Die Kolumne mit Peter Walsh

A Tribute to Geoff Emerick

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Geoff Emerick
Geoff Emerick
04.12.1946 − 02.10.2018

Ich möchte diesen Monat dem Toningenieur Geoff Emerick Tribut zollen, der leider am 02. Oktober 2018 verstorben ist. Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie, seinen Freunden und seinen Kollegen. Unsere Branche hat einen weiteren Giganten verloren, dessen Beitrag zur Musikaufnahme für immer geschätzt und nie vergessen wird.

Bekannt wurde er durch seine bahnbrechende Arbeit mit den Beatles in den EMI Studios an der Abbey Road in den 60ern. Zu seinen Credits gehören Klassiker wie die Alben Revolver, Sgt. Peppers und Yellow Submarine. Seine Arbeit hat eine Generation von Tontechnikern inspiriert und beeinflusst, mich miteingeschlossen. Seine Leidenschaft für die Aufnahmen und die Technik, die er entwickelte, hat dabei geholfen, populäre Musik in eine Kunstform umzuwandeln.

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Es war damals eine aufregende Zeit, als die Technik entwickelt und umgestaltet wurde, um den Anforderungen der Produzenten, der Engineers und den Künstlern gerecht zu werden, die neue und innovative Wege erforschten, um Musik aufzunehmen. Eines der wichtigsten Glieder in dieser Kette war die Konsole Abbey Road TG12345 − die erste Transistor-Konsole überhaupt von EMI −, die diese neue Sound-Evolution verkörperte und dabei half, den Sound von Rock and Roll zu definieren. Geoff, der auch oft »Sir Geoff« genannt wurde, hat eines meiner absoluten Lieblingsalben auf einer dieser legendären Konsolen aufgenommen: Band On The Run von Paul McCartney and Wings. Es war mein Soundtrack der 70er und ein wichtiger Bezugspunkt, als ich in den frühen 80ern anfing, meinen eigenen Style der Aufnahme und der Produktion zu kreieren.

Diese Pulte werden immer noch von vielen Produzenten und Engineers auf der ganzen Welt geschätzt, und ich werde immer sentimental, wenn ich einem näherkomme. Die Konsole, die bei der Session zu Band On The Run verwendet wurde, ist jetzt in den liebevollen Händen von Mark Knopfler in seinem Studio British Grove in West London, wo sie immer noch regelmäßig für Drum- und Orchesteraufnahmen verwendet wird. Sie wird auch gerne als Summierer eingesetzt, da sie einem Mix die oft gesuchte analoge Wärme und Sättigung hinzufügt, auch bekannt als Verzerrung. Ich kann nur sagen, es ist eine großartige Verzerrung!

Es war schön zu sehen, dass vor Kurzem zwei TG12345- Konsolen bei Funky Junk komplett restauriert wurden. Für solch eine Aufgabe muss man Liebe und Hingabe mitbringen, wie Funky-Junk-Gründer und Besitzer Mark Thompson erklärte: »Diese Arbeit findet auf Komponentenebene statt. Jeder Transistor, jede Schraube, jeder Kondensator wird durch neue bzw. durch eine aus alten Lagerbeständen ersetzt, Frontplatten in EMI-Farbe neu bestückt und alles nach den originalen Spezifikationen gemacht. Dabei entsteht dann ein brandneues und komplettes Vintage-Pult. Dieses hier hat einen Abbey-Raod-Aufkleber auf dem Netzteil! Wir sind wahrscheinlich das einzige Unternehmen in Europa mit Ersatzteilen, den Fähigkeiten, der Erfahrung, der Ausstattung und blöd genug, diese mühsame Arbeit durchzuführen«, erzählt Mark.

Ich würde es aber nicht »blöd« nennen. Im Gespräch mit Mark in seinem Büro im Norden von London bei einer schönen Tasse Earl Grey wird es offensichtlich, dass er einer der größten Fans von analogem Vintage-Equipment auf der Welt ist, der die alternativen Angebote immer wieder als »Digiblah« bezeichnet. Sein Unternehmen verkauft beides, aber es ist klar, wo seine Leidenschaft liegt.

Ich teile diese Leidenschaft, und sie prägt die Art und Weise, wie ich im Studio denke und arbeite. Wie bei vielen meiner Kollegen in der Audiobranche gehört »Digiblah« in Form von Pro Tools und Universal Audio Plug-ins auch zu meinem mobilen Setup. Aber im finalen Mix versuche ich immer, etwas analoge Farbe zu erzeugen. Oft nutze ich dafür meinen geliebten Alan Smart C-Stereokompressor. Den schätze ich vor allem deswegen, weil er mich bei der Peter Gabriel Secret World Tour 1993 begleitete und im FOH-Mix von über 200 Shows war.

Ich höre auch gerne Demos oder den finalen Mix durch meinen alten Quad 33-Preamp. Ich habe auf der Welt noch keinen anderen Verstärker gefunden, der ein seidigeres und angenehmeres High-End hat als dieser großartige Amp. Seine Bassanhebung und -absenkung scheinen instinktiv zu wissen, wenn es im Low-End Schwächen gibt, und weist darauf hin, wo der Mix noch verbessert werden könnte.

Heute Morgen habe ich eine Vinyl-Version von Sgt. Peppers aufgelegt und mit noch größerer Aufmerksamkeit ins Detail gehört. Ich bewundere die Qualität, achte auf die Verwendung von Delays und Reverbs, erinnere mich an die Sounds und die Klangfarben, die mich über Jahre hinweg inspiriert haben, und schätze die Arbeit und die Kreativität, die zu dieser legendären Aufnahme geführt haben.

Die EMI TG12345 in den British Grove Studios von Mark Knopfler

Die Recording-Welt war sicher ein romantischerer Ort, mit all den analogen Geräten, die Regien auf dem ganzen Globus aufgewärmt haben, und wir blicken mit schönen Erinnerungen auf diese längst vergangene Ära zurück. Ein ähnliches Gefühl bekomme ich jedes Mal, wenn ein alter Jaguar oder MG auf der Landstraße an mir vorbeifährt. Die Fahrt kann vielleicht etwas holpriger sein, aber insgesamt ist es eine spannende und lohnende Erfahrung.

Die Musik, die in dieser Ära produziert wurde, wird immer in Erinnerung bleiben, und die Engineers und Produzenten, die diese Klassiker aufgenommen haben, die wir alle kennen und lieben, werden in unseren Herzen weiterleben.

Ich werde tief durchatmen, wenn ich diesen Monat durch die Türen der Abbey Road Studios gehe, um an der Absolventenfeier der nächsten Generation von Tontechnikern und Produzenten teilzunehmen, die ihr Diplom vom Abbey Road Institute erhalten.

Geoff Emerick ist und bleibt für immer dort!

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Danke an S&R für die Übersetzung. Ja, das waren Pionierzeiten mit viel kreativ erschaffener Musik – und Tonwerkzeuge. Obwohl ich ein Jahrzehnte alter PC UND Tontechniker bin – Computer sind langweilig. Schade, dass es kaum Mixer gibt, die die beiden Welten, analog für die Klanggüte und digital für die Steuerung und Speicherung, verbinden und das zu bezahlbaren Preise.

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