Klassiker seit 1971

Eine kurze Modellgeschichte des AKG 414

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(Bild: Stephan Lembke)

Die erste C 414 Version, die 1971 auf den Markt kam, verstand sich als Transistor-Nachfolger der Röhren-Großmembranmikrofone C 12A und C 12B – die dank der Verwendung einer Nuvistor-Miniaturröhre bereits ähnlich kompakt waren und die charakteristische eckige Formgebung eingeführt hatten. Statt einer Röhrenelektronik bekam das Ur-414 eine einfache zweistufige Transistorschaltung mit Ausgangsübertrager. Als Schallwandler wurde weiterhin jene „klassische“ CK-12 Doppelmembrankapsel verwendet, die Anfang der 1950er für den legendären Vor-Vorgänger C 12 entwickelt worden war.

1976 erschien das C 414 EB mit einer verbesserten Schaltung und einem Bassabsenkungsschalter; außerdem hatte es bereits den heute allgemein üblichen XLR-Steckverbinder. Die Kombination aus Vintage-Technik und gesteigerter Usability macht dieses Modell unter Toningenieuren (im Gegensatz zu Sammlern) zu dem begehrtesten Modell. Insbesondere, wenn es noch die legendäre „Brass“-Kapsel besitzt. 1978/79 wurde nämlich eine neue Großmembrankapsel eingeführt, die verwirrenderweise auch CK-12 benannt wurde, obwohl sie mit der originalen CK-12 wenig gemein hat. Da der äußere Ring der neuen Kapsel aus Kunststoff besteht wird sie häufig als „Nylon“ oder „Teflon“ CK-12 bezeichnet (auch wenn es sich eigentlich um Polyamid handelt), während die alte als „Brass“ CK-12 bezeichnet wird (obwohl auch diese nicht vollständig aus Messing bestand). Hintergrund für das Neudesign der Kapsel war, dass die alte „Brass“ CK-12 aus sehr vielen Einzelteilen bestand, was ihre Herstellung aufwändig und teuer machte. Mit der „Nylon“ CK-12 wurde die Herstellung vereinfacht und gleichzeitig ein linearerer Frequenzgang erreicht.

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Das C414XLII und das C414 B-ULS
Das C414XLII und das C414 B-ULS sind in einigen Aspekten grundlegend verschieden. Klanglich ist die Frage nach dem »besseren« Mikrofon allerdings nicht klar zu beantworten. Während das C414 B-ULS an der Bassdrum überzeugen kann, liegt das C414-XLII an den Toms unseres Yamaha Drumsets klanglich weiter vorn. (Bild: Ingo Hermes, Stephan Lembke, Marc Bohn)

Diese neue CK-12-Kapsel wurde auch für das ab 1980 erhältliche C 414 EB P48 verwendet. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen kommt diese Variante ohne Spannungswandler aus, d. h. die Kapsel wird direkt über die Phantomspannung polarisiert. Aufgrund der verbesserten Schaltung erreicht diese Variante dennoch ein etwas niedrigeres Eigenrauschen. Das C 414 EB P48 ist die erste Modellvariante mit dunklem Gehäuse; Sammler unterscheiden daher häufig zwischen dem silbernen und dem schwarzen C 414 EB. Das schwarze C 414 EB P48 gilt als die letzte Vintage-Variante, denn es hatte eine immer noch recht einfache Schaltung mit vier Transistoren plus Ausgangsübertrager.

Das 1986 vorgestellte C 414 B-ULS hatte eine deutlich komplexere Schaltung mit 14 Transistoren. Parallel wurde das C 414 B-TL mit – dem Zeitgeist entsprechend – übertragerloser Ausgangsstufe eingeführt. 1993 wurde dieses durch das C 414 B-TLII ersetzt, das, ansonsten unverändert, mit einer neuen Kapselvariante ausgestattet war. Da sich viele Toningenieure den luftigen Klang des C12 bzw. der frühen C414-Varianten zurückwünschten, schuf AKG eine neue Variante der „Nylon“ CK-12 mit einer gezielten Höhenanhebung, die den Klang der „Brass“ CK-12 nachahmen soll (aber doch wieder anders klingt). Seit dieser Zeit bietet AKG stets zwei Varianten seines Studiostandards an, eine lineare Version, aktuell das C 414 XLS und eine für Stimmen optimierte Version mit Höhenanhebung, aktuell das C 414 XLII.

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