Bandsättigung, Tape Bump, Bandgeschwindigkeiten und NAB/CCIR

4 Begriffe zum Thema Bandmaschine einfach erklärt

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Die Bandmaschine

Vor der digitalen Revolution wurden Tonaufnahmen Jahrzehnte lang durch Bandmaschinen realisiert. Das aufzunehmende Audio-Signal bestimmt die Magnetstärke eines Elektromagneten, der wiederum ein magnetisierbares Band über den sog. Aufnahme/Aufsprech Kopf bespricht. Über den Wiedergabe-Kopf kann das Signal wieder ausgelesen werden und der Lösch-Kopf löscht das Signal vom Band.

Das Prinzip Bandmaschine wurde bis lange weiterentwickelt, die Anzahl der Spuren pro Band wuchs stetig und bis zur Ankunft der modernen Digitaltechnik konnte man praktisch in jedem Tonstudio eine Bandmaschine finden.

Der Siegeszug der Digitaltechnik war allerdings nicht aufzuhalten, weil die Bandmaschine im Gegensatz zur digitalen Klangbearbeitung mehrere Nachteile aufwies: Da wären zum einen prinzipbedingte Grenzen, aufgrund welcher das nutzbare Frequenz-Spektrum im Gegensatz zur Digitaltechnik eher begrenzt ist und auch die elektro-mechanische Natur der Geräte trägt dazu bei, dass die Bandmaschine seit den 90er Jahren durch rechnerbasierte Aufnahmesysteme (die man nicht einmessen musste)  weitestgehend verdrängt wurde.

Bandmaschinen wurden einfach zu unhandlich, die Mechanik war anfällig für Fehler, das Band musst man zur Bandmaschine passend einmessen und auch was das Editieren angeht, blieb keine andere Wahl, als das Band mit Rasierklinge und speziellem Klebe-Band zu bearbeiten.

Zu den wichtigsten Herstellern von Bandmaschinen zählten:

  • Teac
  • Revox
  • Uher
  • Otari
  • Studer
  • Akai
  • Grundig
  • Pioneer
  • Sony

Einige der Herstellen wie z.B. Revox (Revox b77)  oder Grundig waren vorwiegend im Hifi Bereich zu Hause, Marken wie Studer und Teac hatten sich eher den großen Studio Bandmaschinen verschrieben.

Mastering mit analoger 120-Volt-Technik – Florian Schober – Wochenrückblick #35

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Das Band kehrt zurück

Trotz aller Umstände, die das Aufnehmen auf Band mit sich bringt, gibt es einige Nebeneffekte, die dazu führten, dass die Bandmaschine eine digitaler Wiedergeburt inform von Emulations-Plug-ins erfahren durfte. Im Rechner können die Vorteile, welches das Aufnehmen auf Band bietet, genutzt werden – ganz ohne Platzverbrauch, Geräte Wartung und ohne das Band vorher einmessen lassen zu müssen.

Die gewünschten Nebeneffekte des Bandes sind:

  • Bandsättigung/Glue
  • Tape-Bump
  • klangliche Tonformung aufgrund der verschiedenen Bandsorten und Einstellmöglichkeiten (NAB/CCIR)

Was ist eigentlich Bandsättigung?

Bandsättigung macht das Audiomaterial kompakter, ohne ihm seine „gefühlte“ Dynamik zu rauben, denn Pegelspitzen bleiben durch die harmonische Anreicherung weiterhin erkennbar. Während digitale Aufnahmesysteme eine klar definierte Aussteuerungsgrenze haben und bis zu dieser Grenze stets kristallklar bleiben, agiert Analogband dynamisch. Mit steigendem Pegel geraten die Magnetpartikel des Bandmaterials zunehmend in Sättigung.

Der Pegel kann nicht weiter ansteigen; die Spitzen werden gekappt. Die Folge sind Verzerrungen, d. h., es werden künstliche Obertöne erzeugt, die den Klang pegelabhängig anreichern. Ein weiterer Aspekt des Tape-Sounds ist der viel beschworene „Glue“-Faktor.

