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Palmer Monicon XL – Monitor-Controller im Test

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Spätestens, wenn ein zweites Paar Studiolautsprecher hinzukommt, wird ein Monitor-Controller unumgänglich, um komfortabel zwischen den Abhören umzuschalten. Dummerweise kostet mancher Monitor-Controller so viel wie ein drittes Paar Lautsprecher. Der Palmer Monicon XL verspricht Linderung: Für rund 300 Euro bietet er alle üblichen Features und darüber hinaus einen internen DA-Wandler, ja sogar einen Korrelationsgradmesser!

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Monitor-Controller bietet der deutsche Hersteller Palmer schon seit einigen Jahren an. Das Monicon-Urmodell war bzw. ist ein kleines, nahezu unzerstörbares Kistchen mit Minimalausstattung: passive Lautstärkeregelung mit Stereo-Ein- und -Ausgängen, dazu Mute- und Mono-Schalter. Etwas später erschien der Monicon L, der immerhin schon zwei umschaltbare Eingangspaare bietet sowie einen Kopfhörerausgang. Für besser ausgestattete Projektstudios ist das aber immer noch ein bisschen wenig. Beim Monicon XL wurde daher die Ausstattung nicht nur ein bisschen aufgebohrt, sondern drastisch erweitert!

Überblick

Seinen Namenszusatz XL trägt das neue Spitzenmodell nicht zu Unrecht. Der Monicon XL ist locker viermal so groß wie das Urmodell! Sein Pultgehäuse beansprucht eine Stellfläche von 254 x 215 mm und ragt maximal 84 mm in die Höhe. Mit knapp 1,5 kg ist der Monicon XL nicht übermäßig schwer; der obere Teil des robusten Gehäuses sowie die Seitenwangen bestehen aus Kunststoff, während der untere Gehäusewinkel samt Anschlussfeld aus Stahlblech gefertigt ist. Das Design ist durchaus gewagt: Das mit orangen Applikationen abgesetzte anthrazitfarbene Gehäuse versprüht einen gewissen 70’s-Retro-Charme, den man mögen kann – oder eben nicht. Geschmackssache! Rein funktional gibt’s jedenfalls nichts zu meckern: Die Funktionsgruppen sind klar gegliedert und sinnvoll angeordnet. Auch die Haptik stimmt: Die Regler laufen geschmeidig, und die großen, beleuchteten Taster lassen sich bestens bedienen.

Ein Blick auf das Bedienfeld genügt, um den Funktionsumfang abzulesen: Der Monicon XL kann drei analoge Eingangspaare und einen Digitaleingang auf drei Boxenpaare bzw. einen Cue-Weg routen. Die beiden Kopfhörerausgänge lassen sich unabhängig voneinander regeln und zwischen dem Main- bzw. Cue-Signal umschalten. Ein großer, griffiger Potiknopf regelt die Abhörlautstärke; links und rechts davon sind Mute- und Mono-Schalter angeordnet. Daneben schließen sich ein Dim-Schalter mit regelbarer Lautstärkereduktion an sowie ein Talkback-Button samt Pegelsteller für das weiter oben im Pultgehäuse eingebaute Talkback-Mikro. Gut sichtbar in der Mitte des oberen Bedienfelds befinden sich drei LED-Ketten. Die linke und rechte mit je acht breiten Leuchtdioden dienen als Pegelanzeige der beiden Stereokanäle; angezeigt wird der Eingangspegel. Die siebensegmentige Kette von kreisrunden Leuchtdioden ist der bereits angesprochene Korrelationsgradmesser. Hier lässt sich ablesen, ob das Audiomaterial ausreichend monokompatibel ist. Normalerweise sollte sich die Anzeige im unteren Bereich bewegen. Leuchten die LEDs oberhalb der Null in der Mitte, hat das Material zu starke gegenphasige Anteile, die sich beim Monosummieren auslöschen.

Bis auf die Kopfhörerausgänge befinden sich alle Anschlüsse auf der Rückseite. Es kommen größtenteils Klinkenbuchsen zum Einsatz, die bis auf die Main- und Cue-Outs symmetrisch beschaltet sind. Eine Besonderheit ist der koaxiale S/PDIF-Digitaleingang. Gespeist wird der Monicon XL über ein externes Netzteil.

Schauen wir uns das Anschlussfeld auf der Rückseite an:

Rechts sehen wir zwei Line Input-Paare in Form symmetrischer Klinkenbuchsen; ein drittes Eingangspaar (Aux) ist als Cinch-Buchsen ausgeführt bzw. kann alternativ mit einem Mini-Klinkenstecker belegt werden, um z. B. mobile Zuspieler wie ein Smartphone anzuschließen. Der Pegel des Aux-Inputs lässt sich über ein Poti auf dem Bedienfeld den Line-Quellen anpassen. Alternativ kann der Input 3 mit dem Signal des internen DA-Wandlers gefüttert werden, der sein Signal über den koaxialen S/PDIF-Input erhält.

