Mixen leicht gemacht

7 Tipps für einen cleanen Mix

Anzeige
(Bild: Matthias Zerres)

Dein Mix klingt undefiniert, unausgewogen und dumpf? Kurz: du bist unzufrieden und möchtest die einzelnen Elemente des Songs besser herausarbeiten? Nachdem die Komposition ausgearbeitet und alle Instrumente aufgenommen wurden, gilt es den Song zu mischen. Eine der herausforderndsten Aufgabengebiete der Tontechnik, da es kaum Regeln gibt, die sich universell anwenden lassen. Jeder Song birgt seine eigenen Herausforderungen und erfordert individuelle Herangehensweisen, die mitunter vom Genre, der Instrumentierung, den Wünschen des Komponisten oder Kunden und dem zu transportierenden “Feeling” abhängig sind. Und dennoch gibt es bei all diesen notwendigen Differenzierungen einige erwähnenswerte Tipps, von denen jeder Mix profitieren kann.


Mikrofon-Empfehlungen für’s Homerecording

Anzeige

In dieser Episode stellen wir euch unsere Mikrofon-Empfehlungen für euer Homestudio vor. 

Dir gefällt das Video? Dann folge uns auf Facebook und YouTube!

Den Beitrag findest du auch als Podcast auf den gängigen Plattformen!

Hier kannst du unseren Podcast abonnieren:

RSS Spotify | Apple Podcasts | Deezer Overcast.fm | YouTube 

Hier findest du alle Episoden in der Übersicht!


1: Raumakustik

Auch wenn die Raumakustik eher eine vorbereitende Maßnahme darstellt, ist sie dennoch eine essentielle Basis für alles Folgende. Ohne einen akustisch optimierten Raum kommt man über ein gewisses Niveau nicht hinaus, egal wie gut das Gehör und das Talent auch sein mögen. Vor allem im tieffrequenten Bereich kann es durch stehende Wellen, sogenannte Raummoden, zu Überbetonungen oder Auslöschungen bestimmter Frequenzen kommen.

Hier gibt es von aufwendigen und kostspieligen bis hin zu simplen und günstigen Lösungen zahlreiche Mittel und Wege sich zu behelfen. Sei es indem man sich, insofern ein großes Budget vorhanden ist, von Grund auf ein neues Studio bauen lässt, oder alternativ einen Akustikingenieur zu Rate zieht, um sich anschließend selbst um Beschaffung und Anbringung der Akustikelemente zu kümmern. Oder aber indem man ganz im DIY Sinne mit kleinem Budget alle Elemente in Eigenregie baut und auch anbringt. Hier sei der Auszug “Raumakustik – Ghetto Style” aus Marc Mozarts Buch “Your Mix Sucks” empfohlen, in dem viele nützliche und vor allem kostengünstige Tipps zur Optimierung der Studioakustik nachzulesen sind: http://mixedbymarcmozart.de/raumakustik-ghetto-style

Wer seinen Regieraum bereits bestmöglich ausgestattet hat und stellenweise immer noch mit einem unlinearen Frequenzgang zu kämpfen hat, dem könnte die Lautsprecherkalibrierung “Reference 3” von Sonarworks weiterhelfen. Nachdem man mit dem mitgelieferten Mikrofon den Raum ausgemessen hat, wird mit Hilfe der ermittelten Daten der Frequenzgang der Lautsprecher entsprechend “korrigiert”. Mehr unter http://sonarworks.com/speakers/overview/

2: Multiple Abhören

Um einen Song professionell abmischen zu können, benötigt man des Weiteren verschiedene Abhören. Idealerweise, und hier kommt es wieder auf das vorhandene Budget an, besitzt man drei Lautsprecherpaare: zum einen große High-End Lautsprecher, die das komplette Frequenzspektrum wiedergeben und vorrangig als Lupe dienen, um Details im Mix identifizieren und korrigieren zu können. Diese Lautsprecher schlagen das größte Loch in die Budget Kasse und werden im Mixing-Alltag am wenigsten genutzt. Dennoch sind sie essentiell für das Finetuning, für detailliertes EQing und nicht zuletzt um das Low-End umfassend beurteilen zu können.

Weitaus öfter in Gebrauch und auch weniger kostspielig sind Nearfield Lautsprecher, üblicherweise eine der ersten Anschaffungen, sobald man sich dazu entschlossen hat als professioneller Tontechniker arbeiten zu wollen. Hier findet nun auch der Löwenanteil des Mixings statt.

Zu guter Letzt empfehlen viele Top Engineers sich ein simples “Küchenradio” anzuschaffen. Letztendlich mischt man für den Endkonsumenten, der sich selten Hi-End Lautsprecher leisten kann oder will und der auch selten im Sweet Spot einer professionellen Studioumgebung Musik hört. Dementsprechend ist es wichtig beurteilen zu können, ob der eigene Mix auch auf einer simplen Boombox funktioniert, die im besten Fall – wie auch beim besagten Hörer, der beispielsweise am kochen ist – irgendwo seitlich positioniert ist.

