Hits am Rechner nachgebaut!

De/constructed: Ed Sheeran

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In drei Schritten zum Hit! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Unser Pattern orientiert sich diesmal an Ed Sheeran’s Megahit Shape Of You aus seinem dritten Album „÷“ (Divide), mit dem er Chartrekorde brach und seinen Status als internationaler Superstar zementierte. 

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Es ist schon ein Phänomen, eine Welttournee komplett im Alleingang zu bestreiten und dabei dreimal nacheinander das Wembley Stadion mit jeweils rund 80.000 Zuschauern auszuverkaufen und zu unterhalten. Genau dies aber macht Ed Sheeran nur mit seiner Little Martin Akustikgitarre und einer Loopstation. Damit ist er erfolgreicher Singer/Songwriter einer neuen Generation: nicht klassisch beschränkt auf Gesang und Gitarre, sondern Multiinstrumentalist und Loopstation-Virtuose, mittels der er rhythmische Gitarren-Patterns, Gitarren-Percussion, Beatboxing und Harmoniegesang so geschickt und schnell kombiniert, dass ganze Song-Arrangements in Echtzeit entstehen. Stilistische Grenzen kennt er ebenfalls nicht – ob Pop, Rap, klassisches Singer/Songwritertum: Alles wird bunt gemixt.

Style-Analyse & Main Synth

Nach diesem Konzept sind auch die Songs auf seinen Alben aufgebaut. Sie basieren auf loopbaren Patterns, deren Ursprung meist die Gitarre ist. Hier und da kommen noch im Sinne der Produktion Drums, Bass und verschiedene Overdubs dazu, das ursprüngliche Pattern ist jedoch immer erkennbar. Für die Umsetzung im Rechner kommen verschiedene Akustikgitarren-Player zum Einsatz wie die 8Dio Acoustic Guitar für Native Instruments Kontakt, der Kontakt Session Guitarist, die MusicLab RealLPC, aber auch Spectrasonics Omnisphere, etwas unterstützende Percussion sowie Synth- und E-Bass aus dem Lennar Digital Sylenth 1 und Spectrasonics Trilian.

Main Synth: Diesmal starten wir wie Ed Sheeran auch mit der Haupt-Hook, die sich als Loop durch den gesamten Song zieht. Hierbei handelt es sich um einen Marimba-artigen, perkussiven Pluck-Sound aus dem Sylenth 1, der etwas trendiges Tropcial-House-Feel versprüht, wozu auch das langsame Tempo von 96 BPM sehr gut passt.

Rhythmisch orientiert sich das Pattern durch seine Betonungen am Dancehall, alle weiteren hinzukommenden Elemente unterstützen diesen Groove. Interessanter Aspekt am Rande: Steve Mac als Co-Writer des Titels ist auch Co-Autor und Produzent der Clean-Bandit-Songs Symphony und Rockabye, beide basieren ebenfalls auf prägnanten Pluck-Sound-Patterns, Letzterer ist zusätzlich unter anderem durch die Mitwirkung von Sean Paul auch Dancehall-lastig.


Loopstations, rhythmische Gitarren-Patterns, Gitarren-Percussion, Beatboxing und ein paar Synths …


Gitarren, Drums & Bass

Gitarren: Analog zu Ed Sheerans Arbeitsweise, Songs durch Gitarren-Percussion einen Groove zu verpassen, wird das Marimba-Pattern mit verschiedenen Klopftechniken und tonlosen Saiten-Anschlägen ergänzt, womit auch der Dancehall-Groove ausgebaut wird. Ed Sheeran würde das wohl eben in ein, zwei Loops einspielen, wir verwenden dafür ein Layer aus 8dio Akustikgitarre, Kontakt Session Guitarist und Spectrasonics Omnisphere, die allesamt neben tonalen Samples auch diverse Strum-, Kratz- und Klopfgeräusche bieten.

Drums: Alle weiteren Elemente unterstützen dieses Hauptpattern nur noch. Sämtliche Drums sind daher subtil angelegt. Für die weniger elektronisch, sondern organisch und räumlich klingende Dancehall-Kick haben wir einfach ein paar Samples gelayert und diese direkt im Arrange-Fenster platziert. Die Snare ist ebenso ein einfaches Sample, das Dancehall-typisch auf „2 und“ und „4 und“ abgespielt wird. Dazu kommen etwas Percussion auf den Kick-Schlägen und ein paar Spuren Handclaps, die darüber hinaus auch die Snare-Schläge betonen. Die verwendeten Sounds spielen eine untergeordnete Rolle, es geht eher um die Akzentuierung.