Die drei Stereoausgänge zum Anschluss von Studiomonitoren sind wieder als symmetrisch beschaltete Klinkenbuchsen ausgeführt. Jedes der drei Ausgangspaare hat einen eigenen Pegelsteller zum Abgleich unterschiedlich lauter Boxentypen. Dem dritten Stereo-ausgang ist zusätzlich ein Monoausgang zugeordnet, der primär dafür bestimmt ist, einen Subwoofer anzuschließen. Links neben den Lautsprecherausgängen befinden sich zwei weitere Ausgangspaare, ebenfalls im Klinkenformat, diesmal aber unsymmetrisch beschaltet. Ein Ausgangspaar reicht das Main-Signal weiter (beispielsweise an einen Rekorder), das andere das Cue-Signal, üblicherweise an einen externen Kopfhörerverstärker für die Musiker. Die Ausgänge für die internen Kopfhörerverstärker befinden sich praktischerweise frontseitig.

Mit Strom versorgt wird der Monicon XL über ein externes Netzteil. Was ich in diesem Fall gar nicht so schlecht finde, denn ein dickes Kaltgerätekabel ist auf dem Arbeitstisch hinderlicher als die dünne Stromzuführung eines externen Netzteils. Gewünscht hätte ich mir allerdings eine verriegelbare Buchse, um eine unbeabsichtigte Unterbrechung der Stromzufuhr zu vermeiden. Zumindest sitzt der Stecker recht fest in der Buchse.

1 Über die analogen Eingänge gespeist agiert der Monicon XL weitestgehend linear bis weit über die menschliche Hörgrenze hinaus.
2 Das Klirrspektrum zeigt Anteile von K3 und K2 knapp über bzw. unter –80 dB unter Vollaussteuerung. Das entspricht einer Gesamtverzerrung von 0,019 %.
3 Über S/PDIF gespeist zeigt der integrierte DA-Wandler ein lineares Verhalten bis zur Grenzfrequenz, die bei einer Abtastrate von 44,1 kHz knapp über 20 kHz liegt.
4 Über den digitalen Eingang gespeist unterscheidet sich das Klirrspektrum nicht wesentlich von dem über die analogen Eingänge gemessenen.
5 Bei der maximalen Abtastrate von 96 kHz reicht der Übertragungsbereich bis über 40 kHz; nahe der Grenzfrequenz zeigt der integrierte DA-Wandler einen leichten Pegelanstieg.

Praxis & Klangverhalten

Der Palmer Monicon XL ist erfreulich unkompliziert. Im Wesentlichen kann man das Gerät innerhalb weniger Minuten fehlerfrei bedienen, denn alles ist sinnvoll angeordnet. Ins Manual blicken sollte man dennoch, denn einige Funktionen lassen sich nach Wunsch konfigurieren. Dazu muss man lediglich beim Einschalten eine bestimmte Taste gedrückt halten. Die einmal gewählte Konfiguration bleibt später bestehen.

Die Input-Buttons können wahlweise so konfiguriert werden, dass jeweils nur eine Quelle aktiv sein kann oder aber mehrere gleichzeitig. Ähnlich sieht es bei den Output-Select-Buttons aus, zusätzlich gibt es hier aber noch einen dritten Modus, der zwischen den Ausgängen 1 und 2 umschaltet, sodass nur einer von diesen aktiv sein kann, während sich Ausgang 3 unabhängig zuschalten lässt. Dieser Modus ist sinnvoll, wenn man an Ausgang 3 einen Subwoofer betreiben möchte. Der Mute-Button kann wahlweise als Taster konfiguriert werden, der nur solange stumm schaltet, wie er gedrückt bleibt, oder als Schalter, der das Signal dauerhaft verstummen lässt, bis man ihn erneut betätigt. Genauso lässt sich auch der Talkback-Button als Taster oder Schalter konfigurieren. Das Verhalten der Pegelanzeige lässt sich an das Pegelniveau der Quellen anpassen, sodass die oberste LED (0 dB) einem Analogpegel von wahlweise +4, +10 oder +18 dBu entspricht. Für die meisten aktuellen Audio-Interfaces wird man die letztere Stufe verwenden. Zu beachten ist jedoch, dass der maximale Eingangspegel des Monicon XL mit +20 dBu spezifiziert ist – manche Audio-Interfaces können noch etwas höhere Pegel ausgeben. In solchen Fällen muss man den Pegel am Audio-Interface etwas herunterdrehen, um Übersteuerungen zu vermeiden. Oder aber man nutzt den S/PDIF-Eingang des Monicon XL, denn der Ausgangspegel des internen Wandlers ist selbstverständlich optimal auf den analogen Schaltungsteil abgestimmt.

