Von vollen Terminkalendern

Planung ist alles!

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(Bild: Andre Csillag)

In unserem Geschäft fühlt es sich manchmal so an, als würde nichts passieren, und dann kommt wieder alles auf einmal. Der letzte Monat war wieder so einer, bei dem alles auf einmal zusammenkam, und auch im Moment arbeite ich wieder an vielen interessanten Projekten … gleichzeitig!

Einige von euch werden sich daran erinnern, dass ich in der Februar-Ausgabe den Artikel »Die Stimmung muss stimmen« geschrieben habe, der sich auf einen Künstler bezieht, den ich in Wales produziert und aufgenommen habe. Jetzt kann ich euch verraten, dass es sich um den Singer/Song writer Daniel Blumberg handelte, einen spannenden Künstler, der gerade bei Mute Records unter Vertrag genommen wurde.

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Ich bin stolz, sagen zu können, dass Daniels erstes Soloalbum Minus von ihm und mir gemeinsam produziert und am 4. Mai unter großem kritischem Beifall veröffentlicht wurde. Die Times gab dem Album eine 5-Sterne-Bewertung, und Großbritanniens führendes Indie-Plattenlabel Rough Trade zeichnete es als »Album des Monats« aus. Ich begleitete Daniel, seinen Violinisten Billy Steiger und seinen Kontrabassisten Tom Wheatley, als sie live auf der Rough Trade East Launch Party spielten, um die Atmosphäre aufzusaugen. Es wurde schlechter Wein serviert, aber der Auftritt war fantastisch, und wir alle hatten eine gute Zeit!

Mike Felton an seinem 50-Kanal Studer Vista 8 Digitalpult im Control-Room der Later-Show (Bild: Andre Csillag)

TV-Show

Marc Cooper von der BBC, Produzent der Jools Holland »Later«-Show, Großbritanniens am längsten laufende Live-TV-Musik-Show, wurde auf die Single Minus aufmerksam. Daniel war einer von fünf Künstlern, die eingeladen wurden, in der Show aufzutreten. Ich wurde vom Label gefragt, ob ich den TV-Mix zusammen mit Tonmeister Mike Felton in den TV-Studios der BBC in Maidstone, UK betreuen kann!

Es ist erstaunlich, wie glatt der Sound von Live-TV-Produktionen geworden ist, oder wie glatt es Mike zumindest hat klingen lassen. Er sitzt seit seiner ersten Live-Übertragung 1992 hinter dem Pult und hat seitdem 375 Shows mitgemacht!

Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, ist es ein extrem komplexes Setup, mit intensiver Vorausplanung für die Woche vor einer Show. Aber Mikes Arbeit wurde durch den Einsatz der 50-Kanal Studer Vista 8 Digital-Konsole unendlich viel leichter. Jeder Input der Musiker wird eingestellt und auf einer separaten Fader-Ebene abgespeichert (auf der Vista 8 sind davon sechs verfügbar). So kann Mike jede Ebene über einen Schalter abrufen.

Marc Cooper sagte mir, dass sein Fokus darin besteht, »den Künstler bestmöglich zu repräsentieren sowie Bild und Ton so brillant wie möglich einzufangen«, und fügte hinzu: »Wir wollen eine Performance abliefern, die sich im Laufe der Zeit bewährt!« Nun, das hat er erreicht!

Ich habe vor 25 Jahren an der Show gearbeitet, auch mit Mike am Steuer, und einen Auftritt von Scott Walker mit Rosary gemischt. Das Video von damals ist immer noch auf YouTube verfügbar und hat bereits einen ikonischen Status erreicht, da es das einzige Mal war, dass Scott in den letzten 40 Jahren live aufgetreten ist.

Wir haben damals noch analog gearbeitet, es gab keinen Total-Recall, jeder Act musste auf die analoge SSL-Konsole gequetscht werden. Heute arbeite ich digital, und ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob es besser klingt (eine Anerkennung für Mikes Talent), aber es ist mit Sicherheit weniger stressig!

