High-Tech und Patina

Studioszene D − Franz Plasas H.O.M.E.-Studios, Hamburg

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Es gibt sie noch, die klassischen Recording-Tempel — auch hierzulande. Die ausgedehnten Equipment-Wände sind faszinierend, noch beeindruckender wirken jedoch Aura und Patina, wie sie nur mehrere Jahrzehnte Rock- und Pop-Business einem solchen Ort verleihen können. Willkommen in den Hamburger H.O.M.E.-Studios, betrieben von Produzenten-Ikone Franz Plasa.

H.O.M.E. Studios Hamburg-2

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Montagvormittag gegen zwölf, H.O.M.E.- Studio 2, Backing-Vocal-Aufnahme für einen Song des italienischen Sängers Armando Quadrone und sein für März 2014 geplantes Debütalbum. Franz Plasa ist der Mittelpunkt: Er singt und spielt vor, gestikuliert, dirigiert Musik und Team. Die Atmosphäre wirkt professionell und dennoch vollkommen entspannt. Nach knapp zwei Stunden sind die Aufnahmen im Kasten, alle Beteiligten zufrieden. „Ich liebe kleine, tolle Produktionen, bei denen man die Leute ermutigen kann, Dinge auszuprobieren“, erklärt Franz. „Je tiefer man im Business drin steckt, desto engstirniger wird man. Ich will jedoch der Engstirnigkeit entgegenarbeiten.“

Das Dienstleistungs-Portfolio der Hamburger Traditionsstudios ist nicht nur aus diesem Grund mittlerweile breit aufgestellt. Während zahlreiche Megahits aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Falco, Udo Lindenberg oder Selig in den 80er- und 90er-Jahren problemlos für finanzielle Unabhängigkeit sorgten, sind heute komplexere Geschäftsmodelle notwendig, um „den Laden am Laufen zu halten“. So produzieren die Studios heute neben Werbemusik (u. a. für Opel) auch erfolgreich Filmscores (u. a. Sonnenalle) und Musicals, etwa Rocky − das erste Musical, welches seinen Weg von Deutschland aus an den Broadway nahm. Auch Workshops mit namhaften Produzenten oder die Realisation von Band-Contests (Converse Rubber Tracks in 2013; Anm.d. Red.) ergänzen das Kerngeschäft der klassischen Musikproduktion. „Brot-und-ButterJobs sowie gelegentliche große Produktionen ermöglichen die Realisation von spannenden Alternativ-Projekten, wie aktuell etwa das Album von Armando Quadrone oder das der großartigen Berliner Band Nörd“, erklärt Franz.

Franz Plasa ist Produzent, Songschreiber und Vollblutmusiker. Von 1983 — 89 spielt er Gitarre bei der Hamburger Kultband Felix De Luxe. In den 90ern ist er als Produzent und Songschreiber u. a. für Falco, Echt, Selig, Udo Lindenberg und Nena höchst erfolgreich. 1998 verwirklicht Franz schließlich den Traum der eigenen Kreativschmiede: Er übernimmt die Hamburger H.O.M.E.-Studios und baut sie zu einem Produktionsort mit internationalem Ruf aus.

H.O.M.E. Studios Hamburg-1
Franz Plasa

Megastars haben die HOME-Studios so einige gesehen. Depeche Mode erstellten hier Aufnahmen und Roughmixes für ihr 93erMeisterwerk Songs Of Faith And Devotion. Franz: „Sehr sympathische und disziplinierte Arbeitstiere. Sie haben hier drei Monate lang richtig geackert. Besonders mit Flood (Produzent von Songs Of…; Anm.d.Red.) habe ich mich angefreundet. Vor Kurzem erschienen hier zum 20-jährigen Jubiläum des Albums zwei große Reisebusse mit Hardcore-Fans aus aller Welt − ein wunderbares Erlebnis!“ Franz weiß um mehr Anekdoten: „50Cent, Eminem und Cypress Hill tauchten hier mit Bodyguards und kugelsicheren Westen auf. Mariah Carey bekam während einer EuropaTour Lust zum Aufnehmen.

Da wir mit SSL 9000-Konsole und Sony 48-Spur-Digitalmaschine ihrem Produktionsstandard entsprachen, fiel die Wahl des Arbeitsplatzes auf uns. Allerdings mussten wir nicht nur buchstäblich über Nacht eine weitere, tonnenschwere Sony DASH-Maschine aus der Schweiz einfliegen lassen, Mrs. Carey bestand zudem morgens um vier auf Popcorn − ein Wunsch, der ihr immerhin spontan 500 Dollar Wert war. Den vorbestellten Champagner rührte sie dagegen nicht an. Trotz aller Allüren − Mariahs Gesangskünste sind phänomenal: In kürzester Zeit entstanden Takes von unglaublicher Qualität. Hut ab!“

Analoge und digitale Produktionstechnik auf höchstem Niveau ist ein Stück erhaltenswerte Kultur!“, versichert Franz Plasa. Seine Hamburger H.O.M.E.-Studios sind dementsprechend ausgestattet und genügen damit ganz den Ansprüchen an klassische Recording-Tempel rund um die Welt. Die Akustik der Regieräume wurde von Roger Quested gebaut. Aufgenommen wird über Avid-Wandler mit Pro Tools, Logic Pro und Cubase. Ein Rundgang:

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ja, imposante Aufnahmetechnik. Wir wollen unveröffentlichte Aufnahmen von 1983 digitalisieren und überarbeiten lassen . Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit der Coproduktion . Interessant wäre es die Liste mit den Studiosätzen zu erfahren . Als Beispiel könnte ich euch eine aus der Zeit eigens produzierte Single , zuschicken .LG Joachim

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