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Sonible smart:EQ 2 Software-Equalizer im Test

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Sonible smart:EQ 2 Software-Equalizer

Die Softwareschmiede Sonible aus Graz beeindruckte bereits mit einigen innovativen Plug-ins. Nach »frei:raum«, »proximity« und »smart:EQ live«, folgt nun »smart:EQ 2«. Auch hier ist wieder eine automatische Analyse des Eingangssignals geboten — eine Geheimwaffe?

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Suboptimales Aufnahmematerial, gepaart mit unzureichender Raumakustik und zweitklassigen Monitor-Lautsprechern, erschwert es, spektrale Unebenheiten zu erkennen und zu reparieren. Sonible möchte mit seinem überarbeiteten Equalizer »smart:EQ 2« ein Hilfsmittel anbieten, das versucht, Resonanzen und maskierende Frequenzbereiche mithilfe einer automatisch erzeugten Korrekturkurve in den Griff zu kriegen − und das möglichst schnell.

Installation

Das Plug-in läuft unter Windows ab Version 7 und auf dem Mac ab OS X 10.7. Unterstützt werden die Schnittstellen VST/VST3, AAX und AU. Die Aktivierung erfolgt nach Eingabe des Lizenzschlüssels über die Internetverbindung. Sonible erlaubt dabei eine gleichzeitige Verwendung auf zwei Computern. Ein 16-seitiges PDF in englischer Sprache ist auf der Homepage des Herstellers verfügbar und dient neben ein paar gut verständlichen Tutorial-Videos als Einstiegshilfe.

GUI und Workflow

Schon beim ersten Blick fällt die modern und übersichtlich gestaltete grafische Oberfläche auf, welche sich frei skalieren lässt − auf Wunsch sogar auf die gesamte Bildschirmgröße. Der obere Bereich ist mit der Sektion »smart:filter« ausgestattet. Im Gegensatz zu »frei:raum« gibt es nur noch einen Learn-Button statt vier. Die Schaltfläche für einen direkten A/B-Vergleich sowie eine »Undo/Redo« ist weiterhin mit an Bord. Zusätzlich lassen sich bis zu neun Einstellungen in Snapshots abspeichern.

Den größten Teil beansprucht das Fenster für die Filterkurve. Im Drop-Down-Menü namens »Zoom« lässt sich dort die Skalierung der vertikalen Achse ändern. Ein Maximalwert von 24, 12 oder 6 dB steht zur Auswahl, was die optische Begutachtung der Kurve vereinfachen kann. Apropos Optik: Auch ein Analyzer lässt sich hinzuschalten, der die Signale entweder »Pre«, »Post« oder beide gleichzeitig darstellt. Ist die Schaltfläche »AVG« (»average«) aktiviert, findet eine Analyse über den gesamten Messzeitraum hinweg statt.

Im unteren Bereich befindet sich die Sektion »Filter Parameter«. Hier lassen sich acht Filter selektieren und aktivieren. Interessant ist, dass jedes der Bänder eine Vielzahl von Filtertypen annehmen kann. Peak, High- und Low-Shelf, Tilt sowie High- und Low-Cut. Jedes Band darf zudem über das gesamte Frequenzspektrum hinweg agieren, von 20 Hz bis 20 kHz. Der Regelbereich umfasst ±24 dB. Nur bei den Hoch- und Tiefpassfiltern nimmt der Gain-Regler sinnigerweise einen Wertebereich zwischen 0 und −24 dB an und spiegelt somit die frei einstellbare Flankensteilheit wider.

Alle Filter arbeiten von Haus aus im klassischen Stereo-Modus, lassen sich jedoch bei Bedarf nur dem Mittensignal (»Mid ») oder Differenzsignal (»Side«) zuweisen. Eine globale »M/S«-Sektion ist in der unteren rechten Ecke zu finden. Hier lässt sich das Ausgangssignal in der Stereobreite beeinflussen, also das Differenzsignal anheben oder absenken. Mit einem weiteren Regler namens »Side Pan« kann man dieses Signal sogar im Panorama korrigieren − eine erstklassige Funktion, die man eher selten antrifft! Der »Gain«-Regler ist ebenfalls in dieser Sektion ansässig. Links neben dem Hauptfenster repräsentiert ein großzügig dimensionierter Bargraph den Eingangspegel, rechts ein weiterer den Ausgangspegel.