Damit kommen wir zum Thema Klangqualität. Im analogen Betrieb zeigt der Monicon XL einen weitestgehend linearen Frequenzgang bis über den menschlichen Hörbereich hinaus. Bis 30 kHz ist kein nennenswerter Peglabfall zu erkennen, erst bei etwa 70 kHz fällt die Kurve um gerade mal 0,5 dB ab. Das Testgerät kommt laut meiner Messungen auf einen Dynamikumfang von 114,2 dB – das ist ein sehr guter Wert. Nicht ganz so beeindruckend ist das Klirrverhalten. Bei Vollaussteuerung betrugen die Gesamtverzerrungen 0,019%, womit der Monicon XL etwas mehr Klirr produziert als viele hochwertige Audio-Interfaces jüngeren Datums.

Der Digitaleingang lässt sich mit Abtastraten bis maximal 96 kHz nutzen. In den oberen Frequenzen arbeiten die internen Wandler erfreulich linear. Bei Verwendung der maximalen Abtastrate ist nahe der Grenzfrequenz sogar ein leichter Pegelanstieg zu erkennen, der aber akustisch nicht in Erscheinung tritt. Das Klirrverhalten ist mit Gesamtverzerrungen von 0,022% nicht besser als im analogen Betrieb. Der Dynamikumfang der eingebauten Wandler beträgt laut meinen Messungen 106,6 dB. Das ist ein ordentlicher Wert, der für die Praxis mehr als ausreicht.

Wirklich überzeugend ist die Performance auf einem oft unterschätzten Gebiet: Der Kanalgleichlauf des Volume-Potis ist beim Testgerät über den gesamten Regelbereich ausgezeichnet! Auf der Positivseite zu verbuchen sind außerdem die sehr leistungsstarken Phones-Outputs, die selbst Kopfhörer mit höherer Impedanz und/oder geringer Empfindlichkeit bis in ohrenbetäubende Lautstärken treiben können. Im oberen Drittel des Regelbereichs arbeiten die internen Kopfhörerverstärker allerdings nicht mehr ganz sauber. So weit muss man aber selbst für einen betagten 600-Ohm-Hörer wie den AKG K240 DF kaum aufdrehen.

Fazit

Der Palmer Monicon XL ist ein solider Monitor-Controller mit umfassender Ausstattung zum günstigen Preis. Überzeugen können die robuste Verarbeitung und die übersichtliche Bedienung. In Sachen Klangqualität kann sich der Monicon XL innerhalb seiner Preisklasse behaupten; hinter teureren Modellen bleibt er jedoch zurück. Allerdings: Die günstigsten Alternativen der gehobenen Klasse, etwa der Drawmer MC 2.1, kosten bereits das Doppelte!

Die größten Stärken des Monicon XL sind ohne Frage seine individuelle Konfigurierbarkeit und die umfassende Ausstattung: Einen Digitaleingang bieten die wenigsten Monitor-Controller, einen eingebauten Korrelationsgradmesser schon gar nicht. Ein echtes Plus im täglichen Einsatz ist außerdem die Möglichkeit, die beiden Kopfhörerausgänge mit verschiedenen Signalen zu belegen. Auch das gibt es bei den wenigsten Konkurrenzmodellen – was schade ist, schließlich sollten nicht nur Toningenieur und Produzent, sondern auch die Musiker mit optimalem Monitoring arbeiten können!

Hersteller: Palmer

UvP/Straßenpreis: 360,– Euro / 299,– Euro

Internet: www.palmer-germany.com

Unsere Meinung
+++ umfassende Ausstattung zum günstigen Preis
++ wichtige Funktionen individuell konfigurierbar
+ Korrelationsgradmesser
+ Digitaleingang und interne DA-Wandler
– nicht so klangneutral wie teurere Produkte

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Interessantes Teil. Folgende Aussage empfinde ich etwas seltsam:”Es kommen größtenteils Klinkenbuchsen zum Einsatz, die bis auf die Main- und Cue-Outs symmetrisch beschaltet sind.” Also, ICH verstehe das so, dass nur die Main- und Cue-Outs NICHT symmetrisch beschaltet sind. Die Logik dahinter erschließt sich mir nicht.

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    1. Hallo Robert
      Du hast durchaus richtig verstanden: Nur die Main- und Cue-Outs sind unsymmetrisch. Die Verwunderung mag an der Nomenklatur liegen; tatsächlich sind die Main- und Cue-Outs sekundäre Ausgänge, z.B. zur Einbindung eines externen Kopfhörerverstärkers für die Musiker. Die primär genutzten Ausgänge eines solchen Monitor Controllers sind die (symmetrischen) Monitor Outputs zum Anschluss der Lautsprecher.
      Lieben Gruß aus der Redaktion.

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  2. In welcher Beziehung steht das Palmer Monicon XL zum Audient Nero?

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  3. Was wäre den eine nächste teurere Alternative die Klangneutraler ist, ich hab mich neulich mal auf die Suche gemacht, aber so richtig überzeugt war ich bei keinem.

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  4. Big Knob Studio
    Big Knob Studio +

    Zum Teil viel besser als teurere Controller. Hat zusätzlich auch XLR Anschlüsse beim Input.

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