Hier findest du die Dateien zum kostenlosen Download.

Bass: Die Bässe haben lediglich die Funktion, die Dancehall-Akzente zu betonen und den Bassbereich zu füllen. Hierzu doppelt der E-Bass (Trilian, „Clean Fender Mute Staccato“) mit kurzen Anschlägen die Kick; der Synthbass ist ein Layer zweier Standardbässe aus dem Sylenth 1. Dank langer Release klingt er länger aus und bindet so die gespielten Noten.

E-Gitarren: Die beiden letzten Elemente sind zwei cleane E-Gitarren. Eine spielt rhythmisch vorgezogene, kurze Intervall-Akzente und wirkt damit wie ein kleiner klanglicher Farbtupfer im Pattern, die andere kommt in der zweiten Strophe zur Steigerung mit einer Singelnote-Line als Gegenmelodie zur Gesangsphrase dazu. Beides sind MusicLab RealLPCs, einmal gespielt durch die Waves Amp- und Effekt-Emulation GTR und einmal durch das Native Instruments Guitar Rig 5.

Arrangement & Master

Arrangement: Man sieht, viel braucht es nicht, um so ein Arrangement zu füllen. Umso mehr wiegt die Schnelligkeit, Tightness und Routine, mit der Ed Sheeran die Zutaten im Handumdrehen quasi in Echtzeit aneinanderfügt. Durch das Loop-basierte Arbeiten besteht Shape of You aus dem immer wiederkehrenden Akkordschema c#m – f#m – A – H. Dramaturgie wird durch das Hinzufügen oder Weglassen von Elementen erreicht. Um aus einem solchen Schema mal ausbrechen zu können, greift Ed Sheeran häufig auf den Trick zurück, einen kompletten Break einzufügen, um in einen langsameren, nur mit Akustikgitarre begleiteten C-Part überzugehen, bevor er die Loopstation mit dem ursprünglichen Pattern wieder startet.

Master: Auch der Masterkanal dient nur zur unaufdringlichen Veredelung. Der UAD Shadow-Hills-Summenkompressor verdichtet dezent die Summe mit ca. 1 dB Gain-Reduction.

Es folgt ein UAD Pultec-EQ in einer moderaten „Andrew Scheps Stellung“ mit 2 dB Bassboost bei 100 Hz und einer Höhenanhebung von 2 dB bei 10 kHz mit breitem Q-Faktor (7). Dazu kommt noch eine leichte Stereoverbreiterung mit dem brainworx bx1 V3 und eine ordentliche Lautstärkeanhebung mit dem izotope Ozone-7-Maximizer im Modus IRC 4 Modern. Viel Spaß beim Experimentieren!


Ed Sheeran begann seine Karriere als Singer/Songwriter in Clubs seiner Heimatstadt Franglingham in Suffort, England, bevor er alles auf eine Karte setzte und mit 18 Jahren nach London zog, wo er sich mehr Chancen erhoffte. Über viele kleine Auftritte machte er sich einen Namen in der Indie-Szene, bis auch größere Labels und sogar Sir Elton John auf ihn aufmerksam wurden. 2012 erschien „+“ (Plus), das mit über einer Million verkaufter Exemplare allein in Großbritannien das erfolgreichste Debütalbum eines männlichen Solokünstlers seit zehn Jahren war. 2013/14 baute er seinen Superstarstatus mit der Single I See Fire – dem Titelsong zum zweiten Hobbit-Film „Smaugs Einöde“ – und mit dem Album „x“ weiter aus. Dieses Jahr setzt Ed Sheeran die Erfolgsserie mit seinem dritten Album „÷“ (Divide) fort. Gleich die beiden Vorabsingles Shape Of You und Castle On The Hill belegten Platz 1 und 2 der deutschen Charts, dazu kamen Spitzenplatzierungen aller Albumtitel in sämtlichen Streaming- und Download-Portalen, die in England eine Diskussion über Regeländerungen der Chartbewertungen nach sich zogen.

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