Lauschangriff

Beyerdynamic M160 – Overhead-Mikrofonierung am Drumkit

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Beyerdynamic M160_FOK_SLembke zuschnitt (749x1024)

Kaum ein Schlagzeug-Sound ist legendärer als der bei Led Zeppelins „When the Levee Breaks“. Das mag zum Einen damit zusammenhängen, dass John Bonham sein Ludwig-Drumkit mit den großen Kesseln spielte. Zum Anderen sind allerdings auch die Mikrofone zu nennen, die Andy Johns für diesen brachialen Sound nutzte – nämlich zwei Beyerdynamic M160 als Overheads. Auch in unserer Lauschangriff-Session wurde das Beyerdynamic M160 an mehreren Instrumenten des Drumskits eingesetzt. An dieser Stelle wollen wir uns nun der Verwendung als Overhead-Mikrofon widmen und dem Klangvergleich stellen.

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Im Feld der klassischen und modernen Bändchenmikrofone wie Coles 4038 oder Royer R-121, sticht das Beyerdynamic M160 grundsätzlich als Sonderling hervor. Das kann zunächst an den Abmessungen und dem Gewicht liegen, die geringer als bei der gesamten Konkurrenz sind. Viel wichtiger ist jedoch die Eigenschaft, dass es sich bei dem M160 um ein Doppelbändchenmikrofon mit der Richtcharakteristik Hyperniere handelt, während andere Bändchenmikrofone eine Acht als Richtcharakteristik aufweisen. Dadurch kann das Mikrofon auch unter „schwierigen Aufnahmeumständen“ wie z.B. im Proberaum eingesetzt werden, ohne zu viel von dem vermutlich nicht perfekten Raumklang einzufangen. Gerade am Schlagzeug hat die Hyperniere den Vorteil, dass andere Instrumente des Sets besser ausgeblendet werden können.

In unserer Session wurde das M160 sowohl an der Hi-Hat, am Ride-Becken, als Overhead- und als Raummikrofon verwendet. Für die Aufnahme lief das M160 über den Millennia HV-3D Mikrofonvorverstärker, den wir immer für unseren Vergleich benutzen. Für eine detaillierte Beschreibung der gesamten Lauschangriff-Aufnahmesession, empfehle ich euch den Lauschangriff-Artikel in der aktuellen Ausgabe von Sound & Recording. Weitere Informationen und natürlich auch die Klangbeispiele findet ihr zudem online auf Sound-and-Recording.de.

Über dem Kit

Um einen Klangvergleich als Overhead anstellen zu können, sind neben dem Beyerdynamic M160 noch weitere Mikrofone aufgeführt. Neben einem klassischen und einem modernen Bändchenmikrofon, sind auch dynamische Mikrofone und Kondensatormikrofone dabei, damit ihr einen recht umfangreichen Vergleich anstellen könnt. Die Positionierung des Mikrofons erfolgte oberhalb des kleinen Crash-Beckens, neben der Hängetom. Die Aufnahmen wurden in Mono angefertigt, da es nur um den Klangvergleich der Mikrofone geht und eventuelle Unterschiede in der Stereo-Positionierung ausgeschlossen werden sollten.

Beyerdynamic M160_Overhead_SLembke (683x1024)
(Bild: Stephan Lembke)

Klangvergleich

In der Position über dem Schlagzeug (á la Johns/Bonham) macht das Beyerdynamic M160 eine sehr gute Figur. Die Becken klingen weich und dennoch präsent und klar. Die Snare wird durch das M160 sehr durchsetzungsfähig und bekommt einen schönen „runden“ und „vollen“ Klang. Im Vergleich zu anderen Bändchen-Mikrofonen klingt es etwas durchsetzungsfähiger, die Becken werden deutlicher herausgestellt, doch ist der Bassbereich weniger stark vorhanden. Die Kondensatormikrofone klingen um einiges detaillierter und höhenlastiger, doch fehlt dem Klang der Trommeln die Fülle. Das dynamische Mikrofon weist einen sehr unebenen Frequenzgang auf und als Basis- oder Gesamtsound des Schlagzeugs wirkt dieser anstrengender und lückenhafter.

Fazit

Das Beyerdynamic M160 ist für mich weniger als Overhead-Mikrofon zu sehen, dass mit einem Low-Cut im Mix nur den Beckenklang zumischen soll. Für mich ist es ein Mikrofon, welches das gesamte Schlagzeug (mit Ausnahme der Bassdrum) abbildet. Eben so, wie es damals bei Led Zeppelin eingesetzt wurde. Da viele der anderen Mikrofone erheblich teurer sind, ist das M160 definitiv eine Option für den Mikrofonschrank. Ein so legendäres Mikrofon, dass lediglich rund 500€ kostet scheint eine sehr gute Wahl zu sein. Letztlich bleibt für mich zu hoffen, dass Beyerdynamic auch im Jahr 2017 eine Jubiläumsedition veröffentlichen wird, um das 60-jährige bestehen diese Legende zu feiern. Die Bestellung eines Pärchens M160 „limited Edition“ wäre Beyerdynamic meinerseits sicher!


Wenn ihr neugierig geworden seid und das M160 selbst in einer Session einsetzen wollt, besteht bald die Möglichkeit dazu. Denn beim Sound & Recording „Hands On The Mic“-Workshop am 08.10.2016 Abbey Road Institute in Frankfurt wird es mit am Start sein. Geplant ist genauer auf verschiedene Mikrofon-Setups einzugehen und wir werden uns von der Mono-Mikrofonierung bis zum Multi-Mic Setup vorarbeiten. Als Drummer unterstützt uns dabei Jost Nickel und Peter Walsh kommt als Produzent und Engineer dazu. Gemeinsam mit dem Sound & Recording-Team werde ich auch vor Ort sein und euch wichtige Aspekte der Drum-Mikrofonierung näher bringen.


Sound&Recording – Drum Recording Special

sr_0716_1Die Sommer-Ausgabe 07-08/16 von Sound&Recording steht ganz im Zeichen der Königsdisziplin im Studio – denSchlagzeug-Aufnahmen. In unserem Drum Special haben wir über 100 Mikrofone an den Drums miteinander verglichen. Udo Masshoff gibt euch Tipps, zum Stimmen des Schlagzeugs für eure Recordings. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Themen Drum Editing in Studio One 3mobilen Drum Recordings und damit, wie ihr mit NI Massive einen Layer für die Kick Drum basteln könnt. 
Weitere Themen:
  • UAD Fender `55 Tweed – Software-AMP
  • iZotope VocalSynth – Vocal Effekte aus dem Rechner
  • Zu Besuch bei Boutique-Hersteller Royer Labs
  • Mixpraxis: Rik Simpson mischt Coldplay – Hymn For The Weekend uvm.

>> Die Sound&Recording-Ausgabe 07-08/16 könnt ihr hier versandkostenfrei bestellen <<

 

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