Der DJ mit Gitarre

Monolink – eine Fusion aus DJ, Musiker und Produzent

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»Alleinunterhalter mal wieder neu interpretiert?« Nun, das klingt trotz des Wortes »neu« immer noch sehr angestaubt. Treffender wäre es vielleicht zu sagen: »DJing weitergedacht.«

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Nils Steffen Linck, aka Monolink, ist ein junger, kreativer Kopf, der auch vor unkonventionellen Wegen nicht zurückschreckt. Zwar ist die Kombination aus DJing und Instrumente live Spielen, was ihn neben fantastischem Songwriting und Live-Improvisation wohl am meisten auszeichnet, nicht ganz neu, aber doch noch immer etwas Besonderes. Vor allem dann, wenn es sich gleichzeitig um populär erfolgreiche Tonkunst handelt. Davon zeugt der Auftritt des gerade Anfang 30-Jährigen auf dem legendären Burning-Man-Festival, das einmal im Jahr mitten in der Black Rock Desert von Nevada stattfindet. Das Festival gilt zwar weitgehend auch als Freak-Show, aber in Sachen Musik ist es State-Of-The-Art, wenn nicht sogar zukunftsweisend. Uns hat der gebürtige Hamburger und Wahl-Berliner erzählt, wie er zu seiner Passion gefunden hat und wie er beim Live-Spielen vorgeht.

Erzähl doch mal, wie es bei dir dazu kam, die elektronische Musik mit Gitarre zu kombinieren.

Ich hatte mit elektronischer Musik lange gar nicht viel am Hut. In Hamburg war das nicht so angesagt, zumindest nicht in meinen Kreisen. 2009 bin ich aber nach Berlin gegangen, hatte dann neue Freunde kennengelernt, die da mehr drinsteckten, und über die wurde ich mit meiner damaligen Folkband, also noch ganz unelektronisch, auf ein kleines 500-Leute-Festival eingeladen. Organisiert wurde das von einem gut vernetzten und sehr freundlichen Kollektiv. So kam ich dann das erste Mal mit Elektronischer Tanzmusik in Kontakt, die ich auch wirklich super fand. Auf dem kleinen Festival hatte ich auch direkt ein paar Acts gesehen, die ein Live-Hybrid-Ding gemacht haben. Einer hatte sich auf seine Akustikgitarre einen Korg MIDI-Controller draufgeklebt. Sehr experimentell damals, ich bin ja eher Pop-Musik orientiert.

Zu der Zeit habe ich dann auch angefangen, als DJ aufzulegen – über das Kollektiv war ich schnell ziemlich gut angedockt in Berlin.

Mit einem echten Klavier verbindet Steffen viel mehr als mit einem Software-Sound.

In welcher Form hast du als DJ gearbeitet?

Ich hatte noch mittels Traktor oder CDs aufgelegt, also soweit nichts Besonderes. Parallel aber habe ich mir Software-Skills angeeignet, da ich Lust hatte, unter meine bisherige Musik noch was Elektronisches zu bauen, und nach zwei Jahren konnte ich dann meine eigenen Songs remixen.

Ich denke, seitens des Publikums sammelt man durchaus Pluspunkte, wenn man hinter dem Pult steht und noch eine Gitarre umhängen hat. Wie nimmst du das wahr?

Auf jeden Fall. Ich selbst finde es auch bei anderen immer ansprechend, wenn ich was höre, das nicht vom Band kommt; das macht ja auch das Erlebnis eines Klassischen Konzertes aus. Mir hat oft ein emotionaler Bezug zu der Person gefehlt, die hinter dem Pult steht. Ich denke, vielen Leuten geht das auch so.

In deiner Musik ist oft nur ein grobes Gerüst zu erkennen, um das du dann viel improvisierst. Liege ich damit richtig?

Ja, ich improvisiere schon richtig viel. Ich würde trotzdem sagen, dass die meisten Songs ihre feste Struktur haben. Es gibt immer wieder Parts, wo es Freiräume gibt und ich eben weiterschalte, wenn ich mich danach fühle. Und des Weiteren habe ich mein Setting so gebaut, dass ich bei den Song-Übergängen sehr viel machen kann.

Das live Improvisieren ist auch das, was mir am meisten Spaß macht. Und das Publikum merkt das auch, dass es ein Moment ist, der just entsteht. Und so füttert man sich quasi gegenseitig – das sind die schönsten Momente.

Würdest du sagen, dass das Improvisieren auf der Bühne alleine leichter ist oder eher schwieriger als mit mehreren Leuten?

