Übertragungsbereich, Rauschen & Co.

Studio Mikrofone: Was Daten verraten

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Eins gleich vorweg: Studio Mikrofone sollte man nicht allein anhand ihrer technischen Daten bewerten. Technische Werte sagen nur wenig über den Klang eines Mikrofons aus, sie geben aber Hinweise, ob es grundsätzlich den gestellten Anforderungen gerecht wird. Jedenfalls, wenn sie korrekt ermittelt wurden. 

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Bei vielen Billigmikros sind die technischen Daten frei erfunden oder − da es sich oft um Kopien bekannter Studio Mikrofone handelt − vom Datenblatt des Originals gleich mit abgekupfert!

Übertragungsbereich

Diesen Punkt kann man getrost überspringen. Oft steht hier „20 − 20.000 Hz“, was aber ohne Pegelreferenz eine völlig sinnfreie Angabe ist. Mehr Aussagekraft besitzt ein Frequenzdiagramm, das aber oft stark geglättet wurde bzw. im Sinne eines „Sollfrequenzgangs“ eher eine Absichtserklärung darstellt als den tatsächlichen Frequenzverlauf.

Viele kleine Firmen bzw. Anbieter von Billigmikros besitzen ohnehin nicht die Ausstattung für solche Messungen. Frequenzdiagramme anzuschauen lohnt daher nur bei seriösen Herstellern im etwas gehobenen Preisbereich. Rauschen: Das ist der aussagekräftigste Wert im Datenblatt.

Rauschen

Rauschen gibt man bei Studio Mikrofonen üblicherweise als Eigenrauschen (Self Noise) bzw. Äquivalenzschalldruck an. Das ist der Pegel, den das Mikrofon ohne Schalleinwirkung produziert, somit das Rauschen der Elektronik. Pi mal Daumen: Alles unter 12 dB-A ist ausgezeichnet; das Mikrofonrauschen ist praktisch unhörbar. Gute Werte liegen zwischen 13 und 18 dB-A − damit kann man prima arbeiten; Rauschen wird nur bei besonders leisen Schallquellen hörbar. Mit jedem weiteren Dezibel rückt das Rauschen immer weiter in den wahrnehmbaren Bereich.

22 − 23 dB-A ist in etwa das Maximum, was man noch studiotauglich nennen könnte. Manche Hersteller geben stattdessen den Rauschabstand an. Dieser wird bei einem genormten Schallpegel von 94 dB SPL ermittelt, sodass man leicht umrechnen kann: Eigenrauschen = 94 dB − Rauschabstand.

Grenzschalldruckpegel

Manche glauben, dass beim Überschreiten dieses Pegels das Mikrofon zerstört wird. Das ist Unsinn! Dieser Wert markiert lediglich das obere Dynamiklimit. Definiert ist der Grenzschalldruck als der Pegel, bei dem die Verzerrungen des Mikrofons einen Klirrgrad von 0,5 % erreichen. Manche Hersteller nehmen 1 % als Grenzwert, was imposantere Werte ergibt − allerdings nur auf dem Papier. Im Homestudio ist der Grenzschalldruckpegel von untergeordneter Bedeutung.

Wer so viel Lärm macht, dass das Studiomikrofon zerrt, hat meistens ein viel größeres Problem in Form des Nachbarn, der mit der Schrotflinte bewaffnet an die Wohnungstür hämmert. Der Grenzschalldruckpegel der meisten Mikrofone liegt über 120 dB SPL, was schon eine ganze Menge ist. Viele neuere Mikrofone erreichen Werte über 130 dB SPL, teils sogar über 140 dB SPL. Wichtig ist der Grenzschalldruckpegel hauptsächlich für Aufnahmen von Schlagzeug und bestimmten Percussion-Instrumenten, so kann z. B. ein Schellenkranz („Tambourine“) ungeahnte Pegelspitzen erzeugen.

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