3: Referenztracks

Beim Mischen sollte man sich regelmäßig an sogenannten Referenztracks orientieren. Zum einen, um die eigenen Songs mit Hilfe dieser “Vorlagen” konkurrenzfähig machen zu können, da sie im direkten Vergleich ähnlich professionell klingen müssen. Darüber hinaus sollte man beurteilen können, welche Klangästhetik zur Zeit angesagt ist und sich mit Genre-spezifische Charakteristika vertraut machen. Einer der wichtigsten Aspekte ist es allerdings, die Ohren regelmäßig vom eigenen Mix zu “entwöhnen”, da sie sich nach einer gewissen Zeitspanne anpassen und das Klangbild als “normal” empfinden. Um nach ein paar Stunden Arbeit keine böse Überraschung zu erleben, sollte man sich ein Set an verschiedenen Referenztracks zurechtlegen und regelmäßig hin- und herswitchen.

Für diesen Zweck ist das Plug-In Magic AB von Sample Magic hilfreich, das unter anderem von dem Mixing Engineer Dave Pensado, bekannt von der Onlineplattform “Into The Lair”, benutzt wird: https://www.samplemagic.com/details/184/magic-ab

4: Zuviel Bass

Eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten Aufgaben beim Mixen ist es das Low End in den Griff zu bekommen. Vor allem im Amateurbereich besitzen viele Mischungen einen überbetonten Bassanteil, was in den meisten Fällen wiederum darauf zurückzuführen ist, dass viele Home-Studios wie oben bereits erwähnt akustisch nicht ausreichend optimiert sind. Und auch innerhalb eines Mixes kann es durch zu viele konkurrierende Bassfrequenzen zu Auslöschungen oder ungewollten Anhebungen kommen. Deswegen gilt hier, weniger ist mehr!

Es empfiehlt sich zunächst bei allen nicht bass-relevanten Spuren einen Highpass Filter einzusetzen, um tieffrequente Neben- und Störgeräusche sowie teilweise auch nicht benötigte Frequenzanteile vom Nutzsignal herauszufiltern. Hier sollte man den Solo Button tunlichst vermeiden, da die Spuren eben nicht als Soloinstrument, sondern im Gesamtmix funktionieren sollen und man sie dementsprechend anders bearbeiten muss. Hierzu schiebt man die Cutoff Frequenz solange hoch bis der EQ deutlich ins Nutzsignal eingreift und schiebt sie anschließend wieder etwas runter, um sicher zu gehen, dass keine für den Mix relevanten Frequenzen gecuttet werden.

Im nächsten Schritt sollte man sich dem Fundament des Songs annehmen. Kick und Bass überlappen sich oft in den tiefen Frequenzen, um dem entgegenzuwirken kann man sich zum einen mit einem Equalizer behelfen, indem man beim Bass zunächst dort eine Kerbe schlägt, wo die Kick ihren größten Ausschlag hat und umgekehrt, um sich anschließend ans Finetuning zu machen. Der Mixing Engineer Steven Slate schlägt auf seiner Twitter Seite (@Slateproaudio) sogar pauschal 80Hz vor: “Simple kick drum and bass guitar balancing act: cut a small notch of 80Hz in bass, boost a little 80Hz in kick. It WORKS #protip”.

Zum anderen ist hier eine Sidechain Kompression meist sehr hilfreich, durch die der Bass immer dann geducked, also runterkomprimiert wird, sobald die Kick zu hören ist. So kann man den Bass im Mix weit vorne behalten, während sich die Kick weiterhin gut durchsetzt.

Sidechain Kompression lässt sich übrigens auch in diversen anderen Konstellationen anwenden. Man kann beispielsweise den Hall oder auch das Delay der Main Vocals immer dann runterkomprimieren, wenn gesungen wird und die Hallfahne respektive das Delay wieder hochkommen lassen, sobald die Stimme pausiert – so wirkt der Mix insgesamt klarer und aufgeräumter. Für diese Technik sollte man sich etwas Zeit nehmen und experimentieren, da der Gesamtmix davon enorm profitieren kann.

5: Panorama & Tiefenstaffelung

Es klingt profan, wird aber dennoch oder vielleicht deswegen oft unterschätzt: die richtige Positionierung der Instrumente im Stereofeld. Zu oft neigt man dazu alles mittig zu pannen und erzeugt so einen Mix, der überladen klingt und dem es an Weite und Definition mangelt. Es schadet also nicht sich bei jedem Mix die Panorama Position der einzelnen Spuren genauer anzusehen.

Wenn Instrumente mit ähnlichem Frequenzgang um denselben Platz im Stereofeld konkurrieren, kann man sie zum einen mit einem EQ bearbeiten oder durch eine räumliche Trennung Platz schaffen, wodurch sie in der Regel auch besser geortet und leichter identifiziert werden können, genauso wie auch der Mix im Gesamten strukturierter wirkt. Ausnahmen sind hier Instrumente wie Bass, Kick und die Stimme, die sich immer in der Mitte befinden sollten.