Ein Klick auf das Zahnrad-Symbol öffnet das Fenster »Settings«. Mit dem Drehregler »Smoothing« kann man die automatisch erzeugte Frequenzkurve glätten, also die vielen kleinen Spitzen und Täler reduzieren, was in einem allgemein sanfteren Verlauf resultiert. Werkseitig steht dieser Regler auf 15 %. Des Weiteren hat man hier Zugriff auf Einstellungen für den Analyzer, die allgemeine GUI sowie grundlegende Bedienoptionen. In diesem Fenster lässt sich auch die Anzahl der Snapshots auf 18 verdoppeln. Zu guter Letzt lassen sich ebenso eigene Instrumenten-Profile erstellen, exportieren und importieren.


»smarte« Kurven: Sonible hat seine Equalizer-Serie weiterentwickelt.

Der gleiche Song zweimal interpretiert: erst von iZotope Ozone, ...
... dann smart:EQ 2 (»Strength« ca. 30 %). Fast identisch schlagen beide Prozessoren eine Absenkung um 3 kHz und eine Anhebung bei etwa 600 Hz vor.
Unter »Settings« kann man das Plug-in der eigenen Arbeitsweise anpassen.
Sonible hat seinen neuen Equalizer mit einer dedizierten MS-Sektion sowie acht unabhängigen Filterbändern ausgestattet.
Jedes Band kann eine Vielzahl von Filtertypen verwenden, auch ein Tilt-Filter.
Mit dem Parameter »Smoothing« lässt sich die Frequenzkurve stufenlos glätten. (vgl. nächstes Bild)

Im Betrieb

Sobald man den Equalizer mit Audiomaterial versorgt, kann man die Learn-Phase starten. Nach ein paar Sekunden ist die Analyse des Frequenzspektrums abgeschlossen und smart:EQ 2 schlägt eine Filterkurve vor. In dieser Kurve kann man vorerst drei Parameter ändern. Zum einen die »Center«- Frequenz, entweder mit dem Knotenpunkt direkt in der Grafik oder durch numerische Eingabe. Die Intensität wird auf gleiche Weise durch den Parameter »Strength« gesteuert. »Width« kann man in etwa mit der Filtergüte vergleichen. Je breiter das Band, desto mehr vom Frequenzspektrum wird auch bearbeitet. Hier handelt es sich also um eine sogenannte »smart:response«, grob gesagt, ein Kompensationsfilter. Das heißt, eine Anhebung dieser Kurve resultiert nicht in einem übermäßig ansteigenden Pegel, denn zuvor abgesenkte Bereiche nehmen ebenfalls in ihrer Intensität zu.

In der Sektion »smart:filtering« lassen sich »Profile« ausklappen und anwählen. Der Equalizer arbeitet vorerst mit dem Profil »Standard«, allerdings gibt es zahlreiche Voreinstellungen für diverse Instrumentengruppen, z. B. Kickdrum, Bass Guitar, Piano oder Cello. Der Algorithmus scheint sich hier etwas sicherer zu sein, welche Frequenzbereiche wirklich relevant sind. So erkennt man bei der Bearbeitung von Snare-Drums häufig eine Anhebung um ca. 200 Hz, bei Kick-Drums stattdessen zwischen 50 und 100 Hz. Dazu kommt eine große Vielzahl von kleinen Korrekturmaßnahmen, die ziemlich komplexe Kurvenverläufe mit sich bringen. Die vielen Bearbeitungspunkte sind meist sehr sinnvoll gewählt und liefern in ihrer Gesamtheit ein detaillierteres und homogeneres Klangbild.

Nun darf man nicht vergessen, dass smart:EQ 2 keinerlei Kommunikation zwischen den individuellen Instanzen innerhalb eines Mix-Projekts herstellt, im Gegensatz zu iZotope Neutron. Somit ersetzt das Plug-in keinen Mix-Engineer, denn das »große Ganze« muss man stets selbst vor dem geistigen Auge haben. Vielmehr eignet sich der Equalizer, um gezielt ein paar problematische Einzelspuren auf ein wohlklingenderes Niveau zu hieven.

Auch ein Profil namens »Speech« ist in der Liste. Dieses erfüllt seinen Zweck bei Sprache meist recht gut, bei Gesang innerhalb einer Pop/Rock-Produktion erweist es sich allerdings oft weniger passend. Zu viel Körper und zu wenig Brillanz wird der Stimme hinzugefügt, um sich in einer dichten Mischung durchzusetzen. Was also soll man machen, wenn die Bearbeitung einer Audiospur zu präsent, hell oder zu dumpf für den eigenen Geschmack ausfällt? Wie erwähnt lässt sich die Intensität der Bearbeitung stufenlos regeln. Zudem gibt es ja noch die acht phasenlinearen Filter, welche von Haus aus erst mal deaktiviert sind. Diese erlauben es, der smart:response partiell entgegenzuwirken oder Betonungen weiter auszubauen. Die Filter werden dabei nicht einfach darübergestülpt, sondern direkt in die smart:response integriert. Das Endergebnis lässt sich jederzeit visuell im Hauptfenster beurteilen. Ein beherzter Low-Cut oder ein subtiler High-Shelf können das Material vielleicht schon perfekt in den Kontext eingliedern. In diesem Zusammenhang macht auch der Tilt-Filter eine gute Figur, er kann die automatisch generierte Kurve mit wenigen Handgriffen um eine eigens definierte Frequenz »kippen«.

