Hits zum Nachbauen

De/constructed – Jason Derulo – Want To Want Me

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In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. In dieser Folge geht es um den US-Sänger Jason Derulo, der nach Hits wie Watcha Say und Talk Dirty mit der Single Want To Want Me erneut seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt und die Charts weltweit erobert. Schaut euch hierzu auch Videoworkshop an.

Jason Derulo

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Nach dem experimentellen Watcha Say, das auf einem Vocoder-Sample von Imogen Heaps Indie-Hit Hide And Seek basiert, und dem R&B Track Talk Dirty präsentiert sich Derulo auf Want To Want Me im Synthpop/ Disco-Gewand. Erinnerungen an Synthesizer-Hits der 80er, ProducerGrößen wie Harold Faltermeyer und Filme wie Top Gun werden wach. Dennoch klingt der Track frisch und modern, in Szene gesetzt von Nachwuchsproducer Ian Kirkpatrick, der übrigens ebenfalls Cubase-User ist. Für unsere Umsetzung kommen Battery 4 für die Drums, jede Menge “Woosh”- und FX-Samples, die Allzweckwaffe Lennar Digital Sylenth 1, Native Instruments FM-8, reFX Nexus sowie der Spectrasonics Omnisphere zum Einsatz.

>> Diesen und weiter spannende Artikel wie beispielsweise die Studiostory der Alabama Shakes findet ihr in der Sound&Recording Ausgabe 11/15 <<

Drums: Ein bisschen Disco, ein bisschen Pop, aber vor allem mit 80s-Einschlag − der Groove ist ein klassischer Drumcomputer-Beat mit einigen Akzenten und Fills, der insgesamt aber relativ straight geradeaus läuft. Zu Kick und Snare gesellen sich noch Claps auf den Zählzeiten “2” und “4” mit einer leichten Ambience aus dem Valhalla Vintage Verb (“Drum Air”) sowie eine 16tel-Hi-Hat.

Ein bisschen Disco, ein bisschen Pop und jede Menge Woosh-Sounds. Vor allem aber ist bei den Drums ein starkes 80s-Feeling gefragt.

Typisch 80s die Synths: Im Chorus erfüllt ein klassisches Warm-Pad das Keyboarder-Klischee des “Teppichlegers” mit liegenden Akkorden. Und bei dem Leadsynth denkt man spontan an Aerobic-Videos aus den 80ern.

Für den Soundcharakter stehen berühmte Drumcomputer von Firmen wie Emu, Roland oder Linn Pate. Dennoch ist der Sound weitaus moderner und druckvoller, was teils an den Sample-Layern und teils an der weiteren Bearbeitung liegt. Interessanter wird der Groove durch Addons wie z. B. einem Layer mehrerer CrashSamples, die z. T. durch ein 16tel-Ping-PongDelay geschickt werden, und jeder Menge Uplifter/Woosh-Effekte, die Übergänge geschmeidiger gestalten oder Parts miteinander verbinden. Letztes Detail ist ein Vocal-SnareSample, das alle zwei Takte den Snare-Schlag betont und am Anfang gecuttet, später jedoch mit viel Hall versehen wird. Dazu nehmen wir den Valhalla Vintage Verb mit dem “Concert Hall”.

Bass & Synthis

Die perkussive Bassline aus dem Sylenth 1 ist sehr prägnant, der Sound besitzt viel Charakter und Individualität. Im Refrain wird der gleiche Sound in 16teln gespielt, behält durch einen Sidechain-Effekt aber den Offbeat-Charakter. Hier wird er auch um zwei weitere Bässe ergänzt: einen Trilian Realbass für Bassakzente und um eine weitere Sylenth-Bassline, die höhere Frequenzbereiche ausfüllt.

Pads: Im Chorus erfüllt ein klassisches WarmPad (ebenfalls Sylenth 1) das Keyboarder- Klischee des “Teppichlegers” mit liegenden Akkorden. Die Verwendung von Moll7- und Major 7-Akkorden unterstützt den 80er- Charakter. Dieser Eindruck wird in der Bridge durch fast schon jazzig anmutende Harmonien und den Synth-Aufgang in Terzen verstärkt. Hier wird das Pad mit einem Sound aus reFX Nexus (“Epic Pads − Deep Sea”) gedoppelt, ansonsten übernimmt diese Aufgabe ein silbrig schimmerndes Pad aus Omnisphere (“Platinum Sky”) als Kontrast zum starren Warm-Pad.

Das Arrangement orientiert sich am klassischen Popsong mit Intro-Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain«-Schema. Auffällig ist das sehr kurze Intro mit einem Stopp, bevor es in die erste Strophe geht.

Lead Synth: Den Leadsynth kann man als drahtig und durchsetzungsfähig und nicht unbedingt als “dancig” beschreiben. Auch hier überkommt einen das 80er-Gefühl, ich muss direkt an das 80er-Aerobic-WorkoutVideo zu Taylor Swifts Single Shake It Off denken, woran neben dem Sound auch wieder die Chordzusätze “Schuld” haben. Ein Bell-Synth am Ende des Refrains (Spectrasonics Omnisphere, “Big Additive Keys”) sowie funky Singlenote-Gitarrenlines aus der musicLab Real LPC komplettieren das Pattern.

Master: Die Summe durchläuft zunächst den Steven Slate VBC FG-Grey Kompressor mit 1 bis 3 dB Gain-Reduction, gefolgt von einem UAD Pultec-EQ, der jeweils ca. 1 dB Bässe (30 Hz) und Höhen (5 kHz) hinzufügt. Danach passiert das Signal den UAD Pultec-EQ und den brainworx bx-1 Mastering-EQ, der das Stereobild auf 130 % verbreitert. Der UAD Precision Maximizer rundet die Kette final ab (Shape: 15 %, Mix 64 %). Viel Spaß beim Experimentieren!

>> Alle Projektdateien zum Mitmachen von Zuhause könnt ihr hier herunterladen <<

 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo,
    ich war gerade auf eurer Seite

    https://www.soundandrecording.de/tutorials/deconstructed-jason-derulo-want-to-want-me/

    und wollte mir die dateien unter diesem link downloaden

    >> Alle Projektdateien zum Mitmachen von Zuhause könnt ihr hier herunterladen <<

    (ganz am Ende des Artikels). Leider ging das nicht. Ist es kostenpflichtig? Könnt ihr mir helfen, diese Infos zu besorgen?

    Viele GRüße,

    Matthias

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Mattias,

      da war der Link wohl schon etwas älter. In unserem Heftarchiv findest du aber auch immer alle Dateien: https://www.soundandrecording.de/heftarchiv/2015-11/deconstructed-jason-derulo-want-to-want-me/

      Lieben Gruß

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