In einer Bandmaschine erfahren die Signale verschiedene Bearbeitungen durch z. B. Aufsprechverstärker, Abnahmeverstärker, diverse Filterschaltungen, Aufnahme- und Wiedergabekopf uvm., die eine gemeinsame Signatur auf den Signalen hinterlassen. Aus diesem Grund ist es nötig, die Bandmaschine mit dem richtigen Test-Ton Band einzustellen (zur Blütezeit der Bandmaschine entstand hier ein eigener Berufszweig in der Industrie, mit den Service Techniker, die man sich ins Studio holen konnte, um das Band einmessen zu lassen) .

Auch für den „Glue“ spielt die Bandsättigung eine zentrale Rolle, denn alle Signale werden ja auf die gleiche Weise komprimiert und harmonisch angereichert: Das schweißt zusammen!

Tape Bump!

Bandmaschinen produzieren typischerweise in den tiefen Frequenzen eine Betonung von einigen dB. Die Lage dieses Tape Bump hängt von der Bandgeschwindigkeit ab: Je niedriger die Geschwindigkeit, desto tiefer liegt der Tape Bump. Das ist auch ein Grund, warum für Rock gewöhnlich 15 IPS verwendet wurde: Der Tape Bump liegt in einem für diese Stilrichtungen günstigen Frequenzbereich.

Bandgeschwindigkeiten

Magnetband kann mit verschiedenen Geschwindigkeiten bespielt werden. Im Profibereich werden 15 und 30 IPS (Inch pro Sekunde) verwendet. Hohe Bandgeschwindigkeiten versprechen einen weiteren Frequenzgang, sind aber aufgrund des Bandverbrauchs kostspielig. Eine 762-Meter-Spule für über 200 Euro fasst bei 76 cm/s nur knapp 17 Minuten! Die unterschiedlichen Magnetbänder erfordern alle ihr individuelles Band zum Einmessen.

NAB/CCIR

Für manche Aufzeichnungsverfahren wird der Aufnahmefrequenzgang nach einer genormten Präemphase/Deemphase-Kurve bearbeitet und bei der Wiedergabe wieder kompensiert. Ziel ist die Optimierung des Rauschabstands. Solche Normkurven werden von Branchenverbänden spezifiziert wie NAB (National Association of Broadcasters), CCIR (Comité Consultatif International des Radiocommunications) für Bandmaschinen oder RIAA (Recording Industry Association of America) für Plattenspieler.

 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Für Jungs und Mädels, die so ein Ding noch nie in die Finger gehabt haben und nur PCs kennen, ist das echt ein netter Artikel. Beim Bandkleben hätte ich noch erwähnt, dass es spezielles Klebeband für Tonbänder gab. Sonst glauben die unerfahrenen Leser, das hätten wir mit Tessa geklebt:-)) Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass auch das in manchen Situationen gemacht worden ist…

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    1. Zitat Robert: “Beim Bandkleben hätte ich noch erwähnt, dass es spezielles Klebeband für Tonbänder gab. Sonst glauben die unerfahrenen Leser, das hätten wir mit Tessa geklebt:-))”

      Zitat Artikel: * blieb keine andere Wahl, als das Band mit Rasierklinge und speziellem Klebe-Band zu bearbeiten. *

      Dies wurde doch erwähnt …

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  2. Bei den Herstellern von Bandmaschinen haben Sie die Firma Telefunken vergessen!
    Noch heute stehen bei allen Rundfunkanstalten der BRD die bekannten Typen wie M 10 oder M 10a. Auch heute verwendet das Studio Nord (SNB) in Bremen diese Maschinen.
    Das SNB wurde übrigens einst vom Bremer Produzenten Wolfgang Roloff, genannt Ronny, gegründet. Dort entstanden Hits von Heintje, Silva Manos, Ronny selbst und viele mehr.
    Liebe Grüße
    musikberg

