Modulares Gerätesystem

SPL RackPack 4 Effektmodule im Test

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Channelstrips sind praktisch, aber oft weit entfernt von der persönlichen Traumkombi aus Preamp + Processing. Andererseits, wer möchte ständig ein ganzes Rack von Einzelgeräten mitnehmen? Mit SPLs modularem Konzept kann sich jeder eine Aufnahmekette ganz nach Gusto zusammen – stellen und im neuen Lunchbox-Gehäuse lässig unter den Arm klemmen.

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(Bild: Dr. Andreas Hau, Archiv)

SPLs Modularsystem RackPack ist bereits ein paar Jahre auf dem Markt, doch war es anfangs eigentlich nur für Power-User interessant − das große Rackgehäuse für acht Module war für kleinere Haushalte doch etwas überdimensioniert. Deutlich preisgünstiger ist das neue Lunchbox-Gehäuse RackPack 4. Anders als beim großen RackPack 8 ist das Netzteil ins Gehäuse integriert. Ausklappbare Füße erlauben, das Gerät ergonomisch günstig anzuwinkeln, und für bequemen Transport ist seitlich ein Tragegriff angebracht. Wie der Name andeutet, bietet das RackPack 4 Platz für vier SPL-Module: gerade richtig, um sich z. B. eine maßgeschneiderte Aufnahmekette zusammenzustellen.

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Für genau diese Anwendung haben wir aus dem reichen Angebot vier interessante Module herausgepickt: zwei verschiedene Preamps, einen Dynamikprozessor und einen De-Esser. Aber auch wer gar keine Modularität benötigt, wird beim Niederkrüchtener Hersteller bedient: Viele interessante ZweierKombinationen wie etwa Preamp + De-Esser, Preamp + Kompressor oder zwei Vorverstärker sind als preisgünstige 1-HE-Rackgeräte in der Analog-Elemental-Serie erhältlich.

Premium und Preference Mic Pre

Zwei verschiedene Mikrofonvorverstärker hat SPL im Angebot. Optisch sind sie kaum voneinander zu unterscheiden, selbst die Namensgebung birgt ein gewisses Verwechslungspotenzial. Das Bedienfeld ist identisch: Zentrales Element ist der griffige Gain-Regler; darüber befinden sich sechs Drucktaster, die bei Betätigung aufleuchten. Je nach Funktionsgruppe kommen verschiedene Farben zum Einsatz: Rot für die Phantomspeisung, Blau für Phasenumkehr und Vordämpfung (Pad), Gelb für den Low-Cut und Grün für die beiden Drucktaster, die der VU-Anzeige zu – geordnet sind. Schaltet man in den PPM-Modus, der mit langer Rückstellzeit auf Spitzenwerte reagiert, und aktiviert den −10-dBButton, erhält man eine recht gute Orientierung zur Aussteuerung eines AD-Wandlers.

Die Unterschiede der beiden Vorverstärkermodule liegen in der verwendeten Schaltungstechnik. Der Premium Preamp erinnert in seinem Aufbau an Klassiker der 70er und frühen 80er, ohne aber einem konkreten Vorbild zu folgen. Für den Eingang kommt ein Aufwärtsübertrager vom schwedischen Nobelhersteller Lundahl zum Einsatz. Es folgt eine zweistufige Verstärkerschaltung mit diskreter, d. h. aus einzelnen Transistoren aufgebauter Eingangschaltung, gefolgt von zusätzlichen Opamp-Stufen. In der Ausgangsstufe kommt erneut ein hochwertiger Lundahl-Übertrager zum Einsatz. Zusätzlich gibt es eine zweite übertragerlose Ausgangsstufe, denn jedes RackPack-Modul verfügt über zwei Ausgänge. Die Anschlüsse sind durchweg im professionellen XLR-Format gehalten.

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Für den kleinen Bedarf sind viele sinnvolle Zweier-Kombinationen auch als Einzelgerät ohne Modularität in der Analog Elemental Series erhältlich. Hier ein Doppelpack Twin-Tube-Röhrenprozessoren. (Bild: Dr. Andreas Hau, Archiv)

Der Preference Preamp ist dagegen ein moderner, übertragerloser Vorverstärker. Diskret aufgebaute Schaltungsteile sucht man hier vergeblich, es kommen durchgängig integrierte Schaltkreise zum Einsatz. Zentraler Baustein ist ein SSM2219 von Analog Devices, ein (fast) kompletter Mikrofonvorverstärker auf einem einzigen Chip. Für den elektrotechnischen Connaisseur mag das irgendwie unromantisch klingen, aber die Klangergebnisse müssen sich keineswegs verstecken. Im Gegenteil, wer möglichst cleane, unverfärbte Verstärkung wünscht, ist mit diesem Preamp-Modul sogar besser beraten.

