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wieder viele gute Anregungen drin COOL !!!

    Nur eines habe ich vermisst: Der GROOVE AGENT (SE) kann doch auch Slicen inkl. Midi-File-Export. Loops selbst schneiden etc.. braucht man eigentlich nicht. Das macht der auch ganz schön selbst. Dann kann man die verschiedenen Slices auch noch einzeln mit Effekten, Hüllkurven, Filtern etc… bearbeiten.

    Auf der anderen Seiten waren aber wirklich genug neue Ideen für mich dabei. Und gut zu sehen, wie das Spielen Spaß machen kann. Anstatt alles nur immer mit der Maus zusammenzuklicken.

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  2. O.k. – ich habe es gerade probiert…. Das Slice-ing im Groove Agent klappt mit eurem gebastelten Loop doch nicht so ohne weiteres. Da müsste man schon selbst noch Hand anlegen.

    Aber das Spielen mit dem Groove Agent – a lot of fun!!!!

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  3. Wo finde ich die Dateien zum Downloaden?

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    1. Hallo Daniel.
      Den Link haben wir soeben eingefügt. Ansonsten aber auch hier: https://www.soundandrecording.de/heftarchiv/2017-03/
      Viel Spaß damit.

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