Teils, teils. Von der Struktur ist es allein einfacher. Ich weiß selbst, wann es in welchen neuen Part geht. Andererseits wünscht man sich manchmal mehr Hände oder auch mehr Interaktion, wie sie zwischen mehreren Musikern entsteht.

Welche Software ist denn deine Wahl, und nutzt du einen echten Gitarren-Amp oder einen Software-Amp?

Ich nutze Ableton Live mit einer UAD-Soundkarte, über die ich auch einen Gitarren-Amp simuliere – ich habe also keinen richtigen Amp auf der Bühne. Früher hatte ich mal ein großes Multieffekt VoiceLive von TC-Helicon, da ich aber sehr viel unterwegs bin, brauchte ich etwas, das auch ins Handgepäck passt.

Monolink Gitarre
Die Gitarren bleiben zu Hause. Live lässt Steffen sich Gitarren vom Veranstalter stellen.

Die Reisetauglichkeit ist also essenziell für dich?

Also bei einer Konzerttour nehme ich schon mehr mit, aber ich werde auch viel aus anderen Ländern gebucht, wo ich dann mit dem Flieger anreise. Wenn ich dann zu viel Gepäck aufgebe, kann es sein, dass das nicht rechtzeitig ankommt. Daher ist mein Setup minimal. Sogar die Gitarre lasse ich mir vom Veranstalter stellen, da gebe ich ein bestimmtes Instrument bzw. ein qualitatives Mindestmaß vor, und das ist meistens kein Problem. Natürlich würde ich am liebsten immer auf meiner eigenen spielen, aber die Logistik ist so viel einfacher. Es kann natürlich vorkommen, dass die Gitarre nicht gut eingestellt ist. Aber auch damit komme ich dann irgendwie klar.

Ansonsten habe ich noch drei MIDI-Controller dabei. Einen Fuß-MIDI-Controller, damit ich Ableton-Szenen starten kann, während ich Gitarre spiele, und auch den Ableton-Looper bediene ich damit, mit dem ich die Gitarre aufnehme. Zwei weitere Controller liegen vor mir, die ich mit den Händen bediene – meine Songs habe ich dazu in fünf, sechs, Stems aufgeteilt. Außerdem habe ich noch ein paar Effekte, an denen ich dann beispielsweise das Delay einstellen kann, und einen Roland SH-O1A aus einer Boutique-Serie – der ist klein, leicht und klingt super. Das Ding wird durch Ableton geroutet, Gesang und Gitarre werden vorher noch durch UAD-Plug-ins bearbeitet, und geht dann durch Ableton. Am Ende gebe ich nur noch eine Master-Summe für die Instrumente raus, die Vocal-Summe geht separat raus.

In deinem Studio stehen noch ein Moog, ein Roland Juno und auch ein akustisches Klavier. Wie kommen diese Instrumente zum Einsatz? Samplest du die selbst?

Im Studio werden sie sehr traditionell genutzt, und für die Bühne sample ich diese dann noch. Das heißt, ich produziere da Tracks schon vor, sodass am Ende nicht alles live auf der Bühne ist.

Monolink Synth
Die Synths hat Steffen sich gezielt ausgesucht und sampelt sie selbst.

Ist es essenziell für deinen Sound, dass du die Instrumente selbst sampelst?

Das würde ich sagen, ja. Ich habe mir die Instrumente schon bewusst zusammengesammelt über die letzten Jahre, immer auf der Suche nach den Klängen, die mich am meisten berühren. Das Klavier z. B. ist ein sehr altes von ca. 1900, das frisch restauriert wurde. Das hat so einen intimen Klang, der mir einfach sehr gefällt. Und ich habe zu diesem Instrument auch einen ganz anderen Bezug, ich habe da richtig Respekt vor dem über 100 Jahre alten Instrument. Man sieht schon von außen durch die Holzverzierungen zum Beispiel, dass da viel mehr Liebe reingesteckt wurde als in ein modernes Klavier mit schwarzem Klarlack oder gar ein Software-Instrument.

www.mono.link

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich arbeite genauso wenn auch nur Homerecording. Es ist wie ein unendliches Mobilstudio was immer wieder neu klingt. Davon konnten die Beatles 1964 nur träumen. Das mobile Recordingstudio im Rucksack ist nicht neu aber es wird immer interessanter weil es immer wieder neues Equipment dafür gibt. Ich setze neuerdings Voices & Sounds in der Therapie ein. Mit beachtlichen Erfolg. Ich liebe meine RC-505 Loopstation, mein Sampler SP-404mk2, mein microKorgII in rot und meine VT-1 bis VT-4 Transformer weil man damit total verrückte Sachen machen kann!

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