Welchem der beiden Preamp-Module man den Vorzug gibt, hängt von den persönlichen Vorlieben ab bzw. von den primären Anwendungsgebieten. Der Premium Mic Pre empfiehlt sich für Anwender, die einem Schuss geschmackvoller Klangfärbung nicht abgeneigt sind. Am ehesten vergleichbar ist er m. E. mit den Focusrite ISA-Modellen − vielleicht weil beide mit ähnlichen Lundahl- Übertragern arbeiten. Der Höhenbereich wirkt sehr frisch mit guter Präsenz und hoher Durchsetzungskraft im Mix. Es ist also kein gemütlich-muffiger 70er-Jahre-Sound, sondern ein klar konturierter Klang, wie man ihn Anfang der 80er pflegte (also bevor die Eighties ins Schepprige abdrifteten). Wenn ich mir aktuelle Produktionen so anhöre, ist das ist ein Klangbild, das gerade heute wieder sehr gefragt scheint.

unauffällig − aber durchaus im positiven Sinn! Bei aller Linearität klingt er keineswegs fade oder dünn. Mit hoher Transparenz bringt er das angeschlossene Mikrofon bzw. die damit abgenommene Quelle voll zur Geltung. Dabei arbeitet er über den gesamten Gain-Bereich sehr rauscharm. Für klassische Instrumente von Streichern bis Klavier würde ich dem Preference Mic Pre den Vorzug geben. Ob seiner hohen Rauscharmut würde ich ihn außerdem für den Einsatz mit Bändchenmikrofonen und anderen leisen dynamischen Mikros empfehlen. Der Premium Mic Pre punktet dagegen vor allem bei Gesangsaufnahmen, vorzugsweise mit Kondensatormikrofonen, und anderen Signalen, die im Mix die erste Reihe besetzen sollen.

Was mir an beiden Vorverstärkern nicht ganz so gefallen hat, ist der Low-Cut. Zwar ist seine Einsatzfrequenz von 75 Hz sehr gut gewählt, nicht zuletzt für Gesangsaufnahmen, doch schien mir bei aktiviertem Low-Cut der Klang im Passband etwas rauer zu werden, obwohl das Filter mit nur 6 dB/Okt eigentlich sehr weich arbeitet. Dafür bieten beide Vorverstärker üppige Gain-Reserven von 80 dB (Premium Mic Pre) bzw. 72 dB (Preference Mic Pre). Die Bezeichnung »Mic Pre« sollte man übrigens wörtlich verstehen: Anders als viele Vorverstärker im Rack-Format, gibt es keine Line- oder Instrumenten-Eingänge. Es handelt sich um reine Mikrofonvorverstärker.

DynaMaxx Compressor

Diese Kompressorschaltung ist ein Klassiker im Lieferprogramm von SPL. Das Konzept dieser Gerätekategorie wurde hier von Grund auf überdacht nach dem Motto: Wozu verwende ich einen Kompressor überhaupt, und wie bekomme ich diese Funktionalität möglichst einfach geregelt? Der DynaMaxx ist gewissermaßen die Antithese zu den komplex parametrisierten VCA-Kompressoren: Zwar basiert der DynaMaxx auch auf VCA-Technik, doch statt einem Dutzend Knöpfe gibt’s gerade mal zwei Drehpotis und eine Handvoll Schalter. Man dreht ihn einfach so weit auf, bis die Gain-Reduction-Anzeige im gewünschten Bereich liegt, für leichte bis mittelstarke Kompression also bei −3 bis −6 dB. Am Make-up-Gain-Poti gleicht man den Pegelverlust wieder aus, und fertig. Die Regelzeiten passen sich automatisch dem Signal an − und das macht der DynaMaxx wirklich sehr gut! Das Gerät sorgt ohne Kompressions-Artefakte für gleichmäßigeren Pegel. Aber auch betont auffällige Kompression als bewusster Effekt beherrscht der DynaMaxx sehr gut. Sehr eigen – ständig ist außerdem der De-Compression-Modus. Es handelt sich nicht um das, was man gewöhnlich als Expander kennt, sondern eine Art weiches Gate. Der Hersteller empfiehlt den Dekompressionsmodus zum Wiederbeleben totkomprimierter Signale wie z. B. manche Samples.

