Henning Verlage wird am 7.4. und 8.4. auf der Musikmesse 2017 bei der Sound&Recording-Studioszene da sein (Halle 9.0, Stand D50) und De/constructed live vorführen. Das komplette Programm findest du hier.
In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Diesmal geht es um das französische Elektronica-Duo Justice, das fünf Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung Audio, Video, Disco mit Woman ein neues Album auf den Markt bringt. Wir haben uns daraus die Single Alakazam! vorgenommen.
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Justice ist ein französisches Elektronica-Duo bestehend aus den beiden DJs Gaspard Augé und Xavier de Rosnay. Seit 2003 erarbeiteten sie sich zunächst als Remixer von internationalen Größen wie N.E.R.D., Fatboy Slim oder Daftpunk einen Namen, bevor sie 2007 ihr Debütalbum Cross und die erfolgreiche EP D.A.N.C.E. veröffentlichten. Mit dem Video zur gleichnamigen Single gewannen sie im gleichen Jahr den MTV Video of the Year Award und steigerten ihren Bekanntheitsgrad durch viel Airplay und sehr aufwendige Liveshows. Nach dem Album Audio, Video, Disco aus dem Jahr 2011 ließen sie ganze fünf Jahre verstreichen, ehe im November 2016 ihr drittes Album Woman erschien.
Sie stehen ähnlich wie Daft Punk für French House mit einem gewissen Underground- und Indie-Flair. Zu diesem Funk- und Disco-infizierten Klangkosmos gehören automatisierte Filterfahrten, Phaser-Modulationen, funky Basslines und groovige Clavinets genauso wie knallharte, verzerrte Synth-Bässe, stellenweise an die Chemical Brothers erinnernde rohe, ungeschliffene Sounds sowie durchexerzierte groovige Clicks&Cuts-Parts. Auf Alakazam! sind daneben auch Retrosynths und Old-school Disco-Elemente zu finden.
Für die Umsetzung im heimischen Rechner kommen N.I. Battery und Kontakt, die Reel-Machines-Erweiterung für die XLN Audio Addictive Drums und an Synths vor allem das Arturia Analog Lab 2 für die Emulation analoger Klassiker zum Einsatz.
Style-Analyse & Drums
Drums: Das Schlagzeug klingt wie direkt von einer alten Disco-Platte abgesampelt. Der Sound ist irgendwo zwischen Old-school Drumcomputer und echt eingespielt angesiedelt. Wir haben hierfür ein Layer aus Samples in Battery und der Addictive-Drums-Erweiterung Reel Machines erstellt. Für den organischen Sound sind die Snare-Schläge nicht immer ganz exakt gesetzt. Die Hi-Hats sind eine Kombination aus programmierten „echten“ Hats aus dem Addictive Drums Indie Kit und einem gespielten Hi-Hat-Loop für das natürliche Feel. Hier und da gesetzte Claps und kurze FX-Sounds sorgen für Abwechslung im Pattern. Im weiteren Verlauf sticht besonders der Clicks&Cuts-Part mit Justice-typischen, rhythmisch vertrackten Breaks und Stops heraus, was im Zusammenspiel mit den übrigen Parts einen sehr groovigen Breakbeat ergibt.
Bass, Keys & Synths
Bass: Hier gibt es gleich zwei markante Basslines, die in unterschiedlichen Parts des Songs eingesetzt werden. Zum einen eine mit einem E-Bass gespielte, zweitaktige melodische 16tel-Linie mit kurzen Stops, zum anderen einen fetten Synthbass, der so prägnant ist, dass er auch gleichzeitig die Lead-Funktion übernimmt. Um diese Fatness zu erreichen, haben wir gleich vier Synths aus dem Arturia Analog Lab 2 gelayert. Durch die Oktavierung einiger Oszillatoren sind sowohl der Lead- als auch der Bassbereich abgedeckt. Im funky Clicks&Cuts-Part wurde ein Bounce der Synthbass-Gruppe rhythmisch gecuttet und mit einer Zerre aus dem N.I. Reaktor Banaan Electrique Ensemble, einer automatisierten Filterfahrt mit dem Cubase DualFilter und etwas Cubase Phaser („Bass Phase“) versehen.
Keys: Das Clavinet steht wie kein zweites Instrument für funkige, perkussive Linien, man denke nur an Stevie Wonders Superstition. Auch hier wird eine auf einem Grundton basierende 16tel-Linie gespielt, die zwischen den Oktavlagen springt und durch kurze Unterbrechungen und melodische Zwischentöne schön funky klingt. Klanglieferant ist ein Layer aus dem Analog Lab Prophet VS („Claviphet“) und Kontakt Scarbee Clavinet und Pianet.
Synths: Die zusätzlichen Synths komplettieren das Pattern. Das Swell-Pad etwa (Nexus, Voice: „Digichoir“ und Voice: „Classical Choir 1“, Kontakt Vintage Organs, „The Sermon“), ist ein etwas spookiger Chor-Sound, dessen Charakter auch durch die aufsteigende, anschwellende Linie zustande kommt. Und die hohe Synth-Melodie im Breakdown schafft Spannung, ähnlich wie der sonst in House-Styles gerne verwendete „hohe Geigen-Ton“. Hier kommt der Sound aus dem Lennar Digital Sylenth 1 („KEY: StarChild 2“) zum Einsatz, am Ende des Patterns wird er noch mit einem Nexus Chor verstärkt (Voice: „Amigavoice Soft“).
Arrangement & Master
Alakazam! besteht aus unterschiedlichen Parts, die durch geschickte Aneinanderreihung einen für den Dancefloor wichtigen Spannungsbogen kreieren, mit Breakdown, Buildup, Drop und dem für Justice typischen Clicks&Cuts-Part, in dem alle verwendeten Elemente trickreich und groovig miteinander verwoben werden. Master: Der dem SSL Buss Compressor nachempfundene Slate fg-grey-Kompressor hält den Track mit bis zu 5 dB Gain Reduction, aktiviertem HPF bei 20 Hz, 10 ms Attack- und automatischer Release-Zeit bei einer Ratio von 4:1 zusammen. Vom Brainworx bx1 V3 kommt lediglich der Monomaker bei rund 107 Hz zum Einsatz, auf die sonst gerne genommene Stereoverbreiterung wird für die Clubtauglichkeit verzichtet. iZotope Ozone 7 Maximizer in Stellung „IRC IV“ schließt schließlich die Kette ab. Viel Spaß beim Experimentieren!
Hallo Gerd, hallo liebe De/constructed-Liebhaber.
Da ist uns ein Fehler unterlaufen, die richtigen Files kommen in Kürze. Vielen Dank für den Hinweis.
Eure Sound&Recording Redaktion.
Hallo,
warum befindet sich im Download im Datenteil die Daten von Bruno Mars und nicht von Justice?
Grüße
Gerd
Hallo Gerd, hallo liebe De/constructed-Liebhaber.
Da ist uns ein Fehler unterlaufen, die richtigen Files kommen in Kürze. Vielen Dank für den Hinweis.
Eure Sound&Recording Redaktion.