Während des Umgangs mit den Knotenpunkten der Filterbänder stehen diverse Shortcuts bereit. [CMD]+[Click] beispielsweise schaltet das Band »solo«, mit einem Doppelklick wird es auf Ausgangsstellung zurückgesetzt. Übrigens: Die acht EQ-Bänder lassen sich natürlich auch als »traditioneller« Equalizer ganz ohne den »smart:filter« nutzen. So hat man eine hochwertige Werkzeugkiste, die zudem relativ ressourcenschonend arbeitet. 40 Instanzen des smart:EQ 2 zeigen eine CPU-Auslastung von unter 20 % auf dem Cubase-Testrechner an.

Ist das Audiomaterial sehr dynamisch und wechselhaft in der Frequenzverteilung der aufeinanderfolgenden Parts, kommt man mit einer Einstellung vermutlich nicht weit. Hier können u. a. die Snapshots Abhilfe schaffen. So könnte man eine Einstellung für den Vers und eine für den Refrain abspeichern und dann per Automation punktgenau abrufen. Ziemlich praktisch!

Wenn das Plug-in schon mit vorgefertigten »Profilen« als Ausgangspunkt arbeitet, fragt man sich, warum Sonible nicht auch noch für den Mix-Bus oder Subgruppen eine Hilfestellung bietet. Momentan kann man zumindest mit dem Profil »Standard« derartige Bearbeitungen versuchen. Bei komplexem Programmmaterial ist es eine Sache des Glücks bzw. des Geschmacks, ob der EQ »richtig« liegt. Im Test gelang es ihm manchmal recht gut, übermäßige Präsenz und Aggression zwischen 3 kHz und 6 kHz zu erkennen und zu zähmen. Auch die unteren Mitten wurden des Öfteren angenehm ausbalanciert. Lediglich im Bereich unter 100 Hz kam es zu weniger Übereinstimmungen mit dem eigenen Geschmack.

Mit dem Regler »Width« kann man, gerade in solchen Fällen den zu bearbeitenden Bereich beliebig eingrenzen − etwa nur schmalbandig auf die Mitten. Was leider nicht klappt, ist eine Bearbeitung von ausschließlich dem Höhen- und Bassbereich. Vielleicht kann der Hersteller sich hier noch eine Lösung überlegen.

Fazit

Sonible hat seine »smarte« Equalizer-Reihe überzeugend weiterentwickelt. Mit nur einem »Learn«-Button ist die Analyse des eingehenden Audiomaterials schnell und übersichtlich umzusetzen. Die automatische Frequenzkorrektur kann in vielen Situationen eine große Zeitersparnis darstellen, gerade im Bereich der Post-Produktion.

Maskierungen und Resonanzen werden wunderbar glattgebügelt, und mit den Parametern »Strength« und »Width« hat man intuitiven Zugriff auf die Intensität und den Frequenzbereich der Bearbeitung. Bei dem Prozessor handelt es sich jedoch um kein unfehlbares K.I.-Wunder. Vielmehr sollte man smart:EQ 2 als stets verfügbaren Assistenten verstehen, der rein »technisch« meist einwandfreie Vorschläge anbietet. Dank der acht phasenlinearen Filter kann man diesen Ausgangspunkt direkt im Plug-in weiter an die eigenen Vorstellungen anpassen.

Wer auf Ozone und Co. steht, wird wohl entsprechende Profile für das Mastering diverser Genres bzw. die Bearbeitung von Stereo-Bus und Subgruppen vermissen. Wie dieses Werkzeug zur eigenen Arbeitsweise passt, sollte man mit der Demoversion, welche für 30 Tage uneingeschränkt funktioniert, selbst ausprobieren.


+++
hochwertige Filter-Sektion
+++
geringe CPU-Last
+++
M/S-Funktion
++
verbesserte Handhabung

bisher keine »Profile« für Subgruppen oder Mix-Bus

Hersteller: Sonible

Download-Preis: 143,65 Euro

www.sonible.com

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es ist vielleicht nicht Schlecht. Das Problem ist natürlich für Leute wie ich die des Englischen nicht so mächtig sind.

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