Der DynaMaxx ist ein rundum gelungener, extrem einfach zu bedienender Kompressor für alle, die eigentlich keinen Kompressor mögen. Andererseits aber auch für Leute, die Kompressoren sehr mögen, denn er bietet einige Tricks, nicht zuletzt den Dekompressor-Modus, die ziemlich einzigartig sind. Cooles Teil!

Dual Band De-Esser

Übermäßig scharfe Zischlaute sind der größte Feind eines entspannten Vocal-Sounds. Dabei haben moderne Aufnahmetechniken und Produktionsmethoden die Problematik noch gesteigert: Geringe Mikrofonabstände, wie sie heute üblich sind, begünstigen ein unnatürliches »Ausfransen« der Zischlaute, und die hohe Kompression, die ein dichter Mix oft bedingt, hebt die S-Laute zusätzlich hervor. Aber was will man machen: Dieser extrem direkte Sound ist eben gefragt. Zwei Gegengifte gibt es, und vollständige Abhilfe schafft meist nur ihre kombinierte Anwendung: 1. ein hochwertiges Mikrofon, das nicht noch zusätzlich die S-Laute pusht (Stichwort: ChinaHöhen!), und 2. ein De-Esser.

Dass De-Esser bei vielen Engineers einen schlechten Ruf haben, liegt daran, dass frühe Verfahren stark verlustbehaftet waren. Waren die ersten De-Esser nichts anderes als Kompressoren mit einem sehr hoch angesetzten Low-Cut im Sidechain, gelang SPL mit einem neuen Verfahren 1990 ein großer Durchbruch: Eine clevere Schaltung selektiert die S-Laute aus dem Audiosignal. Diese werden nun dem eigentlichen Audiosignal phaseninvertiert zugemischt: Die Zischlautreduktion beruht also auf (teilweiser) Phasenauslöschung und beeinträchtigt das übrige Audiosignal kaum. Tatsächlich gehen viele Audio-Engineers ganz ähnlich vor, wenn sie in stundelanger Kleinarbeit »von Hand« de-essen.

SPLs neuste Inkarnation verfeinert dieses Verfahren nochmals, indem die hohen und die tieferen Zischelanteile separat regelbar werden. Beide Frequenzbänder sind separat schaltbar; dazu gibt es einen Male/Female-Schalter, der eine Frequenzumschaltung des Low-S-Bandes vornimmt (6,4 bzw. 7,6 kHz). Ich persönlich würde mich freuen, wenn die Hersteller mal eine andere Nomenklatur finden könnten als männlich/weiblich, denn nicht selten funktioniert die »female«-Einstellung auch bei Männern besser, insbesondere, wenn deutsch gesungen wird. Nicht selten sind die Herren der Schöpfung jedoch peinlich berührt, wenn man auf »weiblich« schaltet.

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(Bild: Dr. Andreas Hau, Archiv)

Fazit

Wir haben hier nur ein paar Module aus SPLs RackPack-System herausgegriffen, aber schon diese kleine Auswahl belegt die besonderen Qualitäten. Über die Jahre hat die Niederkrüchtener Audioschmiede so einige wirklich innovative Konzepte, die ziemlich einzigartig sind, entwickelt und weiter verfeinert. Aber auch die Standards werden kompetent abgedeckt, wie die beiden Mikrofonvorverstärker beweisen.

Das RackPack4-Gehäuse bietet zum attraktiven Preis genügend Raum für eine ganz individuell zusammengestellte Aufnahmekette. Power-User seien auf den RackPack-500- Frame hingewiesen, der vier SPL-Module und vier Module nach API-500-Standard aufnehmen kann − Multikulti, sozusagen.

Einsteiger sollten ihr Augenmerk dagegen auf die Analog Elemental Series richten, wo die meisten RackPack-Module paarweise bzw. in sinnvollen Kombinationen als Rackgerät verfügbar sind. Und da heißt es immer, wir Deutschen seien nicht flexibel − SPL beweist das Gegenteil!

Hersteller/Vertrieb

SPL Electronics GmbH / B4 Distribution

UvP/Straßenpreise

€ 659,− / ca. € 560,−; Premium Mic Pre: € 599,− / ca. € 550,− Preference Mic Pre: € 329,− / ca. € 300,− DynaMaxx: € 439,− / ca. € 400,− Dual Band De-Esser: € 439,− / ca. € 400,−

www.spl.info

+++ flexibles Konzept

+++ innovative, eigenständige Geräte

+++ hohe Verarbeitungsqualität

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