Original oder Plagiat?

Interview mit »All The Music«-Projektleiter Damien Riehl zum Urheberrecht

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(Bild: Dirk Heilmann)

Akkordfolgen sind in der Musik frei verwendbar, Melodien nicht: Der amerikanische Anwalt Damien Riehl will das ändern – schließlich sei es möglich, zufällig auf ein ähnliches Ergebnis zu kommen, und gleiche Tonfolgen könnten in einem anderen Kontext völlig unterschiedlich wirken.

Die westliche Tonleiter bietet zwölf unterschiedliche Töne pro Oktave – trotzdem sind Abermillionen Melodien möglich. Akkordfolgen sind aufgrund ihrer übersichtlichen Möglichkeiten frei verwendbar, für Tonfolgen gilt das nicht – was immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten führt. Dem wollte der amerikanische Anwalt Damien Riehl 2019 mit dem Projekt »All The Music« gemeinsam mit dem Programmierer Noah Rubin ein Experiment entgegensetzen: Die beiden haben über Algorithmen mittlerweile 400 Milliarden Melodien generiert und jegliche Rechtsansprüche mit dem Verzicht auf Rechtsansprüche zur Nutzung freigegeben. Der Gedanke: Theoretisch könnte niemand mehr eine »neue Melodie« für sich beanspruchen, weil sie bereits existiert – und jeder dürfte die Melodien nutzen. Ob das rechtlich anerkannt wird, steht noch auf einem anderen Blatt: Riehl geht es vor allem darum, für Probleme beim Urheberrecht zu sensibilisieren – ein Gespräch.

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Damien Riehl
»All The Music«-Projektleiter Damien Riehl – den ersten Datensatz von Milliarden Melodien veröffentlichte er mit seinem Kollegen Noah Rubin im Juli 2019. (Bild: Damien Riehl)

Damien, du hast die Idee ursprünglich angestoßen, um aus deiner Sicht mit ein paar Ungerechtigkeiten im Urheberrecht aufräumen zu können?

Richtig, tatsächlich geht es um eine generelle Ungerechtigkeit, die ich auch in einem TEDx-Talk in Minneapolis erwähnt habe: Es ist nicht schwer, zufällig in einen Konflikt zu geraten, schließlich existieren nur zwölf Töne! Was ich mit dem Projekt demonstrieren wollte: Menschen, die nicht im Bereich Musik trainiert sind, vor Augen zu führen, wie leicht es passieren kann, zufällig dieselbe Melodie zu verwenden. Musiker wissen das, aber mir ging es darum, auch Laien – etwa in einer Jury und einen Richter – dafür zu sensibilisieren.

Den kompletten Artikel findest du in der Sound&Recording-Ausgabe 1/23. Hier versandkostenfrei bestellen oder als PDF kostengünstig herunterladen. 

Bei einem TEDx-Talk in Minneapolis präsentierte der Anwalt Damien Riehl sein Projekt »All The Music« – samt Erläuterung der Urheberrechts-Gesetzgebung:

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