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    1. Dem kann ich nur zustimmen. Bin selbst einstiger Tontechniker bei diversen ARD Radio Sendern und etwas Fernsehen gewesen und kenne aus der Praxis her hauptsächlich die M10 und später dann noch die M15. Sehr robuste Maschinen im täglichen aktuellen Betrieb und von mech. Anfälligkeit keine Spur. Da wurden, gerade wenn es schnell gehen musste, die Bänder raufgeknallt und dann ab die Post mit rasantem Vor-Rückspulen, hartem Abbremsen mit Hilfe der Hand auf dem Bandteller, hin und her Rangieren bis zur Schnittstelle usw, also die Maschinen mussten schon Einiges aushalten und taten es auch. Kenne keinen Fall, wo mal eine Maschine während der Arbeit oder im laufenden Sendebetrieb den Geist aufgab und der Messdienst hätte kommen müssen. Wartung fand natürlich im vorgegeben Rahmen des Herstellers statt. Einfach nur top Arbeitspferde, M10 als auch die M15.

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  3. Das Löschen ist ein irreführender begriff. Das band wird mit einem Signal oberhalb der hörschwelle des Ohres überschrieben. Dies ist gut zu hören wenn lösch und Schreibkraft nicht im gleichen Winkel eingestellt sind. Hier entstehen dann Geisterspuken. Es gibt immer wieder junge soundleute die sich, aus was für Gründen auch immer, bandmaschienen in ihr kleines Studio stellen und dan auf Grund fehlender Kenntnisse nur unzureichende Ergebnisse erzielen. Da diese leuchten in der Regel beratungsresistent sind und glauben in ihrem Alter schon alles zu wissen, werden wir wohl auch immer öfter mit falsch verstandener klangästetik leben müssen.

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    1. Mit dieser Einstellung wird das auch in Zukunft nichts…und vielleicht nicht so viel generalisieren Udo, kommt nicht gut an 😉

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  4. Zu Musikbergs wichtigem Kommentar ließe sich noch ergänzen, dass seit den 80er Jahren in den Studios vor allem der Telefunken-Typ M15/M15A zum wichtigsten Arbeitspferd wurde. Nicht nur im MPS-Studio in Villingen stehen noch mehrere davon.
    Klanglich rangieren die Maschinen auf demselben Niveau wie die bekannten Studer- oder Tascam-Geräte – sie sind aber meist billiger zu bekommen, da sie mit ihrem Industriedesign optisch in kein Wohnzimmer passen würden.

    Für heutige Anwender haben M15(A) und M10(A) mit ihrer vergleichsweise grobschlächtigen Technik den Vorzug, dass man viele Defekte (und kleine Defekte sind bei Bandmaschinen früher oder später unvermeidlich) auch als Nicht-Ingenieur reparieren kann.
    Neuere Konstruktionen – aus den späten 80er oder der Zeit danach – lassen sich dagegen nur mit größerer handwerklicher Geschicklichkeit und tieferem technischem Know How reparieren.

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  5. Ampex, sowohl 2 Spur als 24 Spur. Und N
    natuerlich Telefunken M5 und T9.

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  6. Noch heute habe und liebe ich meine beiden OTARI Band-Geräte auf denen schon viele Ansagen, Präsentationen und Werbungen – Vertonungen aufgenommen wurden. Auch Heute noch spreche ich in Sennheiser MD 421.

    Weshalb höre ich die Kunden sagen, :
    Bei deinem Band oder CD bekomme ich Hühner-Haut.

    Und auf eine kleine Arbeit folgen meist zuviele Aufträge, denn Texten, Sprechen, Background-Melodie-Roland-Synti-Aufnahme- Band–Schnitt, CD Rom- USB-Herstellung etc. Sind sehr Zeit-Aufwendig.
    Schon in den 60er Jahren war ich als erster gefragter DJ unterwegs und als Stimme für alle Jelmoli’s und Werbungen, wie in Kinos Studio 4, Excelsior und damals im Bahnhofkino Zürich und einigen Radio-Spots.
    Nach diesen vielen Studio Terminen schaffte ich mir eigene Aufnahme-Geräte an, um Auch als Sprecher UND Texter Mit Studio noch besser zu verdienen zu können.

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