Hand in Hand mit der Panorama Positionierung geht die Tiefenstaffelung einher, durch die wir unsere Signale nicht nur auf der L/R-Achse positionieren, sondern nun auch dreidimensional im Raum verteilen können. Erreicht wird dies durch Effekte wie Hall und Delay, durch eine Lautstärkenanpassung und EQ-Einstellungen beispielsweise.

6: Zuviel Hall & Delay

So schön ein Hall oder ein Delay auf der Stimme, der Gitarre oder dem Synthesizer auch klingen mag, man sollte sie mit Vorsicht genießen. Oftmals legen wir einen Effekt auf eine bestimmte Spur, ohne weiter darüber nachzudenken und widmen uns bereits dem nächsten Instrument, das wir womöglich mit einem weiteren Delay bearbeiten. So sammeln sich über die Spuren hinweg schnell jede Menge Hall-, Delay- und auch sonstige Effekte an, die für reichlich unaufgeräumtes Wirrwarr im Mix sorgen.

Ein paar mutige EQ-Einstellungen können den Song deutlich klarer und griffiger klingen lassen. Vorrangig tiefe Frequenzen und die unteren Mitten tragen zu einem matschigen und undefinierten Mix bei, die man mit einem Highpass-Filter beherzt cutten kann. In der Regel sollte der Mix dadurch aufgeräumter und lebendiger klingen. Darüber hinaus ist es ratsam auf Parameter wie Decay Time und Feedback zu achten, nicht jede Spur braucht eine drei Sekunden lange Hallfahne. Das verdichtet den Mix, aber oft nicht zum Positiven.

7: Parallelkompression

Diese Technik ist ein weiterer Standard der Top Engineers und ist auch unter dem Namen “New York Compression” bekannt. Hier mischt man eine stark komprimierte Version eines Signals zum Original hinzu, das dadurch frischer, griffiger und durchsetzungsfähiger klingt, ohne dabei andere Spuren zu überdecken. Wie genau man dabei vorgeht ist immer vom Ursprungs-Signal abhängig- welchen Kompressor man verwendet, wie genau man ihn einstellt, ob das Signal noch anderweitig bearbeitet werden soll indem man beispielsweise extreme EQ-Einstellungen hinzufügt oder sonstige Plug-ins einschleift. Das bearbeitete Signal wird anschließend meist recht leise zum Originalsignal hinzugefahren, je nachdem wie viel der Mix benötigt. Der Ergebnis klingt trotz des stark bearbeiteten Zusatzsignals meist sehr natürlich, dynamisch und lebendig.

Welche Signale man derart bearbeiten möchte hängt vom eigenen Geschmack ab, von den Vocals bis zu den Drums oder auch Gitarren Tracks gibt es hier wie so oft keine festen Regeln.

Man sollte bei dieser Technik allerdings immer darauf achten, dass die parallel bearbeitete Spur durch die Berechnung der Plug-ins keine hörbare Latenzzeit aufweist. Die meisten DAWs bieten hierfür in den Einstellungen eine “Latenz Kompensation” an, die genau diesem Problem entgegenwirkt.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. DANKE für diese hilfreichen Tipps !!!

    kl. Anm.: Neben dem MAGIC AB gibt es auch das MCompare-Plugin von Melda Production. Das hat Herr Pensado wohl übersehen… Das MAGIC AB ist aber vielleicht etwas einfacher in der Bedienung.
    Die Raumkorrektur von SONARWORKS habe ich auch noch nicht gekannt (nur das ARC 2-System von IK Multimedia – scheint ähnlich zu arbeiten).

    Gut, dass hier auch mal eine Frau schreibt! Ist ja sonst leider voll die Männerwelt dieses Recording-Zeugs.

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Hallo und vielen Dank für die tollen Tipps.
    Ich habe mal eine Verständnisfrage zu Sonarworx.
    Ich habe mir das Programm sowie das MIC besorgt und auch schon eingemessen im Studio. Das Klangbild im Sweetspot ist hervorragend, allerdings eben nur dort.
    Im Rest des Studios klingt es mal sowas von “komisch”
    Nun stellt sich mir die Frage des Nutzens von Sonarworx? Es geht also lediglich darum, dass man ein optimales Klangbild zum Abmischen hat, darf aber keines Falls das Plugin dann mit in die Aufnahme einfließen lassen? Also quasi die Anpassungen von EQ etc. welches das Plugin tätigt. Verstehe ich das so richtig?
    Vielen Dank Vorab und Gruß

    Auf diesen Kommentar antworten
  3. Danke für die guten Informationen zu Beschallungsanlagen. Ein Bekannter hatte neulich einen Mix abgeliefert. Beim Testen fiel auf, dass zu viel Bass in einer neutralen Umgebung aus den Boxen kam. Daher wäre dieser Artikel bestimmt auch etwas für ihn.

    Auf diesen Kommentar antworten
  4. Vielen Dank für die Tipps zum Thema Tontechnik. Mein Nachbar mischt gerne seine eigenen Songs und braucht noch die richtigen Tipps und Tricks. Gut zu wissen, dass man bei der Bearbeitung immer auf die Latenzzeit achten sollte. https://www.orangemedia-group.de/leistungen/tontechnik

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu Slashgad Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.