Das Aufnahme-Setup für die Choraufnahmen in den Angel Studios. (Bild: Peter Walsh)

Film-Score

Das führt mich zu einem anderen Projekt, an dem ich gerade mit Scott Walker arbeite − ein Soundtrack für einen bevorstehenden Arthouse-Film. Ich kann noch nicht so viel darüber sagen, außer dass es eine erstklassige Besetzung, Musik von einem Top-Mainstream Singer/Songwriter und ein Orchester-Score geben wird, der von Scott komponiert und arrangiert wurde. Durch unsere lange Zusammenarbeit hat sich ein Grad von Vertrauen und gegenseitigem Verständnis ergeben, die in solch einer Hochdruck-Produktion helfen, wie eben auch bei dieser PreProduction in den Westpoint Studios in London − deren Eigentümer übrigens mal Stuart Price war (Kylie Minogue, Madonna, The Killers).

Zusammen mit Musical-Direktor Mark Warman habe ich mithilfe von Samples eine Skizze der Partitur vorbereitet, sodass der Regisseur einen guten Eindruck davon bekommen konnte, wie die Komposition neben einem Rough-Edit des Films funktioniert. So konnte er uns noch vor dem aktuellen Recording-Prozess sein Feedback geben. Er machte einige wichtige Vorschläge, vor allem um die Kontinuität des Films zu fördern. Musikalische Motive können bestimmte Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln zu einem Film verbinden, das ist ein starkes Filmwerkzeug.

Wir sind dann für ein paar Tage in die Angel Studios in Islingtion umgezogen, um dort die Streicher und den Chor mit Engineer Jeremy Murphy und seinem vertrauten Assistenten Chris Parker aufzunehmen. Bei neun Sängern, 20 Violinen, acht Cellos und nur zwei Tagen waren Organisation und Planung der Schlüssel! Die Zeit, die wir mit der Vorbereitung der Skizze verbracht hatten, hat sich daher wirklich ausgezahlt!

Die Vocal-Aufnahmen verliefen nach Plan, aber es wurde knapp, alle Streicher in eine 3-Stunden-Session zu quetschen! Budgeteinschränkungen haben uns in diese Ecke getrieben. Wir mussten uns zwischen einem großen Orchester für eine Session oder weniger Musiker für zwei Sessions entscheiden. Scott war sich sicher, dass er das großer Orchester wollte. Es ging alles glatt, was uns wirklich umgehauen hat.

An Tag 3 haben wir die Heavy-Metal-Gitarren auf aufgenommen, eingespielt vom Gitarristen Andy James »Master of Distruction«, einer der besten modernen Shredding-Spezialisten in Großbritannien, der für das Solo in einer Schlüsselszene des Films alles gegeben hat. Bei dieser Session hatten wir zum Schluss sogar noch Zeit übrig.

Aktuell sind wir im Mixing-Prozess. Die Zeit ist wieder knapp, denn der Film feiert bereits Anfang September auf dem Filmfestival in Venedig Premiere. (Ich hoffe, ich bekomme eine Einladung!)

Mark Cooper ist Produzent der BBC LiveTV-Musik-Show »Later« mit Gastgeber Jools Holland (Bild: Andre Csillag)

Druck Aufbauen

Inmitten all diesem musikalischen Wahnsinn war ich jeden Montag in Frankfurt am Abbey Road Institute, um eine Reihe an Vorträgen zum Thema »Advanced Mixdown« zu halten. Das ist eine Kombination aus Mixing-Theorie und -Praxis, wo die Studenten unter meiner Aufsicht an Songs aus meinem Produktionskatalog arbeiten oder eigene Aufnahmen mischen. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, um aus meinem Alltag rauszukommen, und lässt mich bewusst darüber nachdenken, wie ich all das, was ich mache, unter einen Hut bekomme.

Zurück in der BBC fasste Mark Cooper zusammen, was den unglaublichen Zeitplan für die Late Show so erfolgreich machte. »Wir geben unser Maximum, um das Beste zu erreichen! Wir arbeiten unter Hochdruck, aber wir können als Team einander vertrauen.«

Er hat recht: Ein guter Zeitplan und ein erfahrenes, professionelles Team können Erstaunliches leisten.

 

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